Routenvorschlag 1: Durch die nördlichen Kykladen
Um die Inseln in Routenvorschlag 1 zu besuchen, können Sie mit einer Törndauer von einer Woche bis 10 Tage rechnen, wenn Sie alle Inseln besuchen wollen. Will die Crew mehr Meilen machen, lässt sich Route 1 je nach Wunsch mit den Inseln aus den Routenvorschlägen 2 und 3 für einen 10–14-tägigen Törn kombinieren.
Von den Häfen der Attikaküste geht es vorbei an der unbewohnten Insel Makronisos auf direktem Wege zur Insel Kea, die mit ihrer Landschaft und Architektur eher der Attikaküste als den Kykladen zugeordnet scheint. Von Kea legt die Crew bei leichten Winden rund 25 sm zur Westseite der ursprünglichen Insel Andros mit ihren Häfen Gavrion und Batsi zurück. Von dort ist es nur ein Katzensprung zum benachbarten Tinos. Von hier geht es weiter zur Insel der Nachtschwärmer Mykonos und ihrem Nebeneiland Delos, das samt Apollon-Tempel von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
Auf dem Weg zum westlich liegenden Syros lädt die Insel Rineia mit einer herrlichen Ankerbucht zu einem willkommenen Zwischenstopp ein. In Syros hat die Crew die Qual der Wahl: Will sie das pulsierende Leben der Inselhauptstadt Ermoupolis mitbekommen, muss sie die Nacht im großen Stadthafen verbringen, gemütlicher geht es jedoch im südlichen Finikas zu. Von dort führt der Weg weiter westwärts zur Insel Kythnos – berühmt für ihre heißen Thermalquellen und stimmungsvollen Hafenörtchen – bevor die Reise wieder zum Ausgangspunkt an der Attikaküste zurückgeht.
Kapelle in Mykonos’ Altstadt
Je nach Windverhältnissen erlaubt Routenvorschlag 1 mit seinen sieben für Segler interessanten Inseln spontane Entscheidungen. Die meisten Crews laufen die Inseln in der Reihenfolge von West nach Ost an und begeben sich dann in umgekehrter Form auf den Rückweg.
Nautische Informationen
Meist weht es auf den nördlichen Kykladeninseln Andros, Tinos sowie den Inseln der Mykonosgruppe bei Meltemi besonders stark, weshalb diese Inseln eher bei moderaten Winden angelaufen werden sollten.
Die Meerenge, die das Festland von Lavrion kommend von der langgezogenen Insel Makronisos trennt, heißt Diavlos Makronisou. Hier entsteht bei starkem Meltemi eine beachtliche Strömung in Richtung Südwest, was insbesondere auf dem Weg zurück nach Norden berücksichtigt werden muss. Im Stenon Keas zwischen Makronisos und Kea erreicht die Strömung noch mehr Kraft, außerdem fegt hier der Meltemi – dank des Düseneffektes noch einmal verstärkt – zwischen den Inseln durch.
Das gleiche gilt, wenn die Crew von der Attikaküste zum südlichen Zipfel von Euböa segelt, z. B. zur Südbucht der Insel Megalo (Petalioi-Inselgruppe) oder zum Hafen Karystos, und dann weiter nach Andros. In der 6 sm breiten Durchfahrt zwischen Euböa und Andros, dem Stenon Kaphireos, muss die Crew bei Meltemi mit einer sehr starken, südwärts laufenden Strömung von bis zu 7 kn rechnen. Schon bei etwas stärkeren Winden baut sich hier eine ruppige See auf, die eine Passage in nördliche Richtung gefährlich bis unmöglich macht. Darüber hinaus sorgen heftigste Düseneffekte von Nord nach Süd dafür, dass die Passage zwischen Euböa und Andros bei Meltemi selbst von der Großschifffahrt weitgehend gemieden wird.
Kea
Die Insel Kea liegt nur einen Katzensprung von der Attikaküste entfernt und ist für Yachten meist das erste Ziel auf dem Weg in die Kykladen. Die Ostküste der bergigen Insel zeigt sich schroff und bietet mit den Buchten Kalydonychi (auch Spathi genannt) und Polais eigentlich nur bei ruhigem Wetter geschützte Ankerplätze. Im Westen der Insel liegen neben einigen reizvollen Ankerbuchten auch die beiden Inselhäfen Korissia und Vourkarion, die Schutz bei jedem Wetter bieten. An der Nordküste lockt die Bucht Otzias (auch Orgias genannt) mit perfektem Schutz bei südlichem Wind.
INSELSTECKBRIEF KEA
Größe und Geografìe: Kea ist die westlichste bewohnte Insel der Kykladen und mit 20 km Länge und einer maximalen Breite von 10 km gleichzeitig ein eher kleines Eiland. Ihr höchster Berg, der Profitis Ilias, ragt im Nordwesten 561 m empor. An seinem nördlichen Ausläufer liegt Keas Hauptstadt Ioulis. Knapp 2500 Einwohner leben auf der bergigen Insel, die mit ihrer lieblicheren Westküste eher dem griechischen Festland und der Attikaküste als den Kykladen zugewandt scheint. Hier liegen auch die beiden Hafenorte und die meisten Buchten, während sich die Ostküste eher schroff zeigt.
Kea ist die Ausflugsinsel der Athener, Hunderte von Wochenendhäusern thronen an den schönsten Orten der Insel. Da sie die meiste Zeit des Jahres jedoch unbewohnt sind, macht Kea aber meist einen eher verschlafenen Eindruck. In den beiden Häfen zeugen noch alte Fabrikruinen und der Schornstein einer Emaillefabrik von der einstigen Bedeutung der Insel für die Industrieproduktion von Attika. Aktuell kommen neue Ruinen dazu, da durch die beginnende Wirtschaftskrise viele der als Wochenendhäuser geplanten Bauten nicht fertiggestellt wurden und nun zu Hunderten unvollendet auf der ganzen Insel verteilt stehen.
Wichtige Häfen: Vourkarion und Korissia in der Bucht A. Nikolaou
Highlights: Badestopp in der Bucht (griech. »Ormos«) Otzias, Ausflug in die Bergwelt der Insel mit einem Besuch der Hauptstadt Ioulis (Chora) und einer Wanderung zum Löwen von Kea
Weitere Infos: www.kea.gr, www.keaislandgreece.com
Korissia (Ormos Leivadi)
Der im Nordwesten der Insel gelegene große Naturhafen A. Nikolaou bietet Anker- und Anlegemöglichkeiten für Yachten bei jeder Wetterlage. Bei der Ansteuerung hilft der Leuchtturm auf der nördlichen Landspitze der Einfahrt. Beide Einfahrtshuken sind befeuert, und die Einfahrt ist frei von Untiefen. Weht es stark aus Nord, entsteht eine hohe Welle vor der Bucht, die aber im Inneren nachlässt.
Im Süden der Bucht liegt der Fährhafen Korissia (Ormos Leivadi), der auch Yachten gute Liegemöglichkeiten bietet. Sie machen mit eigenem Anker am westlichen Kai fest, der nördliche Hafenbereich nah der Mole ist hingegen den Inselfähren vorbehalten und muss freigehalten werden. Da die Wassertiefen bis an den Kai enorm sind, muss viel Kette gesteckt werden! Außerdem verursachen die Fähren ordentlich Schwell im Hafenrund, weshalb man die Yacht mit gebührendem Abstand zum Kai festmacht. Bei Verlassen des Schiffes unbedingt die Gangway hochziehen! Alternativ kann man frei ankern.
Hafen Korissia: gut geschützt, aber meist mit Winden quer zum Anker
Service und Versorgung: Boxen für Wasser und Strom stehen am Kai, Treibstoff kommt per Tankwagen. An der Wasserfront und am Strand laden Tavernen und Cafés zu Speis und Trank. Ein Minimarkt direkt am Anleger und Supermärkte (ein größerer die Straße Richtung Chora hinauf) sorgen für gefüllte Schapps, zwei Bäckereien für frisches Brot am Morgen – die Bäckerei nah des Fähranlegers hat auch süße Naschereien im Angebot. Auch ein EC-Automat und eine Autovermietung finden sich im kleinen Hafenörtchen, außerdem besteht eine Busverbindung mit der Chora und Vourkarion. Korissia eignet sich deshalb besonders gut als Ausgangsstation für Inselerkundungen. Im Reisebüro oder bei den Autovermietern erhält man Inselkarten und weitere Infos.
Landgang: Die bescheidene Hafenpromenade besteht eigentlich nur aus zwei Reihen von weißen Häusern und einer pastellfarbenen Kirche mit blauem Dach – vor allem abends geht es hier richtig gemütlich zu: Ab 21 Uhr wird die Straße für den Verkehr gesperrt, und die kleine Meile zwischen der Kuppelkirche Agia Triada und dem Ortsstrand wird für die abendliche »Volta« (griechisches Flanieren und Spazieren) eröffnet.
Vourkarion
Die meisten Yachten bevorzugen den ausgebauten Kai von Vourkarion im Osten der großen Bucht A. Nikolaou. Das Hafenörtchen besteht nur aus ein paar Häuschen, bietet aber neben seiner anheimelnden Atmosphäre auch etwas besseren Schutz vor den vorherrschenden Winden.
Am Kai des Örtchens findet nur eine begrenzte Zahl von Yachten Platz. Man legt am besten mit dem Bug voraus an, um Schäden am Ruderblatt vorzubeugen, da der Kai in Teilen unrein ist. Auch in Vourkarion fällt der Grund schnell auf größere Tiefen ab, sodass die Crew genug Kette stecken muss. Zudem kommen Fallböen von den Hügeln herabgebraust. Wer frei ankern möchte, nutzt aufgrund der zahlreich ausliegenden Dauermurings in der Bucht am besten eine Trippleine.
Die Chora Ioulis ist mit Bus oder Roller schnell erreicht.
Service und Versorgung: Am Kai wird die Crew mit Wasser und Strom versorgt, der Tankwagen kommt die kurze Strecke um die Bucht gefahren, und am Ufer laden gute Tavernen ein. Das Preisniveau scheint mancherorts aber etwas höher als im Nachbarort zu sein. Im Café Breeze kann man bei entspannender Musik den ganzen Tag verbummeln. Die Grundversorgung mit Lebensmitteln ist im Minimarkt direkt am Anleger möglich. Ein Bus fährt dann und wann in Richtung Korissia und weiter nach Ioulis.
Tipp: Ausflug nach Ioulis
Mit dem Bus oder per Leihroller lohnt sich ein Ausflug in den Hauptort Ioulis. Hoch in den Bergen der Insel gelegen, herrscht in der Chora eine ganz eigene Stimmung. Hundertprozentig kykladisch geht es hier zwar nicht zu, tragen die Häuser doch meist ein rotes Dach, trotzdem laden die einheitliche und verschachtelte Dorfarchitektur und autofreie Gassen zum gemütlichen Schlendern ein.
Den Eingang in die Ortschaft bildet ein Torbogen, durch den man links zum venezianischen Kastro gelangt. Rechterhand führen steingepflasterte Gassen bergauf Richtung Platia, den Hauptplatz. Auf dem Weg dorthin kommt man am Archäologischen Museum der Insel vorbei, das einen interessanten Einblick in die Inselgeschichte ab der Steinzeit erlaubt. Auffällig zeigt sich das im neoklassizistischen Stil erbaute Rathaus an der Platia: Die Ecken des Daches sind mit To...