Teil 1 – Pitches und Einzigartigkeit
Eine besondere Idee in konzentrierter Form präsentieren
„Wie können wir beide zu materiellem Erfolg kommen?“
Wer eine neue Idee hat, ist ein Spinner, bis die Idee eingeschlagen hat.
Mark Twain (eigentlich Samuel Langhorne Clemens), US-am. Schriftsteller
(1835 - 1910)
Elevator Pitch
Ist einer ein Spinner, nur, weil er eine neue Idee hat? Beginnen wir unseren Ausflug mit dem Elevator Pitch. Steigen Sie ein!
Elevator heißt Aufzug. Weshalb wird von einem Aufzug Pitch, einem Elevator Pitch gesprochen?
Die Wirtschaft im Aufschwung
Lassen Sie uns gedanklich in die USA der vergangenen Jahre gehen. Wir befinden uns dort in einer prosperierenden Stadt; der wirtschaftliche Aufschwung ist überall sichtbar und greifbar. Geschäfte florieren, die Wirtschaft boomt.
Riesenhafte Wolkenkratzer schießen in den Himmel. Sie symbolisieren das Wachstum der Gesellschaft, der Wirtschaft und damit des Umsatzes. Makellos im Business-Outfit gekleidete Menschen eilen eifrig von A nach B, um wichtige Geschäfte abzuwickeln. Aus Geld soll noch mehr Geld werden.
Die großen Häuser strahlen eine unglaubliche Macht aus. Das Empire State Building in New York war mit seinen 381 m Höhe (bis zur Spitze der Antenne 443 m) viele Jahre das höchste Gebäude der Welt.
Nur durch die Erfindung von Aufzügen war es überhaupt möglich, Wohn- und Geschäftsräume in diese Höhe mit immerhin 102 Etagen steigen zu lassen. In diesem Gebäude befinden sich unglaubliche 73 Aufzüge.
Angeblich arbeiten dort etwa 25.000 Menschen und 10.000 leben ständig dort. Das macht zusammen 35.000 Menschen und entspricht der Einwohnerzahl einer mittelgroßen Stadt. Jeden Tag neue Gesichter, andere Menschen, die um einen herumwuseln.
Die rasante Fahrt im Aufzug
Konzentrieren wir uns nun auf Herrn Jonas Miller. Er ist Beschäftigter in einem Unternehmen, das mehrere Büros auf drei Etagen des Gebäudes gemietet hat. Sein Büro befindet sich in der 75. Etage.
Jeden Morgen nimmt er einen der Aufzüge, um dorthin zu gelangen. Meistens sind die Kabinen gut gefüllt; allerdings beachten sich die Menschen in der Aufzugkabine nicht. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach.
Am heutigen Tag ist es hingegen anders. Eine kleine Gruppe seriös gekleideter Damen und Herren betritt mit Herrn Miller dieselbe Aufzugkabine. Schnell stellt sich heraus, dass die Personen dem Vorstand angehören.
Zu Herrn Millers Überraschung erkennt ihn einer der Herren, der sich zu ihm wendet und fragt: „Na, was meinen Sie, wie können wir denn Ihrer Meinung nach die anstehende Herausforderung mit unseren Mitbewerbern aus Europa in den Griff bekommen?“
Herr Miller traut seinen Ohren nicht. Wurde tatsächlich er angesprochen? Ausgerechnet er, der kleine Herr Miller?
Natürlich hatte sich Jonas Miller schon lange Gedanken gemacht, wie das Unternehmen handeln müsste, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Tja, wäre er Chef, dann würde er dies und das tun. Solche Gedanken hatte er schon hin und wieder spielerisch durchlebt. Aber er ist ja nun mal nicht der Chef.
Unglaublich: Nun wird er gefragt. Und zwar von einem der höchsten Vorgesetzten.
Herr Miller reagiert richtig. Er nimmt Haltung an, schaut dem Fragenden direkt in die Augen, spricht mit klarer Stimme und erklärt mit klaren, logisch aufgebauten Sätzen, wie er das ‚Problem‘ anginge.
Während seiner Äußerungen ist ihm deutlich bewusst, dass die Aufzugfahrt in den 75. Stock gerade mal eine Minute dauert, wenn überhaupt. Der Vorstand hat seine Büros zwei Etagen höher.
Herr Miller sieht, wie der Vorstand die gehörte Aussage durchzudenken scheint. Zu seiner Überraschung wird er gebeten, Kontakt mit der Assistenz des Vorstands aufzunehmen, um seine Ideen in einem tiefergehenden Austausch darstellen zu können.
Der 75. Stock ist erreicht. Die Kabinentür öffnet sich. Herr Miller verabschiedet sich, verlässt die Kabine mit einem einerseits berauschenden Gefühl, andererseits ist ihm schon etwas mulmig, dass ausgerechnet er zu so einem intensiveren Gespräch gebeten wurde.
Geschafft!
Herr Miller darf stolz auf sich sein. Er hat es geschafft, in gerade mal einer Minute seinen Gesprächspartner zu überzeugen. So weit zu überzeugen, dass dieser ihn auf ein weiteres Gespräch eingeladen hat. Eine einmalige Gelegenheit!
Diese Geschichte (ob sie sich jemals so zugetragen hat weiß natürlich keiner ganz genau, und unser Herr Miller ist natürlich frei erfunden) begründete den Mythos um den sogenannten Elevator Pitch.
Die Bezeichnung Elevator Pitch entstand Mitte der 1980er Jahre in den USA. Sie drückt aus, dass einem (potentiellen) Geschäftspartner das Wichtigste einer Geschäftsidee in kürzester Zeit präsentiert wird.
So, wie es Herrn Miller gelungen ist, in nur einer Minute, von einer Idee zu überzeugen, eine Idee zu verkaufen.
Die Geschichte wird weitergesponnen. Angeblich fahren Personen, die solch eine Chance – ein Treffen mit dem Vorstand im Aufzug – provozieren wollen, stundenlang nach oben und unten. Ob es stimmt?
Aus dem Begriff Elevator Pitch leiten sich Elevator Speech und Elevator Statement ab.
Allen ist gemein, in kürzester Zeit (beispielsweise in einer Minute) eine Idee in kompakter, verständlicher und überzeugender Form zu präsentieren – und zwar ohne Einsatz von Folien oder anderem (Bild-)Material.
Match Pitch – der Streichholz Pitch
Eine ähnliche Idee zeigt der Match Pitch, zumindest was die (zeitliche) Dauer anbelangt. Die Präsentation dauert bei einem Match Pitch genauso lange, wie ein Streichholz benötigt, um abzubrennen.
Erledigt die Flamme beim Streichholz, ist die Redezeit abgelaufen.
High Concept Pitch
Noch komprimierter zeigt sich der High Concept Pitch, auch Three-Word-Pitch. Hier wird die Geschäftsidee in nur einem Satz formuliert. Ein gutes Training, die eigene Idee in nur einem ganz kurzen Satz (oder in drei Wörtern) zusammenzufassen.
Pitch Skills
Der Elevator Pitch, der Match Pitch oder vergleichbare gehören zu der Gruppe der Pitch Skills. Das lässt sich frei übersetzen mit der Fähigkeit, gute Verkaufs- und Überzeugungspräsentationen zu halten.
Da nicht jedem die Fähigkeit ‚von klein auf‘ in die Wiege gelegt ist, bedarf es eines guten Trainings.
Wagniskapitalgeber wollen investieren
Jemand hat eine Minute Zeit, einen anderen, sei es den Vorgesetzten oder einen Geldgeber, von der Einzigartigkeit einer Idee zu überzeugen.
Wie ist es möglich, jemanden in kurzer Zeit, nicht länger als in einer Minute – manchmal nur in 30 Sekunden – zu überzeugen? Wie es der Name schon aussagt, kommt hier der Start-Up Pitch ins Spiel.
Ein Start-Up gründen – Einen Wagniskapitalgeber suchen – Der Start-Up Pitch
Nehmen wir als Beispiel Franziska und Niklas. Beide haben eine ganz tolle Geschäftsidee entwickelt. Sie wollen deswegen ein Start-Up gründen. Sie sind felsenfest davon überzeugt, dass ihre Geschäftsidee einschlagen und entsprechend Umsatz schaffen wird.
Um ihre innovative Geschäftsidee zu realisieren, benötigen sie Startkapital. Das haben sie aber nicht. Sie können auf Erspartes zurückgreifen, das aber gerade mal eine vierstellige Euro Zahl ausmachen würde. Das langt bei weitem nicht, ihre Idee zu realisieren.
Einen Wagniskapitalgeber finden
Der Weg zur Hausbank und das Gespräch mit dem dort Verantwortlichen zeigte sich sehr ernüchternd.
Da Franziska und Niklas keine Sicherheiten bieten können (woher auch?) ist der Bank das Risiko viel zu hoch, ein notwendiges Darlehen zur Verfügung zu stellen.
Ist somit die Idee gestorben? Nein. Franziska und Niklas wollen unbedingt ihre Idee in Form eines Start-Up-Unternehmens auf den Markt bringen. Also brauchen Sie einen (anderen) Geldgeber. Hier kommt der Wagniskapitalgeber ins Spiel.
Der ist erfolgreich, hat gegebenenfalls selbst schon mehrere Unternehmen gegründet und mit Gewinn veräußert, sodass er nun sein Kapital in geldbringende Geschäftsideen investieren kann. Er freut sich darüber, auf (überwiegend) junge Menschen zu treffen, die anders denken und demnach auch andere innovative Ideen aufbringen.
Die Grundidee ist: Auf der einen Seite der Geldgeber, der investieren will, auf der anderen Seite der Start-Uper, der Kapital benötigt. Der potentielle Gründer ist einverstanden,...