Teil 1
Mindset und Innovationsfähigkeit
Megatrends und Resilienz für die 2020er-Jahre
Andrea Brock, Alexander Meyer
⊲ Die Coronapandemie zeigt die Komplexität einer globalisierten Welt auf, ihre Grenzen, ihre Fehlentwicklungen. Die Unsicherheit ist entsprechend groß. Die Unvorhersehbarkeit auch. Denn kaum etwas scheint mehr sicher zu sein. Wie also sollte man am besten umgehen mit einer Phase der großen Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit? Das Konzept der Megatrends kann hier Orientierung bieten. Sie können helfen, die neue Realität besser zu verorten, sie besser zu verstehen und schließlich, ganz konkret, sein Unternehmen auf das neue Normal vorzubereiten, es durch das neue Normal zu führen.
Andrea Brock Hauptbevollmächtigte der QBE Europe SA/NV-Direktion für Deutschland. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in der internationalen Versicherungswirtschaft ist Andrea Brock seit August 2019 Hauptbevollmächtigte der QBE Europe SA/NV – Direktion für Deutschland. Andrea Brock war zuvor in verschiedenen Managementpositionen unter anderem bei der Chubb, MS Amlin und AmTrust beschäftigt. Sie ist gelernte Versicherungskauffrau IHK und Betriebswirtin. Ihr Fokus liegt auf strategischem Business Development und Corporate Governance. Seit 14 Jahren ist sie in der internationalen Industrieversicherung tätig.
Alexander Meyer ist studierter Wirtschaftsjurist (LL. B.) Seit 2011 ist Alexander Meyer in der Versicherungswirtschaft mit Schwerpunkt Vertrieb und Consulting tätig, seit 2012 mit dem Schwerpunkt FOE und grenzüberschreitende Versicherungsprogramme. Von 2015 bis 2020 war er Vertriebsmanager der Advigon Versicherung – ein Unternehmen der HanseMerkur, mit Sitz in Vaduz. Alexander Meyer verantwortet seit 2020 den Bereich Market Management bei der QBE Europe SA/NV-Direktion für Deutschland mit dem Fokus Sales, Marketing und PR.
Ein außergewöhnliches, besonderes Jahr liegt hinter uns. Das Jahr 2020, dieses erste Jahr der 2020er-Jahre. Wir mussten erleben, wie eine Gesundheitskrise zu einer Menschheitskrise wurde, die das Leben aller weltweit sowohl beruflich wie auch privat auf den Kopf gestellt und überall auf der Welt in unterschiedlichstem Ausmaß großes Leid verursacht hat. Die Coronapandemie hat auch die Komplexität unserer globalisierten Welt aufgezeigt, ihre Grenzen, ihre Fehlentwicklungen. Und sie hat gezeigt, wie wichtig es für Unternehmen ist, zukünftig ihre eigene Resilienz zu hinterfragen. Also die Frage, wie sie mit vermeintlich unvorhersehbaren Risiken wie einer globalen Pandemie besser umgehen können.
Werden wir nun 2021 die Pandemie besiegen? Und wenn ja, wie wird die Welt nach Corona aussehen? Von einem »New Normal« ist die Rede. Doch wie wird sie aussehen, diese neue Normalität in diesem neuen Jahrzehnt, diesen auch hoffnungsvollen neuen 20er-Jahren? Was können Unternehmen und ihre Versicherer tun, um Resilienz gegenüber der Unvorhersehbarkeit unserer modernen Welt aufzubauen?
Die Unvorhersehbarkeit und die gleichermaßen mitschwingende Unsicherheit sind aktuell groß. Bereits 2019 zeigte der empirische QBE Unpredictability Index, dass die Welt in den letzten 30 Jahren unvorhersehbarer geworden ist. Dabei waren wirtschaftliche und unternehmerische Faktoren die Haupttreiber der Unsicherheit im letzten Jahrzehnt. Für Unternehmen bedeutet ein erhöhtes Risiko höhere Unsicherheiten und häufig unvorhergesehene Kosten. Vier von fünf befragten Unternehmen (78 Prozent) waren in den letzten zehn Jahren erheblich von einem oder mehreren unvorhersehbaren Ereignissen betroffen, wobei wirtschaftliche Ereignisse die schwerwiegendsten Auswirkungen hatten. Auch vor 2020 befand sich die Welt also in einer Phase der erhöhten Unvorhersehbarkeit. Mit der Coronapandemie ist nun ein Ereignis eingetreten, dessen Ausmaß noch nicht erfasst ist. Dementsprechend wächst die Unsicherheit. Überall. Im privaten wie im geschäftlichen, im gesellschaftlichen wie im politischen Umfeld. Wie also können Unternehmen und Versicherer am besten mit dieser neuen Phase der großen Unsicherheit umgehen? Obwohl diese zunimmt, gibt es Maßnahmen, die alle Unternehmen und ihre Partner wie ihre Versicherer ergreifen können, um mit optimalem Risikomanagement resilienter zu werden.
Hier kommt der Ansatz der Megatrends ins Spiel. Das Konzept der Megatrends kann helfen, die neue Realität besser zu verstehen und die Unsicherheit besser zu verorten, sie vielleicht sogar zu überwinden. »Megatrends sind die Veränderungen, die unser Leben bereits prägen und es noch länger tun werden. Als Entwicklungskonstanten der globalen Gesellschaft umfassen sie mehrere Jahrzehnte«, so das Zukunftsinstitut in Frankfurt, und weiter: »Ein Megatrend wirkt in jedem einzelnen Menschen und umfasst alle Ebenen der Gesellschaft: Wirtschaft und Politik sowie Wissenschaft, Technik und Kultur«.
Tatsächlich denkt und sortiert sich QBE auch mithilfe der Megatrends. Gemeinsam mit AIRMIC, einem britischen Verband für Risikomanagement, haben wir die fünf essenziellen Megatrends für die jetzige Zeit definiert: das sich verändernde Umfeld der Digitalisierung (Cyber und IT), das Umfeld der politischen Rahmenbedingungen (Politik und Gesetze), das Umfeld der öffentlichen Wahrnehmung (Vertrauen und Reputation), das geopolitische Umfeld (Internationale Politik) und das Umfeld der uns immer deutlicher werdenden planetaren Grenzen (Klima und Umwelt).
In all diesen Bereichen ist eine Menge Bewegung. Die Veränderungen sind groß und verstärken sich gegenseitig. Streng genommen kann man diese Bereiche auch nicht wirklich voneinander getrennt betrachten. Und dennoch tun wir es, denn wir verstehen es als ein Konzept, mit dessen Hilfe wir Ereignisse im Gesamtbild besser verorten können. Es ist ein Weg, um das Gesamtkonstrukt unserer heutigen Welt besser zu greifen und folglich das Gefühl der Unsicherheit dadurch zu überwinden. Indem wir das große Ganze sortieren, wird es verdaulicher. Wir gehen schrittweise vor und können uns Umfeld für Umfeld an die Veränderungen anpassen oder, je nachdem, wo auf dem Zeitstrahl wir uns gerade zu befinden glauben, auf die zu erwartenden Veränderungen vorbereiten.
1. Das Umfeld der Digitalisierung (Cyber und IT)
Die Coronapandemie sollte die letzten Zweifler davon...