Das Herz der Fotografie
eBook - ePub

Das Herz der Fotografie

Fragen und Ideen für ausdrucksstärkere Bilder

  1. 306 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Das Herz der Fotografie

Fragen und Ideen für ausdrucksstärkere Bilder

Über dieses Buch

Was ist eigentlich ein gutes Bild?

  • Bildkritik für Fotografen ist nicht leicht, vor allem die kritische Analyse der eigenen Arbeiten
  • David duChemin stellt hierzu die richtigen Fragen
  • Der Wegweiser zu stärkeren und authentischeren Bildern

Ist dieses Bild gut? Nach welchen Kriterien bewerte ich eigentlich meine eigene Arbeit? Und wie sehen das Andere? Diese Fragen stellt sich wohl jeder Fotograf bei der Durchsicht seiner Bilder – und bleibt dabei oft ratlos. Bildkritik ist nicht leicht, eine kritische Analyse der eigenen Arbeiten noch schwerer. Regeln, Formeln oder Rezepte helfen nicht wirklich, um zum Kern der Frage vorzustoßen: Was genau ist ein gutes Bild?

David duChemin gibt in seinem Buch auch keine Antwort auf diese Frage, liefert keine Rezepte für das "gute Bild" – er stellt Fragen. Fragen wie "Wo ist die Geschichte?", "Wie sieht es mit Balance und Spannung aus?", "Welche Rolle spielt das Licht?", "Wie führen die Linien den Blick des Betrachters?", Fragen, die dem Fotografen helfen sollen, Bilder besser zu verstehen, ihre Qualität zu erkennen. Die ihm aber auch helfen sollen, den kreativen Prozess des Fotografierens bewusster zu steuern und die Qualität seiner Arbeit zu verbessern.

Doch duChemin stellt nicht nur Fragen. Er erklärt, er illustriert mit eigenen Bildern, welche Bedeutung seine Fragen haben, wohin der Weg führt, den er dem Leser mit diesem Buch weist: Zu stärkeren und authentischeren Bildern.

Häufig gestellte Fragen

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Information

Jahr
2020
ISBN drucken
9783864907395
eBook-ISBN:
9783960889762
Thema
Kunst

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Ein gutes Foto?

1

Ist das gut?

Ich verdiene meinen Lebensunterhalt mit der Fotografie und unterrichte diese auch. In dem Zusammenhang beschäftige ich mich schon lange mit einer – wie man meinen könnte – einfachen Frage: Was macht ein gutes Foto aus?
Die fotografische Populärkultur legt nahe, dass es genügt, einfach einen bestimmten technischen Standard zu erreichen. Anfangs erscheint es uns schon wie ein Wunder, wenn wir eine gut fokussierte und belichtete Aufnahme hinbekommen. Das ist dann unser erster Standard, und oft (wenngleich mit mehr Perfektion ausgeführt) bleibt es auch dabei. Unsere Gedanken gehen in die Richtung: »Wenn ich nur die komplizierte Technik oder die Bedienung der Kamera beherrschen würde – dann könnte ich endlich ein gutes Foto machen«. Ich bin der Überzeugung, dass es besser geht.
Ich spiele weder die Notwendigkeit dieser Grundfertigkeiten noch den Stolz herunter, den wir empfinden, wenn wir endlich in den meisten Fällen scharfe und gut belichtete Bilder fotografieren können. Ich behaupte jedoch, dass diese Kompetenzen nur eine Eintrittskarte sind, die Grundlage, die wir schaffen, um in diesem Handwerk voranzukommen. Die Beherrschung des Handwerks ist notwendig, aber nicht ausreichend, und sie führt nicht unbedingt zu einem guten Foto. Und bis zu einem gewissen Grad muss man anerkennen, dass gute Fotos von jedermann und mit beliebigen Hilfsmitteln gemacht werden können – je nachdem, was »gut« für uns eigentlich bedeutet.
Fragen Sie andere, was ein gutes Foto ist, und Sie werden die unterschiedlichsten Antworten bekommen: Ein gutes Foto erzählt eine Geschichte. Ein gutes Foto zeigt Ihnen etwas auf eine neue Art und Weise. Ein gutes Foto lässt Sie etwas fühlen oder Fragen stellen oder … Nun, welche Antwort ist richtig? Vielleicht sind es sogar alle? Muss jedes Bild auf dieselbe Weise bewertet werden?
Gibt es eine sinnvollere Frage als »Ist es gut?« Wäre es stattdessen möglich, die Frage ganz neu zu formulieren?
Ich meine, ja. Und ich denke, dass diese Neuformulierung wichtig ist. Die Frage »Ist das ein gutes Foto?« ist zwar objektiv kaum zu beantworten. Fraglos ist jedoch der Anspruch, gute oder starke Fotos zu machen, die uns und unser Publikum ansprechen, genau der Antrieb, uns dieses Können zu erschließen und uns selbst als Künstler und Handwerker zu fordern.
Im Mittelpunkt dieses Buchs steht die Verbindung zum menschlichen Faktor. Dieser ist deshalb wichtig, weil erst wir Menschen entscheiden, warum ein Bild überhaupt fotografiert wird. Wir sind es, die das Bild interpretieren und auf unglaublich vielen Ebenen darauf reagieren. Wurde es fotografiert, um Ihnen etwas Bestimmtes zu zeigen, z. B. wie eine Blauflügelente aussieht? Soll es eine Erinnerung an einen flüchtigen Augenblick festhalten? Soll es eine bestimmte Geschichte erzählen, ein bestimmtes Gefühl vermitteln oder bestimmte Fragen aufwerfen? Soll es provozieren, erregen oder amüsieren?
Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir Fotografen uns fragen, was wir mit unserer Arbeit erreichen wollen. Und in der Tat könnte es sogar notwendig sein, überhaupt nicht mehr von »guten« Fotografien zu sprechen, um einen tieferen Sinn in unserem Handwerk zu finden.
Dieses Buch ist zum Teil eine Suche nach diesem tieferen Sinn, und bevor Sie die Augen verdrehen, bitte ich Sie, mir das folgende Versprechen abzunehmen: Diese Suche wird zutiefst pragmatisch. Ich habe ungefähr so viel Interesse daran, darüber zu diskutieren, was Kunst ist, wie an einer Debatte über die Anzahl Engel, die auf einem Stecknadelkopf tanzen können. Ich möchte eher herausfinden: Was macht ein Foto aus, das uns als seinem Schöpfer gefällt und eine Chance hat, dem Betrachter die gewünschte Erfahrung zu bieten?
Es scheint logisch, dass wir uns mindestens auf die grundlegenden technischen Standards beziehen und fragen: »Ist es scharf? Ist es gut belichtet?« Aber wenn die Schärfe gar nicht die Hauptsache ist? Wenn der eigentliche Ausdruck dieses speziellen Motivs oder Augenblicks reine Bewegung und Unschärfe, reine Impression oder Abstraktion ist? Die Frage, ob das Bild scharf ist, ist nicht sinnvoller als die Frage, ob es blau ist – es sei denn, die Schärfe oder das Blau selbst wären der eigentliche Kern des Bilds.
Und beim Stichwort »Belichtung« müssen wir uns fragen: Unter- oder Überbelichtung im Vergleich zu … was? Dem Belichtungsmesser der Kamera? Die Kamera hat keine Ahnung, welche Absicht Sie beim Fotografieren haben. Sie kann Ihnen maximal sagen, wie viel Licht vorhanden ist. Ob Sie auf die Tiefen belichten und Teile des Bilds blendend weiß darstellen möchten oder ob Sie auf die Lichter belichten und die Schatten als schwarze Löcher ohne jedes Detail darstellen möchten, ist Geschmackssache und hängt von Ihrer Absicht ab. In der Kunst gibt es kein »wir sollten« – und offen gesagt, hat es auch in Handwerk und Technik weniger Raum, als wir gerne annehmen.
Unsere fotografischen Entscheidungen hängen nicht davon ab, was wir tun sollten (wie von Ihrem Kamerahandbuch oder Ihrem örtlichen Fotoverein vorgegeben), sondern von unserer eigenen Absicht. Das ist der erste Ausgangspunkt für die Beantwortung der Frage »Ist das gut?«. Unsere erste Frage sollte deshalb vielleicht lauten: »Entspricht das Bild meinen Wünschen?«
Wenn Ihnen als Einsteiger nach vielen frustrierenden Erfahrungen endlich ein scharfes, gut belichtetes Foto gelingt, müsste ich ein Monster sein, um Ihnen zu sagen, dass es nicht gut sei. Ist es aber in dem Sinne »gut«, wie Ansel Adams den Begriff bei der Durchsicht seiner eigenen Arbeiten verwendet haben könnte? Ist es in der Hinsicht gut, wie ich die Arbeiten von Josef Koudelka gut finde? Wahrscheinlich nicht. Aber ich denke, das hat wenig mit den Arbeiten von Adams oder Koudelka oder gar Ihnen zu tun, sondern eher mit dem Standard, an dem wir die Ergebnisse messen. Manchmal ist ein Foto gut, zumindest in Bezug auf unser Handwerk, wenn es eine Entwicklung, die Beherrschung einer neuen Technik oder eine Steigerung darstellt. In diesem Fall würde das Streben nach mehr und das Überspringen der notwendigen handwerklichen Lektionen dem Prozess der Meisterschaft entgegenwirken. Manchmal ist ein Foto gut, wenn es einen Fortschritt zeigt, der nur für Sie messbar ist.
Haben Sie noch einen Augenblick Geduld mit mir und gestatten Sie mir die Vermutung, dass die Sprache, in der wir über die Fotografie sprechen, unterentwickelt ist. Und vielleicht, ja vielleicht haben die Akteure der fotografischen Populärkultur (vor allem die Kamerahersteller, denn dort ist das meiste Geld zu holen) ein großes Interesse daran, dass wir den Begriff des »guten« Fotos weiterhin in rein technischer Hinsicht verwenden. Warum? Weil wir auch weiterhin Geld ausgeben werden, wenn wir ein Ziel verfolgen, das immer in Bewegung bleibt. Wenn der neue Schärfestandard zum neuen Maßstab für »gut« wird, liegt die Annahme nahe, dass wir dieses Ziel nur erreichen können, wenn wir Geld ausgeben – was lächerlich ist. Nur weil Sie eine Leica besitzen, machen Sie keine besseren Bilder.
Wir sollten nicht mehr darüber sprechen, was gut oder nicht gut ist. Beschäftigen wir uns stattdessen lieber damit, ob ein Bild unsere Sichtweise ausdrückt, uns kreativ befriedigt und dem Betrachter die gewünschte Erfahrung vermittelt, und – ganz wichtig – wir müssen darüber sprechen, wie wir das erreichen können. Es gibt viele Möglichkeiten, warum ein Bild »gut« sein kann, genauso wie es viele Möglichkeiten gibt, warum ein Bild »schlecht« sein kann. Wenn wir lernen, über diese Dinge zu sprechen, dann nähern wir uns einem Diskurs, der sowohl sinnvoll als auch hilfreich ist, zumindest was die zweite und viel umfassendere Frage in diesem Buch betrifft: Worauf reagieren wir in einem Foto? Wenn wir das herausfinden können, dann kommen wir dem Ziel näher, diese Dinge in unseren Fotografien darzustellen und darunter diejenigen auszuwählen, die diese Aufgabe am besten erfüllen.
Unsere fotografischen Entscheidungen hängen nicht davon ab, was wir tun sollten, sondern von unserer eigenen Absicht.
Aber wäre es nicht viel einfacher, wenn wir einen objektiven Standard schaffen oder so tun könnten, als gäbe es ihn bereits? Natürlich! Wie befreiend wäre es, wenn wir uns die Last genommen würde, unserer Sichtweise folgen (oder sie überhaupt erst erkennen) zu müssen und darum zu ringen, die richtigen Dinge zum Ausdruck zu bringen, die richtigen Ideen zu erforschen und dem Motiv einen für uns selbst möglichst authentischen Ausdruck zu geben! Bei Ansel Adams und allen Heiligen, ja! Aber wären die Ergebnisse gut? Wären sie authentisch? Würden sie etwas Neues ausdrücken? Würden sie aufrütteln? Würden sie informieren? Würden sie uns dazu bringen, Fragen zu stellen? Wären sie mehr als reine Propaganda oder Imitation? Würden sie uns zum Lachen oder Weinen bringen? Wären es die Bilder, die wir uns noch schnell schnappen würden, während wir aus unserem brennenden Haus flüchten?
Wären dies nicht die besseren Fragen, um uns unsere eigene Arbeit zu erschließen? Würden wir mit solchen Fragen nicht eher herausfinden, ob wir etwas Wertvolles schaffen?
Genau so ist es. Allein die Existenz dieser Fragen spornt mich an, sie zu stellen und mich von ihnen leiten zu lassen. Sie ermutigen mich und helfen mir, neue fotografische Möglichkeiten zu entwickeln. Meine Arbeit wird eher durch diese unbequemen Fragen »gut« als durch die bloße Frage: »Ist das gut?«
Auf die Frage »Ist das gut?« kann ich zwei direkte Antworten geben: Ja und Nein. Keine von beiden hilft mir, Fotos zu machen, die meiner Sichtweise entsprechen, oder das zu schaffen, was ich mir erhoffe. Richtig – dieses Buch handelt davon, was ein gutes Foto ausmacht, was auch immer das bedeutet. Aber von nun an werde ich diesen Begriff nicht mehr verwenden. Ich werde diese Frage nicht mehr stellen. Aber ich werde andere Fragen stellen, die meiner Meinung nach wichtiger und hilfreicher sind, und ich werde auch Sie dazu ermutigen. Ich hoffe, dass wir alle dadurch stärkere Bilder fotografieren werden.
Ein Beispiel für eine wichtige, hilfreichere Frage lautet: Ist dieses Bild dynamisch? Wenn Sie sich Dynamik wünschen und die Antwort »ja« lautet, dann sind Sie auf dem richtigen Weg. Lautet sie »nein«, dann gibt es wenigstens eine logische Anschlussfrage: Was könnte dem Bild zu mehr Dynamik verhelfen? Und jetzt haben Sie einen Wegweiser. Wenn Sie wissen, was Sie mit Ihrem Bild erreichen wollen – zum Beispiel möchten Sie zeigen, wie ein bestimmter Vogel aussieht –, dann ist die Frage »Zeigt das Foto diesen bestimmten Vogel deutlich?« wichtiger als die Frage, ob das Foto »gut« ist. Andererseits liegt Ihnen möglicherweise gar nicht an einer einfachen Illustration des Vogels. Vielleicht möchten Sie eine Interpretation seines Flugs schaffen. Oder es geht einfach um Farbe und Bewegung – dann ergibt sich die Frage: Bringt dieses Foto Farbe und Bewegung optimal zum Ausdruck? Je nach Ihrer Antwort werden Sie unterschiedliche Techniken einsetzen, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen, und unterschiedliche Fragen stellen, um das fertige Bild zu beurteilen.
Ich möchte nicht wie ein Querulant wirken. Ich brauche bestimmt nicht den Ruf eines Provokateurs. Ich liebe dieses Handwerk und möchte darüber einfach in Begriffen schreiben, die uns helfen, es zu erlernen und auszuüben, damit es uns selbst mehr Befriedigung und dem Betrachter eine tiefere Erfahrung vermittelt. Ich hoffe, Sie verzeihen mir, falls ich mich hinreißen lasse und ab und zu über meine Meinung stolpere, statt auf Nummer sicher zu gehen oder Sie mit Allgemeinplätzen abzuspeisen – Sie sollen wissen, dass das in erster Linie aus den gerade genannten Gründen geschieht.
Dies soll ein zutiefst menschliches Buch werden, das in Ihnen nachklingt und Sie anspornt, ganz persönliche Bilder zu schaffen, die nicht nur auf Ihrem technischen Können basieren. Ein solches Buch kann nur gelingen, wenn der Autor aus seinem eigenen Herzen schreibt – und deshalb muss ich riskieren, dass Sie anderer Ansicht sind. Das begrüße ich. In der Kunst geht es nicht um Konsens. Wenn dieses Buch Fragen aufwirft, auf die Sie andere Antworten finden als ich, dann habe ich etwas Wertvolles geleistet.
Natürlich schreibt jeder Autor aus seiner eigenen Perspektive, und ich bin da keine Ausnahme. Ich kann nur über Dinge schreiben, von denen ich etwas verstehe. Wie meine anderen Bücher soll auch dieses keine enzyklopädische und erschöpfende Darstellung meiner Gedanken sein, sondern ein Versuch, diese auszuloten und greifbar zu machen und zu fragen, ob sie uns zu stärkeren Fotos verhelfen können. Vielleicht hilft uns dieser Diskurs auch, Bilder anders zu interpretieren, und bietet uns damit auch die Möglichkeit, die Welt auf andere Weise zu sehen.
Die Liste der Faktoren und Elemente, die ein Bild in uns nachklingen lassen, ist endlos. Zweifellos werde ich einige oder sogar viele davon übersehen. Manche werde ich falsch interpretieren. Aber ich werde mein Möglichstes tun, keine Vorschriften zu machen und keine absoluten Behauptungen aufzustellen, denn wie alle Kunst ist auch die Fotografie zutiefst menschlich und unterliegt sämtlichen Nuancierungen, Besonderheiten, Möglichkeiten, Ecken und Kanten, die uns selbst ausmachen. Ich habe gelernt, alle Vorschriften und Verallgemeinerungen mit Argwohn zu betrachten. Es ist nicht wichtig, dass wir über ein umfangreiches Regelwerk verfügen, sondern dass wir im Gespräch bleiben. Jeder von uns beschäftigt sich mit unserem Handwerk und unserer Kunst auf unterschiedliche Weise und aus unterschiedlichen Gründen, aber von größter Wichtigkeit sind die grundlegende Auseinandersetzung mit unseren inneren Anliegen und mit den Fotos, die wir schaffen und die wir überzeugend finden.
Unser Blick auf die Welt ist einzigartig und unterscheidet uns von allen anderen, und die Fotografie bietet uns die Möglichkeit, diese Sichtweise zu vertiefen und sie anderen zu vermitteln oder auszudrücken. Manche sehen das Wunder, andere das Unrecht, wieder andere die Schönheit. Manche sehen Fragen und Geschichten und neue Informationen. Das endgültige Foto ist jedoch eine zweidimensionale Sache, auf die wir reagieren; und diese zweidimensionale Sache müssen wir erforschen, wenn sie zu einem stärkeren Ausdrucksmittel werden soll. Ganz klar die Kamera wird das nicht automatisch für uns erledigen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Seiten nichts zu bieten haben, was nicht schon von anderen und bestimmt klügeren Menschen gesagt worden wäre. Schließlich gibt es bei den Grundlagen dieses Handwerks nichts wirklich Neues. Aber ich hoffe, dass ich diese Gedanken auf neue und vielleicht leichter verständliche Weise ausdrücken kann. Denken wir daran, dass diese Ideen nicht etwa deshalb gültig oder wichtig sind oder sich auf unsere Fotografie auswirken, weil sie neu sind. Es geht darum, was wir mit diesen Ideen machen. Auf diesen Seiten werden Sie kein Geheimrezept finden. Wenn sie Ihnen aber eine neue Möglichkeiten bieten können, Ihr Handwerk zu betrachten, zu hinterfragen oder sich ihm zu nähern, dann liegen noch viele Wunder vor Ihnen.
Machen Sie sich mit Zwischen...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Widmung
  5. Über den Autor
  6. Inhaltsverzeichnis
  7. Bessere Fragen stellen
  8. Über die Fotos
  9. Teil 1: Ein gutes Foto?
  10. Teil 2: Besser als gut
  11. Teil 3: Besserer Ausdruck
  12. Teil 4: Bessere Fotos