Metamorphosen
  1. German
  2. ePUB (handyfreundlich)
  3. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Über dieses Buch

Die vierte Ausgabe von Tierstudien ist dem Thema Metamorphose gewidmet. Gegenstand der Analysen sind künstlerische und wissenschaftliche Darstellungen von Metamorphosen sowie deren historische Veränderungen von der antiken Mythologie über frühmittelalterliche Hagiographie bis zum Posthumanismus Anfang des 21. Jahrhunderts, wobei ein Schwerpunkt auf literarischen Darstellungen liegt. Zudem werden Verwandlungen betrachtet, welche die Produzent*innen und Rezipient*innen der jeweiligen Metamorphosen selbst durchlaufen. Die untersuchten Verwandlungen beziehen Flora, Fauna und menschliche Tiere ein. Ovid, Maria Sybilla Merian, Kafka, Deleuze und Guattari spielen dabei wiederholt eine Rolle und erfahren damit ebenfalls Metamorphosen.

Die Autor*innen nehmen z. B. Metamorphosen bei Korallen, Bären, Menschen, Insekten, Fischen oder Schmetterlingen in den Blick. Sie fragen u. a. nach Metamorphosen der Stimme und des Blicks oder untersuchen die Ästhetik der Metamorphose in naturhistorischen Tierdarstellungen der Frühen Neuzeit sowie Korallenfragmente in Kunstkammern des 16. und 17. Jahrhunderts. Schließlich werden das Konzept des Tier-Werdens und das Prinzip der Assemblage sowie die Funktion von Metamorphosen für Gesellschaftsdarstellung, -kritik und -utopie betrachtet.

In den künstlerischen Beiträgen werden mediale Umgestaltungen von Tierrepräsentationen im Medium der Collage präsentiert und die skulpturale Metamorphose eines Ledersofas zurück in ein Kalb vorgeführt.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Metamorphosen von Alexandra Böhm,Kári Driscoll,Volker Eichelmann,Silke Förschler,Anna Grasskamp,Hörner/Antlfinger,André Krebber,Markus Kurth,Andreas Ohme,Manuela Rossini,Anton Weise, Jessica Ullrich,Antonia Ulrich im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Sozialwissenschaften & Anthropologie. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Metamorphische Begegnungen zwischen Mensch und Tier
Donna Haraways When Species Meet und Marian Engels Bear
Alexandra Böhm
Der folgende Beitrag wird statt offensichtlicher Wandlungen der Gestalt, wie sie etwa bei dem antiken Dichter Ovid zu finden sind, weniger sichtbare, psychische Verwandlungen fokussieren, die auf konkreten, materiellen Begegnungen mit Tieren beruhen. Ausdruck des Prozesses der Transformation ist in dem literarischen Text Bear der kanadischen Autorin Marian Engel die provokante und schockierende Liebesbeziehung der Protagonistin mit einem Bären, die die Spezies-Grenze überschreitet. Zunächst soll Donna Haraways Konzept der transformierenden Begegnung erläutert werden, die aus dem ‚entanglement‘ zwischen Mensch und Tier resultiert. Dabei wird ihre Kritik an Gilles Deleuzes und Félix Guattaris Vorstellung des Tier-Werdens nachvollzogen, gegen das sie ihre Auslegung eines ‚becoming with‘ positioniert. Im Anschluss daran wird Engels Roman Bear vor dem Hintergrund von Haraways Konzeption der Transformation von Mensch und Tier durch die konkrete Begegnung gelesen.
1. Donna Haraway: Begegnungen zwischen den Spezies
Die Biologin und feministische Philosophin Donna Haraway wurde mit ihrem Manifesto for Cyborgs in den 1980er Jahren international bekannt. Die Infragestellung von binären Oppositionen (Mann/Frau, Mensch/Maschine, Kultur/Natur), die in der Figur des Cyborg zum Ausdruck kam, etabliert Haraway in ihren neueren Arbeiten an der kulturell gegründeten Grenzziehung zwischen Mensch und Tier. In ihrer Untersuchung When Species Meet von 2008 widmet sich Donna Haraway der Frage, wie Mensch und Tier als ‚companion species‘ konzeptioniert werden können. Der Entwurf der ‚companion species‘, den sie bereits in ihrem Companion Species Manifesto von 2003 einführte, zielt auf die Überwindung der Idee des menschlichen Exzeptionalismus und ist, Haraway zufolge, kompromisslos als ein Werden-Mit (‚becoming with‘) zu denken.1 Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, was Haraways Vorstellung eines Werden-Mit bedeutet und inwiefern es einen transformatorischen Charakter besitzt.
Haraways Ausführungen in When Species Meet implizieren eine Kritik an der Tradition der westlichen Philosophie, die die Einzigartigkeit des Menschen propagiert und daraus seinen vermeintlichen Herrschaftsanspruch ableitet. In der Folge von René Descartes’ philosophischer Position wird das Subjekt als mit sich selbst identisch, autonom und selbstbestimmt gedacht. Haraways Entwurf des ‚becoming with‘ in der Begegnung mit anderen kann insofern als eine Kritik am neuzeitlichen Subjektbegriff verstanden werden: „To be one is always to become with many.“2 Eins-Sein heißt für sie also immer ein Werden mit Vielen, wobei die Wortneuschöpfung ‚become with‘ nicht nur den unabschließbaren, prozessualen Aspekt der Subjektkonstitution, sondern auch die Notwendigkeit eines Gegenübers betont. Voraussetzung des In-der-Welt-Seins ist Haraway zufolge „intra- and interaction“. Und weiter betont sie: „The partners do not precede the meeting; species of all kinds, living and not, are consequent on a subject- and object-shaping dance of encounters.“3 Die Metapher des Tanzes, die Haraway hier für die Begegnung mit dem anderen verwendet, veranschaulicht präzise die zentralen Aspekte ihrer Vorstellung, wie sich die Konstitution von Subjekten vollzieht. Das Bild des Tanzes akzentuiert die Interaktion: denn nur im Miteinander ergibt sich das Konstrukt des Tanzes, bei dem die teilnehmenden Partner gleichberechtigte Positionen einnehmen, die nicht fixiert sind, sondern sich im Akt des Tanzens immer wieder verkehren. Erst im Vollzug des Tanzes und nicht vorgängig – so unterstreicht Haraway – findet die Konstitution der teilnehmenden Akteure statt. „The partners do not precede their relating; all that is, is the fruit of becoming with: those are the mantras of companion species.“4 Das Konzept der ‚companion species‘ ist eine Neuschöpfung von Haraway und darf nicht mit ‚companion animals‘ – der Bezeichnung für Haustiere – verwechselt werden. Was Haraway darunter versteht, veranschaulicht sie konkret an der Beziehung zu ihrem Hund, mit dem sie zusammen lebt – Ms Cayenne Pepper: „We are, constitutively, companion species. We make each other up, in the flesh. Significantly other to each other, in specific difference, we signify in the flesh a nasty developmental infection called love.“5
Die Begegnung zwischen Mensch und Tier soll nicht durch vereinnahmende anthropozentrische Gesten gekennzeichnet sein, sondern durch Respekt, Aufmerksamkeit für das Gegenüber und Respons. Am Ende ihrer Ausführungen zur Frage, welche Bedeutung der Begriff ‚species‘ in unterschiedlichen Kontexten besitzt, kehrt sie zum visuellen Register zurück, von dem sie mit dem lateinischen ‚specere‘ (‚schauen‘) ausgegangen ist:
Looking back in this way takes us to seeing again, to respecere, to the act of respect. To hold in regard, to respond, to look back reciprocally, to notice, to pay attention, to have courteous regard for, to esteem: all of that is tied to polite greeting, to constituting the polis, where and when species meet. To knot companion and species together in encounter, in regard and respect, is to enter the world of becoming with, where who and what are is precisely what is at stake.6
Es zeigt sich hier, dass in Haraways Theorie das Werden in der ‚sehenden‘ Begegnung mit dem Anderen, dem Differenten eine Leitidee darstellt.
Der grenzüberschreitende Charakter von Haraways Konzeption drückt sich in den von ihr geprägten Figuren aus wie den bereits genannten ‚companion species‘ oder dem Cyborg. Aber auch die Sprache, die sie für ihre wissenschaftlichen Texte verwendet, besitzt ein ausgesprochen transgressives Moment, indem sie gegen offizielle sprachliche und grammatikalische Normen und Regeln verstößt. Gegensätze und (binäre) Oppositionen werden verbunden und möglichst nahe aneinandergerückt wie etwa in den Formulierungen ‚material-semiotic‘ oder ‚naturecultures‘; Wörter werden in ungewöhnlicher Weise verwendet oder kombiniert, um zu irritieren und Neues im Denken jenseits abgesteckter mentaler Grenzen möglich zu machen.7 Haraway, die selbst eine Grenzgängerin zwischen den Disziplinen ist, problematisiert auf diese Weise unhinterfragte Oppositionen und Scheidelinien, die sie unter Bezug auf Bruno Latour als „Great Divides between what counts as nature and as society, as nonhuman and as human“ besc...

Inhaltsverzeichnis

  1. Metamorphosen
  2. Editorial
  3. Ovid und die Folgen in Kunst und Literatur
  4. Kári Driscoll: „Das war eine Tierstimme“
  5. Gesellschaftskritischer und utopischer Posthumanismus in der Literatur
  6. Andreas Ohme: Vergebliche Metamorphosen
  7. Natur- und kunstgeschichtliche Metamorphosendarstellungen
  8. André Krebber: Metamorphosen des Subjekts
  9. Überwindung der Speziesgrenzen durch Affekte und Entanglements
  10. Alexandra Böhm: Metamorphische Begegnungen zwischen Mensch und Tier
  11. Markus Kurth: Jenseits des Gestaltwandels
  12. Künstlerische Positionen
  13. Hörner/Antlfinger: Kramfors
  14. Rezensionen
  15. Abbildungsnachweise
  16. Call for Papers: Tiere und Raum