
- 128 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Andrea Rottloff studierte Provinzialrömische und Klassische Archäologie, Alte und Mittelalterliche Geschichte sowie Ägyptologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Zahlreiche wissenschaftliche Beiträge und Buchveröffentlichungen mit archäologischem und kulturgeschichtlichem Hintergrund thematisierten römische Gläser, sodass sich in diesem Buch eine mehr als 20-jährige Erfahrung in der Glasforschung widerspiegelt.
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Information

Römisches Glas
Ostmittelmeer / Westmittelmeer –
Verlagerung der Glashütten
Verlagerung der Glashütten
Nach Aussage der antiken Schriftsteller Plinius und Strabon breitete sich im 1. Jh. v. Chr. das Glasmacherhandwerk aus der Levante kommend nach Campanien und besonders in die Stadt Rom und deren Umland aus. Einschlägige Funde der Region zwischen Cumae und Liternum legen nahe, dass man den Sand des Flusses Volturnus nutzte, der beinahe so gut war, wie der aus dem Belus bei Akko. Es scheinen einige Spezialisten aus der Levante oder Alexandria die Glastechnologien persönlich nach Westen gebracht zu haben, denn in Puteoli lassen sich zugewanderte Alexandriner nachweisen. In Rom selbst gibt es zwar noch keine sicheren archäologischen Funde, aber ältere Fundberichte und Privatsammlungen wie die des Evan Gorga aus dem frühen 20. Jh. weisen auf Werkstätten auf dem westlichen Tiberufer (Trastevere) hin, in denen möglicherweise etwa die Rippenschalen auf Fuß aus Mosaikglas gefertigt wurden. Genau diese Gegend wird, wie wir gesehen haben, auch im Zusammenhang mit der systematischen Sammlung von Glasbruch genannt, allerdings mit einem deutlich abfälligen Untenton – Martial setzt den Transtiberinus ambulator, der herüberkommt, um Bruchglas gegen Schwefel(hölzer?) einzutauschen, mit einem Bettler gleich. Die jenseits des Tiber gelegenen Viertel waren von je her verrufen, denn dort wurden in verschiedenster Hinsicht „anrüchige“ Gewerbe wie Gerberei betrieben. Erst in der Spätzeit lassen sich auch Glaswerkstätten in früheren öffentlichen Bauten nachweisen, so in der Crypta Balbi auf dem Marsfeld, wo sich im 5.−7. Jh. n. Chr. neben alle Arten von Handwerken eben auch Glasverarbeitung befand. Ähnliches gilt für viele andere Städte im gesamten Römischen Reich, wobei anzumerken ist, dass es im Ostmittelmeerraum von der Spätantike zur byzantinischen Zeit keinen Kulturbruch gab wie im Westen ab dem 5. Jh. n. Chr.
Über Herstellungszentren, Handelswege und den Einzelhandel
Beinahe an jedem Ort – Glasverarbeitung in den römischen Provinzen
Spätestens ab dem 2. Jh. n. Chr. kann man nach und nach regionale Glasproduktion auch in den Provinzen nachweisen. Zunächst sind es wohl größere Städte oder Orte unter Militärkontrolle, die Glashandwerker anzogen. Sie waren in der Regel in den Außenbezirken einer Stadt (also vor der Stadtmauer) oder an den Ausfallstraßen tätig, da man feuergefährliche Gewerbe normalerweise aus dem Zentrum verbannte.
Später kann man dann beinahe in jedem Vicus und fast jeder Villa Spuren von Glasverarbeitung nachweisen. Diese konnte über längere Zeit, oder aber nur kurzfristig aktiv sein und den Bedarf der örtlichen Bevölkerung an Gebrauchs- und Fensterglas decken. Zu denken ist auch durchaus an wandernde Glasbläser, die eine bestimmte Region bereisten, um der Nachfrage nach neuen Gläsern gerecht zu werden. Dabei waren möglicherweise nicht nur Produzenten von Alltagsgeschirr unterwegs, sondern auch Spezialisten wie manche spätantiken Schleifer (diatretarii) von Luxusgeschirr.
In der Schweiz und Süddeutschland sind beispielsweise Avenches und Augsburg zu nennen, wo jeweils vor Ort Öfen gefunden wurden. In Kempten, auf dem Auerberg oder am Raetischen Limes lassen sich dagegen nur immer wieder einzelne Produktionsreste fassen, nicht jedoch dauerhafte Werkstätten. Dies könnte allerdings auch forschungsgeschichtlich bedingt sein. Weitere wichtige Orte mit sicherer Glasverarbeitung sind Köln oder Trier. Jedenfalls nehmen inzwischen im gesamten Römischen Reich wie auch immer geartete Nachweise von Glasverarbeitung stark zu, was sicher auch an der mittlerweile deutlichen Zunahme glastechnischer Forschungsprojekte und der wachsenden Bekanntheit ihrer Ergebnisse liegt.
Hauptsache billig?
Die Qualität scheint bei römischen Lokalprodukten aus Glas oftmals nicht so wichtig gewesen zu sein, jedenfalls hat man gelegentlich diesen Eindruck, wenn man die Masse der Gläser genauer betrachtet. Einzelne oder ganze Stränge von Blasen oder Verunreinigungen der Schmelze durch Schlacke- oder Sandeinlagerungen – all das spricht für vergleichsweise unsorgfältige Herstellung – oder sollte es der Nachweis für eingeschmolzenen Glasbruch sein? Dies ist bisher noch nicht sicher geklärt. Generell kann man verschiedene Qualitätsstufen der Gläser unterscheiden: Importierte, weit gereiste und teure Gefäße besitzen meist eine sehr gute Grundmasse ohne Einschlüsse. Sie können sogar aus dem Ostmittelmeerraum (Ägypten?) stammen. Als nächste Gruppe kann man überregionale Produkte erkennen, die im Falle der Nordwestprovinzen etwa aus Italien (z. B. geformte, TS-imitierende Gläser), Südgallien oder dem Rheinland kommen. Immer noch gute, aber schon erkennbar unsorgfältigere Gläser wurden wohl im weiteren Umkreis des Fundorts hergestellt, etwa in einem der regionalen Zentren wie Augsburg, dessen Produkte sich etwa in Kempten oder Weißenburg, also noch innerhalb derselben Provinz, fanden. Ganz grobe Glasgefäße, die oft nicht weit vom Fehlstück entfernt sind, weisen auf örtliche Produktion hin, da sie normalerweise nicht weiter verhandelt werden konnten, also unverkäuflich waren, aber dennoch aus uns unbekannten Gründen nicht wieder eingeschmolzen wurden. Allerdings konnte man sie sehr wohl vor Ort in die Gräber geben, was somit einen erster Hinweis auf örtliche Glasverarbeitung sein könnte, die sich noch nicht durch Abfälle zu erkennen gibt.
Handel, Verpackung und Läden
Hier stellt sich nun die Frage nach dem Glashandel allgemein. Wir haben oben schon gehört, dass das Rohglas in der Regel aus dem Ostmittelmeerraum per Schiff zu den Interessenten gelangte. Gleiches gilt für qualitätvolle Luxusgläser, für die der Empfänger gerne das viele Geld ausgab, das für sie – gerade in den Nordwestprovinzen – verlangt wurde. Auch überregionale Produkte konnten zu Schiff auf Flüssen zu den Käufern gelangen – zu denken ist an Gläser aus der Region Aquileia, die Raetien nachzuweisen sind (vgl. Augsburger Glasschicht unten). Eine weitere Möglichkeit ist der Transport über Land, etwa auf Karren oder Saumtieren. Dafür, wie wohl auch für den Gefäßtransport per Schiff, wurden die Glasgefäße gut verpackt: in dick mit Stroh ausgestopfte Holzkisten, in mit Stoff gepolsterte Körbe oder – im Ostmittelmeerraum – mehrfach in Palmbätter oder ähnliches Material eingeschnürt, wie die bekannten, wohl aus Ägypten stammenden farblosen Schliffteller, die in der Cave of Letters am Toten Meer geborgen wurden. Solche Funde von Verpackungen sind selten erhalten, sie finden sich nur in trockenen Regionen oder aber in den Vesuvstädten Pompeji und Herculaneum, in denen quasi eine Momentaufnahme des römischen Alltags im Augenblick den Vulkanausbruch erhalten blieb. In den häufigen Wrack- oder Hafenfunden lassen sich solche Verpackungen nur noch anhand der aufgestapelten Waren erschließen. Dies lässt sich beispielsweise bei den gestapelten Rippenschalen im Wrack von La Tradelière vermuten, oder bei den gestapelten zylindrischen Bechern und kuppelförmigen Fenstergläsern im Wrack von Ouest-Embiez, beide in Südfrankreich. Die dort ehemals sicher ebenfalls vorhandene, aber aus vergänglichem Material bestehende Verpackung blieb in diesen Fällen selbstverständlich nicht erhalten.
In den römischen Provinzstädten gab es überall Geschirrläden, in denen die Gläser weiterverkauft wurden. Dabei ist für das 1. Jh. gesichert, dass solche Läden sowohl Keramik (Terra Sigillata und Gebrauchskeramik) als auch Gläser führten. Im Laden in Herculaneum war beispielsweise gerade eine Lieferung südgallischer Terra Sigillata angekommen, als der Vesuv 79 n. Chr. ausbrach – die Menschen kamen nicht mehr dazu, die hölzernen Transportkisten auszupacken. Im Falle eines während des Boudicca-Aufstandes 61 n. Chr. zerstörten Ladens in Colchester (Britannien) kann man sogar nachweisen, dass die Glasgefäße auf den oberen Regalbrettern an der Wand präsentiert wurden (Bruchgefahr!) und die stabilere Keramik in den unteren Regionen: Durch den Brand zerschmolzen die Gläser und tropften auf die darunterstehenden Keramikgefäße. In Cosa in Mittelitalien fand man die Reste eines Geschirrladens direkt am Forum, also dem zentralen Platz der Stadt. Dort war eine Mauer eingestürzt und hatte die angebotenen Geschirre aus Glas und Keramik sowie Lampen unter sich begraben. Auch dieser Depotfund zeigt gut das bunte Glasspektrum des mittleren 1. Jhs. n. Chr., nur dass die Zerstörungen in Cosa 20 Jahre früher stattfanden. Für die mittlere und späte Kaiserzeit gibt es im Westen noch keine so eindeutigen Nachweise, doch scheinen auch dann noch kombinierte Geschirrläden existiert zu haben – aber wohl auch reine Läden für Glasgefäße.
Bezeichnungen der Gefäße – Einige Vorbemerkungen zum formenkundlichen Teil
Bevor im Einzelnen über Schalen und Schälchen, Krüge und Töpfe gesprochen werden soll, muss man erst einmal klarstellen, was mit welcher Bezeichnung gemeint ist. Das klingt einfach, ist es aber keineswegs. Insbesondere beim Glas liest man immer wieder irreführende oder unrichtige Bezeichnungen, sodass eine feststehende Ansprache elementar ist.
Die wichtigsten Formen sind (Abb. 21, 1–27)

1) Die halbkugelige oder flach geschwungene offene Schale ohne Standring (patera; im Profil niedriger als breit bzw. gleich hoch wie breit).

2) Hat das Gefäß einen Standring, spricht man von einem Teller (catinus, catillus; ebenfalls niedriger als breit, 2a) oder einer Platte (lanx; bes. bei ovaler Gefäßform; 2b).

3) Schälchen (acetabulum oder paropsis; früher auch gern „Napf“ genannt) sind meist niedrige Varianten bzw. Begleitgefäße der Teller.

4) In hoher bauchiger Variante heißen sie Schüsseln (panna; [4a]; Rippenschalen [4b] sind eigentlich Schüsseln!).

5) Eine seltene Sonderform des Tafelgeschirrs ist das Tablett oder Tischchen. Dabei handelt es sich um runde oder eckige Podeste, die wohl als Tischdekoration oder Präsent...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Glas – zerbrechliche Schönheit
- Herstellung – vom Rohglas zum fertigen Gefäß
- Hellenistisches Glas
- Römisches Glas
- Gläserne Kleinfunde – Perlen, Gerät und Fensterglas
- Die Spätantike – eine andere Welt
- Ausblick ins (frühe) Mittelalter
- Epilog – Glasforschung heute
- Zum Weiterlesen
- Glossar – Fachbegriffe der Glastechnologie
- Abbildungsnachweis