
- 84 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Das allumfassende Gesetz der Entropiezunahme gibt der Evolution, einschließlich der kulturellen Evolution des Menschen, eine eindeutige Richtung. Dieser Richtung folgend entlarvt das Buch die herrschende Sicht auf die Realität als kollektiven Selbstbetrug.
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Information
KULTURELLE EVOLUTION
Jeder Organismus, vom kleinsten Bazillus bis zum größten Elefanten, lebt von seiner Umwelt und jeder hat das gleiche Ziel, nämlich zu wachsen und sich zu vermehren. Weil alle bereit sind, für dieses Ziel zu kämpfen, ist die Umwelt für alle Nahrungsquelle und Kampfplatz zugleich – ein Dilemma, aus dem es kein Entrinnen gibt, außer im Traum vom Paradies. Ein allseitiger Konkurrenzkampf bestimmt das Leben und der Konkurrenzdruck steigt, je ähnlicher sich die Organismen sind, das heißt, je mehr sie die gleiche Nahrungsquelle nutzen.
Leben wollen heißt kämpfen müssen.
Gewinner ist zunächst der Stärkste oder der Schnellste oder ein andermal der Ausdauerndste. Aber alle diese physischen Leistungen haben eine natürliche Grenze. Geistige Leistungen hingegen, wie etwa die List, scheinen keine Grenze zu kennen. Grundlage jeder geistigen Leistung sind die aktuell verfügbaren Informationen. Lebensentscheidend ist also letztlich der Besitz der richtigen Information zur rechten Zeit am rechten Ort.
Das alles entscheidende Zusammentreffen von Information, Zeit und Ort bezieht sich immer auf ein zukünftiges, ein zu erwartendes Ereignis und bleibt damit dem Reich des Zufalls verhaftet. Die Antwort des Lebens auf dieses Problem besteht in der Anlage eines Erfahrungsgedächtnisses, auf der Grundlage eines Lernprozesses aus Versuch und Irrtum.
Jeder von gespeicherten Informationen gelenkte Schritt ist ein Wagnis. Das vorprogrammierte Verhalten muss der vorgefundenen Realität entsprechen, sonst droht das Aus. So schafft die Selektion die Voraussetzungen für den Aufbau eines leistungsfähigen Informationsspeichers. Sie beruht auf einer Negativauslese, sie unterdrückt den Teil der durch Mutation zufällig entstandenen Informationen, die der Realität nicht standhalten. Der Genpool der belebten Welt ist das Erfahrungsgedächtnis aller nützlichen Erfahrungen eines über Milliarden Jahre andauernden Experimentierens auf der Grundlage von Versuch und Irrtum. Das Leben fußt damit auf empirisch gesichertem Wissen und es hat dieses Wissen in unzähligen Exemplaren einer DNA abgelegt.
Auf die gleiche Weise entstand in den vergangenen mehr als 400 Millionen Jahren mit dem Gehirn der Wirbeltiere ein weiteres Erfahrungsgedächtnis. Es speichert und verwertet die guten oder schlechten Erfahrungen, die ein Tier im Laufe seines Lebens macht. Gehirn und Zentralnervensystem bilden eine Informationsquelle neben der genetischen Information. Das ermöglicht dem einzelnen Individuum die schnellere Reaktion auf die Ereignisse seiner unmittelbaren Umgebung. Das artspezifische Verhalten der Tiere bleibt von den genetischen Informationen bestimmt; Instinkte und Reflexe sind völlig vorprogrammiert.
Der Besitz eines Gehirns erlaubt es der Tierwelt, die Pflanzenwelt als Nahrungsquelle auszubeuten. Tiere zerstören und verdauen Pflanzen und beschleunigen damit die Entropiezunahme im Biotop Erde.
Die Besonderheit des menschlichen Gehirns liegt in der Entwicklung eines selbstreflexiven Bewusstseins, mit dem wir uns selbst als virtuelle Akteure in Zeit und Raum erleben. Daraus erwächst uns eine Vorstellungskraft, die uns vom Gegebenen, dem Vergangenen und Gegenwärtigen, zu dem führt, was wir erahnen und gedanklich erschließen können. Wir können uns die Zukunft einbilden und eine Welt nach unserem Bilde erschaffen. Das Entscheidende an dieser fiktiven Welt ist, dass wir damit die Möglichkeit bekommen haben, die reale Welt zu simulieren.
Der praktische Nutzen dieser Möglichkeit ist offensichtlich: Das konkrete Probieren braucht viel Zeit und Energie. Vor allem ist es gefährlich, unter Umständen lebensgefährlich. Simulation beschleunigt den Lernprozess und macht ihn sicherer. Lebewesen, die diese Fähigkeit besitzen, sind anderen einen riesigen Schritt voraus. Menschen haben diesen Vorteil sofort genutzt und alle anderen Großtiere mehr oder weniger ausgerottet. Je erfolgreicher sie jedoch als Jäger wurden, umso schneller ging ihnen ihre Nahrungsgrundlage verloren. Das Wachstum brach ein und eine Innovation musste her, die den Lebensprozess in Gang hielt und letztlich sogar noch beschleunigte.
Das geschah im Nahen Osten vor etwa elftausend Jahren mit der Begründung des Ackerbaus und der Domestizierung von Haustieren. In diesem Wandel vom Nomadenleben zum dörflichen Ackerbau sieht man allgemein den Übergang von der biologischen zur kulturellen Evolution, dem Beginn vom „Aufstieg des Menschen“19.
Der Eindruck, dass dieser Sprung nach vorn nicht dem Wohle des Menschen diente, sondern eher der Zeitpunkt der Vertreibung aus dem Paradies gewesen sein muss, drängt sich beim Lesen von Yuval Noah Hararis Charakterisierung dieser epochalen Wende auf: „Mit der landwirtschaftlichen Revolution nahm zwar die Gesamtmenge der verfügbaren Nahrung zu, doch die größere Menge an Nahrungsmittel bedeutete keineswegs eine bessere Ernährung oder mehr Freizeit. Im Gegenteil, die Folgen waren eine Bevölkerungsexplosion und die Entstehung einer verwöhnten Elite. Im Durchschnitt arbeiteten die Bauern mehr als die Jäger und Sammler und bekamen zum Dank eine ärmere Kost.“20
Der gesamte Verlauf der kulturellen Evolution steht im Zeichen dieses Betrugssystems. Eine unsichtbare Hand zwingt uns auf einen Wachstumspfad, der mit jeder Innovation zunächst eine Erleichterung verspricht, am Ende den Weg aber immer steiler und beschwerlicher werden lässt. Denn mit jeder Innovation steigt unsere Kompetenz, die Umwelt für uns nutzbar zu machen, und das heißt nichts anderes, als sie zu zerstören, langsam, aber sicher. Die Entwaldung des Mittelmeerraumes ist ein Beispiel dafür. Was zunächst vielversprechende Kornkammern waren, waren später Steinwüsten, in denen das Leben eine einzige Plackerei ist. Wie gesagt: Der Unordnung geht Ordnung voraus, dem Wachstum folgt der Zerfall. Je üppiger das Wachstum, umso tiefer der nachfolgende Einbruch. Dieser Mechanik entkommen wir nicht.
Die unsichtbare Hand, wir kennen sie inzwischen, ist keine andere als die Hand Shivas des Zerstörers. Er verfolgt seinen Herrschaftsanspruch mit Macht. Die zentrale Technik der Machtausübung ist die Erzeugung von Angst. Neben der bei allen Tieren bereits vorhandenen auf eine reale Bedrohung gerichteten Furcht fühlt der Mensch eine tiefe, sein ganzes Dasein erschütternde Todesangst. Sie entsteht immer wieder neu aus seiner in die Zukunft gerichteten Vorstellungskraft, die ihn mit seiner prekären Situation in der Welt konfrontiert und vor allem seine Endlichkeit bewusst werden lässt. Diese dem Menschen eigene Angst trifft auf eine von innen gesteuerte Gier, die wir aus unserer animalischen Vergangenheit in uns tragen und die auf die Befriedigung unserer primären Bedürfnisse drängt.
Dieser Gegensatz zwischen vorwärtsdrängender Gier und einer zurückweichenden Angst steht im Mittelpunkt unserer menschlichen Existenz. Er bestimmt das Grundverhältnis der Menschen zueinander; er trennt sie in Herren und Knechte. Diejenigen, die Kopf und Kragen riskieren und rücksichtslos und auch erfolgreich ihrer Gier folgen, geraten automatisch an die Spitze eines Kollektivs aus überwiegend Zögerlichen und Ängstlichen.
Obwohl die physische Gewalt letztlich bei der Mehrheit liegt, unterwirft sie sich willenlos der Gewalt ihrer Führung. Es scheint paradox, aber je massiver die Gewaltandrohung – bis hin zur Todesdrohung – ist, umso sicherer fühlt sich der Einzelne im Gefolge der Macht und umso stärker bindet er sich an sie. Die Tötungsgewalt der Mächtigen erzeugt in der Gruppe ein Gefühl der Geborgenheit und Stärke. Der von Angst besessene Mensch empfindet die Gewalt der Macht als Freiheit,21 als Befreiung von der unerträglichen Last der Angst. Das Konzept Shivas des Zerstörers geht auf:
Die Gier der Mächtigen und die Angst
der Ohnmächtigen bilden den Kern der
zerstörerischen Kraft eines Kollektivs.
der Ohnmächtigen bilden den Kern der
zerstörerischen Kraft eines Kollektivs.
Die akute Angst um ihre materielle Existenz raubt den Menschen den Verstand. Besinnungslos verschmelzen sie in einem Reflex der Selbstrettung mit ihrer Führung zu einem Gewaltpotential, das auf Entladung, auf Zerstörung drängt. Die Zerstörungsgewalt richtet sich auf das gegnerische Kollektiv, das den gleichen Lebensraum als Nahrungsquelle benötigt. Ziel ist die Vernichtung des Gegners. Die eigene Existenz steht in einem unüberbrückbaren Gegensatz zur Existenz des anderen.
Wer leben will, muss töten.
Der tiefe Grund hierfür liegt in der Endlichkeit der Welt, auf der das Leben in seiner Vielfalt jeden Winkel besetzt hält. Quelle allen Wachstums ist die niedrige Entropie der Sonne, die in etwa gleichbleibender Intensität auf die Erde trifft und über die Photosynthese und eine begrenzte Pflanzenwelt ein begrenztes Nahrungsangebot bereithält. Das Wachstum auf der Erde insgesamt ist also begrenzt; wenn neues Leben entsteht, muss altes weichen. Entsprechend schrumpfte mit dem Auftauchen der Tierwelt die Pflanzenwelt, und zwar zunächst ...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entropie
- Information
- Evolution
- Kulturelle Evolution
- Endzeit
- Literatur
- Der Autor
- Danksagung
- Impressum