1. Bibliografische Quelle des Exzerpts
Ciceros drei Bücher Von den Pflichten Übersetzt und erklärt von Dr. Raphael Kühner, Krais & Hoffmann, Stuttgart 1859
2. Vorwort
Dem aufmerksamen Leser wird sofort ins Auge gefallen sein, dass einige Punkte fehlen. Hier handelt es sich meist um Erzählungen, die sich vom inhaltlichen Sinn nicht groß unterscheiden zu den exzerpierten Punkten. Dieses Exzerpt hat daher nicht den Anspruch auf Vollständigkeit der ausgearbeiteten Literatur. Es soll lediglich nur, was dem Verfasser als wichtig und interessant erschien, in stark komprimierter Form zum schnelleren erfassen, für den Lernenden und interessierten Leser wiedergegeben werden.
3. Einleitung
Marcus Tullius Cicero, geb. 3.1.106 v. u. Z. in Arpinum (Italien) ermordet am 7.12.43 v. u. Z. bei Formiae (Italien). Er war ein republikanisch gesinnter Politiker und der bedeutendste römische Redner und Schriftsteller seiner Zeit. Cicero studierte in Athen und Rhodos Philosophie und Rhetorik. Zu einem hohen Ansehen gelangte er durch seine Reden in Prozessen. Er wurde 69 v. u. Z. Ädil (hoher altrömischer Beamter), 66 v. u. Z. Prätor (höchster Justizbeamter im antiken Rom) und 63 v. u. Z. Konsul (oberster Beamter der römischen Republik). Da er in dieser Zeit die Verschwörung des Lucius Sergius Catilina entlarvte, wurde Cicero 58 v. u. Z. verbannt. Dies veranlasste ihn zur Optimatenpartei (Sammlung der Vertreter des konservativen Adels und Befürworter des Senats) überzugehen und wurde zum Ideologen der aristokratisch-republikanischen Staatsform. Cicero hatte Marcus Antonius (römischer Politiker und Feldheer) in seinen 14 Philippischen Reden scharf angegriffen, so das dieser ihn auf die Ächtungsliste setzte, wo alle politischen Gegner vermerkt worden. Cicero soll flüchtend ermordet worden sein.
4. Grundbegriffe
Die Tugend ist das höchste Gut, das Laster das höchste Übel. Andere Dinge seien gleichgültig und tragen nicht zum glücklichen und unglücklichen Leben bei.
Stoiker teilten die Moralphilosophie in 3 Teile.
Unter einem Gut ist das zu verstehen, was durch die Kraft der Tugend und der moralischen Kraft des Menschen erzeugt wird.
Vereinigt man alle Güter, die durch die Tugend erzeugt werden, spricht man von dem höchsten Gut.
Die Tugend ist die gleichmäßige und beständige Kraft der Seele, durch die das Gut erzeugt wird.
Die Pflicht ist die Regel, wonach sich die Tugend richtet und daraus das Gut erzeugt.
Wie wird die Pflicht von den Stoikern bestimmt?
Das, was man getan hat und die existierenden Zusammenhänge im Leben auch als richtig ansieht, als eine vernünftige Rechtfertigung.
Vollkommene Pflichten sind Handlungen, die alle Bestandteile der Tugenden in sich tragen und mit voller Kraft ausgeführt werden. Nur der Weise führt seine Handlungen rasch und ohne Anstrengung aus einem inneren Drang heraus aus. Der Nichtweise tut dies mit Mühe und Anstrengung, die durch die äußeren Zustände veranlasst werden.
Deshalb unterscheidet er sich zu den Weisen im Bezug auf sittlicher Kraft. Die Stoiker teilen ihre Lehre von den Pflichten in vier Kardinaltugenden ein. Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit, Mäßigkeit. In jeder den Pflichten ansprechenden Tat müssen alle Tugenden vereinigt sein, auch wenn nur eine von diesen die Sache oder die Handlung einschließt.
Bsp.: In einer gerechten Handlung tritt zwar die Gerechtigkeit hervor, kann aber nicht als Gerechtigkeit allein gedacht werden, sondern als Summe aller.
5. Gegenstand des Buches
Hier geht es nicht um das höchste Gut, woraus die vollkommenen Pflichten abgeleitet werden, sondern um die mittleren bzw. gewöhnlichen Pflichten, die auf Vorschriften beruhen und sich auf das gewöhnliche Leben beziehen. Das heißt konkret auf die Leute, die im gewöhnlichen Leben rechtschaffene Menschen darstellen.
6. Gedanklicher Ablauf
Der Mensch erzeugt durch die Kraft der Tugend (moralisch-sittliche Kraft) ein Gut. Die Summe aller Güter wird demzufolge ebenfalls erschaffen durch die Tugend, welches das höchstes Gut darstellt. Die Tugend ist die Kraft der Seele, die letztendlich dieses Gut erzeugt. Die Pflicht ist die Regel, wonach die Tugend sich richtet und daraus das Gut hervorgeht. Klugheit, Tapferkeit, Gerechtigkeit und Mäßigkeit sind die Kardinaltugenden. Eine Handlung, auch wenn sie als eine Handlung der Gerechtigkeit erscheint, kann nur die Summe aller Kardinaltugenden sein, d. h., eine Handlung ist immer die Summe der Kardinaltugenden. Unterscheide die doppelte Pflicht zwischen vollkommene (allein der Weise führt seine Handlung aus inneren Drang, rasch und ohne Mühe aus) und mittlere/gewöhnliche Pflicht (Der Nichtweise tut dies aufgrund der äußeren Zustände mit Mühe und Anstrengung).
7. Erstes Buch (S. 36-126)
Die Lehren und Vorschriften über die Pflichten, die die Philosophen abgehandelt haben, geben die weiteste Anwendung. Es gibt kein Lebensverhältnis, wo man sich der Pflicht entledigen könne. Das höchste Gut stellt die Gemeinsamkeit der Tugenden dar und dient der Sittlichkeit und nicht dem eigenen Vorteil. Cicero stützt sich in seiner Untersuchung auf die Stoiker, welches er als Quelle für seine Urteile ansieht.
7. Begriffsbestimmung
…nach denen das Handeln in allen Verhältnissen des Lebens eingerichtet werden kann.
Höchstes Gut = sind alle Pflichten vollkommen?
= ist die eine wichtiger als die andere?
Vorschriften = Hier werden Vorschriften über die Pflichten erteilt.
8. Es gibt noch eine weitere Einteilung der Pflicht. Vollkommene Pflicht und die mittlere Pflicht. Vollkommene Pflicht ist das, was Recht ist, mittlere Pflicht ist das, wovon man einen vernünftigen Grund angeben kann, warum es geschehen sei.
9. Überlegungen, die man bei einem Entschluss anwendet.
1. Ist sie sittlich gut oder schlecht
2. Frage nach der Nützlichkeit (gutes Leben, Einfluss und Macht, bringt es meiner Familie Vorteile)
3. Wenn man sich zwischen Sittlichkeit und Nützlichkeit hin- und hergezogen fühlt.
10. Cicero meint, dass man diese nicht nur in 3 Teile einteilen kann, sondern eigentlich in 5 Teile. Den bei der Überlegung, wenn zwei sittlich gute Handlungen vorliegen, sich zu entscheiden, welche nun die bessere sei, würde sich dies auch auf die nützlichen Handlungen beziehen.
11. Seitdem es das lebendige Geschöpf gibt, hat es den Trieb, sich zu erhalten und alles Schädliche zu vermeiden. Es wird alles beschafft, was zum Leben notwendig ist (Nahrung, Aufenthaltsort usw.). Eine gemeinsame Eigenschaft ist der Trieb nach Verbindung, um sich fortzupflanzen und die Sorge um die nächste Generation. Der Unterschied zum Tier ist, dass der Mensch durch die Vernunft in der Lage ist, Dinge zu vergleichen, zu durchschauen, zu erkennen und daraus Folgerungen zu schließen.
12. Deshalb ist der Mensch auch bestrebt, etwas mitzuteilen und seine Gedanken über die Rede anderen mitzuteilen. Ein Streben, das zu einer bequemen Lebenseinrichtung dienliche herbeizuschaffen und das nicht nur für sich alleine, sondern für alle. Eine Verpflichtung zur Erhaltung aller. Diese Sorge reizt die Gemüter und kräftigt zum Handeln.
13. Ganz besonders hat dem Menschen die Erforschung der Wahrheit angetan. Es ist die unbedingte Erkenntnis des Verborgenen, des Wunderbaren oder der Zusammenhang der Dinge. Dies ist ein notwendiger Bestandteil des glücklichen Lebens. Dieser Trieb nach Wahrheit schließt aber auch ein gewisses Streben nach Herrschaft ein. Der gebildete Geist will niemanden gehorchen auße...