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Deutschland in der Corona-Krise: Corona Helau!
Wenn Narren und Pappnasen Menschenleben und Milliarden verspielen
- 152 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Deutschland in der Corona-Krise: Corona Helau!
Wenn Narren und Pappnasen Menschenleben und Milliarden verspielen
Über dieses Buch
Langsam, fahrlässig, arrogant und inkompetent: Die im Juni 2020 erschienene Polit- und Gesellschaftskritik von Stefan Burek fällt ein klares Urteil über das deutsche Krisenmanagement während der ersten Corona-Welle. "Deutschland in der Corona-Krise: Corona Helau!" hält der deutschen Gesellschaft einen Spiegel vor - kurzweilig, unterhaltsam und mit einer guten Portion schwarzen Humors.Eine Pflichtlektüre auf der Suche nach der Verantwortung.In erster Auflage erschienen im Juni 2020.
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Information
Phase I: Der Beginn der Pandemie in Deutschland
Es gibt Momente im Leben, in denen eine schnelle Reaktion alternativlos ist und genauso alternativlos ist der entstehende Schaden, wenn wir den richtigen Zeitpunkt verpassen. Wenn Sie also mit hundert Stundenkilometern auf eine Wand zufahren, gibt es einen Augenblick, an dem Sie spätestens auf die Bremse treten müssen, wenn Sie den Crash vermeiden möchten. Je später Sie reagieren, umso hektischer müssen Sie bremsen – unter der Gefahr, die Kontrolle über den Wagen zu verlieren. Reagieren Sie zu spät, können Sie im besten Fall noch die Wucht des Aufpralls reduzieren. Ein entscheidender Faktor dabei ist, ab wann Sie das Unheil kommen sehen konnten.
In dieser frühen Phase, in der sich COVID-19 zur Pandemie entwickelte, stand vor allem ein Mann im Rampenlicht. Gesundheitsminister Jens Spahn, der Mann, der maßgeblich verantwortlich für unsere Gesundheitspolitik ist. Der Mann, der nicht müde wurde, immer wieder zu betonen, wie wachsam und gut vorbereitet wir seien. Tatsächlich blieb unsere Politik hinsichtlich wirksamer Präventivmaßnahmen nicht nur weitestgehend untätig, wenn wir von haufenweise Gesprächen, bei denen aber nichts Effektives beschlossen wurde, einmal absehen. Nein, wir luden das Virus praktisch ein, sich ungestört zu verbreiten, indem wir uns an jedem Punkt, an dem wir hätten gegensteuern können, ganz bewusst gegen wirksame Maßnahmen sträubten. Es schien so, als glaubte unser Gesundheitsminister, mit ein paar Informationen zur Handhygiene und ähnlich kostengünstigen Maßnahmen die Verbreitung des Virus verhindern zu können. Wann immer eine Entscheidung anstand, wir wählten den leichtesten – und leichtsinnigsten – Weg. Wenn unser Gesundheitsminister dann im Nachhinein erklärte, warum so und nicht anders entschieden worden war, werden Sie feststellen, dass er von falschen Voraussetzungen und falschen Prognosen ausging. Immer und immer wieder. So übernahmen wir zu keiner Zeit echte Initiative. Schlimmer noch, die Initiative hatte das Virus, das uns immer drei Schritte voraus war. Die Leistung unseres Gesundheitsministers in dieser wichtigsten Phase ging über das gebetsmühlenartige Wiederholen hohler Phrasen und informationsarme Statements, in denen er lediglich wiedergab, was wir alle schon aus den Medien wussten, kaum hinaus. Man könnte auch sagen, er fungierte mehr als Moderator denn als Manager der Krise. Noch schlimmer: Die später nachweislich effektivsten Maßnahmen zur Eindämmung der Epidemie wurden von unseren Verantwortlichen lange Zeit strikt abgelehnt und ins Lächerliche gezogen. Anstelle effektiver Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus erhielt der Bürger kaum mehr als Hinweise zum richtigen Händewaschen und Niesen. Wir kommen uns vor wie ein Vierjähriger und fragen uns, ob es demnächst auch einen Studiengang für richtiges Schuhe anziehen geben wird. Unser Gesundheitsminister folgte damit der Logik, die schon lange von unseren Krankenkassen forciert wird. Auch hier wird ja mittlerweile seit geraumer Zeit versucht, ärztliche und medikamentöse Behandlungen durch FAQ-Seiten und vollautomatische Online-Coaches zu ersetzen. Warum? Nun, es ist einfach viel billiger. Die Schäden, die dadurch entstanden, beschäftigen Deutschland noch immer und das wird sich in absehbarer Zeit nicht ändern. Und für viele Menschen spielt es auch keine Rolle mehr, weil sie aufgrund dessen nicht mehr unter uns sind. Sie denken, das alles ist übertrieben? So schlecht sei das Krisenmanagement nicht gewesen? Wir werden das auf den nächsten Seiten überprüfen.
Die Corona-Pandemie brach zunächst in China aus. Die Chinesen hatten somit praktisch eine Vorwarnzeit von null. Als wir im Januar davon erfuhren, begann die Uhr für uns zu laufen. Wir hatten Zeit. Wochenlang Zeit, uns vorzubereiten. Hier wird bereits deutlich, dass irgendetwas schief gelaufen sein muss. Wie kann es also sein, dass ein Land mit einer Bevölkerung von mehr als einer Milliarde Menschen, das vollkommen ohne Vorwarnzeit vom Ausbruch überrascht wurde, runde drei Monate später massiv weniger Erkrankungs- und Todesfälle zu beklagen hat als wir, die wir so lange im Voraus gewarnt waren? Dies ist keine höhere Gewalt, sondern die Konsequenz schwerwiegender Fehler. Und wenn wir heute – mit Recht – China viel zu zögerliches Handeln in der Frühphase dieser Pandemie vorwerfen, dann müssen wir uns auch die unbequeme Frage stellen lassen, ob wir bei diesem Thema nicht im Glashaus sitzen. Es ist praktisch unmöglich, dass China eine bessere Statistik erreicht, als eine führende westliche Industrienation, die mit einer wochenlangen Vorwarnzeit gesegnet war.
Der Kardinalfehler war eben dieser, die wichtigste aller Ressourcen ungenutzt zu lassen. Eine Ressource, die unwiederbringlich verloren ist, wenn man sie ungenutzt lässt: Zeit. Bei der Frage, ob die politischen Verantwortlichen in unserem Land dies erkannt und entsprechend verantwortungsvoll gehandelt haben, gibt es nur eine Antwort: Ein klares Nein. Wir verpassten den Point of no Return trotz einer unendlich langen Vorwarnzeit. Und jeder, wirklich jeder daraus resultierende Schaden geht auf dieses Missmanagement und die grob fahrlässig vertrödelte Zeit in dieser Phase der Pandemie zurück. Diejenigen, die zu diesem Zeitpunkt die falschen Entscheidungen trafen, tragen die Verantwortung für sämtliche Konsequenzen. Ab dem Zeitpunkt, an dem die Uhr für uns abgelaufen war, ging es nicht mehr um die Vermeidung von Schäden. Der gesamte Schaden stand bereits fest. Es ging nur noch um die Frage, in welcher Währung wir für dieses katastrophale Versagen bezahlen wollten, nur noch um die Frage: „Geld oder Leben?“. Jedes Menschenleben, das wir durch diese späten Maßnahmen retten, kostet uns nun Millionen, jede Lockerung zu Gunsten der Wirtschaft bezahlen wir mit Dutzenden von Todesfällen. Nicht wir kontrollieren das Virus, das Virus kontrolliert uns. Der Schaden ist irreparabel. Die Behauptung, wir würden irgendetwas kontrollieren, war zu jeder Zeit eine Lüge. Das Virus treibt uns vor sich her und unsere Reaktion darauf ist ein Eiertanz, in dem sich Maßnahmen und Prognosen je nach Gefühlslage von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung schneller ändern als das Wetter im April. Unsere Politik verhielt und verhält sich in solchen Situationen wie ein Betrunkener im Autoscooter, der von einem Hindernis gegen das nächste prallt und immer erst dann gegenlenkt, wenn er mit irgendetwas zusammengestoßen ist.
Nein, so höre ich an dieser Stelle oft, man hätte es gar nicht besser machen können. Eine solche Pandemie sei schließlich höhere Gewalt, das könne man doch niemandem in die Schuhe schieben. Ein sehr guter Einwand, den man unbedingt prüfen sollte. Sehen wir uns dazu einmal an, wie unser Gesundheitsminister diese frühe Phase der Katastrophe gemanagt hat. Zu diesem Zweck schauen wir uns eine kurze Chronologie der wichtigsten Ereignisse an. Überprüfen wir einmal, was man wann wissen konnte und betrachten parallel dazu ein paar Statements unseres Gesundheitsministers, als Quelle bedienen wir uns der Postings auf seinem eigenen Facebook-Profil. Und schließlich nehmen wir noch ein paar Zahlen und Aussagen der WHO hinzu, die Sie allesamt anhand der öffentlichen Publikationen selbst überprüfen können. Beginnen wir Ende Januar 2020.
Januar 2020
Im Dezember 2019 wurde bei 27 Menschen in der chinesischen Provinzhauptstadt Wuhan eine neuartige Lungenerkrankung nachgewiesen. Am 11.01.2020 gab es offiziell 41 Infektionsfälle. Diese Zahl hatte bis zum 16. Januar Bestand. Dann begannen die Zahlen zu steigen, 45 Fälle am 17. Januar, 62 am 18. Januar, 121 am 19. Januar. Fünf Tage später, am 24. Januar, waren es bereits 835 Fälle, am 27. Januar 2.761 Fälle. Weitere vier Tage später, am 31. Januar, hatte China 9.720 Infektionen und 213 Todesfälle zu beklagen.
Es wird deutlich, dass China die Situation in der Anfangsphase massiv unterschätzte. Die Datenlage ist zu diesem Zeitpunkt im Januar noch dünn, das Vertrauen in die offiziellen Stellen in China überschaubar. Dennoch zeigt dieser Verlauf zwei Dinge eindeutig: Es handelt sich um eine hochansteckende Erkrankung, die insbesondere bei Personen höheren Alters oder mit angegriffener Gesundheit tödlich verlaufen kann. Die Einschätzungen der WHO legen nahe, dass das Virus wesentlich ansteckender und tödlicher sein könnte als eine gewöhnliche Grippe. China greift mit entsprechender Entschlossenheit ein und riegelt diverse Städte ab.
Weiter: Südkorea ist betroffen, aus einem Fall am 23.01. wurden 6 bis zum Monatsende. Die USA und Australien sind ebenfalls betroffen. Unser Nachbarland Frankreich verzeichnete die ersten drei Fälle am 24. Januar, Großbritannien meldete am 31.01. zwei Fälle, Spanien einen. Deutschland hat seinen ersten bestätigten Fall am 27. Januar, bis zum 31.01. sind es sieben. Das Virus ist nun auf 4 Kontinenten nachgewiesen. Die WHO erklärt am 30. Januar den Eintritt einer gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite.
Da wir uns Sorgen machen und gerne Informationen aus seriösen Quellen beziehen, suchen wir Zuflucht bei unserem Gesundheitsminister und besuchen sein Facebook-Profil.
Am 24. Januar lässt er auf seiner Facebook-Seite wissen, er nehme die Lage in Asien sehr ernst und stehe im täglichen Austausch mit Experten. Gleichzeitig solle man aber einen kühlen Kopf bewahren. Zwar stellt er fest, es gäbe in Europa noch keinen Corona-Verdachtsfall, mahnt aber dennoch umsichtige Reaktionen an.
Das alles klingt sehr gut, aufmerksam und seriös.
Am 28. Januar - das Virus ist in Europa und mittlerweile auch in Bayern angekommen – erklärt er, es sei zu erwarten gewesen, dass etwas Derartiges geschehen würde. Der Patient sei isoliert und würde behandelt, seine Kontakte würden ebenfalls untersucht, wodurch eine Ausbreitung des Coronavirus verhindert würde. Weiterhin wird auf Informationen durch die Homepage des Bundesministeriums der Gesundheit verwiesen und erklärt, dass nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts die Gefahr für die Gesundheit der Menschen in Deutschland weiterhin als gering eingestuft wird.
In einer grafischen Darstellung heißt es zudem: „Der Fall aus Bayern zeigt, dass wir gut vorbereitet sind. Die Gefahr für die Gesundheit der Menschen in Deutschland bleibt weiterhin gering.“
Für den Leser geht daraus hervor: Es wird transparent, professionell und entschlossen gehandelt. Wir fühlen uns gut aufgehoben. Dass das RKI seine Einschätzung in naher Zukunft noch mehrfach anpassen wird, daran glauben die Leser dieser Nachricht zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich eher nicht.
In einem weiteren Posting bringt der Minister zum Ausdruck: „Für übertriebene Sorge gibt es keinen Grund. Wir nehmen die Situation sehr ernst und sind gut vorbereitet.“
29. Januar: Jens Spahn untermauert seine Aussagen vom Vortag: „Die ersten bestätigten Fälle des Coronavirus in Deutschland sind kein Grund zu übertriebener Sorge. Wir nehmen die Situation ernst und sind wachsam, aber auch gut vorbereitet.“
Worin diese gute Vorbereitung besteht, bleibt ungewiss. Von vorbereiteten Plänen für ein schnelles Vorgehen im Notfall, insbesondere Quarantäne-Maßnahmen oder einen Notfallplan zur Absage von Großveranstaltungen, sollte sich das Virus wider Erwarten in Deutschland verbreiten, ist jedenfalls nichts zu vernehmen. Offenbar denkt in dieser Phase noch niemand an eine ernste Bedrohung. Eine Katastrophe wie in China kann uns nicht passieren, das ist die Kernbotschaft des Januar.
Februar 2020
Der Karnevalsmonat ist angebrochen. Mit Weiberfastnacht am 20.02. und Rosenmontag am 24.02. stehen uns zwei Großereignisse der närrischen Saison unmittelbar bevor.
Die Zahlen aus China, das den Januar mit 9.720 Fällen beschlossen hatte, schießen bis zum 12. Februar auf fast 45.000 in die Höhe. Am 13. Februar muss sogar eine Korrektur der Zahlen verarbeitet werden, es sind nun fast 60.000. Gleichzeitig sind 1.368 Todesfälle erfasst. Damit ist klar: Dieses Virus ist in seiner Ausbreitung und deren unglaublicher Geschwindigkeit nicht mit SARS oder MERS vergleichbar, von denen zusammen bis heute etwas weniger als 11.000 Fälle bekannt sind. Es scheint zwar weniger tödlich zu sein als die altbekannten Corona-Viren, wird aber von der WHO als wesentlich gefährlicher als eine herkömmliche Grippe eingestuft.
Das Kreuzfahrtschiff „Diamond Princess“ wird am 05. Februar im Hafen von Yokohama in Japan unter Quarantäne gestellt. Bis zum 19. Februar werden über 500 der gut dreieinhalbtausend Menschen an Bord positiv auf das Virus getestet. Erneut wird deutlich, wie aggressiv sich das Virus ausbreitet, wenn es Gelegenheit dazu bekommt.
Bis zum 11. Februar steigt die Zahl der nachweislich infizierten Personen in Deutschland auf 16. Die Infektionsketten sind nachvollziehbar. Doch das „kleckerweise“ Auftreten der Erkrankung in etlichen Ländern Europas bereitet Sorgen. Die bisherigen Erkenntnisse legen nahe, dass eine Infektion höchstwahrscheinlich auch symptomfrei verlaufen kann und dass das Virus bereits vor dem Auftreten von Symptomen durch betroffene Menschen übertragen werden kann. Das Geschehen in China zeigt mehr als deutlich, was passieren kann, wenn dem Virus Zeit gegeben wird, sich unbemerkt zu verbreiten. Uns erreichen Bilder eines kollabierten Gesundheitssystems aus der Quarantänezone in Wuhan.
Die Zahl der infizierten Personen in Deutschland bleibt konstant, es werden keine neuen Fälle entdeckt. Doch der nahezu uneingeschränkte Reiseverkehr in Verbindung mit der hohen Übertragungsrate und der möglichen Symptomfreiheit infizierter Personen geben höchsten Anlass zur Wachsamkeit. Wir müssen also selbst dann eine Dunkelziffer in Betracht ziehen, wenn sämtliche bisherigen Fälle erfolgreich isoliert worden sind. Dass ein Land mit einer Bevölkerung von rund 83 Millionen Menschen tatsächlich keinen einzigen unentdeckten Fall haben sollte, grenzt unter diesen Bedingungen an eine mathematische Unmöglichkeit.
Praktisch „auf den letzten Drücker“ vor Rosenmontag erreichen uns zwei alarmierende Nachrichten:
In Südkorea, das den Januar mit 6 Infektionsfällen abschloss, scheint eine Infektionswelle aufzukommen. Das Land verzeichnete – sehr ähnlich zu Deutschland oder China zu Beginn der Epidemie – eine sehr geringe und praktisch stagnierende Zahl von Infektionsfällen zwischen dem 09. und
15. Februar. Lediglich ein neuer Fall wurde in dieser Zeit erfasst, womit die Gesamtzahl von 27 auf 28 anstieg. Doch ab dem 19.02. änderte sich das Bild: An diesem Tag stieg die Zahl plötzlich um 20 neue Fälle, am Folgetag um 53, am 21. Februar bereits um 100 und am 22.02. um ganze 229 auf insgesamt 433 Fälle. Wieder zeigt sich, wie effizient sich das Virus ausbreitet.
Italien, das zwei Wochen lang bei 3 Infektionsfällen stand, scheint – wenn auch mit ein paar Tagen Rückstand – auf die gleiche Entwicklung zuzusteuern. Nachdem am 21. Februar der vierte Fall auftrat, stieg die Zahl am Tag darauf bereits auf 11, um dann am 23.02., also dem Tag vor dem deutschen Rosenmontag, auf 124 in die Höhe zu schnellen. Hinzu kommt: Zwischen Deutschland und der betroffenen Region herrscht ein durchaus reger Reiseverkehr. An diesem 23. Februar verkündet Italien, das die Parallelen zur Entwicklung in anderen Nationen erkannt hat, daraufhin die Einrichtung von Sperrzonen und beendet vorzeitig den Karneval in Venedig.
Die Lage spitzte sich im Februar dramatisch zu und machte bereits deutlich, dass uns möglicherweise eine Pandemie bislang ungekannten Ausmaßes bevorstand. Die Warnzeichen mehrten sich und vor allem: Sie kamen näher, sie kamen bedrohlich nahe. Werfen wir wieder einen Blick auf das Facebook-Profil unseres Gesundheitsministers, der – wir erinnern uns – versprach, wachsam und gut vorbereitet zu sein.
Zunächst dankt Jens Spahn am 01. Februar seiner Kollegin, der Verteidigungsministerin, und der Bundeswehr, dass die Rückholung deutscher Staatsbürger aus der betroffenen Region in China kurzfristig realisiert werden konnte. Wörtlich fügt er hinzu: „Wenn man mir in zwei Wochen vorwirft, übertrieben vorsichtig gewesen zu sein, bin ich zufrieden – denn dann hat sich alles gut entwic...
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Darf man überhaupt Kritik äußern?
- Wie alles begann
- Die Panik vor der Panik
- Phase I: Der Beginn der Pandemie in Deutschland
- Phase II: Zwischen Lockdown und Lockerung
- Gesunder Menschenverstand
- Zusammenfassung und Analyse unseres Krisenmanagements
- Irrsinn mit wissenschaftlichem Anstrich: Die Herdenimmunität
- Die Gefahr halber Lösungen
- Wie man das Verständnis der Gesellschaft riskiert
- Risikofaktor Judikative
- Die Frage nach der Verantwortung
- Politik und Vorbildfunktion
- Die Wirtschaft – der Motor unseres Wohlstands
- Zusammenfassung
- Waren wir erfolgreich?
- Wie geht es weiter?
- Was wird von der Corona-Krise bleiben? Und vor allem: Sind wir lernfähig?
- Quellenangaben
- Impressum