
- 112 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Die High Society des antiken Rom hatte hier ihr Ferien-Dorado und ihren playground, den man auch ohne therapeutische Absichten aufsuchte, gefunden – Baiae.
Den Ursprung als Kurbad verdankt Baiae seinen heißen Quellen, die seit dem 2. Jh. v. Chr. zu Heilzwecken
genutzt wurden. Bald jedoch entwickelte es sich zum Ferienziel der gesellschaftlichen Elite Roms. Für zahlreiche Prominente und auch für die römischen Kaiser gehörte es zum guten Ton, prächtige Residenzen im bajanischen Raum zu besitzen. Nicht nur sie, sondern auch so manche Edelprostituierte aus Rom wurden in der Feriensaison von der landschaftlichen Lage am Meer und an zwei reizvollen Binnenseen sowie dem milden Klima Kampaniens angelockt.
Der Autor präsentiert ein spannendes, farbiges, kulturgeschichtliches Panorama der Freizeit der feinen römischen Gesellschaft – ihren Urlaubsfreuden, ihrem Wohlleben, ihren luxuriösen Ferienvillen und ihrem Badegenuss in den Thermalanlagen. Er erzählt von Strandpartys und nächtlichen Bootspartien, von exquisiten Gastmählern und amourösen Abenteuern am "Strand der goldenen Venus".
Ein wahrlich "kultiger" Kurort!
Häufig gestellte Fragen
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Information
Wasserkuren und Wellness –
aqua
Der erste namentlich bekannte Patient, der sich zur Kur den heißen Dämpfen und Thermalquellen Baiaes anvertraute, war der ehemalige Consul Gnaeus Cornelius. Er reiste im Jahre 176 v. Chr. zu den aquae Cumanae – Baiae war und blieb administrativ Stadtteil des benachbarten Cumae –, weil er schwer krank war. Unter anderem quälte ihn eine Lähmung, möglicherweise litt er an Gicht. Wenn ein so schwer leidender Mensch die Strapazen der Reise auf sich nahm, muss Baiae als Kurort schon damals einen guten Ruf gehabt haben. Der prominente Patient des Jahre 176 v. Chr. trug indes nicht gerade dazu bei, das Renommee des kampanischen Heilbades zu fördern: Seine Krankheit verschlimmerte sich, Lentulus starb in der Kur. Sein Leichnam wurde nach Rom überführt und dort „in einem großartigen Leichenzug zu Grabe getragen“ (Liv. XLI 16, 3).
Der medizinische Fehlschlag wirkte sich offenkundig nicht nachteilig auf die weitere Entwicklung des Kurortes aus. Vielmehr müssen viele Heilerfolge, die von der Überlieferung nicht verzeichnet worden sind, zu einem nachhaltigen Aufschwung geführt haben. Im 2. und vor allem im 1. Jh. v. Chr. eroberte sich Baiae als Kurort für Kranke wie für Gesunde einen legendären Ruf, der ihm bis zum Ende der Antike erhalten blieb. Aquae Baianae, die „Wasser von Baiae“, begründeten, in welcher Ausprägung auch immer man sich ihnen hingab, den Ruhm der Stadt. Ihnen verdankte Baiae seine Stellung als führendes Heilbad in der römischen Welt. Mochten auch andere Ferienorte ein attraktives „Wasserangebot“ bereithalten, mit Baiae principes konnten sie nicht konkurrieren: Baiae war die „Nummer eins“ (Mart. VI 42, 7).
Die vulkanisch aktive Erde der Region im „Bogen“ vom Vesuv bis nach Ischia geizte nicht mit warmen Quellen und heißen Dämpfen, deren therapeutische Wirkung über die Jahrhunderte erprobt war. In seiner „Naturgeschichte“ zählt der Ältere Plinius einige Orte auf, an denen kalte und warme Quellen emicant benigne, „wohltätig hervorbrechen“ (Plin. NH XXXI 3), um dann fortzufahren: „Nirgends sind sie jedoch reichlicher als in der Bucht von Baiae und nirgends von so vielseitiger Heilkraft: die einen durch die Wirkung des Schwefels, die anderen durch die des Alauns, wieder andere durch die des Salzes, des Natrons, des Erdpechs, wobei einige auch eine Mischung aus sauren und salzigen Bestandteilen darstellen. Manche nützen durch ihren Dampf, und ihre Kraft ist so groß, dass sie die Bäder erwärmen und sogar das kalte Wasser in Badewannen zum Sieden bringen“. (Plin. NH XXXI 5 (Ü: R. König))
Lange Erfahrung hatte gelehrt, bei welchen Erkrankungen das Baden im warmen Thermalwasser oder auch Schwitzkuren in heißem Dampf Linderung verschafften. Schwefelhaltiges Wasser galt als hilfreich bei Erkrankungen des Nervensystems sowie bei Problemen mit den Sehnen, alaunhaltiges Wasser wurde bei Lähmungen „eingesetzt“, natronhaltiges (auch kaltes) als Abführmittel und bei geschwollenen Lymphknoten (Vitr. VIII 3; Plin. NH XXXI 97).
Weitere Einzelheiten zur medizinischen Indikation der heißen Quellen von Baiae erfahren wir nicht; wohl aber, dass sie sowohl kurativ als auch präventiv genutzt wurden. Die antike Medizin kannte unterschiedliche balneologische Anwendungen: Neben dem Eintauchen in Thermalwasser auch das Trinken, die Hydrotherapie mit Meerwasser, Fangopackungen und das Schwitzbad in heißem Dampf. Angesichts des nahen Strandes wird auch die Psammotherapie in Baiae praktiziert worden sein, bei der der Körper durch Eingraben in heißen Sand überwärmt wird. Auch wenn die Heilkraft des Thermalwassers je nach Kurort eine unterschiedliche war, wurden die therapeutischen Erfolge und Erfahrungen aus Baiae in anderen Heilbädern der römischen Welt registriert und berücksichtigt – auch im germanischen Raum, wo die Römer u. a. Baden-Baden, Badenweiler, Wiesbaden und Aachen zu Heilkurorten ausbauten. Baiae galt in Sachen Heilquellen – und was man daraus machte – als Vorbild und Richtschnur. Modisch ausgedrückt, könnte man vom „ultimativen SPA“ sprechen – und wäre zumindest sprachlich auf der sicheren, weil lateinischen Seite: „ultimativ“ leitet sich von ultimus, „letzter“, ab, und SPA ist das Akronym von sanus per aquam, „gesund durch Wasser“.
Eine tragende Säule des therapeutischen Geschäftsmodells waren indes die Fumarolen, denen überall im Stadtgebiet heißer Dampf entströmte. Der Dichter Statius nennt Baiae vaporiferae, „Dampf von sich gebend“ (Stat. silv. III S, 97). Diese Dampfquellen nutzte man gezielt zu einer Schwitzbehandlung von Patienten, die dem Körper krankmachende Schadstoffe entziehen sollte, indem man den aus der Erde aufsteigenden Dampf mittels Rohren in Sudatorien (Schwitzräume) leitete. Die sudatoria waren entweder eigens als Therapiegebäude über oder neben Fumarolen errichtet oder als künstliche Höhlen in die Abhänge mancher „rauchenden“ Hügel eingegraben. (Abb. 10)
Das bekannteste sudatorium war das nach seiner umgebenden Vegetation ad myrteta genannte, „bei den Myrtenhainen“. Die Betreiber verstanden sich gut auf PR: Der römische Medizin-Publizist Celsus erwähnt die „Myrtenhaine“ als einziges Beispiel für „trockene Schwitzkuren von besonderer Nützlichkeit“ (Cels. III 21,6; vgl. II 17,1). Allerdings erhielt das florierende Schwitzbad ad myrteta in frühaugusteischer Zeit einen unerwarteten Dämpfer, als es Antonius Musa, dem Leibarzt des Augustus, gelang, das Leben seines Schützlings durch eine Kaltwasserkur zu retten. Die Überlieferung ist sich einig darin, dass Augustus damals seine gefährliche Lebererkrankung besiegte, weil „er sich, da warme Umschläge nichts nutzten, auf Rat des Antonius Musa wohl oder übel mit kalten behandeln ließ“ (Suet. Aug. 81, 1; vgl. DC LIII 30, 3).


Abb. 10 Heiße Luft als balneologische
Geschäftsgrundlage. Fumarole bei Pozzuoli
Für diesen Behandlungserfolg wurde Antonius Musa nicht nur fürstlich belohnt. Er stieg auch zum Modearzt in Rom auf und seine Kaltwasser-Therapie fand immer mehr Anhänger. Manche bislang treuen Baiae-„Kunden“ suchten nun andere Kurorte auf, die mit kaltem Thermalwasser Heilung oder Linderung versprachen. Einer von ihnen war der Dichter Horaz. Im Vertrauen auf den neuen Therapieansatz des Musa kehrte er den vertrauten Schwefelbädern von Baiae den Rücken, „die doch so berühmt sind, langwierige Krankheiten aus dem Körper zu vertreiben“, und vertraute sich den Quellen von Clusium in Etrurien und Gabii in Latium an: frigida rura, „kalten ländlichen Fluren“ (Hor. epist. I 15, 7 ff.), die so gar nichts vom pulsierenden urbanen Flair Baiaes hatten. In Baiae reagierte man verschnupft auf diese Untreue eines Stammgastes, der „sich mitten im Winter auch noch mit kühlem Wasser begießen“ ließ: „Der Ort seufzt, dass seine Myrten-Grotten verlassen sind und seine Schwefelbäder gemieden werden“. Kein Wunder, dass das Wegbleiben eines so prominenten Besuchers ihn in Baiae invisus, „verhasst“, machte (Hor. epist. I 15, 4 ff.). Da half es auch nicht, dass Horaz den mondänen Ferienort an anderer Stelle rühmte: „Keine Bucht auf der Welt strahlt schöner als das schöne Baiae“ (nullus in orbe sinus Baiis praelucet amoenis) (Hor. epist. I 1,83; allerdings einem reichen „Trendsetter“ in den Mund gelegt).
Es spricht einiges dafür, dass Horaz nicht der einzige Kurgast war, der sich in den 20er-Jahren des 1. Jhs. v. Chr. unter dem Einfluss des neuen Sterns am medizinischen Firmament Roms von Baiae abwandte. Mit einem Rückgang der Besucherzahlen damals ist wohl zu rechnen, auch wenn er kaum dramatisch ausgefallen sein dürfte, da Baiae zum einen über viele andere Attraktionen verfügte und zum anderen die Zahl der gesunden Besucher die der Heilung suchenden Kranken deutlich übertraf. Dass man in Baiae auch ohne therapeutische Absicht Urlaub machte, bezeugt der in augusteischer Zeit schreibende Geograph Strabo ausdrücklich: Man reiste zu den „stets quellenden warmen Wassern, die sowohl üppiges Wohlleben als auch Heilung einiger Krankheiten bewirken“ (Strabo V 4, 5). Der touristische Markenkern Baiaes beschränkte sich also keineswegs auf seinen Ruf als Heilbad, sondern orientierte sich mindestens ebenso stark an der tryphé, dem „üppig-schwelgerischen Wohlleben“.
Im Übrigen darf man die Horaz-Verse nicht nur als Abschied von Baiae deuten. Sie sind gleichzeitig auch eine Hommage an den noblen Kurort. Da sehnt sich jemand nach der wohligen Wärme und dem vornehmen Ambiente Baiaes zurück, der sich jetzt in ländlich-winterlicher Abgeschiedenheit kalte Güsse über den Rücken jagen lässt. Das kann man auch als Werbung für den kampanischen Wonnekessel und seine hundert Genüsse lesen …
Außerdem dürfte die Begeisterung manches Patienten für den Kalttherapie-Spezialisten Antonius Musa auch bald wieder erkaltet sein. Denn bei Marcellus, dem Neffen und Schwiegersohn des Augustus, wiederholte sich das „Heilungswunder“ nicht. Die kalten Umschläge und Trinkkuren scheinen das Leiden des als Nachfolger auf dem Kaiserthron „gehandelten“ Marcellus eher verschlimmert zu haben (CD LIII 30, 4), sodass er wieder Zuflucht zur traditionellen Warmwasser-Therapie nahm. Er reiste nach Baiae. Aber es war zu spät. Marcellus starb im September 23 v. Chr. in dem kampanischen Nobelort. Das war auch nicht gerade ein Ruhmesblatt für Baiae – Properz spricht davon, der Kurort „habe sich wegen eines schweren Verbrechens verhasst gemacht“ (Prop. III 18,7) –, doch haben sicher die wenigsten Zeitgenossen diesen für Augustus furchtbaren Verlust den heißen Quellen Baiaes angelastet: Der Patient war offensichtlich schon todkrank, als er dort ankam.
Handelte es sich bei den „Myrten“ um Schwitzbäder, die von Dampfquellen gespeist wurden, so entstanden im zentralen Thermenbezirk Baiaes regelrechte „Pools“, in die heißes Thermalwasser eingeleitet wurde. Das erste, heute aufgrund des Bradyseismus weitgehend „abgetauchte“ runde Thermalbecken, über den sich ein architektonisch anspruchsvoller Kuppelbau erhob, war der sog. Tempel des Mercur. Er wurde im 1. Jh. v. Chr. als Überwölbung eines Thermalwasserbeckens gebaut, sein Durchmesser betrug stolze 21,55 m (70 römische Fuß). Das war für seine Zeit ein eindrucksvoller, äußerst repräsentativer Bau, der den Anspruch Baiaes als die Nummer eins unter den Kurorten der römischen Welt unterstrich. Der architektonische Glanz des Bäderviertels sollte offensichtlich mit dem Glanz der privaten Villenanlagen korrelieren, die sich um das Zentrum herum gruppierten.
Später kamen weitere runde Thermalbecken hinzu, die ebenfalls mit Kuppeln überwölbt wurden. Der sog. Tempel der Venus war in Wirklichkeit ein monumental überdachtes Schwimmbad aus hadrianischer Zeit. Die heute noch gut sichtbare „Venus“-Therme war Teil eines größeren Thermenkomplexes, dessen Bau möglicherweise von Kaiser Hadrian selbst in Auftrag gegeben worden ist. Das würde zu einem Herrscher passen, der in fast allen Städten Bauten hat errichten lassen (Hist. Aug. Hadr. 19,2), in Baiae gern Urlaub machte und sich in seinen letzten Monaten Heilung von einer schweren Krankheit im kampanischen Nobelbadeort versprach. Diese Hoffnung trog ihn indes. Sein Befinden verbesserte sich nicht, am 12. Juli 138 starb er in Baiae (Hist. Aug. Hadr. 25,5 f.).
Ein weiterer Kuppelbau, der sog. Diana-...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- Einladung nach Baiae – litora mundo hospita
- Auf in den Wonnekessel! – peregrinatio
- „Lustbesitz“ mit herrlichem Ausblick – villa
- Mit Muränen auf Du und Du – piscina
- Wasserkuren und Wellness – aqua
- Speisen in edlem Ambiente – convivium
- Feiern mit dem Trinkkönig – comissatio
- Wein, Flirten und mehr – vinum
- Bajanische Austern – palma mensarum
- Gartenfeste und Strandpartys – acta
- Bootsfahrten auf einem Rosenmeer – navigatio
- Eine fragwürdige Sexualmoral? – libido
- Mord in Baiae – matricidium
- Literaturhinweise
- Weitere Bücher