Nicht allein auf weißem Flur
eBook - ePub

Nicht allein auf weißem Flur

Ein Wegbegleiter für Frauen mit Brustkrebs

  1. 208 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Nicht allein auf weißem Flur

Ein Wegbegleiter für Frauen mit Brustkrebs

Über dieses Buch

Krebs befällt nicht nur den Körper, sondern auch Kopf und Seele. Doch wohin mit all dem, das im Kopf hängen bleibt?Die Idee zu diesem Buch entsprang aus Antje Vorndrans eigenen Erfahrungen mit ihrer Brustkrebserkrankung. Denn neben der anstrengenden medizinischen Behandlung konfrontierte sie ihre Diagnose auch mit vielen seelischen Herausforderungen, die sich oft erst in den stillen Momenten zu Hause in ihrer ganzen Wucht bemerkbar machten.Als Lesebuch und Arbeitsmaterial bietet dieses Buch betroffenen Frauen Begleitung, Trost, Mut und einen geschützten Raum für ihr ganz persönliches Erleben dieser Erkrankung, von der Diagnose bis nach dem Ende der Behandlungen. Für die Momente, in denen Zuversicht und Lebensmut ins Wanken geraten. Momente, in denen es allein einfach nicht gelingt, dem Krebs den Stinkefinger zu zeigen.www.aufweissemflur.deInstagram: @aufweissemflur

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KAPITEL 1

Um die Diagnose herum

Panik

„Hmm, da ist was oh Mann, ein Knoten. Oder doch nicht? Brustkrebs? Aber mit 38 und ohne Familiengeschichte, die Wahrscheinlichkeit ist doch gering? Und außerdem, bei meinen kleinen Brüsten, da sind andere doch weit mehr gefährdet.” (Ein Glaube, der mich jahrelang begleitet hat, wenn das Thema Brustkrebs mal wieder medial sehr präsent war. Ich habe den Satz nie wirklich hinterfragt, denn er hat mir gut getan!) „Erstmal wieder runterkommen. Gut. Was jetzt ...? Vorsichtshalber einen Termin bei der Frauenärztin machen. Erst in vier Tagen? Na gut, wird ja sowieso nichts sein.” Bis dahin drehen die Gedanken eine Endlosschleife in meinem Kopf: „Oh Gott, was, wenn doch?” „Nein, nein, schnell weg mit den Gedanken ...” - „Absolut überreagiert.” - „Ist der Knoten noch da? Ja, so eine Scheiße!” - „Bestimmt ist es harmlos, es geht mir doch viel zu gut für etwas Schlimmes.” - „Aber was, wenn das jetzt gerade der Anfang vom Ende ist???”
Oh Gott, ich habe Krebs!

Umgang mit Angst und Panik

Die Entdeckung, dass du vielleicht lebensbedrohlich krank sein könntest, reißt jeder den Boden unter den Füßen weg. Wann sonst wird dir so direkt, unmittelbar und bedrohlich die eigene Vergänglichkeit vor Augen geführt? Tatsächlich übernehmen Angst und Panik hier eine wichtige Aufgabe. Sie helfen deinem Körper, in den Überlebensmodus umzuschalten und dich auf kommende Veränderungen einzustellen.
Auch wenn es dir in dieser Anfangszeit deiner Diagnose und Erkrankung vielleicht so vorkommt, als hätten dich Angst, Panik oder Hilflosigkeit ständig lähmend im Griff, so schwingen doch dann immer auch andere, sogar angenehmere Gefühle in dir mit. Vielleicht hast du das ja selbst schon erlebt: In einem Moment siehst du dich in den furchtbarsten Details mit deinem Sterben konfrontiert, im nächsten Moment spürst du Kraft und Trotz und schmiedest Überlebenspläne.
Die Autorin Safi Nidiaye spricht in diesem Zusammenhang von einem Strom verschiedenster Gefühle, die unser Erleben fortwährend begleiten. Ganz ohne ständig darüber nachzudenken, lenken wir unseren Fokus normalerweise mal auf das eine Gefühl, mal auf das andere. Wir nehmen also aus der Vielzahl der Gefühle, die da sind, mal das eine, mal das andere wahr.1
Wenn also mal wieder die Panikwelle anrollt, kann dir vielleicht das Bild des Gefühlsstroms ein bisschen helfen. Die Welle gehört dazu, sie darf anrollen, aber auch wieder durch dich hindurchfließen. Es geht dabei nicht darum, bestimmte Gefühle loszuwerden, sondern auch wahrzunehmen, was noch da ist. Wir tun genau das, wenn wir z. B. versuchen, uns gezielt abzulenken. Wenn wir also unsere Aufmerksamkeit aktiv auf etwas anderes richten.
Manche finden es z. B. hilfreich, sich bei aufkommender Panik nur auf ihr Atmen zu konzentrieren. Das hat den großen Vorteil, dass es immer geht und man nichts weiter dazu braucht. Wenn du lieber etwas mit den Händen tust, kannst du es auch mal mit den Ablenkungsübungen versuchen, die du auf den Übungskarten findest, z. B. „Formen nachzeichnen”. Gedanklich kannst du den Fluss unterstützen, indem du versuchst, absolute Aussagen umzuformulieren. Anstelle von „Ich bin wütend/hilflos/panisch .” könntest du sagen „Da ist Wut/Hilflosigkeit/Panik in mir ...”, denn auch das eröffnet wieder den Raum für andere Empfindungen.
ÜBUNGSKARTE: WENN DIR HIMMELANGST WIRD

Ein Freund in der Not: Verdrängung

Meine Frauenärztin kann keine definitive Aussage machen und schickt mich ins Brustzentrum, gleich am nächsten Tag. Ich radl’ nach Hause. Auf dem Weg überholt mich der Schulbus mit meinem fröhlich winkenden Sohn. Obwohl wir auf der gleichen Straße fahren, habe ich das Gefühl, als wäre ich abgeschottet in einer großen, transparenten Röhre unterwegs. Keine Verbindung zur Außenwelt mehr. Rückblickend erkenne ich jetzt, dass mit der Weiterüberweisung die Chancen auf gute Nachrichten deutlich gesunken waren. Aber an diesem Tag habe ich nur den einen Satz meiner Ärztin im Kopf: „Ich schicke Sie mal ins Brustzentrum, denn ich kann mit meinem Gerät nicht deutlich genug erkennen, was es ist.” Na also, denke ich, Entwarnung ist nur eine Frage der richtigen Technik.
Zum Paket Überlebensmodus gehört auch der seelische Selbstschutz. D. h. du lässt auch nur so viel an dich heran, wie gerade geht. Alles andere rutscht in den Hintergrund und darf dort bleiben, bis du bereit bist, dich damit zu beschäftigen. Das ist absolut richtig und wichtig in dieser Zeit. Denke daran: „Verdrängung ist das, was ein Schiff über Wasser hält.”

Bin ich wirklich krank?

Ein Aspekt dieser Anfangszeit, mit dem ich wirklich lange gerungen habe, war, dass ich mich körperlich überhaupt nicht krank gefühlt habe. Natürlich hat das seelische Chaos nach der Diagnose auch körperliche Beschwerden nach sich gezogen - wie oft war mir schwindelig und „komisch” im Kopf und ich war mir sicher, dass das die ersten Anzeichen von Hirnmetastasen sein müssen - aber grundsätzlich passten für mich die Schwere der Diagnose und mein körperliches Empfinden überhaupt nicht zusammen. Lange Zeit bestimmte daher die ernsthafte Überlegung meine Gedanken und Träume, ob es sich in meinem speziellen Fall nicht doch um eine Fehldiagnose handeln könnte! Erst die Chemotherapie und ihre starken körperlichen Auswirkungen haben dann letzten Endes dafür gesorgt, dass sich dieser Widerspruch aufgelöst hat.
Der „Terror der Zuversicht“2
„Ich weiß, du hast Angst. Aber du bist auch stark. Kämpfe und bleibe positiv.” (aus einer Genesungskarte an mich)
Fast reflexartig neigen wir und/oder unsere Lieben um uns herum gerade bei so schweren Erkrankungen wie Krebs dazu, die Kraft des positiven Denkens anzumahnen. „Bleib positiv” wird dabei manchmal gleichgesetzt mit „Nur dann tust du alles in deiner Kraft, um schnell wieder gesund zu werden.”
Natürlich ist nichts auszusetzen daran, sich um eine optimistische, dem Leben zugewandte Einstellung zu bemühen. Doch was tun, wenn dein bestes Streben nach positiven Gedanken immer wieder und immer weiter durch lähmende Angst, hilflose Panik und andere „negative” Gedanken durchkreuzt wird? Was, wenn das sogar deine Panik weiter füttert - du musst doch positiv denken, sonst setzt du deine Gesundung weiter aufs Spiel ...
Neuere wissenschaftliche Studien konnten zeigen, dass ein ausnahmsloser Fokus auf das Positive weder notwendig noch unbedingt hilfreich ist. Die Verhaltensbiologin Gabriele Oettingen hat z. B. nachgewiesen, dass wir sowohl „positive”/ angenehme, als auch „negative”/ unangenehme Gedanken brauchen, um das Erlebte einzuordnen und weiter zu verarbeiten. Es ging in ihren Studien denjenigen Patient:innen besser, die sich mit beiden Aspekten - optimistischen Gedanken und Anstrengungen und Hindernissen auf dem Weg der Genesung - beschäftigt hatten.3
Auch hier passt das Bild des Gefühlsstroms dazu, das ich zuvor erklärt habe - alles gehört dazu. Düstere oder Angst einflößende Gedanken sind nicht per se „schlechte/negative” Gedanken. Versuche bei aufkommender Fokussierung auf ein belastendes Gefühl auch immer wieder den Zugang zu anderen, angenehmeren Gefühlen zu finden.
Es wird immer wieder Momente geben, in denen du dich in bedrohlichen Gedanken gefangen fühlst. Wenn dann vielleicht gerade niemand da ist, mit dem du reden willst oder du das Gefühl hast, dass deine Gedanken unaussprechlich sind, findest du hinten bei den Übungskarten eine Idee für einen Umschlag, um diese aufzuschreiben und sicher zu verwahren. Ich habe ihn „Umschlag für die düstersten Gedanken” genannt. Damit kannst du die Gedanken ernst nehmen, würdigen, und gleichzeitig bekommen sie einen Platz und können abgelegt werden.
Es ist ganz dir überlassen, was du mit dem Geschriebenen machen willst. Vielleicht kommen immer mal wieder Gedanken dazu. Vielleicht willst du bestimmte Dinge auch wieder herausnehmen oder vernichten. Wichtig ist, wie mit allen Angeboten in diesem Buch, dass es kein richtiges oder falsches Verfahren gibt, mit dem Umschlag und seinem Inhalt umzugehen und auch keinen Zwang, dahin zurückkehren zu müssen.
ÜBUNGSKARTE: WENN DIR HIMMELANGST WIRD

Im Paralleluniversum

Endlich ist die Diagnose bestätigt. Ich gehe in einem Dämmerzustand durch die Welt und meinem Alltag nach. Außer meiner direkten Familie weiß noch niemand, dass gerade ein Orkan durch mein Leben fegt. Es überfällt mich das panische Gefühl, dass ich jetzt so viel machen muss - mit den Kindern sprechen, Arbeitskolleg:innen und Freund:innen informieren, Informationen über die Erkrankung und den weiteren Weg einholen - aber ich weiß überhaupt nicht, wie und wo ich anfangen soll.

Kontrolle wiedererlangen

Wenn du vor lauter Chaos im Kopf so gar keinen klaren Gedanken fassen kannst und du das Gefühl hast, dass zu viele Dinge auf einmal über dich hereinbrechen, dann ist das ja erst einmal eine ziemlich realistische Einschätzung der Dinge! So simpel und vielzitiert das jetzt klingen mag, eine gute Strategie ist in diesem Zusammenhang, zu versuchen, den großen Berg an Dingen bewusst in kleinere, ertragbare Häppchen aufzuteilen.
Im Teil mit den Übungskarten findest du den „Wie geht es mir heute?”- Fragebogen, der dir als kleine Strukturierungshilfe für deine Gedanken dienen kann. In einem ersten Schritt kannst du einfach alles niederschreiben, was dir zu den jeweiligen Fragen einfällt. Versuche dabei, nicht lange über einzelne Aspekte nachzudenken, sondern höre in dich hinein und halte fest, was sich anbietet. Vielleicht reicht es dir schon, deine Gedankenflut mal zu Papier zu bringen.
In einem zweiten Schritt, gleich oder später, kannst du dann auch versuchen, die einzelnen Gedanken nach Priorität zu sortieren. Was ist jetzt wichtig und wie kann ich das für mich erreichen? Denke daran, es geht dabei nicht darum, alle Fragen der Reihe nach „abzuarbeiten”. Stattdessen sollen sie dir helfen, dir wieder schrittweise etwas Kontrolle zurückzuerobern.
ÜBUNGSKARTE: WENN DU LICHT INS DUNKEL BRINGEN MÖCHTEST
Die Brustkrebsbehandlung ist ja mittlerweile hochgradig standardisiert und das ist nicht nur vorteilhaft in Hinblick darauf, dass dies das bestmögliche Behandlungsergebnis für dich sicherstellen soll.
Das Durchlaufen der verschiedenen Behandlungsschrit...

Inhaltsverzeichnis

  1. Motto
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Über dieses Buch
  4. Über die Autorin
  5. Über die Gestalterin
  6. Zu Beginn … Eine kurze Gebrauchserlaubnis
  7. KAPITEL 1: Um die Diagnose herum
  8. KAPITEL 2: Behandlungszeit
  9. KAPITEL 3: Ins Leben zurück
  10. Übungskarten
  11. Internetseiten
  12. Verzeichnis der Fußnoten
  13. Bildnachweise
  14. Danke
  15. Impressum