Schloss Schadau, Thun
eBook - ePub

Schloss Schadau, Thun

  1. 64 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Schloss Schadau, Thun

Über dieses Buch

Das im Stil der französischen Loire-Schlösser des 16. Jahrhunderts in Verbindung mit Elementen der englischen Tudorgotik gehaltene Schloss Schadau wurde 1847–1852 für ein Mitglied der neuenburgischen Adels- und Bankiersfamilie de Rougemont erbaut. An leicht erhöhter Lage in einem weitläufigen englischen Landschaftspark inszeniert, dominiert der Solitärbau den Uferbereich am Ausfluss der Aare aus dem Thunersee. Sowohl das von Türmen und Kaminen beherrschte und mit reichem Sandstein-Schmuckwerk überzogene Äussere als auch die exquisite Innenausstattung zeugen von höchster Handwerkskunst. Als eines der bedeutendsten Werke des romantischen Historismus in der Schweiz stellt das Schloss ein Kulturgut von nationalem Rang dar.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Schloss Schadau, Thun von Jürg Hünerwadel im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Architektur & Architektur Allgemein. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Auch die belebte Dachlandschaft weist vielfältige Material- und Farbkontraste auf. Der Inschrift auf dem Kamin nach zu urteilen dürfte das Schloss 1848 im Rohbau fertiggestellt worden sein.

Rundgang

Das Äussere

Die vielleicht spektakulärste Ansicht des Schosses bietet sich den Besuchenden bei einer Anfahrt mit dem Schiff vom See aus. Auf einer sanft ansteigenden, bereits für die alte Schadau künstlich aufgeschütteten Erhebung präsentiert sich hier die Schauseite des als mächtiger Solitär in der Parklandschaft inszenierten Gebäudes. Gleichzeitig lässt sich aus dieser Perspektive der additiv komponierte Baukörper gut erfassen. Dem dreigeschossigen, symmetrischen Kubus des zentralen Corps de logis unter dem steilen Walmdach sind auf der einen Schmalseite ein schlanker Rundturm mit Kegeldach sowie ein rechteckiger, gedrungener Turm mit abgeflachtem Walmdach angefügt, während auf der anderen Schmalseite rechtwinklig ein zweiter Palas-ähnlicher Kubus mit steilem Walm und beigestelltem Turm über quadratischem Grundriss liegt. Die gesamte Volumetrie des Baus, seine giebelbekrönte Seefassade mit portikusartiger Veranda und die klassische Lisenengliederung des Rundturmes gemahnen unmittelbar an die während der Regentschaft von König François I. (1515–1547) erbauten Loire-Schlösser der frühen französischen Renaissance. Neben Blois und Chenonceaux ist dabei Azay-le-Rideau zu nennen, wo Pierre-Charles Dusillion – möglichweise auch James Victor Colin – 1845/46 bei der Restaurierung mitgewirkt hatte. Die zahlreichen Vor- und Rücksprünge des Gebäudekomplexes tragen im Zusammenspiel mit der aufgelösten Dachlandschaft zum romantisch-malerischen Gesamteindruck des Schlosses bei.
Lieferschein vom 18. September 1847 für eine Sendung von je 300 Mauer- und Kamin(back)steinen durch die Ziegelei der Gebrüder Schrämli in Hofstetten.
Dieser Eindruck wird durch das dem Bau von Dusillion mit enormem Material-, Formen- und Farbreichtum applizierte festliche Gewand zusätzlich ins beinahe Märchenhafte gesteigert. Über dem durch seine leichte Schrägstellung betonten Gebäudesockel aus gräulichem Alpenkalkstein wurden gelblich-weisser Tuff, graugrüner Berner Sandstein und rötliche Backsteine zu einem komplexen Farbmuster zusammengefügt. Den Abschluss bilden die silbern schimmernden Dachflächen aus Zinkblechziegeln mit Aufsätzen in Form von Gittern, Knäufen, Blumen und Windfahnen auf den Firstlinien. Die verwendeten Materialien stammen mehrheitlich aus der näheren Umgebung und wurden vornehmlich auf dem Wasserweg zur Baustelle transportiert. Die Backsteine etwa wurden in der zu diesem Zeitpunkt nur wenige Hundert Meter aareabwärts in Hofstetten gelegenen Ziegelei der Gebrüder Schrämli gefertigt und in zahlreichen Schiffsladungen angeliefert. Die unverputzte Verwendung verschiedenartiger und -farbiger Steinsorten an den Aussenflächen und deren Gliederung durch unterschiedlichste Reliefelemente – Gesimse, Lisenen, Blendbogen und Fensterrahmungen – ist typisch für die europäische Strukturpolychromie der 1840er Jahre. Die einzelnen Farbflächen stehen dabei in wirkungsvollen Kontrasten zueinander, besonders augenfällig im Bereich der vom Sandstein-Schmuckwerk umfassten Backsteinflächen. Die durch die Versetzung der roten Steine und die akzentuierenden weissen Fugenstriche gebildeten Treppen-, Kreuz-, Fischgrat- und Übereckmuster wirken in den von Flamboyant-Masswerk überzogenen Sandsteinrahmungen wie kostbare Intarsien. Die der englischen Tudorgotik verwandte Sandstein-Ornamentik selber zeugt von höchster Handwerkskunst der beteiligten Arbeiter, unter denen Joseph Hubert Verbunt nur der Primus war. Gespinstartig überziehen die äusserst reichen Steinmetzarbeiten das ganze Gebäude. Neben Blendbogen und -masswerk in allen Variationen finden sich Blüten und Blattwerke sowie allerorten kleinere und grössere Fabelwesen, namentlich als Konsolenträger der Balkone. An der seeseitigen Schaufassade wird das Schloss zudem in persönlicher Hinsicht verortet. Am grossen Wimperg über den zentralen Fensterachsen des Corps de logis prangt das Allianzwappen der Bauherrschaft de Rougemont-de Pourtalès mit den Baudaten 1847–1852. Es wird flankiert vom Wappen des Schultheissen Franz Ludwig von Erlach am Giebelchen der westlichen und dem Berner Kantonswappen an demjenigen der östlichen Lukarne. Mit der Reminiszenz an den Erbauer der alten Schadau wird die geschichtliche Kontinuität des Schlosses, mit dem Berner Bär das Bekenntnis zur neuen Heimat betont.
Schloss Azay-le-Rideau im Departement Indreet-Loire (F), erbaut 1518–1527.
Zentraler Wimperg an der Südfassade mit dem Allianzwappen de Rougemont-de Pourtalès über dem Balkon des 1887 neu eingerichteten Rauchzimmers.
Aufwendiges Backsteinmuster am «Palas» in einer von Flamboyant-Masswerk überzogenen Sandsteinumfassung.
Blick in den grossen Salon mit der aufwendig gestalteten Stuckdecke und dem Eichentäfer mit eingelegter Ledertapete.

Das Innere

Der Haupteingang des Schlosses befindet sich auf der Stadtseite. Vom gekiesten Vorplatz wird das Gebäude über eine ausladende Treppe und einen vorspringenden Portalrisaliten betreten.

Historistischer Überschwang

So erlesen wie die Gebäudehülle präsentiert sich auch das Innere, das gleichermassen von einem bis ins letzte Detail gehenden, vom Gedankengut des Historismus durchdrungenen Gestaltungswillen geprägt ist. Das Raumkonzept umfasst insgesamt 78 Räume, vornehmlich verteilt auf die zwei rechtwinklig zueinanderstehenden, aussen klar ablesbaren Hauptvolumen, die im Inneren zu einer Einheit verschmelzen. Bei genauerem Hinsehen zieht sich indessen eine zweifache Hierarchisierung durch das gesamte Gebäude. Sie zeigt sich zum einen in der Vertikalen mit einem nach oben von Stockwerk zu Stockwerk abnehmenden – aber stets ausserordentlichen – Ausstattungsreichtum. Eine entsprechende Abstufung ist zum anderen auch in der Horizontalen zwischen der zum See hin gerichteten Süd- und der zur Stadt hin orientierten Nordseite spürbar; die südseitigen Räume sind nicht nur kostbarer ausgestaltet, sondern verfügen auch auf allen Wohngeschossen über besonnte Aussenräume und eine unbeeinträchtigte Aussicht auf Wasser und Gebirge.
Cremonen-Verschlüsse im grossen Salon (li) und im ersten Obergeschoss (m); im Billardzimmer wurde ein vollständig in der Schlagleiste eingebauter Verschluss verwendet, um die inneren Klappläden bündig verriegeln zu können (re).
Die Innenausstattung der Schadau spiegelt den höchsten Stand der Wohnkultur um die Mitte des 19. Jahrhunderts, wie er etwa an den französischen Industrieausstellungen in Paris von 1844 bis 1849 und den danach aufkommenden Weltausstellungen präsentiert wurde. Es ist davon auszugehen, dass gewisse Gegenstände und Halbfabrikate direkt aus Frankreich importiert wurden. ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Inhalt
  3. «Architektonisches Monstrum» oder «Perle am Thunersee»?
  4. Scherzligen und die Schadau
  5. Bau- und Besitzergeschichte
  6. Denkmalgerechte Restaurierungen
  7. Rundgang
  8. Park und Umgebung
  9. Würdigung
  10. Anhang
  11. Pläne
  12. Über das Buch
  13. Impressum