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Internetkriminalität
Grundlagenwissen, erste Maßnahmen und polizeiliche Ermittlungen
- 236 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Über dieses Buch
Strukturierte Arbeitshilfe
Das Buch liefert die Kerninformationen zu den aktuellen Erscheinungsformen der Internetkriminalität, den rechtlichen Grundlagen und kriminalistischen Möglichkeiten. Die tagesaktuelle Berichterstattung verdeutlicht die Brisanz dieses Phänomens. Betrugshandlungen, Kinderpornografie, strafbewehrte Selbstinszenierung in Internetforen und professionelle Hacker bestimmen die Schlagzeilen und beeinträchtigen das Sicherheitsgefühl in der Öffentlichkeit. Rasante technische Entwicklungen leisten dem Missbrauch Vorschub. Der Gesetzgeber tut sich schwer, hier mit rechtlichen Anpassungen Schritt zu halten.
Definitionen, Strategien, Möglichkeiten
Der Leitfaden bietet weitergehende Informationen, u.a. zu Spezialgebieten und Ermittlungsmöglichkeiten. Der Autor erläutert zunächst das Missbrauchspotenzial des Internets sowie Begriff und Merkmale der IuK-Kriminalität, einschließlich "Cybercrime" im engeren Sinne. Er stellt Strategien sowie die Möglichkeiten einer Internetwache und der Internetrecherche dar. Daneben beschreibt er die Arbeit im Kompetenzzentrum Internetkriminalität (KIK) sowie Anforderungen an die technische Ausstattung. Anschaulich erläutert er die Möglichkeiten der Prävention und die Probleme bei der grenzüberschreitenden Bekämpfung.
Die technischen Grundlagen
Zu den Grundlagen der IT-Technik vermittelt der Verfasser Kenntnisse über Hard- und Software sowie Hintergründe zur Entwicklung des Internets, seiner Funktionsweise und zum Datentransfer. Eigene Kapitel beschäftigen sich mit der Tatgelegenheit des WLAN und der E-Mail als Tatmittel.
Neben den Ermittlungen zur IP-Adresse und zur Domain geht der Autor auch auf die besonderen Aspekte der Sicherstellung elektronischer Beweismittel einschließlich Asservierung und Untersuchungsantrag ein. Dabei berücksichtigt er u.a. die verschiedenen multimedialen Unterhaltungsgeräte, Mobilfunktelefone und PDAs.
Die Themen im Einzelnen
Zu den behandelten Themen gehören u.a. das sogenannte "Happy Slapping" und "Snuff-Videos", kinderpornografische Schriften und der Betrug bei Internetauktionen. Anschaulich erläutert der Verfasser Urheberrechtsverletzungen und den Diebstahl digitaler Identitäten, insbesondere Carding und Phishing. Weitere Themen sind "digitale Erpressung", Botnetze und soziale Netzwerke. Abschließend zeigt der Autor auf, wie das Internet als Ermittlungshilfe eingesetzt werden kann.
Mit Glossar und Gesetzestexten
Ein Glossar vermittelt rasch, was sich hinter den wichtigsten Fachbegriffen verbirgt. Ein ausführlicher Anhang bietet neben Auszügen der relevanten Gesetze auch Hinweise auf Online-Angebote mit Fachinformationen sowie zur Prävention.
Nützliche Arbeitshilfe für ...
... den Polizeivollzugsdienst, für die Kriminalpolizei, Staatsanwältinnen und Staatsanwälte und für Polizistinnen und Polizisten in Aus- und Fortbildung.
Häufig gestellte Fragen
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Information
1 Missbrauchspotenzial Internet
Die Digitalisierung hat die Vernetzung der Welt erheblich beeinflusst und die Globalisierung auf eine neue Stufe gehoben. Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht. Genauso wie man Kleidung online kauft, kann man auch Drogen oder Waffen in der Underground Economy erwerben. Man findet im World Wide Web die Anleitung zum Aufbau eines Schrankes genauso wie die zum Bau einer Bombe. Und so praktisch Onlinebanking oder der smarte Backofen auch sind – sie bieten auch Angriffsmöglichkeiten für Straftäter.1
In seiner Rede anlässlich des Tages der Deutschen Einheit 2013 beschäftigte sich der damalige Bundespräsident Joachim Gauck mit den Chancen und Risiken dieser „digitalen Revolution“: „So wie einst die industrielle Revolution verändert heute die digitale Revolution unsere gesamte Lebens- und Arbeitswelt. Digitale Technik dient als Spielwiese, als Chatraum und ersetzt den Gang zur Bank. Freiwillig und gedankenlos geben Menschen bei jedem Klick ins Netz Persönliches preis, manche vertrauen sozialen Netzwerken sogar ihr ganzes Leben an – Ausgeliefertsein und Selbstauslieferung sind kaum voneinander zu trennen“, so der Bundespräsident.
Er beklagt die schwindende Privatsphäre und erkennt, dass Öffentlichkeit viele nicht mehr als Bedrohung empfinden, sondern als Verheißung, die Wahrnehmung und Anerkennung verspricht. „Sie verstehen nicht oder sie wollen nicht wissen, dass sie so mitbauen an einem digitalen Zwilling ihrer realen Person, der neben ihren Stärken eben auch ihre Schwächen enthüllt – oder enthüllen könnte. Der ihre Misserfolge und Verführbarkeiten aufdecken oder gar sensible Informationen über Krankheiten preisgeben könnte. Der den Einzelnen transparent, kalkulierbar und manipulierbar werden lässt für Dienste und Politik, Kommerz und Arbeitsmarkt“ … und eben auch Tatgelegenheit bietet für Kriminelle.
„Wir wollen und sollten die Vorteile der digitalen Welt nutzen, uns gegen ihre Nachteile aber bestmöglich schützen“, fordert der Bundespräsident. „Es gilt, Lösungen zu suchen, politische und gesellschaftliche, rechtliche, ethische und ganz praktische: Was darf, was muss ein freiheitlicher Staat im Geheimen tun, um seine Bürger durch Nachrichtendienste vor Gewalt und Terror zu schützen? Was aber darf er nicht tun, weil sonst die Freiheit der Sicherheit geopfert wird? Wie muss der Arbeitsmarkt aussehen, damit der allzeit verfügbare Mensch nicht zu so etwas wie einem digitalen Untertanen wird? Wie existieren Familie und Freundschaften neben den virtuellen Beziehungen? Wie können Kinder und Jugendliche das Netz nutzen, ohne darin gefangen zu werden? Wir brauchen also Gesetze, Konventionen und gesellschaftliche Verabredungen, die diesem epochalen Wandel Rechnung tragen.“2
In diesem Spannungsfeld zwischen Freiheit und Sicherheit spiegeln die nachfolgenden aktuellen Schlagzeilen das Missbrauchspotenzial im Internet wieder!3
Hacker-Bande ergaunert 1,65 Millionen Euro
NSA späht Kanzlerin-Handy aus
Gefahrenquelle Smartphone
Netzangriffe, Sabotage, Propaganda
Corona-Spam: Vorsicht vor falschen Masken-Mails
Radikalisierungsmaschinen – Wo Menschen zu Radikalen werden
Polizei zerschlägt Kinderporno-Ring – Haupttäter in Haft
Attacken auf Superrechner – Hacker greifen europaweit Hochleistungscomputer an
23-Jährige erstochen – Mörder im Netz kennengelernt
Wie aus Routern Zombies werden
Sicherheit im Netz hat ihren Preis
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Gefahrenquelle Smartphone
Netzangriffe, Sabotage, Propaganda
Corona-Spam: Vorsicht vor falschen Masken-Mails
Radikalisierungsmaschinen – Wo Menschen zu Radikalen werden
Polizei zerschlägt Kinderporno-Ring – Haupttäter in Haft
Attacken auf Superrechner – Hacker greifen europaweit Hochleistungscomputer an
23-Jährige erstochen – Mörder im Netz kennengelernt
Wie aus Routern Zombies werden
Sicherheit im Netz hat ihren Preis
Seit 1997 erheben die großen deutschen Fernsehsender ARD und ZDF in einer repräsentativen Studie die Entwicklung der Internetnutzung in Deutschland. Danach nutzen rund 90 % der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren das Internet. Die deutlichsten Zuwächse gab es in 2019 bei der medialen Internetnutzung. Video-Streamingdienste wie Netflix gehören mittlerweile für 37 % zum wöchentlichen Medienrepertoire, aber auch Live-Fernsehen im Internet gewinnt an Beliebtheit. Audiostreaming über Spotify und Co. nutzen 13 % der Onliner, 20 % lesen mittlerweile online Artikel oder Berichte. Unter den Social-Media-Plattformen bleibt Facebook (21 % Tagesreichweite) Nummer Eins, Instagram ist der größte Gewinner (+4 %-Punkte auf 13 % Tagesreichweite). Die mediale Internetnutzung und Video-on-Demand gewinnen damit weiter an Bedeutung. Das Smartphone stellt bei der Internetnutzung unverändert ein ungemein relevantes Gerät dar und wird von der befragten Bevölkerung ab 14 Jahren zunehmend als Universalgerät eingesetzt.4
Die Reichweite des Internets ist damit vergleichbar mit der des Fernsehens. Das Internet zählt für die meisten Online-Nutzer zum Alltag und wird gewohnheitsmäßig täglich eingeschaltet.
Mit dem Web 2.0 (Social Media) entsteht seit 2003 eine „in sozio-technischer Hinsicht veränderte Nutzung des Internet, bei der dessen Möglichkeiten konsequent genutzt und weiterentwickelt werden. Es stellt eine Evolutionsstufe hinsichtlich des Angebots und der Nutzung des World Wide Web dar, bei der nicht mehr die reine Verbreitung von Informationen bzw. der Produktverkauf durch Webseitenbetreiber, sondern die Beteiligung der Nutzer am Web und die Generierung weiteren Zusatznutzens im Vordergrund stehen“.5
Wikis, Blog, Microblogs, Social Networks und Social Sharing bezeichnen die Funktionsweisen der Kommunikation im Web 2.0.
Internetnutzer weltweit verbringen immer mehr Zeit mit sozialen Medien. Während die durchschnittliche Nutzungsdauer von sozialen Medien im Jahr 2012 noch bei 90 Minuten pro Tag lag, belief sich diese Nutzungsdauer im Jahr 2018 bereits auf 138 Minuten täglich. Gemessen an der durchschnittlichen Nutzungsdauer pro Tag ist unter 16- bis 19-Jährigen in Deutschland YouTube das beliebteste soziale Netzwerk. Die tägliche Nutzungsdauer belief sich im Durchschnitt auf 150 Minuten. Die zweithöchste Nutzungsdauer in dieser Altersgruppe erzielte Instagram mit 72 Minuten täglich. Unter den Deutschen ab 60 Jahren weist Facebook die höchste tägliche Nutzungsdauer auf.6
Smartphone, Tablets, Apps und die Cloud sind heute allgegenwärtig und gleichzeitig vielleicht auch schon wieder von gestern?! Neue Techniken sehen die Funktionen unserer ständigen Begleiter direkt in unseren Körper integriert (vgl. den Begriff Biohacking) – digitale Tattoos machen die Haut zum Medium, kleinste Chips unter der Haut mit kleinen Datenmengen, ins Ohr implantierte Bluetooth-Kopfhörer, operativ eingesetzte Elektroden zur Messung der Gehirnströme projizieren Gedanken in die Umgebung. Die Grenzen zum Cyborg7 sind nicht mehr weit.
Die Entwicklungen dauern an, im Web 3.0, dem sogenannte semantischen Web, kommt zu den nutzergenerierten Inhalten die Verknüpfung von Bedeutungen. Hier werden Informationen strukturiert und so aufbereitet, dass es Computern möglich ist, diese entsprechend ihrer Bedeutung zu verstehen und zu verarbeiten. Der Nutzer soll bei der Bewältigung der Informationsfülle unterstützt werden.
In Zukunft sollen nachfragebasierte Daten sowie intelligente Netzwerke die Nutzung des Webs dominieren. Ist von künstlicher Intelligenz die Rede, werden damit in aller Regel die IoT-Anwendungen des Web 4.0 bezeichnet.8
Künstliche Intelligenz (KI) ist Innovationsmotor und Sicherheitsrisiko zugleich. KI gilt für immer mehr Bereiche als großer Zukunftstrend und wird schon heute in Unternehmen genutzt, um Abläufe zu automatisieren, Anwendungsprobleme zu lösen oder Sicherheitslücken aufzuspüren. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass KI schon bald in nahezu allen Unternehmensbereichen Einzug hält. KI wird aber auch eingesetzt, um Anomalien aufzudecken. Anomalien sind Abweichungen von bereits bekanntem Verhalten, und solche Abweichungen können auf bösartige Absichten hinweisen, die auf verärgerte Beschäftigte, Malware oder gar Kriminelle zurückgehen. Die Attacken sind in der Regel gut vorbereitet. Zuerst spionieren die Täterinnen und Täter mit Hilfe von Spionage-Software etwa E-Mails und Finanzdaten des Unternehmens aus, sichern sich Zugriff auf alle relevanten Systeme und installieren letztendlich die Verschlüsselungssoftware.9
Das Internet hat sich seit Beginn der 90er Jahre sprunghaft zum „Tummelplatz“ einer globalisierten Informations-, Wissensgesellschaft und Dienstleistungsgesellschaft entwickelt. Es dient als uneingeschränkter Informationspool und als maßgebliches Kommunikationsmittel. Der Kaufmann um die Ecke entwickelte sich zum Internethändler – der bequeme Einkauf von zuhause aus kann weltweit erfolgen. Mit dem Online-Service-Angebot wirbt die Wirtschaft: „Unnötige Wartezeiten am Telefon vermeiden, aktuelle Verträge einsehen, Angebotsberechnungen durchführen, Vertrags-, Adress- und Kontoänderungen vornehmen, Antworten auf Fragen zur Jahresrechnung finden.“ Die Furcht vor Viren und Ansteckung, Kontaktbeschränkungen und Abstandregeln fördern und verlangen die Internetnutzung. Privates wird öffentlich, schon beim Telefonieren an jedem Ort mit dem Handy, jedenfalls beim uneingeschränkten Einsatz mobiler Computer auf Straßen und Plätzen und in öffentlichen Verkehrsmitteln oder durch die Eingabe und Nutzung persönlicher Informationen in sozialen Netzwerken.
Das Internet bestimmt so das Leben in vielen Bereichen und Situationen unseres Alltags.
Dabei hat die Technologisierung der Gesellschaft, wie bereits mehrfach angedeutet, auch ihre Schattenseiten, denn „Gelegenheit macht Diebe“. Mit dem Internet entstand das sogenannte „global village“. Dieses „globale Dorf“ ist reich bevölkert. Jeder – mit Zugangsmöglichkeit, und es werden immer mehr – kann diesen Raum, dieses virtuelle neue Gebiet auch nutzen, um Straftaten zu begehen. Entsprechend bietet das Internet die Plattform für neue Tatgelegenheiten und Kriminalitätsformen. Auch Kriminelle nutzen die Vorzüge des Internets für ihre Zwecke aus. Digitale Beutezüge sind wesentlich lukrativer als herkömmlicher Betrug. Hinzu kommt das weit geringere Entdeckungsrisiko. Der „moderne Bankräuber“ agiert im geschützten Raum am Computer, die gefälschte IP-Adresse ersetzt die Maskierung, Gewaltanwendung ist nicht nötig – ein Mausklick genügt.
Die rasante technologische Entwicklung beeinflusst die Erscheinungsformen von Kriminalität sowie Tat- und Tätertypologien nachhaltig, so BKA-Präsident Jörg Ziercke bei einer Konferenz mit dem Thema „Cybercrime – eine globale Gefahr?“ bereits am 12.05.2010 in Kopenhagen.
Bei der Herbsttagung im Jahr 2013 warnte das BKA vor zunehmender Cyberkriminalität.10 Der damalige Präsident des BKA, Jörg Ziercke, erkannte darin eine „Bedrohung mit unvergleichbarer Dimension. Die direkten Kosten, die durch Cybercrime entstehen, sind größer als jene, die der Hande...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- Vorwort 4. Auflage
- 1 Missbrauchspotenzial Internet
- 2 Kriminalitätsbegriff
- 3 Polizeiorganisation und Strategie
- 4 IT-Technik
- 5 Internet
- 6 Tatgelegenheit WLAN
- 7 Tatmittel E-Mail
- 8 Ermittlungen zur IP-Adresse
- 9 Ermittlungen zur DOMAIN
- 10 Sicherstellung elektronischer Beweismittel
- 11 Happy Slapping/SNUFF-Video
- 12 Kinderpornografische Schriften
- 13 Betrug bei Internetauktionen
- 14 Urheberrechtsverletzungen
- 15 Diebstahl digitaler Identitäten
- 16 Digitale Erpressung
- 17 Botnetz
- 18 Soziale Netzwerke
- 19 Ermittlungshilfe Internet
- 20 Anhang
- Glossar
- Stichwortverzeichnis