Wer einmal aus dem Blechnapf frisst
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Wer einmal aus dem Blechnapf frisst

  1. 524 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Wer einmal aus dem Blechnapf frisst

Über dieses Buch

Neuerscheinung | Für die eBook-Ausgabe völlig neu überarbeitet und in aktualisierter Rechtschreibung | Nach fünf Jahren Knast wegen einer Betrügerei setzt der Häftling Willi Kufalt seinen Fuß auf freien Boden - hoffnungsfroh. Schließlich hat er seine Strafe abgesessen und ist wieder ein gleichberechtigtes Mitglied der Gesellschaft ... Doch auf Schritt und Tritt begegnet ihm Misstrauen, er wird abgekanzelt und weggeschubst. Um für seinen Lebensunterhalt zu sorgen, eröffnet er als Selbständiger ein Schreibbüro. Doch die Konkurrenz zeigt ihn wegen Lohndumping an, das Büro muss schließen. Willi gibt nicht auf und versucht weiter, Fuß zu fassen. Doch den Makel des Ex-Häftlings scheint er nicht loszuwerden - auch nicht, als er eine neue Freundin findet ... | Hans Falladas sozialkritischer Roman trägt stark autobiographische Züge, denn auch er saß als junger Mann wegen Unterschlagung zweieinhalb Jahre im Gefängnis. | © Redaktion eClassica, 2018

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Information

SECHSTES KAPITEL – Selbst ist der Mann

1

Ein junger Mann geht die Mönckebergstraße entlang. Unter jedem Arm einen großen Karton, drängt er sich eilig durch die Leute, die hier an diesem schönen Herbstmorgen bummeln, stehenbleiben, Schaufenster ansehen, in Läden eintreten und weitergehen – drängt er sich eilig, mit gesenktem Kopf.
Am Warenhaus Karstadt erfasst sein Blick von der Seite den Schimmer eines großen Schaufensters voll strahlender Toiletten, seidiger Glanz von Frauen, sanfte Helle.
Der junge Mann geht hastiger, er sieht nicht noch einmal zur Seite, steuert vorbei an dieser Klippe. Drei Häuser weiter steht das große Bürohaus, das sein Ziel ist. Zum Portier murmelt er: »China-Export«, verschmäht Aufzug und Paternoster und klimmt eilig die Treppe hinauf.
Im Ausstellungssaal, voll von Kristall, Stoffen, Buddhas, Porzellan, ist es um diese Morgenstunde noch still. Ein einziger Lehrling, ein kleiner untersetzter Bengel mit abstehenden Ohren, so glührot, als habe ihn eben erst sein Chef daran gerissen, wedelt dort mit einem Flederwisch herum.
»Bitte?« fragt der Lehrling.
»Zu Herrn Brammer«, sagt Kufalt. Und: »Danke, ich weiß schon den Weg.«
Er geht durch zwei Büros, in denen Mädchen an ihren Schreibmaschinen sitzen, und kommt in ein drittes. Dort waltet Herr Brammer hinter einer langen, knatternden, klingelnden Buchungsmaschine, zwischen vielen bunten Karten und Avisen.
»Die letzten zweitausend, Herr Brammer«, sagt Kufalt.
Herr Brammer ist auch noch ein junger Mensch, mit einem frischen Gesicht, blonden Haaren und der zu kurz geratenen Oberlippe der Hamburger.
Herr Brammer drückt auf ein paar Tasten, der Wagen ruckt, knattert, klingelt, spuckt eine Karte aus. Herr Brammer liest sie stirnrunzelnd und sagt: »Legen Sie immer hin.«
Kufalt tut es.
»Die Zahl wird ja stimmen, was?«
»Die stimmt«, sagt Kufalt.
»Na schön«, sagt Herr Brammer, legt die Karte aus der Hand, fischt irgendwo aus dem Hintergrund ein Quittungsformular, schreibt es aus, gibt es Kufalt nebst einem Kopierstift, und schon hat Kufalt einen Zehnmarkschein in der Hand.
»Danke schön«, sagt Kufalt.
»Wir danken auch«, sagt Herr Brammer mit Nachdruck. Er sieht sich nach seiner Maschine um, dann Kufalt an und sagt höflich lächelnd: »Also guten Morgen, Herr Kufalt.«
»Guten Morgen, Herr Brammer«, sagt Kufalt auch höflich. Aber er geht noch nicht ganz, trotzdem dies sichtlich von ihm erwartet wird, er fragt zögernd: »Sonst wäre weiter nichts?«
»Nichts«, sagt Herr Brammer.
»Nein, nein«, sagt Kufalt hastig.
»Der Chef will vorläufig weiter keine Propaganda machen, Sie verstehen: bei diesen Zeiten!«
»Ich verstehe, sagt Kufalt. Er hat im Hintergrund die Geldkassette entdeckt, es scheint eine ganze Menge Geld darin zu sein, unwahrscheinlich viel Geld, nicht zum direkten Ausgeben, einfach so für alle Fälle liegengelassen.
»Ja …«, sagt Herr Brammer und betrachtet Kufalt sehr aufmerksam.
Kufalt wird unter diesem Blick langsam rot. Er merkt, wie er immer röter wird, er sagt verlegen: »Und dass Sie mich vielleicht einmal einer anderen Firma empfehlen könnten?«
»Gerne, gerne«, sagt Herr Brammer. »Nur … Sie wissen ja …«
»Ja«, sagt Kufalt hastig. »Natürlich.«
Er versucht, von Brammers Blick los und wieder zur Kassette hinzukommen. Sie ist ein so lieblicher Anblick, aber nein, es lässt sich nicht machen, der Blick gibt ihn nicht frei.
Übrigens scheint sich Herr Brammer über irgendetwas geärgert zu haben. »Und dann, Herr Kufalt, Sie sind zu teuer. Fünf Mark fürs Tausend Adressen! Jeden zweiten Tag kommt hier einer, der es für vier oder drei machen will. Ich kann das vorm Chef gar nicht mehr verantworten.«
»Nein«, sagt Kufalt plötzlich – er hat die Geldkassette nicht wieder angesehen, und er weiß, er wird sie nie wieder sehen. »Nein«, sagt er, »billiger kann ich es nun nicht machen, Herr Brammer.«
»So«, sagt der. »Also guten Morgen.«
»Guten Morgen«, sagt auch Kufalt und geht.

2

Der direkte Weg von der Mönckebergstraße zu den Raboisen13 dauert kaum fünf Minuten. Aber Kufalt geht nicht den direkten Weg. Er hat zwei Tage, und die halben Nächte auch noch, getippt, ohne aufzusehen. Nun hat er alle Zeit, die Gott werden lässt, er ist mal wieder ohne Arbeit, er kann ruhig spazieren gehen. Wenn er aber auch keine Arbeit hat, so hat er dafür Geld, zehn Mark frisch eingenommen, und eins zwanzig war noch Kassenbestand, elf zwanzig also. Ganz schönes Geld. Dicke Mauer zwischen ihm und dem Nichts, nicht wahr? Übrigens müsste er der Wirtin, der Dübel, mindestens drei Mark auf Abschlag geben, sonst würde sie ihn wohl rausschmeißen.
Schöner Morgen heute Morgen zum Spazierengehen, oh Gott!
Nein, Kufalt wohnte nicht mehr in der Marienthaler Straße, jetzt wohnt er auf den Raboisen, in einem Loch, nach einem dunklen Hinterhof hinaus, außerdem ging er jetzt nicht dahin, sondern er ging spazieren an der Alster, am schönen Vormittag, wie ein Großkotz … Übrigens sind Sie zu teuer, Herr Kufalt. Andere machen das für drei Mark …
So ein Affe! So ein langschwänziger Affe! Also diese Arbeit war er nun auch los, bloß weil er so nach der Kasse geschielt hatte, alle Arbeit war er los. Hatte man deswegen weniger Kohldampf? Schlecht konnte es einem immer noch werden von den schlechten Zeiten, lieber jetzt erst ein bisschen Lebeschön machen.
Und Kufalt kauft sich vier Rundstücke und ein Viertel Leberwurst, fünfundzwanzig Pfennig, Rest zehn fünfundneunzig.
Na, was denn? So zum Picknick? Was denn?
Also, das schöne Zimmer in der Marienthaler war vorbei. Nichts mehr von wehenden Vorhängen, klirrenden Bahnen, obszönen Müttern, perversen Liesen, nichts mehr. Ein schlichter Abschied, ein englischer Abschied. Als Kufalt damals zurückkam aus der Untersuchungshaft, da war niemand von denen zu Hause. Und da niemand von ihnen zu Hause war, packte Kufalt still und stumm seine Sachen und verzog. Unbekannt, wohin.
Ja, die Wahrheit zu reden, es hätte da vielleicht noch eine Chance gegeben, es war da ein Augenblick des Wartens vorgekommen, genauer gesagt, eine ganze reichliche halbe Stunde, Kufalt war auf und ab gegangen. Er hätte ja nun die Taxe holen können, Umzug ins Blaue, auf den Rat eines Chauffeurs hin – aber nein, er war auf und ab gelaufen und hatte gewartet.
Kam sie nicht?
Nein, sie kam nicht.
Es hat einmal eine schmähliche Nacht gegeben, wo wir vor der Tür ihres Zimmers lagen – also jetzt gehen wir mal rein. Ja, wir sind verrückt, wir sind rot im Hirn, Feuersbrunst, wir riechen an ihren Kleidern, wir schnuppern an ihrem Bett …
Aber dann geht eine Tür, und schon fliehen wir, schon stehen wir auf dem Vorplatz, unser Herz zittert vor Angst, dass sie es sein könnte. Dann war es nur die Tür bei den Nachbarn.
Damit war es aber auch genug, allzu viel halten wir nicht mehr aus, die letzten Tage kam es ein wenig dicke, mit Beerboom, mit Cito-Presto, mit Polizeihaft, mit den getreuen Freunden Maack und Jänsch – also her mit der Taxe und ab dafür.
Es genügt nicht,...

Inhaltsverzeichnis

  1. Innentitel
  2. Klappentext
  3. Vorwort des Autors
  4. ERSTES KAPITEL – Reif zur Entlassung
  5. ZWEITES KAPITEL – Die Entlassung
  6. DRITTES KAPITEL – Friedensheim
  7. VIERTES KAPITEL – Der Weg ins Freie
  8. FÜNFTES KAPITEL – Schreibstube Cito-Presto
  9. SECHSTES KAPITEL – Selbst ist der Mann
  10. SIEBTES KAPITEL – Der Zusammenbruch
  11. ACHTES KAPITEL – Ein Ding wird gedreht
  12. NEUNTES KAPITEL – Reif zur Verhaftung
  13. ZEHNTES KAPITEL – Nord, Ost, Süd, West – to Hus best
  14. Nachwort des Autors
  15. Zum Autor
  16. Impressum
  17. Fußnoten