Der Bitcoin-Standard
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Der Bitcoin-Standard

Die dezentrale Alternative zum Zentralbankensystem

  1. 432 Seiten
  2. German
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Der Bitcoin-Standard

Die dezentrale Alternative zum Zentralbankensystem

Über dieses Buch

In Der Bitcoin-Standard führt Wirtschaftswissenschaftler Saifedean Ammous den Leser durch die faszinierende Historie verschiedener Formen von Geld. Er erkundet, was diesen unterschiedlichen Technologien ihren monetären Status gab und wie sie ihn wieder verloren, was uns das über die wünschenswerten Eigenschaften von Geld lehrt und wie Bitcoin versucht diese zu erfüllen. Ammous erläutert die wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Vorzüge eines soliden Geldes und stellt diese unserem aktuellen Geldsystem gegenüber. Hierbei entsteht eine fachkundige Debatte über die bedeutungsvolle Funktion, die Bitcoin in der Zukunft der globalen Wirtschaft einnehmen könnte. Anstatt ihm die Rolle einer Währung für Kriminelle oder eines preiswerten Zahlungsnetzwerkes für die Massen zuzuschreiben, beschreibt dieses Buch Bitcoin als eine aufstrebende dezentrale, politisch neutrale und freie marktwirtschaftliche Alternative zu nationalen Zentralbanken. Eine Alternative, die möglicherweise gewaltige Auswirkungen auf die Freiheit und den Wohlstand jedes Einzelnen mit sich bringt. Für alle, die sich ein klares Bild von diesem neuen digitalen Geld machen wollen, ist Der Bitcoin-Standard eine unentbehrliche Grundlage.

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Information

KAPITEL 1
GELD
Bitcoin ist die neueste Technologie, die alle Voraussetzungen mit sich bringt, um die Funktionen eines Geldes zu erfüllen – eine Erfindung, welche die technologischen Möglichkeiten des digitalen Zeitalters nutzt, um ein Problem zu lösen, das die Menschheit bereits seit Urzeiten beschäftigt: Wie man einen wirtschaftlichen Wert über Zeit und Raum hinwegbewegt. Um Bitcoin zu verstehen, muss man zunächst Geld verstehen, und um Geld zu verstehen, gibt es keine andere Möglichkeit, als die Funktion und die Geschichte des Geldes zu studieren.
Der einfachste Weg für Menschen, Werte zu tauschen, ist der gegenseitige Austausch von werthaltigen Gütern. Dieser Prozess des direkten Austauschs wird als Tauschhandel bezeichnet, ist aber nur im kleinen Kreis mit nur wenigen produzierten Waren und Dienstleistungen praktikabel. In einer hypothetischen Wirtschaft von einem Dutzend Menschen, die von der Welt isoliert sind, gibt es nicht viel Raum für Spezialisierung und Handel; in diesem Fall wäre es möglich, dass jeder Einzelne sich an der Produktion der wesentlichen Überlebensgrundlagen beteiligt und diese direkt mit anderen austauscht. Der Tauschhandel hat in der menschlichen Gesellschaft immer existiert und existiert bis heute, aber er ist höchst unpraktisch und wird nur in Ausnahmefällen eingesetzt, in der Regel unter Beteiligung von Menschen, die einander vollkommen vertraut sind.
In einer hochentwickelten und umfangreicheren Wirtschaft ergibt sich die Möglichkeit für Einzelpersonen, sich auf die Produktion von mehr Gütern zu spezialisieren und sie mit viel mehr Menschen auszutauschen – Menschen, mit denen sie keine persönlichen Beziehungen haben, Fremde, mit denen es völlig unpraktisch wäre, eine fortlaufende Liste über Güter, Dienstleistungen und Gefälligkeiten zu führen. Je größer der Markt, desto mehr Möglichkeiten der Spezialisierung und des Austausches sind vorhanden, aber desto größer ist auch das Problem der Übereinstimmung von Bedürfnissen – was man selbst erwerben will, wird von jemandem produziert, der das eigene Angebot nicht benötigt. Das Problem ist komplexer, als nur unterschiedliche Anforderungen an verschiedene Güter zu haben, da es drei verschiedene Dimensionen des Problems gibt.
Erstens stimmen die Skalen nicht ausreichend miteinander überein: Was man benötigt, ist vielleicht nicht gleichwertig mit dem, was man besitzt, und eine Aufteilung in kleinere Einheiten ist unter Umständen nicht praktikabel. Stellen Sie sich vor, Sie wollen Schuhe im Gegenzug für ein Haus verkaufen. Sie können das Haus weder in kleinen Stücken kaufen, die jeweils einem Paar Schuhe entsprechen, noch will der Hausbesitzer alle Schuhe besitzen, deren Wert dem des Hauses entspricht. Zweitens gibt es selten eine Übereinstimmung des Zeitrahmens:: Was Sie verkaufen wollen, ist möglicherweise verderblich, aber was Sie kaufen wollen, ist haltbarer und wertvoller, was es schwierig macht, genug von Ihrem verderblichen Gut anzuhäufen, um es zu einem bestimmten Zeitpunkt gegen das haltbare Gut einzutauschen. Es ist nicht einfach, genügend Äpfel zu sammeln, um sie auf einmal gegen ein Auto einzutauschen, da sie verrotten, bevor das Geschäft seinen Abschluss findet. Drittens gibt es einen Mangel an Übereinstimmung der Standorte: Beispielsweise könnten Sie ein Haus an einem Ort verkaufen wollen, um ein Haus an einem anderen Ort zu kaufen, und (die meisten) Häuser können nicht bewegt werden. Diese drei Probleme machen den direkten Tausch sehr unpraktisch und führen dazu, dass man mehrere Ebenen des Austauschs finden muss, um wirtschaftliche Bedürfnisse zu befriedigen.
Der einzige Weg, dies zu umgehen, ist der des indirekten Austauschs: Man versucht, ein anderes Gut zu finden, das eine andere Person benötigt, und findet jemanden, der es gegen das eintauscht, was man verkaufen will. Dieses Zwischenprodukt ist ein Tauschmittel, und während jedes Gut als Tauschmittel dienen kann, wird es mit zunehmendem Umfang und zunehmender Größe der Wirtschaft unpraktisch, ständig nach unterschiedlichen Gütern zu suchen, die von der Gegenpartei gerade benötigt werden, und mehrere Tauschgeschäfte für jeden Tausch durchführen zu müssen, den sie eigentlich vornehmen wollen. Eine weitaus effizientere Lösung wird sich von selbst ergeben, und sei es nur, weil diejenigen, die darauf zurückgreifen, weitaus produktiver sein werden als diejenigen, die darauf verzichten: Dadurch entsteht ein einziges Tauschmittel (oder höchstens eine kleine Anzahl von Tauschmitteln), gegen das jeder seine Waren eintauschen kann. Ein solches Gut, das die Rolle eines weit verbreiteten Tauschmittels übernimmt, nennt man Geld.
Die zentrale Funktion des Geldes ist es, Tauschmittel zu sein. Anders ausgedrückt ist Geld ein Gut, das weder gekauft wurde, um konsumiert zu werden (ein Konsumgut), noch um bei der Herstellung anderer Güter eingesetzt zu werden (eine Investition oder ein Investitionsgut), sondern um in erster Linie gegen andere Güter getauscht zu werden. Während Investitionen auch dazu bestimmt sind, Einnahmen zu erzielen, die gegen andere Güter eingetauscht werden sollen, unterscheiden sie sich vom Geld in drei Aspekten: Erstens bieten sie eine Rendite, die das Geld nicht bietet; zweitens sind sie immer mit einem Ausfallrisiko verbunden, während Geld das geringste Risiko tragen sollte; drittens sind Investitionen weniger liquide als Geld, da jedes Mal, wenn sie ausgegeben werden, erhebliche Transaktionskosten anfallen. Dadurch können wir lernen zu verstehen, warum es immer eine Nachfrage nach Geld geben wird und warum Investitionen Geld niemals vollständig ersetzen werden. Unsicherheit wird im menschlichen Leben als gegeben hingenommen und der Mensch kann niemals mit Sicherheit sagen, zu welchem Zeitpunkt er wie viel Geld brauchen wird.1 Es gilt daher in praktisch allen menschlichen Kulturen als gesunder Menschenverstand und alte Weisheit, dass der Einzelne einen Teil seines Vermögens in Form von Geld aufbewahren sollte, weil es der liquideste, mögliche Besitz ist, der dem Besitzer bei Bedarf schnell zur Verfügung steht, und auch weil es weniger Risiko mit sich bringt als jede Investition. Der Preis für die Bequemlichkeit, Bargeld aufzubewahren, ist der Verzicht auf Konsum sowie entgangene Gewinne, die durch Investitionen mit diesem Bargeld hätten getätigt werden können.
Durch die Untersuchung menschlicher Entscheidungen in Marktsituationen hat Carl Menger, der Vater der Österreichischen Wirtschaftsschule und Begründer der Grenzanalyse, im Bereich der Wirtschaftswissenschaften zum Verständnis der wichtigsten Eigenschaft beigetragen, die es ermöglicht, dass Waren auf dem Markt wie Geld frei gehandelt werden: die Verkäuflichkeit – die Leichtigkeit, mit der eine Ware auf dem Markt verkauft werden kann, wann immer ihr Besitzer es will und mit dem geringsten Wertverlust.2
Es gibt im Prinzip keine Vorschriften darüber, was als Geld verwendet werden kann und was nicht. Jede Person, die sich entscheidet, etwas zu kaufen, nicht um es zu besitzen, sondern mit dem Ziel, es gegen etwas anderes einzutauschen, macht es de facto zu Geld, und so, wie die Menschen unterschiedlich sind, sind es auch ihre Meinungen und Entscheidungen darüber, was Geld ausmacht. Im Laufe der menschlichen Geschichte hat vieles die Funktion des Geldes erfüllt: Gold und Silber, vor allem aber auch Kupfer, Muscheln, große Steine, Salz, Rinder, Papiergeld, Edelsteine und in einigen Fällen sogar Alkohol und Zigaretten. Die Entscheidungen der Menschen sind subjektiv, und so gibt es keine „richtige“ und „falsche“ Wahl des Geldes. Entscheidungen haben jedoch Konsequenzen.
Die relative Verkäuflichkeit von Gütern lässt sich daran messen, wie gut sie die drei Aspekte des oben erwähnten Problems des Mangels der Übereinstimmung der Bedürfnisse lösen: ihre Verkäuflichkeit über Skalen, Raum und Zeit hinweg. Eine Ware, die skalenübergreifend verkäuflich ist, kann einfach in kleinere Einheiten aufgeteilt oder zu größeren Einheiten zusammengefasst werden, so dass der Besitzer sie in jeder gewünschten Menge verkaufen kann. Eine ortsunabhängige Verkäuflichkeit deutet darauf hin, dass es einfach ist, das Gut zu transportieren oder auf Reisen mitzunehmen, und das hat dazu geführt, dass gute Geldmedien im Allgemeinen einen hohen Wert pro Gewichtseinheit aufweisen. Beide Eigenschaften können leicht von zahlreichen Waren erfüllt werden, welche die Funktion von Geld einnehmen können. Das dritte Element, die Verkäuflichkeit im Laufe der Zeit, ist jedoch das Wichtigste.
Die Verkäuflichkeit eines Guts im Laufe der Zeit bezieht sich auf seine Fähigkeit, den Wert für die Zukunft zu bewahren, wodurch der Besitzer in der Lage ist, Vermögen aufzubewahren. Dies ist zugleich die zweite Funktion des Geldes: die Speicherung von Wert. Damit ein Gut im Laufe der Zeit verkaufsfähig bleibt, muss es immun gegen Fäulnis, Korrosion und andere Arten des Verfalls sein. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass jeder, der dachte, er könne sein Vermögen langfristig in Fisch, Äpfeln oder Orangen sichern, seine Lektion auf die harte Tour lernen musste und vermutlich sehr wenige Gründe hatte, sich um die langfristige Sicherung seines Vermögen Gedanken zu machen. Die physische Unversehrtheit im Laufe der Zeit ist jedoch eine notwendige, aber unzureichende Voraussetzung für die langfristige Verkäuflichkeit, da es sein kann, dass ein Gut erheblich an Wert verliert, selbst wenn sein physischer Zustand unverändert bleibt.
Damit das Gut seinen Wert behält, ist es ebenso notwendig, dass das Angebot des Guts nicht zu stark zunimmt, solange es dem Inhaber gehört. Ein gemeinsames Merkmal aller Geldformen im gesamten Lauf der Geschichte ist die Existenz irgendeines Mechanismus, der die Produktion neuer Einheiten des Guts einschränkt, um den Wert der bestehenden Einheiten zu erhalten. Die relative Schwierigkeit, neue Geldeinheiten zu produzieren, bestimmt die Härte des Geldes: Geld, dessen Angebot schwer zu erhöhen ist, wird als hartes Geld bezeichnet, während weiches Geld eine Art von Geld ist, dessen Angebot sich leicht vergrößern lässt.
Wir können die Härte des Geldes verstehen, indem wir uns zwei verschiedene Größen verdeutlichen, die mit der Bereitstellung eines Guts zusammenhängen: (1) Der Bestand, der das vorhandene Angebot des Guts darstellt, bestehend aus allem, was in der Vergangenheit produziert wurde, abzüglich allem, was verbraucht oder zerstört wurde und (2) der Neuzugang, der die zusätzliche Produktion darstellt, die im kommenden Zeitraum stattfindet. Das Verhältnis zwischen Bestand (Stock) und Neuzugang (Flow) ist ein zuverlässiger Indikator für die Härte eines Gutes, welches als Geld genutzt wird, und wie sehr es dazu geeignet ist, eine monetäre Rolle zu spielen. Ein Gut, das ein niedriges Stock-to-Flow-Verhältnis hat, ist eines, dessen vorhandenes Angebot drastisch erhöht werden kann, wenn Menschen es als Wertanlage nutzen. Ein derartiges Gut würde vermutlich kaum seinen Wert halten können, wenn es als Wertanlage verwendet würde. Je höher jedoch das Stock-to-Flow-Verhältnis ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein Gut seinen Wert im Laufe der Zeit behält und somit dauerhaft verkaufsfähig bleibt.3
Würde man eine harte Währung mit einem hohen Stock-to-Flow-Verhältnis als Wertanlage wählen, dann würde der Aufkauf einer solchen Währung und dessen Aufbewahrung die Nachfrage erhöhen, was zu einem Anstieg des Preises führen würde, was wiederum die Produzenten dazu anregen würde, mehr davon zu produzieren. Da jedoch der Neuzugang im Vergleich zum bestehenden Angebot gering wäre, ist es unwahrscheinlich, dass selbst ein starker Anstieg der Neuproduktion den Preis deutlich drücken würde. Wenn man hingegen beschließt, sein Vermögen in weichem Geld mit einem niedrigen Stock-to-Flow-Verhältnis zu lagern, wäre es für die Produzenten dieses Guts unsinnig, sehr große Mengen davon zu produzieren, weil dies den Preis drücken, das Gut entwerten, das Vermögen der Sparer enteignen und die Verkäuflichkeit des Guts im Laufe der Zeit zerstören würde.
Ich nenne das gerne die Falle des weichen Geldes: Bei allem, was als Wertanlage verwendet wird, erhöht sich das Angebot, und alles, dessen Angebot leicht erhöht werden kann, wird den Reichtum derjenigen zerstören, die es als Wertanlage verwenden. Die logische Folge dieser Falle ist, dass alles, was erfolgreich als Geld verwendet wird, über einen natürlichen oder künstlichen Mechanismus verfügen muss, der den Neuzugang des Guts zum Markt einschränkt und seinen Wert über die Zeit aufrechterhält. Damit folglich etwas eine monetäre Rolle übernehmen kann, muss es kostspielig in der Produktion sein, denn sonst zerstört die Versuchung der billigen Geldproduktion den Reichtum der Sparer und den Anreiz, in diesem Medium zu sparen.
Wann immer eine natürliche, technologische oder politische Entwicklung zu einer schnellen Angebotserhöhung des monetären Guts führt, wird das Gut seinen monetären Status verlieren und durch andere Tauschmedien mit einem zuverlässigeren hohen Stock-to-Flow-Verhältnis ersetzt werden, wie im nächsten Kapitel besprochen wird. Muscheln wurden in einer Zeit als Geld verwendet, als sie schwer zu finden waren, und lose Zigaretten werden als Geld in Gefängnissen verwendet, weil sie schwer zu beschaffen oder zu produzieren sind. Mit den nationalen Währungen verhält es sich ebenso: Je geringer die Steigerungsrate des Angebots ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Währung von Einzelpersonen gehalten wird und ihren Wert im Laufe der Zeit behält.
Als die moderne Technologie den Import und Fang von Muscheln einfach machte, wechselten die Gesellschaften, die sie verwendeten, zu Metall- oder Papiergeld, und wenn eine Regierung das Angebot ihrer Währung vergrößert, wechseln ihre Bürger zu Fremdwährungen, Gold oder anderen zuverlässigeren Geldwerten. Das zwanzigste Jahrhundert hat uns leider eine enorme Anzahl solcher tragischen Beispiele geliefert, insbesondere aus Entwicklungsländern. Die monetären Medien, die am längsten überlebt haben, sind diejenigen, die sehr zuverlässige Mechanismen bieten, um ihr Angebotswachstum einzuschränken – mit anderen Worten: hartes Geld. Zwischen den monetären Medien herrscht jederzeit ein lebendiger Wettbewerb, dessen Ausgang durch die Auswirkungen der Technologie auf das unterschiedliche Stock-to-Flow-Verhältnis der Wettbewerber vorgegeben ist, wie im nächsten Kapitel gezeigt wird.
Während es den Menschen im Allgemeinen freisteht, beliebige Waren als Tauschmittel zu verwenden, ist es in der Realität so, dass diejenigen, die hartes Geld verwenden, im Laufe der Zeit am meisten davon profitieren, da ihr Tauschmittel aufgrund des vernachlässigbaren neuen Angebots nur wenig an Wert verliert. Diejenigen, die sich für weiches Geld entscheiden, müssen wahrscheinlich mit einem Wertverlust rechnen, wenn das Angebot rasch wächst und somit der Marktpreis sinkt. Sei es durch weitblickende rationale Berechnung oder aufgrund der zurückliegenden harten Lektionen der Realität. Die Mehrheit des Geldes und des Reichtums wird sich auf diejenigen konzentrieren, die sich für die härtesten und verkaufsfähigsten Formen des Geldes entscheiden. Doch die Härte und Verkäuflichkeit der Güter selbst ist nicht etwas, das im Laufe der Zeit festgeschrieben bleibt. Mit den technologischen Fähigkeiten der unterschiedlichen Gesellschaften und Epochen hat sich auch die Härte der unterschiedlichen Geldformen und damit ihre Verkäuflichkeit geändert. Tatsächlich wurde die Wahl, welches Geld das Beste ist, immer von den technologischen Voraussetzungen der Gesellschaften bestimmt, die die Verkäuflichkeit verschiedener Güter definieren. Daher gehen österreichische Ökonomen bei ihrer Definition von solidem Geld selten dogmatisch oder objektivistisch vor, da sie es nicht als ein bestimmtes Gut oder eine Ware definieren, sondern als Geld, das frei auf dem Markt von den Menschen, die mit ihm handeln, gewählt wird, ihnen nicht durch Zwangsbefugnisse auferlegt und dessen Wert durch Marktinteraktion und nicht durch staatliche Auferlegung bestimmt wird.4 Der marktwirtschaftliche monetäre Wettbewerb ist gnadenlos effizient bei der Produktion von solidem Geld, da er nur jenen, die das richtige Geld wählen, erlaubt, im Laufe der Zeit einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens zu erhalten. Eine Regierung muss einer Gesellschaft das härteste Geld nicht aufzwingen. Die Gesellschaft wird es lange vor der Regierungsbildung entdeckt haben, und jede staatliche Einmischung, wenn sie denn Wirkung zeigen sollte, würde nur dazu dienen, den Prozess des monetären Wettbewerbs zu behindern.
Die individuellen und gesellschaftlichen Gesamtauswirkungen von hartem und weichem Geld sind weitaus tiefgreifender als bloße finanzielle Verluste oder Gewinne und stellen ein zentrales Thema dieses Buches dar, das in den Kapiteln 5, 6 und 7 ausführlich behandelt wird. Diejenigen, die in der Lage sind, ihr Vermögen in einer guten Wertanlage anzulegen, werden wahrscheinlich erfolgreicher für die Zukunft planen als diejenigen, die schlechte Wertanlagen verwenden. Die Stabilität monetärer Medien und ihre Fähigkeit, ihren Wert im Laufe der Zeit zu halten, sind wichtige Faktoren dafür, wie sehr Einzelpersonen die Gegenwart der Zukunft vorziehen, ihre sogenannte Zeitpräferenz, ein weiteres zentrales Thema dieses Buches.
Neben dem Stock-to-Flow-Verhältnis ist ein weiterer wichtiger Aspekt der Verkäuflichkeit eines monetären Mediums seine Akzeptanz durch andere. Je mehr Menschen ein monetäres Medium akzeptieren, desto liquider ist es, und desto wahrscheinlicher ist es, dass es ohne große Verluste gekauft und verkauft werden kann. Wie Computerprotokolle belegen, ist es in sozialen Umgebungen mit vielen Peer-to-Peer-Interaktionen selbstverständlich, dass Währungen entstehen, die den Handel dominieren, da es sich immer mehr lohnt, einem Netzwerk beizutreten, je größer dieses ist. So dominieren Facebook und eine Handvoll anderer Social-Media-Netzwerke den Markt, obwohl viele hundert fast identische Netzwerke geschaffen und beworben wurden. Ebenso muss jedes Gerät, das E-Mails sendet, das IMAP/POP3-Protokoll für den Empfang von E-Mails und das SMTP-Protokoll für den Versand verwenden. Es wurden jedoch viele andere Protokolle entwickelt, die durchaus ebenso gut verwendet werden könnten, aber fast niemand nutzt sie, weil dies den Benutzer daran hindern würde, mit fast allen zu interagieren, die heute E-Mails verwenden, weil diese standardmäßig auf IMAP/POP3 und SMTP beruhen. Ebenso war es beim Geld unvermeidlich, dass sich ein Gut oder eine geringe Anzahl bestimmter Güter als Haupttauschmittel durchsetzen würden, da eine leichte Tauschbarkeit am wichtigsten ist. Ein Tauschmittel wird, wie eingangs erwähnt, nicht aufgrund seiner eigenen Eigenschaften, sondern aufgrund seiner Verkaufsfähigkeit erworben.
Darüber hinaus ermöglicht die breite Akzeptanz eines Tauschmittels, dass alle Preise im Rahmen seiner Bedingungen ausgedrückt werden, was es ihm ermöglicht, die dritte Funktion des Geldes zu erfüllen: die der Recheneinheit. In einer Wirtschaft ohne anerkanntes Tauschmittel muss jedes Gut im Verhältnis zu jedem anderen Gut bewertet werden, was zu einer großen Anzahl von Preisen führt und wirtschaftliche Kalkulationen äußerst schwierig gestaltet. In einer Volkswirtschaft mit einem Tauschmittel werden die Preise aller Güter in Bezug auf dieselbe Recheneinheit ausgedrückt. In einer solchen Gesellschaft dient Geld als Maßstab für die Messung von zwischenmenschlichen Werten; es belohnt die Produzenten in dem Maße, in dem sie einen Wertbeitrag für andere leisten, und es zeigt den Verbrauchern an, wie viel sie für die Beschaffung ihrer gewünschten Güter bezahlen müssen. Erst mit einem einheitlichen Tauschmedium als Recheneinheit wird eine komplexe wirtschaftliche Kalkulation möglich, und damit die Möglichkeit der Spezialisierung auf komplexe Aufgaben, Vermögensbildung und große Märkte. Das Funktionieren einer Marktwirtschaft ist abhängig von den Preisen, und die Preise sind genaugenommen abhängig von einem gemeinsamen Taus...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Mit freundlicher Unterstützung …
  5. Widmung
  6. Inhalt
  7. Über den Autor
  8. Vorwort
  9. Prolog
  10. Kapitel 1 Geld
  11. Kapitel 2 Primitive Gelder
  12. Kapitel 3 Monetäre Metalle
  13. Kapitel 4 Staatliches Geld
  14. Kapitel 5 Geld und Zeitpräferenz
  15. Kapitel 6 Das Informationssystem des Kapitalismus
  16. Kapitel 7 Solides Geld und individuelle Freiheit
  17. Kapitel 8 Digitales Geld
  18. Kapitel 9 Wofür ist Bitcoin gut?
  19. Kapitel 10 Fragen zu Bitcoin
  20. Danksagungen
  21. Literaturverzeichnis
  22. Abbildungsverzeichnis
  23. Tabellenverzeichnis
  24. Index