Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation
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Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation

  1. 188 Seiten
  2. German
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Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation

Über dieses Buch

Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) hat sich zu einem hochaktuellen Thema entwickelt, das Zahnmediziner weltweit vor große klinische Herausforderungen stellt.Das vorliegende Buch ist ein umfassendes Nachschlagewerk, in dem einerseits die verschiedenen Aspekte wie Erscheinungsbild, ätiologische Faktoren, Diagnostik und Klassifikation der MIH auf Basis der fachwissenschaftlichen Literatur aufgearbeitet und andererseits praktische Tipps zum Umgang gegeben sowie die Vorgehensweisen der verschiedenen Behandlungsoptionen erläutert werden.Das Buch richtet sich an interessierte zahnmedizinische Kolleginnen und Kollegen, Postgraduierte und Studierende sowie alle, die ihr Wissen zu dieser brisanten Thematik im klinischen Alltag der Zahnmedizin erweitern möchten.

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Information

Auflage
1
Kapitel 1 : Einführung
Die Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH) – im Volksmund auch Kreidezähne genannt – beschäftigt nun seit vielen Jahren die Kinder- und Jugendzahnheilkunde. Zu Beginn nahezu als Zufallsbefund abgetan, hat dieses Krankheitsbild mittlerweile aufgrund beachtenswerter Prävalenzzahlen eine hohe klinische Relevanz erreicht.
Das vorliegende Kapitel informiert über die Genese der Erforschung dieses Krankheitsbildes, gibt einen Einblick, wann erstmals dem Formenkreis der MIH zuzuordnende Hypomineralisationen wissenschaftlich erwähnt worden sind und wie es zu der Begriffsfindung kam.
1.1 Erste klinische Erwähnung der MIH
In der Kinderzahnheilkunde ist das Phänomen MIH nicht neu. Bereits 2001 wurde der Terminus in die Fachliteratur aufgenommen und eine Definition erarbeitet1. Genau genommen handelte es sich jedoch auch zum damaligen Zeitpunkt schon nicht um das Auftreten einer neuartigen Erkrankung. Erstmalig klinisch aufmerksam wurde man auf das Krankheitsbild bereits am Ende der 1970er-Jahre. Zu dieser Zeit berichteten Zahnärzte des Öffentlichen Zahnärztlichen Dienstes in Schweden über eine ungewöhnlich hohe und wachsende Zahl von Kindern mit ausgedehnten, abgegrenzten, schweren Schmelzhypomineralisationen unbekannter Ätiologie an den ersten permanenten Molaren und Schneidezähnen (Abb. 1-1). Die Schmelzdefekte waren aufgrund der extremen Empfindlichkeit schwer zu behandeln und zu reinigen2. Dies gab Anlass zur Initiation einer ersten epidemiologischen Studie, die von Koch et al. 1987 veröffentlicht wurde3. In dieser wurden die Prävalenz, die Ausdehnung und die Schwere der Defekte bei 8- bis 15-jährigen Kindern analysiert. Es zeigte sich, dass je nach Geburtsjahrgang die Strukturstörungen in einer Häufigkeit von bis zu 15 % auftraten. Weiterhin stellte sich heraus, dass es sich bei den am stärksten betroffenen Zähnen um die ersten permanenten Molaren handelte. Zudem war pro Kind meist mehr als ein Molar betroffen. Da die Strukturstörungen zum damaligen Zeitpunkt nicht in die herkömmliche ätiologische Einteilung passten, wurden sie als „idiopathische Schmelzhypomineralisationen der bleibenden Zähne“ beschrieben3. Eine zuverlässige Begründung oder Lösung dafür, warum es gerade in einem der Geburtsjahrgänge eine viel höhere Prävalenz von MIH-befallenen Zähnen gab, konnte zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nicht gefunden werden.
Abb. 1-1 Patientenfall mit abgegrenzten Hypomineralisationen an einem ersten bleibenden Molaren, die heute einer MIH zuzuordnen sind, aus der schwedischen Studie von 1987 (Quelle: Koch et al.3; mit freundlicher Genehmigung von Wiley).
1.2 Begriffsfindung
Der eigenständige Begriff Molaren-InzisivenHypomineralisation fand dann – wie oben bereits erwähnt – im Jahr 2001 Eingang in die Literatur1. Vorangegangen war ein Jahr zuvor der 5. Kongress der European Academy for Paediatric Dentistry (EAPD) in Bergen, Norwegen. Dort thematisierten vier Abstracts aus drei Arbeitsgruppen Schmelzstrukturstörungen an ersten bleibenden Molaren unabhängig voneinander4-7. Damals bezeichneten die Autoren die Defekte als „hypomineralisierte permanente erste Molaren“, „idiopathische Schmelzhypomineralisation an den permanenten ersten Molaren“, „nicht fluoridbedingte Hypomineralisation an den permanenten ersten Molaren“ oder „Käse-Molaren“ (cheese molars)1. Diese unterschiedlichen terminologischen Zuschreibungen veranlassten die Arbeitsgruppe, gemeinsam eine einheitliche Bezeichnung für das neuartige Krankheitsbild zu finden, um zukünftige Studien und Fallberichte vergleichbar zu machen. Aufgrund der unklaren Ätiologie wurden bei der Namensfindung sowohl das Verteilungsmuster als auch die Morphologie in den Vordergrund gestellt.
Definiert wird die MIH rezent als ein (systemischer) qualitativer Schmelzdefekt an einem oder mehreren 6-Jahr-Molaren mit oder ohne Beteiligung der bleibenden Schneidezähne (Abb. 1-2). Die Autoren einigten sich auf diese Definition, um zwei wichtige Punkte klarzustellen:
Abb. 1-2 MIH mit qualitativen Schmelzdefekten an mehreren 6-Jahr-Molaren mit Beteiligung der bleibenden Schneidezähne.
An dem Phänomen der MIH ist immer mindestens ein Molar beteiligt.
Eine Kombination von betroffenen Molaren mit abgegrenzten Opazitäten an den Schneidezähnen ist möglich, aber nicht erforderlich8.
Opazitäten, die nur an den Schneidezähnen auftreten, deuten auf eine andere Ursache hin und sollten deshalb nicht der MIH zugeordnet werden.
Auf dem 2 Jahre später stattfindenden Meeting der EAPD in Athen wurde nochmals bekräftigt, den gewählten Begriff einheitlich zu verwenden. Zudem wurden diagnostische Kriterien benannt, um eine Vergleichbarkeit in zukünftigen epidemiologischen Studien zu sichern8. Diese haben bis heute Bestand9 und werden in Kapitel 6 näher beschrieben und erläutert.
1.3 Mittelalterliche Funde
Seit dieser Zeit treibt nicht nur die Zahnärzteschaft, sondern auch die Patienten die Frage um, ob es sich bei der MIH wirklich um ein neues Erkrankungsbild handelt. Dies ist nicht leicht zu beantworten, zumal das Auftreten von Hypomineralisationen an Molaren und Inzisiven vor dem 20. Jahrhundert selten im Fokus der Forschung stand. Allerdings geben Funde aus dem 17. und 18. Jahrhundert von einem Friedhof in London (Großbritannien) Anlass zu Überlegungen, ob das Krankheitsbild der MIH vielleicht doch bereits in früheren Jahrhunderten auftrat10. Ogden et al. untersuchten Skelettfunde von 45 Jugendlichen und fanden interessanterweise bei 93,2 % der untersuchten Gebisse strukturgestörte Molaren, die Schmelzdysplasien oder MIH aufwiesen (Abb. 1-3). Ein Fallbericht aus dem 15. Jahrhundert scheint dies zu bestätigen11. Die zahnärztlichen Befunde bei der Untersuchung des Schädels zeigten Schmelzdefekte der Molaren 36 und 46 und kleine Defekte an den weiteren ersten Molaren. Weiterhin wurden Streifungen des Schmelzes bei den permanenten Inzisiven gefunden.
Abb. 1-3 Mittelalterlicher Skelettfund: a) vermutlich bestehende MIH an der Höckerspitze des ersten unteren Molaren, b) denkbare MIH des distobukkalen Höckers des unteren linken zweiten Milchmolaren (Quelle: Ogden et al.10; mit freundlicher Genehmigung von Springer).
Auch für Deutschland gibt es diesbezüglich empirische Daten, die die Aussage des manifesten Auftretens von MIH in der weiteren Vergangenheit indes ein wenig relativieren. Eine Studie an Skeletten des 12. bis 16. Jahrhunderts aus Regensburg und des 16. bis 18. Jahrhunderts aus Passau zeigte zwar das Auftreten von MIH, jedoch nur in einem sehr geringen prozentualen Anteil (3,2 %)12,13. Von den insgesamt 309 untersuchten Schädeln zeigten dabei sieben (2,2 %) mindestens einen Molaren mit einer zum Gesunden abgrenzbaren Opazität, die sich nach den Kriterien der EAPD einer MIH zuordnen ließe. Drei weitere Schädel (1,0 %) wiesen mindestens einen Zahn mit einem posteruptiven Schmelzeinbruch auf. Aufgrund der niedrigen Prävalenz schlussfolgerten die Autoren, dass MIH höchstwahrscheinlich nicht oder zumindest nur selten in den von ihnen untersuchten archäologischen Fallserien existierte. Die Vermutung liege also nahe, dass die MIH ein spezifisches Phänomen und therapeutisches Problem unseres Jahrhunderts sei.
1.4 Ausblick
Seit der Erstbeschreibung und der Definition der MIH als eigenständigen Krankheitsbilds ist viel geschehen. Das mediale Interesse an der Virulenz des Pro...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Halbtitel
  3. Titelblatt
  4. Copyright-Seite
  5. Vorwort
  6. Inhalt
  7. 1 Einführung
  8. 2 Klinisches Erscheinungsbild und morphologische Besonderheiten
  9. 3 Strukturelle Eigenschaften von hypomineralisiertem Zahnschmelz
  10. 4 Prävalenz
  11. 5 Ätiologie
  12. 6 Diagnostik und Klassifikations- möglichkeiten
  13. 7 Differenzialdiagnosen
  14. 8 Therapiekonzepte
  15. 9 Schmerzbehandlung
  16. 10 Prophylaxe und Desensibilisierung
  17. 11 Fissurenversiegelung
  18. 12 Direkte Restaurationen
  19. 13 Indirekte Restaurationen
  20. 14 Extraktionstherapie
  21. 15 Behandlungsmöglichkeiten bei hypomineralisierten Inzisiven
  22. 16 MIH und Karies
  23. 17 Hypomineralisierte Milchmolaren