Die Berliner Mauer
eBook - ePub

Die Berliner Mauer

Geschichtstouren für Entdecker

  1. 200 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Die Berliner Mauer

Geschichtstouren für Entdecker

Über dieses Buch

"Berlin wird leben und die Mauer wird fallen", sagte Willy Brandt 1989. 20 Jahre später ist von der Mauer kaum etwas übrig geblieben. Schon heißt es: "Wo stand eigentlich die Berliner Mauer?" Mit diesem Mauerführer können Sie auf zwei Touren die Geschichte der Mauer nacherleben. Zahlreiche Fotos und Karten, anschauliche Texte sowie Hintergrundinfos und Quellenmaterial machen die Geschichtstour zu einem spannenden Erlebnis.

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Information

Geschichtstour 1

1

Dauer circa 2 – 2½ Stunden

Diese Tour führt Sie auf einem Spaziergang vom heutigen Regierungsviertel bis zur traditionsreichen Friedrichstraße durch die Berliner Mitte. Sie folgen dabei einem Mauerabschnitt, der in den Jahren der Teilung wegen seiner Lage im historischen Zentrum der Stadt auch international bekannt war. Staatsgäste aus aller Welt, die während des Kalten Krieges die ›Frontstadt‹ Berlin besuchten, besichtigten hier die Berliner Mauer – übrigens von beiden Seiten des ›Eisernen Vorhangs‹. Denn als Gegenstück zu einer Besucherplattform auf West-Berliner Seite hatte auch die DDR eine kleine Tribüne vor dem Brandenburger Tor aufgebaut, die ausgewählte Gäste für den Blick zum imperialistischen Klassenfeind‹ nutzten.
Von den alten Grenzanlagen zwischen Reichstag, Brandenburger Tor und Checkpoint Charlie sind heute nur noch wenige Reste erhalten. Umfangreiche Baumaßnahmen seit der Wiedervereinigung haben die Topografie der Stadt völlig verändert. Nur wenig ist dem Bauboom dieser Jahre entgangen. Die Spurensuche erleichtern heute neben einer Markierung des Mauerverlaufs im Boden zudem zahlreiche Tafeln, die über die Geschichte des jeweiligen Ortes während der Teilungszeit informieren. Denn die Strecke, die im Verlauf der gut 40 Kilometer langen innerstädtischen Grenze touristische Hotspots Berlins verbindet, ist auch heute bei Berlinbesuchern sehr beliebt.
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1 – Gedenkstein Günter Litfin
2 – Parlament der Bäume
3 – Weiße Kreuze
4 – Pariser Platz und Brandenburger Tor
5 – Potsdamer Platz
6 – Wachturm Erna-Berger-Straße
7 – Niederkirchnerstraße
8 – Checkpoint Charlie

Station 1: Humboldthafen - Gedenkstein Günter Litfin

Verkehrsanbindung:
Station Hauptbahnhof: Fern- und Regionalverkehr, S 5, S 7, S 75, S 9, Bus M 41, M 85, TXL, 120, 123, 147, 240, 245, N 20, N 40
Ausgangspunkt der Tour ist die Hugo-Preuss-Brücke am Alexanderufer in unmittelbarer Nähe des Berliner Hauptbahnhofs. Von der Brücke aus haben Sie einen guten Blick auf den Berliner Humboldthafen, dem Schauplatz der ersten Todesschüsse an der Berliner Mauer 1961, die damals noch vielerorts ein Provisorium aus einfachen Bauzäunen war. »24. Aug. 1961, 16.15 Uhr: Tod durch fremde Hand. Hals- und Mundboden-Durchschuß, verbunden mit Ertrinken.« Der Totenschein fasste ins Amtsdeutsch, was nur elf Tage, nachdem das SED-Regime mit der Absperrung zum Westteil der Stadt begonnen hatte, die Öffentlichkeit erschütterte: Der 24-jährige Günter Litfin starb bei seinem Fluchtversuch über das Bahngelände zwischen Friedrichstraße und Lehrter Bahnhof (heute Standort des Hauptbahnhofs). Von Grenzposten entdeckt, versuchte er durch den Spreekanal im Humboldt-Hafen die Westseite schwimmend zu erreichen, bis ihn die gezielten Schüsse in den Kopf trafen. Die Leiche wurde Stunden später aus der Spree geborgen. Während in der DDR-Presse verleumderische Artikel erschienen, nahm die West-Berliner Öffentlichkeit regen Anteil am Schicksal dieses ersten Gewaltopfers an der Mauer. Gegenüber der Stelle, an der Günter Litfin ins Wasser gesprungen war, wurde zum Jahrestag seines Todes ein Gedenkstein aufgestellt, der bis 1995 die zentrale Gedenkstätte des Landes Berlin für die Mauertoten war.
Aufgrund von Bauarbeiten zwischenzeitlich entfernt, befindet sich der Gedenkstein heute an der Sandkrugbrücke an der Invalidenstraße einige hundert Meter von der Hugo-Preuss-Brücke entfernt. Sobald das Alexanderufer, der Flucht- bzw. Bergungsort von Günter Litfin, fertig gestellt ist, soll der Stein dort platziert werden.13 Eine Infostele der Geschichtsmeile Berliner Mauer auf der Hugo-Preuss-Brücke in Richtung Regierungsviertel erinnert an das erste Gewaltopfer an der Mauer. Im Ost-Berliner Ortsteil Weißensee ist heute eine Straße nach Günter Litfin benannt. 2003 eröffnete dessen Bruder Jürgen, der vom Tod seines Bruders aus dem West-Fernsehen erfahren hatte, die Günter-Litfin-Gedenkstätte in der Kieler Straße in einem ehemaligen Wachturm.
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Lesetipp: Jürgen Litfin, Tod durch fremde Hand. Das erste Maueropfer in Berlin und die Geschichte einer Familie, Husum 2007
Der Bruder des ersten Gewaltopfers an der Mauer schildert die bewegende Geschichte seiner Familie, die nach dem missglückten Fluchtversuch jahrzehntelang ins Fadenkreuz der Stasi geriet.

Vertiefung: »Husarenstück« zu Wasser

Die Spree war für die Grenztruppen ein besonderes Sicherheitsrisiko. Eine gefährliche Flucht in die Freiheit gelang 1962 mit einem gekaperten Ausflugsschiff der ›VEB Weiße Flotte‹. Vierzehn junge Ost-Berliner steuerten das Schiff unter dem Dauerfeuer von Volkspolizei und Grenztruppen in den Westen. Die ›Friedrich Wolf‹, mit 60 Metern der längste Passagierdampfer und das Flaggschiff der ›VEB Weiße Flotte‹, hatte für den Tag der Flucht die Genehmigung zur Fahrt ins Grenzsperrgebiet am Berliner Osthafen. Das Hafenbecken und das Nordufer gehörten zu Ost-Berlin, das Südufer dagegen zum Westteil der Stadt. Den Fluchtwilligen gelang es, in der Nacht auf den 8. Juni 1962 den trinkfreudigen Kapitän und den 1. Maschinisten zu überwältigen und das Schiff in ihre Gewalt zu bringen. Als das am frühen Morgen in den Hafen einlaufende Boot plötzlich nach Backboard drehte und damit in Richtung Freiheit steuerte, eröffnete ein herbei geeiltes DDR-Polizeiboot das Feuer aus Maschinengewehren. Der Untersuchungsbericht der DDR-Behörden zählte am Ende 138 abgegebene Schüsse. West-Berliner Polizisten verhinderten mit eigenen Warnschüssen das Entern des Ausflugschiffes durch die Grenzsoldaten. Alle Beteiligten blieben unverletzt. Das ramponierte Boot wurde später samt ausgenüchtertem Kapitän und 1. Maschinisten in den Ostsektor zurückgebracht. 2006 entstand für den WDR eine Fernsehdokumentation dieser spektakulären Flucht mit eingestreuten Spielfilmszenen.14
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Foto der West-Berliner Polizei vom Passagierdampfer »Friedrich Wolf« nach dem Beschuss der DDR-Grenzsoldaten, 8.6.1962
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Der Humboldthafen mit der Mauer am Ufer. Im Hintergrund der Bettenturm der Charité, 1989

Auf dem Weg …

Von der Hugo-Preuss-Brücke führt der Weg entlang des Kapelle-Ufers in Richtung Regierungsviertel. Sie passieren oberhalb der Spree die Kreuzung Reinhardt-Straße und gehen bis zum Schiffbauerdamm. Sie befinden sich hier im ehemaligen Grenzgebiet, auf der die Mauer stand. Doch auch die Wasserfläche der Spree zählte noch zu Ost-Berliner Gebiet, weshalb bei Fluchtversuchen aus der DDR erst das Erreichen der anderen Spreeseite rettendes Ufer bedeutete. An die Opfer der Mauer erinnert eine Installation, die Sie direkt hinter der Bundespressekonferenz erreichen: das »Parlament der Bäume«.

Station 2: Parlament der Bäume

Verkehrsanbindung:
Station Marschallbrücke: Bus TXL oder
Station Unter den Linden: S 1, S 2, S 25 oder
Station Bahnhof Friedrichstraße: U 6, S 5, S 7, S 75, S 9 oder
Station Hauptbahnhof: Fern- und Regionalverkehr, S 5, S 7, S 75, S 9,
Bus M 41, M 85, TXL, 120, 123, 147, 240, 245, N 20, N 40
Das ›Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt‹ befindet sich im heutigen Regierungsviertel und wurde 1990 vom Berliner Aktionskünstler Ben Wagin zusammen mit Volker Martin als Gedenkort für die Toten des Zweiten Weltkrieges und die Opfer an der Berliner Mauer gestaltet. Auf dem Freigelände findet sich eine Installation aus Bäumen, die namhafte Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft gepflanzt haben, und Grenzsegmente der Hinterlandmauer. Diese sind mit Bildern, Texten und Gedichten versehen. Auf diesem Gelände verlief der alte ›Kolonnenweg‹ der patrouillierenden DDR-Grenztruppen. Es ist derzeit zwar abgeriegelt, Führungen sind aber nach Voranmeldung unter 030-3926049 oder 0171-1517121 jederzeit möglich. Trotz zahlreicher Bemühungen Ben Wagins und prominenter Unterstützung besteht bis heute kein Denkmalschutz-Status für das ›Parlament der Bäume‹. Die Baumaßnahmen im Regierungsviertel haben es bereits stark verkleinert. Im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (benannt nach der deutschen Politikerin und Frauenrechtlerin) der Bundestagsverwaltung befindet sich eine Neuinstallation der von Wagin sichergestellten Mauerreste. Das Mahnmal ist für Besucher öffentlich zugänglich, allerdings nur von Freitag bis Sonntag.
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Wo heute Abgeordnetenbüros stehen und der politische Betrieb stattfindet, war noch 1989/90 eine Brache. Im Hintergrund die Mauer, die Teil des Parlaments der Bäume heute ist
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Info: Mauermahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Schiffbauerdamm, 10117 Berlin. Öffnungszeiten: Fr bis So 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei.
Der Eingang liegt an der Uferpromenade der Spree. Sie müssen dazu das Bundestagsgebäude umrunden, entweder rechts entlang der Luisenstraße (bei Mitnahme von Fahrrad und Kinderwagen zu empfehlen) oder aber spreeseitig. Dazu müssen Sie einige Treppenstufen zur Uferpromenade hinabsteigen. Laut Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages lässt Stephan Braunfels als Architekt des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses die Mauersegmente im Gebäude dem ursprünglichen Verlauf der Mauer folgen, der »wie ein schmerzhafter Fremdkörper in die Architektur einschneidet.«15 Die einzelnen Segmente, die deutliche Spuren der ›Mauerspechte‹ aufweisen (siehe auch S. 77), listen Jahr und – nach Wissensstand von 2003 – die Anzahl der Menschen auf, die bei dem Versuch, die DDR zu verlassen, ums Leben kamen. Die Angaben beziehen sich nicht alleine auf die Mauertoten in Berlin.
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Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
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Ben Wagins Parlament der Bäume mit Mauerteilen

Vertiefung: Der »Baumpate« Ben Wagin

»Aktionskünstler, Baumpate, Umweltaktivist, Theaterregisseur, Lehrer, Gewissen, Mensch«: Die Charakterisierungen, die Ben Wagin von sich gibt, sind verzweigt wie ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Einladung zur Spurensuche
  2. Geschichtstour 1
  3. Station 1: Humboldthafen - Gedenkstein Günter Litfin
  4. Station 2: Parlament der Bäume
  5. Station 3: Weiße Kreuze
  6. Station 4: Pariser Platz und Brandenburger Tor
  7. Station 5: Potsdamer Platz
  8. Station 6: Wachturm Erna-Berger-Straße
  9. Station 7: Niederkirchnerstraße
  10. Station 8: Checkpoint Charlie
  11. Geschichtstour 2
  12. Station 1: Bösebrücke / Bornholmer Straße
  13. Station 2. Norweger Straße
  14. Station 3: Schwedter Steg
  15. Station 4: Mauerpark
  16. Station 5: Gedenksteine für die Maueropfer in der Bernauer Straße
  17. Station 6: Kapelle der Versöhnung
  18. Station 7: Bernauer Straße und Nordbahnhof
  19. Orte außerhalb der Touren
  20. Anhang