
- 48 Seiten
- German
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eBook - ePub
Das Kinderdorf Pestalozzi in Trogen
Über dieses Buch
«Wir wollen in unserem Kinderdorf kriegsgeschädigten Kindern aus unseren Nachbarländern eine Heimstätte schaffen» – ab 1946 wurde in Trogen im Kanton Appenzell Ausserrhoden ein Dorf für Kriegswaisen errichtet. Am Bau beteiligt waren Hunderte von Freiwilligen aus der Schweiz und ganz Europa zusammen mit der Gründergruppe um Walter Robert Corti. Als Architekt hat Hans Fischli die Pläne für die Kinderhäuser entworfen, die möglichst rasch und einfach erbaut wurden. Ein Dorf aus Fischlis Appenzellerhäusern und Erweiterungsbauten von Max Graf und Ernst Gisel bildet seither ein Ort des friedlichen Zusammenlebens und des Austauschs.
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Information
Thema
Architektur
Modell für das Kinderdorf Pestalozzi in Trogen (1947): ein in sich abgeschlossener Weiler aus standardisierten Kinderhäusern und einem Zentrum mit Gemeinschaftseinrichtungen.
Eine «Heimstätte» für Kriegswaisen
Hans Fischlis Konzept und Siedlungsentwurf sahen den Bau eines eigenständigen Weilers auf dem Plateau oberhalb von Trogen vor. Im Zeitraum zwischen 1946 und 1947 sollten drei Gruppen von Kinderhäusern, Gemeinschaftseinrichtungen und ein Werkstattgebäude entstehen. Das Konzept eines in sich geschlossenen Weilers mit eigenem Weg- und Strassensystem, widerspiegelt auch das visionäre Denken der Aktionsgruppe zu pädagogischen wie politischen Fragen. Ziel des Kinderdorfs war, kriegsgeschädigten Kindern aus ganz Europa ein Obdach und eine neue Heimat zu bieten – während eines Zeitraums von fünf bis zehn Jahren, in Schutz und Sicherheit. Im Kinderdorf Pestalozzi in Trogen sollten die Kinder die Schrecken des Zweiten Weltkriegs hinter sich lassen, Frieden finden, sich seelisch entwickeln und ihre Talente entfalten. Zum Konzept der Aktionsgruppe gehörte auch die Bewahrung der eigenen Sprache, Konfession und Kultur. In der Gemeinschaft mit Kindern aus anderen Nationen sollten sie das Friedensprojekt der Aktionsgruppe erleben, begreifen und verwirklichen.
Diesem Konzept erwuchs früh Gegnerschaft. Pro Juventute, vertreten durch Zentralsekretär Otto Binder, wollte nach dem Krieg das bundesrätliche Konzept weiterführen und Kriegswaisen zeitlich beschränkt zu einem Erholungsaufenthalt in die Schweiz einreisen lassen, um sie danach wieder in ihre Heimatländer zurückzubringen. Cortis ursprüngliche Idee, Militärbaracken dafür zu verwenden, hätte durchaus zum Konzept von Pro Juventute gepasst, aber nicht zu jenem der Aktionsgruppe Kinderdorf. Pro Juventute unterstützte schliesslich die Kinderdorf-Idee und förderte sie mit organisatorischen und planerischen Hilfeleistungen.

Hans Fischli entwarf das Kinderdorf Pestalozzi mit den Bauernhäusern Büel (oben) und Grund (unten). Die Stiftung konnte später auch die Parzelle mit dem Nagelhaus im Nordosten erwerben.
Die Erfahrungen von Meierhofer und Rotten mit vom Krieg traumatisierten Kindern und Jugendlichen verlangten nach einem langzeitigen Aufenthalt in einem idealtypisch entworfenen Dorf, das Schutz, Sicherheit und Geborgenheit im Zusammenleben bot. Der Konflikt zwischen der Aktionsgruppe und Pro Juventute wurde nicht in der Öffentlichkeit ausgetragen, blieb aber dadurch wirksam, dass die Aktionsgruppe nicht in den Genuss einer Bundesspende, der sog. Schweizer Spende, kam, sondern für jeden Bau im Kinderdorf die Mittel zusammensuchen musste. So wurde das Kinderdorf Pestalozzi in seiner ersten Phase zum sichtbaren Erfolg der Aktionsgruppe und ihres Architekten Hans Fischli.
Ideale Heimstatt für Kinder: Architektonisches Konzept und Bautypologie des Kinderhauses
Jedes Kinderhaus im Pestalozzidorf sollte 16 Kindern und drei Erwachsenen Lebensraum für eine familiäre Gemeinschaft und deren Alltag bieten: Schlafen, Essen, Lernen/Arbeit, Freizeit und Hygiene. Hans Fischli umschrieb dies 1946 folgendermassen: «Das Haus soll im Innern den Charakter eines normalen Wohnhauses einer Familie tragen und in keiner Beziehung an das Erziehungsheim oder an die Anstalt erinnern. Die Kinderzahl soll pro Haus 16 nicht übersteigen. In dieser Grössenordnung können Knaben und Mädchen und Kinder aller Altersstufen zwischen 3 und 16 enthalten sein. Diese 16 Kinder werden von einem Elternpaar oder von zwei bis drei Erwachsenen, die mit den Kindern zusammenwohnen, betreut.» Der Prototyp des dreigliedrigen Kinderhauses erschien bereits 1945 in Fischlis idealtypischen Plänen zum Kinderdorf – also bereits vor dem Bauland-Angebot Trogens. Er bezeichnete es als Musterhaus.

Ein Lehrer betreut die Kinder im Schulzimmer eines Kinderhauses.

Modellbau verleiht auch geistige Flügel: Knaben im Werkunterricht, wo ein Modellsegelflugzeug entsteht.

Einfach, zweckmässig, sicher und aus einheimischem Holz: schlichte Geländer und Raumteiler im Treppenhaus des Kinderhauses (links), Mobiliar und Schulzimmer-Ausstattung – alles Entwürfe von Hans Fischli (rechts).
Das Musterhaus (Standardhaus) bestand aus drei Teilen: dem Schul- und Lehrerhaus (Maison des parents / Housemaster's home) als Wohntrakt, dem volumenmässig grösseren Kinderhaus als Schlaftrakt sowie aus einer Diele, einem eingeschossigen Eingangstrakt, der die beiden Häuser miteinander verband.
Schulzimmer, Esssaal und Küche sowie auch die Wohnräume der Erwachsenen (Hauseltern und Lehrer) gehörten zum Raumprogramm des Wohntrakts. In dessen Untergeschoss befanden sich die Werkstätten (für Werken und Handarbeit). Das Untergeschoss des Schlaftrakts nahm die WC, Bäder und Duschen für die Kinder auf. Die Schlafräume waren im Erd-, Ober- und Dachgeschoss. Alle Räume und auch das Mobiliar gründeten auf einem kindergerechten modularen Grundraster von 90 x 90 cm, nach welchem Hans Fischli das Standardhaus entwarf.

Idealtypische Darstellung des Standardhauses. Auf einem Blatt versammelte Hans Fischli alle Informationen bis hin zur Ausstattung. Das Informationsblatt diente als Grundlage für die Mittelbeschaffung – in Europa wie in den USA.

Standard-Kinderhaus nach idealtypischem Entwurf auf ebenem Baugrund. Das Prinzip des Kettenhauses wird sichtbar: links Schulhaus (Gemeinschaftsräume), rechts Kinderhaus mit Schlafräumen.
Jedes Kind hatte Anrecht auf Bett, Nachttisch, Schrank und Stuhl. Ein gemeinsamer Tisch gehörte zur Ausstattung eines jeden Zimmers. Fischli entwarf deshalb 1946 auch das Mobiliar für die Kinderhäuser. Es liess sich in standardisierten Einzelteilen vorfabrizieren und wurde, wie später die Möbel des weltweit bekannten schwedischen Einrichtungshauses IKEA, als Bausatz angeliefert und vor Ort montiert. Alle Möbel waren einfach, zweckmässig und formschön.
Vor den Schaufassaden der Standardhäuser wurden Gärten angelegt. Sie verwiesen zwar auf eine appenzellische Tradition, waren aber aus der Sicht der Montessori-Pädagogik ein Erfahrungsfeld in der Elementarbildung. Die Reformpädagogik beeinflusste ganz offensichtlich das Raumprogramm des Musterhauses.
Das dreigliedrige Standardhaus (1946/47) wies ein Volumen von 1230 m3 auf. Bautypologisch gehört es zu den sog. Kettenhäusern, die zeitgleich auch im sozialen Wohnungsbau der frühen Nachkriegszeit in der Sc...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Inhalt
- Vorwort
- Trogen – Standort des Kinderdorfs Pestalozzi
- Kinderdorfgründung im Schatten des Zweiten Weltkriegs
- Aktionsgruppe Kinderdorf – fünf dienen einer grossen Vision
- Die Landi 39 – eine Triebfeder für Hans Fischli
- Eine «Heimstätte» für Kriegswaisen
- Bauen unter schwierigen Umständen
- Bau(t)en für Kinder
- Weiterbauen am Kinderdorf Pestalozzi
- Architektonische und städtebauliche Vorbilder
- Das Kinderdorf Pestalozzi – überregional wertvoll
- Anhang
- Anregungen zum Rundgang
- Impressum