
- 256 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
WEGWEISER, GUIDE, PARTNERErstbesteiger gehen in die Geschichte ein, doch kaum ein Gipfel wurde in der Frühzeit des Alpinismus ohne Bergführer erklommen. Ihre Namen blieben weitgehend unbekannt. Während sich anfangs noch jeder als Bergführer bezeichnen konnte, mussten bald Prüfungen abgelegt werden. Von all dem erzählt die 200-jährige Geschichte der Südtiroler Bergführer und spiegelt dabei die Entwicklung von Alpinismus und Tourismus wider.
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Information
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OFFENE GRENZEN, EUROPÄISCHE FÜHRER

Neue Horizonte
Dass sich die Bergführer in Südtirol Anfang der 1980er-Jahre neu organisieren, von den Alpenvereinen abnabeln und ein neues Selbstverständnis entwickeln, ist kein Zufall. Die Neuausrichtung ist den politischen Freiräumen zu verdanken, die die Autonomie mit sich bringt. Zudem erfindet sich der Berufsstand in diesen Jahren völlig neu, und zwar alpenweit. So schafft man zum einen immer öfter Organisationen, die ein professionelleres Management möglich machen. Stichwort: Alpinschulen. Zum anderen wird der Bergführerberuf immer internationaler. So wird der Horizont der Führer aufgezogen, sie verdienen ihr Geld nicht mehr nur in den heimischen Bergen, sondern in aller Welt. In den Programmen der Alpinschulen finden sich nun nicht mehr nur die Zinnen, der Ortler oder der Langkofel, sondern auch schon einmal eine Mountainbike-Reise in den Atlas oder eine Mongolei-Durchquerung auf Pferden. Immer mehr werden die Bergführer (auch) zu Abenteuer-, zu Outdoorführern.
Für alpinistische Laien besonders deutlich wird die Internationalisierung Mitte der 1980er-Jahre, als erste kommerzielle Expeditionen zu den Achttausendern angeboten werden. Nach und nach werden die höchsten Berge der Welt zum Geschäft für Bergführer aus allen alpinen Hochburgen, auch aus Südtirol. Hermann Tauber etwa, erster Leiter der Technischen Kommission des Verbandes Südtiroler Berg- und Skiführer, führt 1991 14 Gäste auf den Cho Oyu, darunter zwei Südtirolerinnen und vier Südtiroler. „Das war ein Hammer, ein toller Erfolg“, erinnert sich Tauber.
„Tauber war der Erste, der das Modell des DAV Summit Clubs für Südtirol übernommen hat“, erinnert sich Hanspeter Eisendle. Schon früh bietet der Summit Club Expeditionen in alle Welt an und heuert dafür auch Südtiroler Führer an, darunter Hermann Tauber, dem seine Teilnahme an der italienischen Everest-Expedition von 1973 die Türen zum Club öffnet. „Ich konnte sofort ins Auslandsgeschäft einsteigen, durfte gleich nach Südamerika und Nepal und habe kaum in den Alpen geführt, sondern immer in der Welt draußen“, so der Olanger Pionier. Fünf Jahre lang ist er für den deutschen Expeditionsveranstalter in fernen Ländern wie Alaska und Chile, Tibet oder der Mongolei unterwegs. „Ich habe von meinen Erfahrungen mit dem Summit Club gewaltig profitiert, konnte die ganze Welt bereisen und dabei Organisation und Handling lernen“, erinnert sich Tauber. „Und irgendwann habe ich mir gesagt: Was die können, kann ich eigentlich auch allein.“ Es ist Taubers Schritt in die Selbstständigkeit, die Südtirols Führern einen neuen Horizont erschließt und dem Olanger selbst neue Geldquellen. Schon wenige Wochen nach seiner Kündigung beim DAV Summit Club führt er Anfang 1986 eine erste eigene Gruppe mit 18 Teilnehmern zum Aconcagua. „Bei einer solchen Tour habe ich so viel verdient wie sonst in einem halben Jahr“, lacht Tauber, der als erster Bergführer in Südtirols Nachkriegsgeschichte diesen Beruf das ganze Jahr über hauptberuflich ausübt.
Rechtliche Grauzone
Dass Südtirols Bergführer ihr Einsatzgebiet ab Mitte der 1980er-Jahre stetig erweitern, freut nicht jeden. Als Pionier operiert Hermann Tauber in einem gesetzlichen Vakuum, der Verband der Reisebüros zeigt ihn sogar wegen unerlaubter Tätigkeit an. „Die haben mir damals gesagt, als Bergführer dürfe ich weder Hotels noch Busse buchen“, so Tauber. „‚Du kannst nur auf dem Bankl sitzen und auf die Leute warten‘, haben sie gesagt, ‚mehr darfst Du nicht!‘“ Die Anzeige verläuft zwar im Sande, trotzdem wird ein neuer Passus in das Bergführergesetz eingebaut, um Klarheit zu schaffen. Seither dürfen Führer innerhalb Europas eigenständig Reisen organisieren, außerhalb Europas müssen sie sich eines Reisebüros bedienen. Weil das Gesetz aber den Umfang der Zusammenarbeit zwischen Führern und Reisebüros nicht festschreibt, genügt es auch, etwa die Flüge über die Agentur zu buchen. Eine Regelung, die wohl beide Seiten zufriedenstellen soll: die Reiseprofis auf der einen und die Anbieter von hochspezialisierten Berg- und Expeditionsreisen auf der anderen Seite.
Professionalisierung und Internationalisierung lassen das Selbstbewusstsein der Bergführer wachsen. Zwar versteht man sich nicht mehr als Könige der Alpen, wie es die Pioniere getan haben, als Packesel oder Lastenaufzug aber genauso wenig. Nun dominiert vielmehr das Selbstverständnis eines bestens ausgebildeten, rundum kompetenten und erfahrenen Fachmanns am Berg, eines Experten für alle alpinen Fragen und professionellen Dienstleisters. In Südtirol spiegelt dieses neue Selbstverständnis auch die Gründung des Verbandes wider. „Damit ist ein innerer sozialer Aufstieg erfolgt“, erinnert sich Eisendle, seit 1980 Bergführer. „Ich habe gespürt: jetzt bin ich kein Wilderer mehr, für den mich alle halten, jetzt bin ich ein Profi.“ Als solcher gibt Eisendle in der Gemeindestube stolz an, er sei Bergführer von Beruf, als er seinen Personalausweis erneuern muss. „Bergführer?“, fragt der Gemeindebeamte. „Ist das überhaupt ein Beruf?“ Und Eisendle kontert: „Ist denn Gemeindeangestellter ein Beruf?“
Die Episode zeigt, dass das neue Bild des Bergführers Anfang der 1980er-Jahre noch nicht in der Gesellschaft angekommen ist. Deshalb feilt der Verband am Image seiner Führer und kniet sich von Anfang an in alle zentralen Bereiche, vor allem in Ausbildung und Werbung. „Werbung“, schreibt Verbandspräsident Messner in einem Rundschreiben in Großbuchstaben und dick unterstrichen, „war immer schon ein Erfolg!“ Deshalb versucht der Verband, möglichst viele eigens gedruckte Flyer unter die Leute zu bringen. Auch Poster liegen zur Verteilung im Verbandsbüro auf und 1985 wird erstmals landesweit ein kostenloser Schnuppertag „für Jugend, Einheimische und Gäste“ ausgerichtet. Neue Zielgruppen versucht man zudem, mit Hilfe neuer Medien zu erschließen. So produziert der Verband einen Imagefilm für die Südtiroler Bergführer, der vom Land finanziert wird.

Von Anfang an lag es auch an den Bergführern, neue Spiel- und Sportarten in die Berge zu bringen: Mitte der 1980er ernten sie auf dem Snowboard neugierige Blicke.

Auch die Westalpen (hier der Rochefortgrat im Mont-Blanc-Massiv) werden immer mehr zum Spielplatz Südtiroler Bergführer.
Der Retter
RAFFAEL KOSTNER
Bergführer und Bergretter werden oft in einem Atemzug genannt. Das liegt daran, dass die meisten Bergführer auch Bergretter sind. Und die besten Bergretter meist Bergführer. Als leuchtendes Beispiel gilt der Grödner Raffael Kostner. Er ist nicht nur „ein super Kletterer und Bergführer“, wie sich sein Kollege Othmar Prinoth erinnert, sondern rückt schon als Teenager Ende der 1960er-Jahre in den Bergrettungsdienst ein. In den 1970ern fliegt Kostner erste Rettungseinsätze mit Militärpiloten. „Ich habe sie angehimmelt“, erzählt er später. Zugleich erkennt er aber auch die Defizite: mangelnde Erfahrung in den Bergen, kaum medizinisches Know-how, fehlende Fortbildung.
Weil er allerdings vom enormen Potenzial der Flugrettung in den Bergen überzeugt ist, sammelt er zunächst privat Erfahrung und gründet 1987 den Aiut Alpin Dolomites. Dieser entwickelt sich bald zu einer der effizientesten Bergrettungsorganisationen der Welt und sein erster Technischer Direktor und Windenmann, Raffael Kostner, wird zum gefragten Ansprechpartner, wann immer es um die Heli-Bergung von Verletzten in den Bergen geht. Für die Bergführer unter den Rettern ist Kostner eine zusätzliche Versicherung: Sie wissen einen der ihren im Heli. Und damit einen, der das Handwerk versteht – in der Wand und in der Luft.

Er verbindet Bergführer und Flugretter: Raffael Kostner (im Bild mit Kurt Ortler).
Auf in den gemeinsamen europäischen Markt

Ein Bekenntnis: Mit dem Hissen der Europafahne auf verschiedenen Gipfeln unterstreichen die Bergführer das Europa ohne Grenzen, das auch ihnen neue Chancen beschert.
Nach erfolgreichen und turbulenten Anfangsjahren kommt es im Verband Südtiroler Berg- und Skiführer im Sommer 1985 zu einem Einschnitt. Der Gründungspräsident Siegfried Messner wird im Juli am Stabelerturm von einem Blitz getroffen und stirbt, der Verband steht ohne sein Haupt da. Schon am Rande der Beisetzung Messners werden die Weichen für dessen Nachfolge gestellt. „Hermann Tauber, damals schon eine Autorität, ein Mann mit Charisma, hat mich gefragt, wer jetzt Präsident werden solle“, erinnert sich der damalige Verbandssekretär Erich Gutgsell. Der Suldner schüttelt den Kopf, er wisse auch nicht, wer geeignet sei. Taubers Antwort: „Dann musst halt du’s machen.“ Für Gutgsell kommt das Angebot überraschend: „Ich habe zwei Nächte nicht geschlafen, weil ich nachdenken musste.“ Letztendlich kandidiert er aber doch und der Vorstand wählt ihn zum Präsidenten.
Als Neuer macht sich Gutgsell an die Behebung eines Geburtsfehlers des Verbandes. Obwohl dieser nämlich die Skiführer im Namen trägt, sind diese in Italien gar nicht anerkannt. Deshalb macht sich der Verband in der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre daran, das Berufsbild auf italienischem Staatsgebiet zu etablieren und Ausbildungskurse anzubieten. Es werden Programme zusammengestellt, Referenten kontaktiert und Locations gesucht. Allerdings ist die Organisation nicht die einzige Herausforderung. „Schon beim ersten Skiführerkurs in Martell sind wir alle acht – ich voraus – mit den Haxen oben mit der Lawine herunter“, erinnert sich Gutgsell. Von der Hütte aus beobachtet der eigens eingeladene Professor für Lawinenkunde das Geschehen. „Er hat uns da im Schnee herumstochern sehen und sich gesagt: ‚Die werden schon Schneeprofile machen‘“, schmunzelt der langjährige Verbandspräsident.
Nicht deutsch, nicht italienisch
Mit dem Verband bekommt das Bergführerwesen in Südtirol neuen Schwung. Er sorgt aber auch für eine zweite Entwicklung: Das Ethnische tritt immer mehr in den Hintergrund, denn vertreten werden nun nicht mehr deutsche oder italienische Bergführer, sondern Südtiroler. Diese Entwicklung passt zum Zeitgeist und öffnet den Bergführerberuf im Lan...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Infos zum Buch
- Inhalt
- 01 Die Anfänge
- 02 Auf dem Weg ins goldene Zeitalter
- 03 Licht und Schatten
- 04 Ende mit Schrecken: Der Erste Weltkrieg
- 05 Neuer Start in neuem Staat: Die Zwischenkriegszeit
- 06 Bergführer in Uniform: Militarisierung, Option und Krieg
- 07 Von neuen Anfängen und alten Problemen
- 08 Neue Gebiete, neue Modelle, neue Politik
- 09 Ein neuer Player: der Bergführerverband
- 10 Offene Grenzen, europäische Führer
- 11 Was war? Was ist? Was kommt?
- 12 Schön und gut
- Impressum
- Bildquellen