Teil 1 − Selbstbewusstes Auftreten
Überzeugt und selbstbewusst handeln
Sind Sie bereit, zuzuschlagen?
Schlagfertig ist jede Antwort, die so klug ist,
dass der Zuhörer wünscht, er hätte sie gegeben.
Elbert Green Hubbard, US-amerikanischer Essayist
(1856 - 1915)
Authentisches Auftreten
Was heißt authentisches Auftreten? Hier versteckt sich das Wort Authentizität. Das wiederum bedeutet, dass jemand so ist, wie er ist. Sich möglichst wenig hinter aufgesetzten Masken versteckt. Dass er bereit ist, Emotionen zu zeigen und wahrzunehmen, Fehler zu begehen und daraus zu lernen.
Schon die ‚alten’ Griechen kannten das Wort ‚authentikòs’ im Sinne von ‚echt’.
Selbstverständlich stehen dem die (auch alten) Römer in Nichts nach. Hier bedeutet ‚authenticus’ ‚zuverlässig’. Wikipedia gibt als Übersetzung dazu ‚als Original befunden’ an. Der Duden sagt ‚echt, den Tatsachen entsprechend’.
Bezeichnet sich ein Mensch als authentisch, ist er ‚ein Original’, ein einmaliges Individuum, mit eigenem Profil. Das heißt: Er hat Ecken und Kanten, die sein Profil ausmachen. Er steht zu den Besonderheiten seiner Persönlichkeit.
Es ist befreiend, kann jemand tatsächlich authentisch auftreten.
Das Schlüpfen in erwartete Rollen hingegen kostet viel Energie, Zeit und Kraft. Diese Energie, die investierte Zeit und natürlich auch die Kraft kann in andere Dinge oder andere Projekte gesteckt werden. Bevorzugt wird das selbstbewusste Auftreten. Steht ein Mensch zu seiner eigenen Persönlichkeit, akzeptiert er seine ‚Macken’ und muss diese nicht verstecken, kann er so sein, wie er ist.
Demjenigen, der authentisch und selbstbewusst auftritt, öffnen sich viele Möglichkeiten im Leben. Überall öffnet sich eine Tür mit zusätzlicher Option. Der Betreffende hat weniger Befürchtung, dass sein Handeln oder seine Entscheidungen negativ bewertet werden oder dass er deswegen ausgelacht wird.
Bei einer negativen Bewertung sieht er eher eine konstruktive Rückmeldung und nutzt diese als Chance beim nächsten Projekt oder bei der nächsten Entscheidung, anders vorzugehen.
In hiesiger Kultur, speziell in der Berufswelt, werden selbstbewusste Menschen gerne gesehen. Sie gelten als erfolgreich und im gewissen Sinn als begehrenswert.
Authentizität ist nicht zu verwechseln mit Arroganz. Besser: ‚natürliches Selbstbewusstsein’ oder ‚natürliche Autorität’.
Überlegen Sie, inwieweit Sie willig sind, in diesem Bereich an Ihrem Verhalten zu arbeiten, beziehungsweise Ihr authentisches Auftreten auszubauen.
„And the Winner is …”
Neugierig drehen Sie Ihren Kopf in Richtung auf die aufgerufene Person. Applaus brandet auf, als die Person locker, stolz lächelnd aber nicht überheblich wirkend, zum Rednerpult geht.
Eine zügige Gangart, weit ausholende Schritte, aber nicht rennend. Locker schwingen die Arme an beiden Seiten mit.
Auf der Bühne angekommen, wendet sich die geehrte oder zu ehrende Person dem Publikum zu; der Applaus lässt nach und endet schließlich. Eine scheinbar absolute Ruhe entsteht − die Zuhörer starren gespannt auf die im Rampenlicht stehende Person.
Diese lächelt freundlich und selbstbewusst in die Runde und beginnt mit einer leichten mit angenehmem Humor gewürzten Stegreifpräsentation.
Ohne zu stottern, mit kräftiger, freundlicher Stimme, in richtigem Sprechtempo. Leicht verständliche Sätze, gut strukturiert und spannend zuzuhören. Nach wenigen Minuten ist die Rede beendet, die Zuschauer applaudieren begeistert, fast frenetisch, ein Präsent wird vom stolzen Veranstalter mit ein paar netten Worten überreicht und die geehrte Person begibt sich zum Sitzplatz zurück.
Sie sind begeistert. Sie bewundern die Souveränität, die Kraft des gesprochenen Wortes, die Selbstsicherheit. So schnell werden Sie diesen Auftritt nicht vergessen.
Viele im Publikum werden ähnlich empfinden.
Sie werden über die Person bewundernd denken, vielleicht auch ein wenig neidisch. Sie werden sich Gedanken machen, dass Sie selbst auch gerne so authentisch auftreten würden. Ist das machbar? Ja, wir meinen, das geht. Dem einen fällt es etwas leichter, der andere benötigt schon etwas mehr Aufwand. Übung und Training an und mit sich selbst sind dazu die Bedingungen.
Selbstbewusstsein
Tja, ist es wirklich dem einen in die Wiege gelegt, mit solch einem überzeugenden Selbstbewusstsein aufzutreten? Dann hätten alle anderen Pech, die mit weniger Überzeugungskraft geboren wurden.
Na, machte es sich der Zurückhaltende da vielleicht nicht ein wenig zu einfach, eine Ausrede zu finden?
Dass ein heranwachsender Mensch von außen, von seinem sozialen Umfeld geprägt und gleichzeitig trainiert wird, darf als unwidersprochen gelten.
Lebt der Erdenbewohner ein paar Jahre auf dieser Welt, wird er, getrieben durch Neugierde und Wissbegierige, experimentieren, seine Grenzen austesten, Risiken eingehen und so weiter. So lernt er dazu und entwickelt sich (selbst). Immer wieder, ständig, ein Leben lang.
Reflektiert der Betreffende sein eigenes Handeln und hat er konkrete, realisierbare Ziele vor Augen, hat er die Möglichkeit und die fantastische Chance, sich in dem Sinne zu trainieren, den er für richtig empfindet.
Damit kann er nicht nur sein eigenes Selbstbewusstsein aus- und aufbauen, sondern auch die rhetorischen Bereiche trainieren, um die es in diesem Ratgeber geht: Spontaneität, Schlagfertigkeit, Stegreif.
Bevor hier einige Techniken und Übungen für das Training gezeigt werden, soll erst einmal überlegt werden, wofür die drei Begriffe stehen. Dann wird auch klarer, weshalb sich das Training lohnt.
Dabei wird auch erkennbar werden, dass sich die drei Bereiche einander berühren, genauer gesagt sogar überschneiden.
Das würde bedeuten, dass einer der drei Bereiche ohne die beiden anderen alleine nicht optimal existieren kann. Die folgende Darstellung soll das bildlich zeigen.
Der Bereich Spontaneität
„Sei doch mal spontan!” Allein die geäußerte Aufforderung scheint im Gegensatz zum Begriff Spontaneität zu stehen. Wäre jemand spontan, bekäme er diese Aufforderung von anderen nicht.
Genauso wenig lässt sich Spontaneität vorbereiten oder planen. Dann wäre es ja nicht mehr spontan.
Spontaneität versus Berechenbarkeit
So könnte das Gegenteil oder der Gegenbegriff zu Spontaneität das Wort Berechenbarkeit sein. Das letztgenannte Wort zeigt − wie das Wort aussagt − dass etwas berechnet wird. Es wird geplant, überlegt, Vor- und Nachteile werden abgewogen.
Die genannten Wörter gehören demnach zu Verhaltensmustern, die der Spontaneität gegenüberstehen. Spontaneität wird eher als intuitive, ‚aus dem Bauch heraus’ getroffene Handlung gesehen.
Die spontane Vorgehensweise wirkt überraschend und löst bei Dritten manchmal ein Lachen aus, da das Verhalten unerwartet geschieht. Das birgt allerdings auch eine gewisse Gefahr. Wer ohne wohl überlegte Planung agiert, riskiert auch deutliche Fehler zu begehen. Möglicherweise brüskiert er andere oder baut eine peinliche Situation auf.
Manche meinen auch, dass ‚sich nicht entscheiden können’ oder das Aufschieben (wichtiger) Entscheidungen als Spontaneität zu bezeichnen ist. Also sozusagen gegen eine Entscheidung entscheiden (er entscheidet sich dafür, sich nicht zu entscheiden).
Dem ist nicht so. Hier handelt es sich eventuell um Schwächen im Zeitmanagement, um Faulheit oder gegebenenfalls sogar um eine gewisse Respektlosigkeit anderen Personen gegenüber.
Das Wort Spontaneität kommt aus dem Lateinischen ‚spontaneus’, in dem wiederum der Begriff ‚spons’ steckt, was für Antrieb, Trieb, Reiz oder eigener Wille steht. Daraus wurde das französische Wort ‚spontanéité’. Deshalb wird es laut Duden auch Spontaneität, also mit ‚e’ geschrieben, alternativ auch Spontanität.
Innerer Antrieb
Das spontane Handeln kommt also aus innerem Antrieb. Plötzliche Gedankenverbindungen lösen ein unwillkürliches, schnelles, intuitiv...