Das Rathaus von Neuenburg
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Das Rathaus von Neuenburg

  1. 44 Seiten
  2. German
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Über dieses Buch

Das Rathaus, ein imposantes Gebäude im Herzen von Neuenburg, besticht durch seine klassizistische Architektur. Im 18. Jahrhundert nach Plänen von Pierre-Adrien Pâris errichtet, überrascht es aufgrund seiner Grösse in einer Stadt, die damals noch ein Marktflecken war. Im Luxus der Holzdekorationen und des Mobiliars spiegelt sich die Bedeutung, die der Ausübung der Demokratie beigemessen wurde. Um die Qualität seiner Räume zu erhalten, wurde das Rathaus von 2015 bis 2017 einer umfassenden Restaurierung unterzogen. Diese Arbeiten geben Auskunft über die Baugeschichte und zeugen von der wichtigen Rolle der Handwerker, die das Gebäude einst wie heute gestaltet haben.

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Baugeschichte

Die Wahl eines Architekten

Der Bau des Rathauses beginnt 1783, obwohl kein bisher vorgelegtes Architekturprojekt die Neuenburger Stadtväter überzeugt hatte. Gestützt auf die von David de Pury zur Verfügung gestellten Geldmittel, scheut sich die Obrigkeit nicht, gross zu denken, und wendet sich an international anerkannte Architekten. Claude-Nicolas Ledoux (1736–1806) legt ein Projekt vor, dessen Fassade mit ihrer Kolossalordnung von ionischen Säulen, die einen Dreiecksgiebel tragen, als «architektonisch zu wenig unserer Bauweise entsprechend» eingestuft wird. Zunächst als Experte beigezogen, schickt Pierre-Adrien Pâris im November 1783 seine Kritiken und seine eigenen Zeichnungen. Später reist er selbst nach Neuenburg, um seine Pläne zu präsentieren, die am 12. Januar 1784 vom Generalrat in abgeänderter Form verabschiedet werden. Durch Vermittlung von Abbé Raynal, einem Freund des Architekten, lernt Staatsrat Abel-Charles Bosset Pâris kennen und wird zu seinem Neuenburger Korrespondenten. Die Bauarbeiten, die der Architekt von der französischen Hauptstadt aus überwacht, werden von den Neuenburger Bauunternehmern und Architekten Abraham-Henri und Jonas-Louis Reymond ausgeführt, die zahlreiche Gebäude in der Region errichtet und für das Rathaus ein unberücksichtigt gebliebenes Projekt vorgelegt hatten.
«Perspektivische Ansicht des Rathauses von Neuenburg», von Claude-Nicolas Ledoux, Radierung («Le Doux Architecte du Roi inv.- Jphe Varin sculp.»), 1782. Mit seinem gewaltigen Säulenportikus, der alle Geschosse umfasst, beeindruckt Ledoux’ Entwurf durch seinen radikalen Klassizismus.
Aufriss der Hauptfassade des Rathauses. Entwurf von Pierre-Adrien Pâris, vom Generalrat am 12. Januar 1784 verabschiedet.
Pierre-Adrien Pâris (1745–1819)
Pierre-Adrien Pâris, ein hervorragender Zeichner, ging zunächst bei seinem Vater Pierre-François in die Lehre, der seit 1750 als Geometer im Dienst des damals in Porrentruy (Pruntrut) residierenden Fürstbischofs von Basel stand.
Mit 15 Jahren nach Paris geschickt, wird er rasch in das Atelier von Louis-François Trouard (1728–1804) aufgenommen, dem königlichen Bauinspektor, Contrôleur des Dehors de Versailles und Architecte des Economats, der sein Mentor und Schirmherr wird. Ab 1764 studiert er unter Leitung von Antoine-Matthieu Le Carpentier an der Académie royale d’architecture in Paris. Als Stipendiat der Académie de France in Rom (1772–1774) untersucht und zeichnet er zahlreiche antike und moderne Baudenkmäler und verkehrt mit vielen Architekten, Malern und Bildhauern.
Nach seiner Rückkehr nach Paris erhält seine junge Karriere als Architekt und Dekorateur einen entscheidenden Anstoss, als er mit 33 Jahren zum Zeichner der Chambre et du Cabinet du roi, der für die Organisation der Feste, Zeremonien und Vorstellungen des Hofes verantwortlich ist, und 1785 zum Zeichner der Académie royale de musique ernannt wird. Bis 1792 realisiert er verschiedene Bau- und Dekorprojekte in Paris wie in Burgund, wo er die Gunst von Charles-Henry Feydeau de Brou, Intendant der Generalität in Dijon, geniesst, sowie dank der Vermittlung von Abbé Guillaume-Thomas Raynal in der Schweiz.
1792 zieht er sich aufgrund der Abschaffung seiner Ämter und der Schreckensherrschaft der Jakobiner in die Normandie zurück. Neben der Ausführung mehrerer Bauprojekte ist er als Übersetzer, Physiokrat und Botaniker tätig. Als wieder Ruhe eingekehrt ist, lehnt er alle Vorschläge ab, einen Teil seiner früheren Ämter wieder aufzunehmen, und begibt sich aufgrund seiner Begeisterung für die Antike und die Archäologie erneut nach Italien, wo er eine Zeit lang die Interimsleitung der Académie de France übernimmt. 1817 kehrt er nach Besançon zurück und richtet mit seiner privaten Sammlung, die hauptsächlich Zeichnungen umfasst, ein «kleines Museum» ein, das er testamentarisch der Bibliothek seiner Geburtsstadt hinterlässt.
Bildnis von Pierre-Adrien Pâris, gemalt von François-André Vincent, 1774 in Rom.
Ostfassade im Jahr 2016.

«Ein Gebäude von schöner, einfacher und edler Architektur»

Indem sich Pâris an die Regeln der Angemessenheit hält, die der französisch klassischen Architektur eigen sind, entwirft er ein Rathaus, das einen klaren, eindeutigen Zweck erfüllt und im Dienst der Stadt steht. «Ich fühlte, dass es für die äussere Dekoration Ihres Rathauses eine einfache und zugleich edle Architektur braucht, die auch ohne diese Ornamente, die nicht die echte Schönheit der Gebäude ausmachen, einen Charakter besitzt, der das öffentliche Bauwerk auszeichnet und sich deutlich von gewöhnlichen Wohnhäusern unterscheidet», schreibt der Architekt in einem Brief, der vom Februar 1785 datiert. Im Entscheid für eine Prunkarchitektur lässt sich der Wille der Auftraggeber – der Stadt und Bürgerschaft Neuenburg – ablesen, sich von der preussischen Autorität unterscheiden, die im «alten» Neuenburger Schloss residiert. Heute ist das Bauwerk von der übrigen Stadt eingeschlossen, doch zur Bauzeit standen seine Proportionen (35,40 x 22,90 x 24 m) in keinem Verhältnis zu seiner unmittelbaren Umgebung und zur Grösse einer Stadt mit etwa 4 000 Einwohnern. Dennoch hatte Pâris in seinem Projekt eine gewisse Zurückhaltung geübt, indem er auf praktische, klimatische, aber auch budgetäre Gesichtspunkte Rücksicht nahm.
Der Architekt wünschte sich ein vom antiken Repertoire angeregtes Vestibül im Einklang mit dem klassizistischen Vokabular der Fassade und deren kolossaler Säulenordnung mit toskanischen Kapitellen. Der Stil der 28 Säulen des Vestibüls – ohne Basis, kannelierte Schäfte und flachgedrückte, wulstige Kapitelle – ist von den Tempeln in Paestum inspiriert, die sich im ausgehenden 18. Jahrhundert grosser Beliebtheit erfreuten, und die Pâris 1774 besucht hatte. Auf die Einhaltung architektonischer Angemessenheit bedacht, verwendet er diesen nüchternen, reinen Stil nur selten in seinem Werk, da er jegliche «übermässige Ausgeprägtheit für einen Hauptfehler in der Architektur» hält, zumal die antiken Gattungen nicht allen Programmen angemessen sind und sich deshalb nicht direkt an die Gepflogenheiten seiner Zeit anpassen lassen.
Westfassade im Jahr 2019.
Detail des Rathaussockels. Bleistift- und Tuschezeichnung von Pierre-Adrien Pâris, undatiert.
Der dorische Stil findet sich auch am Aussenbau, am Fries der Risalite mit seinem Wechsel von Metopen und Triglyphen. Die Giebelreliefs aus gelbem Stein von Neuenburg wurden von F. Desplands in eher mittelmässiger Qualität ausgeführt. Zwei Giebelmodelle aus Ton, die der französische Bildhauer François Nicolas Delaistre (1746–1832) schuf, waren im April 1785 von Pâris nach Neuenburg gesandt worden. Das Thema wurde – mit den Allegorien des Handels und des Überflusses – aber nur an der Westfassade eingehalten. Im Osten ersetzte man dagegen die im Projekt vorgesehenen Figuren des Kriegs und des Friedens durch Skulpturen, die man als Allegorien der Künste (Minerva) und der Freiheit deuten kann.
Während der obere Teil der Fassaden und die Säulen des Rathauses unmittelbar an das griechische Vorbild erinnern, ist im hohen rustizierten Sockel aus grauen Kalkquadern das Erbe der italienischen Renaissance zu spüren – desgleichen in der Verwendung von runden Hakensteinbögen, eine Anleihe, die Pâris bei dem von ihm bewunderten italienischen Architekten Michele Sanmicheli (1484–1559) machte. Dieser hatte auch das Motiv des halbrunden Fensters über einem aus Pseudo-Bogensteinen gebildeten geraden Sturz entwickelt, das Pâris im Palazzo Caprini in Rom gesehen haben könnte und das im Werk von Andrea Palladio (1508–1580) auftaucht. Schliesslich erkennt man in der Gestaltung der Fassaden mit Quaderwerk in horizontalen Bändern aus gelbem Stein von Neuenburg den Einfluss eines seiner Lehrer, des französischen Architekten Louis-François Trouard. Von den Vorbildern der Antike wie von den Modellen der italienis...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Inhalt
  3. Einleitung
  4. Entwicklung des Projekts für ein neues Rathaus im 18. Jahrhundert
  5. Baugeschichte
  6. Unterhaltsarbeiten und Restaurierungen des 19. und 20. Jahrhunderts
  7. Die Restaurierung von 2015-2017
  8. Blick auf die politischen Institutionen des Ancien Régime
  9. Die heutigen politischen Institutionen in Kürze
  10. Lebendiges Kulturerbe
  11. Anhang
  12. Pläne
  13. Über das Buch
  14. Impressum