Das Buch im Buch. Selbstreferenz - Intertextualität und Mythenadaption in Cornelia Funkes Tinten-Trilogie
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Das Buch im Buch. Selbstreferenz - Intertextualität und Mythenadaption in Cornelia Funkes Tinten-Trilogie

Über dieses Buch

Cornelia Funkes Tinten-Trilogie ist nicht nur ein populäres Werk der Kinder- und Jugendliteratur, sondern beinhaltet wichtige literaturwissenschaftliche Konzepte wie das der Selbstreferenz, der Intertextualität und der Mythenadaption. Wie diese Konzepte verarbeitet werden und warum die drei Bände der Postmoderne zugeordnet werden können, wird in diesem Buch analysiert.

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II. Die Bücher im Buch – das Konzept der Intertextualität

II.1. Intertextualität in Tintenherz83

Bereits in der Widmung wird mit dem Herrn der Ringe Bezug auf Primärliteratur genommen und mit dem Zitat aus Engführung ein intertextueller Rahmen um den gesamten Roman gezogen. Wichtiger sind allerdings wieder die Motti, also die Zitate aus unterschiedlichen Texten. Aus einigen Texten wird nur einmal, aus anderen wiederum mehrmals zitiert, wobei die Häufigkeit kein Anzeichen für die Bedeutsamkeit hinsichtlich des Kerntextes ist.
Man könnte nun die einzelnen Motti Kapitel für Kapitel zitieren und den Primärtext angeben. So lautet das Motto des ersten Kapitels Ein Fremder in der Nacht:
»Der Mond schimmerte im Auge des Schaukelpferdes und auch im Auge der Maus, wenn Tolly sie unter dem Kissen hervorholte, um sie anzuschauen. Die Uhr tickte, und in der Stille meinte er kleine nackte Füße über den Boden laufen zu hören, dann Kichern und Wispern und ein Geräusch, als würden die Seiten eines großen Buches umgeblättert. Lucy M. Boston, Die Kinder von Green Knowe« (TH 9)
Inhaltlich nimmt das Motto Bezug auf das nachfolgende Kapitel, denn Meggie bewahrt ihr Buch ebenso wie Tolly die Maus »unter dem Kissen« (TH 10) auf. Bei beiden Protagonisten herrscht Nacht, und akustische Signale, wie das Geräusch beim Blättern in einem Buch, ähneln sich ebenfalls.
Dieses Verfahren der Aufzählung nun auf jedes Kapitel anzuwenden, wäre wohl nicht von großem wissenschaftlichen Nutzen. Es genügt die Feststellung, dass sich jedes Motto auf das nachfolgende Kapitel bezieht, wobei der jeweilige inhaltliche Zusammenhang unterschiedlich einfach herzustellen ist.
Die Funktion dieser Form von Intertextualität liegt darin, den Re­zipienten auf den weiteren Verlauf von Tintenherz einzustimmen. Zusätzlich verweisen die dort angegebenen Literaturnachweise auf ei­nige Primärtexte, die auch im nun zu analysierenden Kerntext, vor­nehm­lich in der Figurenrede, angeführt werden, so dass bei Bedarf im weiteren Verlauf die Motti hinzugezogen werden, um dadurch die inter­textuell verarbeiteten Primärtexte zu identifizieren. Die Werke, die nicht im Kerntext, sondern nur im Paratext genannt werden, brauchen im weiteren Verlauf der Untersuchung nicht berücksichtigt zu werden, weil sie für das Geschehen weitgehend unbedeutend sind.
Intertextualität ist in der Diegese von Tintenherz kein literaturtheoretisches Thema, sondern Teil der Kommunikation zwischen den Figuren. Zusätzlich hat sie die Funktion, die Charaktere der Figuren darzustellen. Mo, Meggie und Elinor sind sehr belesen und integrieren diverse Primärliteratur in ihre Rede, hauptsächlich, um diese mit anschaulichen Vergleichen auszuschmücken. Der Rezipient kann damit Figurengespräche nur so weit verstehen, wie er selbst Kenntnis über die literarischen Werke hat.
Im Kerntext werden Bezüge auf andere literarische Werke so unter­schiedlich verwendet, dass man sie nach gewissen Kriterien in vier Haupt- und mehrere Untergruppen einordnen kann: So werden in den ersten beiden Gruppen intertextuell verarbeitete Werke zum einen explizit genannt und durch Kursivdruck kenntlich gemacht, zum an­de­ren fehlt diese Form der Hervorhebung, wobei der Primärtext aber durch den Kontext, zum Beispiel durch Vergleiche und Anspielun­gen, in denen relativ bekannte, beziehungsweise titelgebende Protagonisten genannt werden, zweifelsfrei zu erkennen ist.
Die anderen beiden Gruppen haben jeweils direkte Zitate zum Gegenstand, sind aber unterteilt in leicht erkennbare und weniger leicht erkennbare Werke, wobei ich mir dessen bewusst bin, dass diese Einteilung nach subjektiven Kriterien erfolgt. Dies mag zwar unüblich erscheinen, ist aber dadurch, dass Tintenherz ein postmoderner Roman ist, gerechtfertigt und führt zu einem guten Überblick über die verwendeten Primärtexte.

II.1.1. Primärtexte mit Titelangabe im Kursivdruck

Die erste Gruppe hat den kursiv gesetzten Titel eines Werkes als Krite­ri­um. Um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, sollen diese Titel nun in der Reihenfolge, in der sie in Tintenherz genannt werden, aufgezählt werden, danach werden sie ihrer Relevanz nach näher ana­lysiert, wobei etwaige direkte Zitate aus den Primärwerken noch nicht in diesem, sondern in einem späteren Kapitel berücksichtigt wer­den:
Dr. Jekyll und Mr Hyde (TH 11), Pinocchio (TH 25), Das Dschungelbuch (TH 60), Meister der Tarnung (TH 66), Tom Sawyer (TH 67, 166), Wie das Nashorn seine Runzeln bekam (TH 67), Alice im Wunderland (TH 115), Pu der Bär (TH 167), Wo die wilden Kerle wohnen (TH 167), Die Schatzinsel (TH 188, 190, 196), Die Erzählungen aus 1001 Nacht (TH 188, 197, 198, 425), Peter Pan (TH 233, 385, 386, 389, 395, 396) Odyssee (TH 385), Dr. Dolittle (TH 418), Gesammelte Märchen von Hans Christian Andersen (TH 420) und Der Herr der Ringe (TH 425).
Alle hier genannten Titel sind real existente Werke, deren Autor und Entstehungsjahr bekannt sind beziehungsweise durch Recherche verifiziert werden können. Eine Ausnahme bildet Meister der Tarnung. Dieses Sachbuch, dessen Existenz wahrscheinlich, aber nicht sicher zu belegen ist, benutzt Meggie, um die für sie zunächst un­realistische Tatsache, dass Gwin Hörner hat, zu überprüfen. Die Funktion der Intertextualität liegt darin, die Nicht-Konformität zwi­schen Staubfingers und Meggies Welt zu demonstrieren. Anhand eines Sachbuches, das eigentlich die geltenden Episteme einer Welt oder auch nur einer Epoche beinhaltet, können Gwins Hörner aber nicht erklärt werden.
Die übrigen Texte können in Abhängigkeit von den Motti einge­teilt werden: So werden Pinocchio, Wie das Nashorn seine Run­zeln bekam, Alice im Wunderland, Pu der Bär, die Odys­see, Dr. Dolittle und Gesammelte Märchen von Hans Christian Andersen nicht in den Motti angeführt, aber zum Teil an anderer Stelle intertextuell verarbeitet, ohne dort explizit durch Kursivdruck hervorgehoben zu werden, doch dazu später. Allein Pino­cchio, Wie das Nashorn seine Runzeln bekam und Pu der Bär werden einmalig an den genannten Textstellen verwendet, so dass diese Verweise nun zuerst abgehandelt werden.

a) Einmalig genannte Werke

Carlo Collodis Pinocchio wird intertextuell verarbeitet, als Meggie sich überlegt, welche Bücher sie mit auf die Reise zu Elinor mitnehmen soll.
»Wie wäre es mit einer Lügengeschichte?, dachte Meggie. Mo log sie an. Er log, obwohl er wusste, dass sie ihm die Lügen jedes Mal an der Nase ansah. Pinocchio, dachte Meggie. Nein. Zu unheimlich. Und zu traurig.« (TH 25)
Es wird zusätzlich eine hypertextuelle Verbindung zwischen dem intradiegetischen Geschehen von Tintenherz und Pinocchio hergestellt. Vorausgesetzt wird, dass der Rezipient weiß, dass Pinocchios Nase jedes Mal, wenn er lügt, länger wird. Auch Mo belügt Meggie, als er leugnet, die Reise hätte etwas mit Staubfingers Besuch zu tun (vgl. TH 22 f.), wobei seine Nase jedoch nicht an Länge zunimmt.
Der Primärtext Wie das Nashorn seine Runzeln bekam »war eine von Mos Lieblingsgeschichten. Als sie [Meggie] noch kleiner war, hatten sie manchmal gespielt, dass in ihren Kleidern auch lauter Krümel säßen, wie in der Haut des Nashorns.« (TH 67). Meggie versucht, durch die Nennung dieser Erzählung, die aus Rudyard Kiplings Geschichten für den allerliebsten Liebling stammt,84 Mo zum Vorlesen zu überreden, weil sie bisher noch nicht weiß, was passiert, wenn Mo eben dies tut. Zugleich versucht sie, die Vertrautheit, die durch Mos Lügen und Heimlichtuerei gestört wurde, wiederherzustellen. Auch hier ist wieder ein hypertextueller Bezug auszumachen.
Alan Alexander Milnes’ Pu der Bär schließlich wird von Elinor genannt, als auch sie den Wunsch äußert, Meggies Vater möge aus einem Buch vorlesen, das keine Bösewichte enthält (vgl. TH 167). Mo antwortet darauf:
» ›[…] vielleicht gibt es selbst bei Pu dem Bären einen Bösewicht, den wir übersehen haben. Oder was ist, wenn ich Pu selbst herauslese? Was soll er hier anfangen ohne seine Freunde und ohne den Hundertsechzig-Morgen-Wald? Sein dummes Herz wird ihm brechen, so wie das von Staubfinger zerbrochen ist.‹ « (T 168)
Die Funktion dieses intertextuellen Verweises liegt darin, den Rezipienten zu der Überlegung zu bringen, ob es in Pu der Bär tatsächlich einen Bösewicht gibt. Wichtiger noch ist aber der Vergleich zwischen Staubfinger und Pu, denn dadurch wird Mitleid mit Staubfinger erzeugt und sein ambivalentes Verhalten erklärt.

b) Mehrmals genannte Werke ohne Bezug zu den Motti

In diese Untergruppe wird die Primärliteratur eingeordnet, deren Titel kursiv gedruckt sind, aber die auch an anderer Stelle intertextuell verarbeitet werden. Gleichzeitig sind diese Werke nicht in den Motti aufgeführt, so dass sie nicht anhand des Paratextes identifiziert werden können.
So wird Lewis Carrolls Roman Alice im Wunderland zum ersten Mal nicht im Kursivdruck genannt, sondern dient ebenfalls dazu, mittels eines Vergleiches zwischen Meggie und der Figur der Alice das Geschehen zu verdeutlichen:
»Also ging Meggie in ihr Zimmer und legte sich auf das gewaltige Bett. Ganz verloren kam sie sich darin vor, zwergenhaft, als wäre sie geschrumpft. Wie die Alice im Wunderland, dachte sie und strich über die geblümte Bettwäsche.« (TH 60)
Im weiteren Verlauf wird das Werk an sich noch einmal thematisiert, als Elinor auf einer Straßenkarte Capricorns Dorf sucht:
» ›[…]. In Genua war ich mal. Habe dort bei einem Antiquar ein sehr schönes Exemplar von Alice im Wunderland gekauft, gut erhalten und für die Hälfte von dem, was das Buch wert war.‹ Sie warf Meggie einen fragenden Blick zu. ›Magst du Alice im Wunderland?‹
›Nicht besonders‹, sagte Meggie und starrte auf die Karte.
Elinor schüttelte den Kopf über so viel kindlichen Unverstand […].« (TH 115)
Wie bereits gesagt ist Intertextualität Teil der Figurenkommunikation. An dieser Stelle funktioniert die Verständigung zwischen Elinor und Meggie noch nicht so, wie sie zwischen Mo und Meggie selbstverständlich ist. Zwar versucht Elinor, sich durch die Nennung von Primärliteratur Meggie anzunähern, mit Alice im Wunderland hat sie aber noch keinen Erfolg, vielleicht auch deswegen, weil Meggie sich an ihre Gefühle erinnert, als sie, wie bereits oben ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. Theoretische Einbettung
  3. I. Das Buch im Buch – das Konzept der Selbstreferenz
  4. II. Die Bücher im Buch – das Konzept der Intertextualität
  5. III. Der Mythos im Buch – die Adaption des Orpheus-Mythos
  6. VI. Fazit
  7. Siglenverzeichnis
  8. Abbildungen
  9. Tabellen
  10. Literaturverzeichnis