Briefe: Einblick in die Gedanken Tolstois‏
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Briefe: Einblick in die Gedanken Tolstois‏

Briefe über Gewissen, ethische Dilemmata und spirituelle Entwicklung im Russland des 19. Jahrhunderts

  1. 450 Seiten
  2. German
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Briefe: Einblick in die Gedanken Tolstois‏

Briefe über Gewissen, ethische Dilemmata und spirituelle Entwicklung im Russland des 19. Jahrhunderts

Über dieses Buch

Dieses eBook: "Briefe: Einblick in die Gedanken Tolstois?" ist mit einem detaillierten und dynamischen Inhaltsverzeichnis versehen und wurde sorgfältig korrekturgelesen. Lew Nikolajewitsch Graf Tolstoi, deutsch häufig auch Leo Tolstoi (1828-1910), war ein russischer Schriftsteller. Seine Hauptwerke "Krieg und Frieden" und "Anna Karenina" sind Klassiker des realistischen Romans, die seinen literarischen Ruhm begründeten. Er ist genauso berühmt für seine komplizierte und paradoxe Persönlichkeit und für seine moralistischen und asketischen Auffassungen, die er nach einer moralischen Krise und geistigem Erwachen annahm. Lew Tolstoi wurde also auch als moralischer Denker und sozialer Reformer bekannt. Aus dem Buch: "Folgende drei Fragen haben Sie, gnädige Frau, an mich gerichtet: 1. Sollen auch geistig nicht besonders Begabte einen Ausdruck in Worten für die von ihnen erkannten Wahrheiten des inneren Lebens suchen? 2. Soll man in seinem inneren Leben nach voller Erkenntnis streben? 3. Wonach sollen wir uns in Augenblicken des Kampfes und des Schwankens richten, um zu erfahren, ob in unserem Inneren wirklich unser Gewissen spricht oder unser Verstand, der in unserer Schwachheit befangen ist?" Inhalt: Brief an die Frau Baronin Rosen Brief an die Redaktion der Londoner Zeitung "Daily Chronicle" Brief an einen Polen Patriotismus oder Frieden?

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Information

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Leo Tolstoi

Briefe: Einblick in die Gedanken Tolstois‏

Patriotismus oder Frieden? + Brief an die Frau Baronin Rosen + Brief an einen Polen + Brief an die Redaktion der Londoner Zeitung "Daily Chronicle" (Korrespondenz von Lew Tolstoi)

e-artnow, 2014
ISBN 978-80-268-2291-2

Inhaltsverzeichnis


Brief an die Frau Baronin Rosen
Brief an die Redaktion der Londoner Zeitung » Daily Chronicle«
Brief an einen Polen
Patriotismus oder Frieden?

I.

Brief an die Frau Baronin Rosen.

Inhaltsverzeichnis

Folgende drei Fragen haben Sie, gnädige Frau, an mich gerichtet:
  1. Sollen auch geistig nicht besonders Begabte einen Ausdruck in Worten für die von ihnen erkannten Wahrheiten des inneren Lebens suchen?
  2. Soll man in seinem inneren Leben nach voller Erkenntnis streben?
  3. Wonach sollen wir uns in Augenblicken des Kampfes und des Schwankens richten, um zu erfahren, ob in unserem Inneren wirklich unser Gewissen spricht oder unser Verstand, der in unserer Schwachheit befangen ist?
Die dritte Frage habe ich der Kürze wegen in anderen Worten ausgedrückt, glaube aber, deren Sinn getroffen zu haben.
Diese drei Fragen stießen nach meiner Ansicht zu einer einzigen zusammen, – der zweiten, denn wenn man nicht nach voller Erkenntnis seines inneren Lebens streben soll, so ist es unnötig und unmöglich, die von uns erkannten Wahrheiten in Worten auszudrücken, und man hat nichts, woran man sich in Augenblicken des Schwankens halten könnte, um zu erfahren, ob in uns das Gewissen spricht oder der trügerische Verstand. Wenn man aber nach der höchsten dem menschlichen Verstand (welcher Art auch dieser Verstand sein mag) zugänglichen Erkenntnis streben soll, so sollen wir auch die von uns erkannten Wahrheiten in Worten ausdrücken, und eben an diese bis zur vollen Erkenntnis gebrachten und ausgesprochenen Wahrheiten sollen wir uns halten in Augenblicken des Kampfes und des Schwankens. Und deshalb habe ich Ihre zweite und Grundfrage bejahend zu beantworten, nämlich daß jeder Mensch zur Erfüllung seiner Bestimmung auf Erden und zur Erreichung des wahren Glücks (was immer zusammenfällt) immer alle seine Geisteskräfte darauf richten soll, sich selbst jene religiösen Grundlagen, durch die er lebt, das heißt den Sinn des Lebens, klarzustellen.
Unter ungebildeten Arbeitern, welche Erde ausgruben und dabei kubische Maße auszurechnen hatten, habe ich oft die weit verbreitete Ansicht getroffen, die mathematische Berechnung sei trügerisch und man dürfe ihr nicht trauen. Vielleicht deshalb, weil sie die Mathematik nicht kennen, oder weil die Leute, welche mathematische Berechnungen für sie machten, sie absichtlich oder unabsichtlich oft betrogen haben, hat sich bei ihnen die Überzeugung festgesetzt, die Mathematik sei unglaubwürdig und untauglich zur Bestimmung der Maße und ist für die Mehrzahl der ungebildeten Erdarbeiter zu einer unzweifelhaften Wahrheit geworden, für welche jeder Beweis überflüssig sei. Eine ähnliche Ansicht hat sich bei Menschen festgesetzt, die ich offen irreligiös nenne, – nämlich die Ansicht, der Verstand könne religiöse Fragen nicht lösen, die Anwendung des Verstandes auf solche Fragen sei eine Hauptursache von Irrtümern – der Versuch, religiöse Fragen durch den Verstand zu lösen, sei frevelhafter Hochmut. Ich sage das deshalb, weil der in Ihren Fragen liegende Zweifel daran, ob man nach Erkenntnis in seinen religiösen Überzeugungen streben solle, nur auf der Voraussetzung beruhen kann, daß der Verstand zur Lösung religiöser Fragen nicht angewendet werden könne. Eine solche Voraussetzung ist aber ebenso sonderbar und offenbar falsch, wie die Meinung, mathematische Probleme können nicht durch Ausrechnung gelöst werden.
Dem Menschen ist direkt von Gott nur ein Werkzeug der Erkenntnis seiner selbst und seiner Beziehungen zur Welt gegeben worden – und kein anderes – und dieses Werkzeug ist der Verstand. Und nun sagt man ihm, er könne den Verstand zur Lösung der Fragen anwenden, welche das Haus, die Familie, die Wirtschaft, die Politik, die Wissenschaften, die Kunst betreffen, nur nicht zur Aufklärung dessen, wofür er ihm eben verliehen wurde, und zur Klarstellung der wichtigsten Wahrheiten, von deren Erkenntnis sein ganzes Leben abhängt, dürfe der Mensch durchaus nicht den Verstand anwenden, sondern er müsse diese Wahrheiten mit Umgehung des Verstandes begreifen, während der Mensch mit Umgehung des Verstandes doch überhaupt nichts begreifen kann. Man sagt ihm: »Erkenne die Offenbarung des Glaubens.« Aber auch glauben kann der Mensch nicht mit Umgehung des Verstandes. Wenn der Mensch dieses glaubt und jenes nicht, so thut er dies nur deshalb, weil ihm der Verstand sagt, an dieses müsse man glauben, an jenes nicht. Die Behauptung, der Mensch dürfe sich nicht von seinem Verstand leiten lassen, ist ebenso unsinnig, als wollte man einem Menschen in einer unterirdischen Höhle, der eine Lampe trägt, raten, um aus der Höhle den Ausweg zu finden, müsse er die Lampe auslöschen und sich nicht vom Licht, sondern von etwas anderem leiten lassen.
Aber vielleicht wird man einwenden, wie auch Sie in Ihrem Brief sagen, daß nicht alle Menschen mit großem Verstand und der besonderen Fähigkeit begabt seien, ihren Gedanken Ausdruck zu geben und daß der ungeschickte Ausdruck der Gedanken über die Religion Irrtümer hervorrufen könne. Darauf antworte ich mit den Worten des Evangeliums: »Was den Weisen verborgen ...

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