
- 17 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Über dieses Buch
Papst Benedikt XVI. hat vielfach darauf hingewiesen, dass "das Zusammentreffen der biblischen Botschaft und des griechischen Denkens kein Zufall war", und er hat "das Aufeinanderzugehen zwischen biblischem Glauben und griechischem Fragen" als nötig für die Entwicklung unserer Gesellschaft bezeichnet.
Tatsächlich liegt die Kraft unserer Kultur im Wechselspiel von Wissen und Glauben, da beide für sich allein an den ihnen innewohnenden Paradoxien scheitern. Wissen ohne Glauben ist wertlos, Glauben ohne Wissen ist hilflos. Wissen und Glauben zusammen sind erregend und tragfähig.
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Wissen und Glauben von Ernst Peter Fischer im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Philosophie & Philosophie de la religion. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
Thema
PhilosophieDas Streben nach Wissen
Der griechische Philosoph Aristoteles hat in seiner wunderbaren Schrift „Metaphysik“ charakterisiert, was uns Menschen auszeichnet. Der erste Satz dieses Buches heißt: „Alle Menschen streben von Natur aus nach Wissen“. Das beschreibt genau, was wir heute tun.
Wir leben in einer Wissensgesellschaft. Wir versuchen, uns über das Wissen Wohlstand zu schaffen, und wir sind auch in der Vermittlung des Wissens große Weltmeister geworden. Wir haben Schulsysteme, Universitätssysteme. Dabei haben wir ein bisschen vergessen, was Aristoteles eigentlich zur Begründung gesagt hat.
Er hat gesagt: „Wir streben nach Wissen, weil wir Freude an der Wahrnehmung der Natur haben.“ Es würde sich also lohnen, zunächst einmal die Natur wahrzunehmen und dann zu fragen, wie die Natur funktioniert. Aber das ist nur eine Nebenbemerkung.
Ich möchte auf etwas Anderes hinaus: Diese Idee von Aristoteles, diese Vorgabe, was der westliche Mensch, also der abendländische Mensch eigentlich tun will, nach Wissen zu streben, haben wir heute in einer wunderbaren Weise umgesetzt. Wir haben diesen Wunsch institutionalisiert, wir nennen das: Treiben von Wissenschaft. Wir bemühen uns mit allen möglichen Instrumenten, Überlegungen und Theorien, etwas zu wissen.
Manchmal hat man den Eindruck - das war zu Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich spürbar - dass die Menschen, die das taten, die das Wissen erworben haben, die das Wissen vermehrt haben, dabei das Gefühl hatten, dass Gott überflüssig war. Dass sie letzten Endes keinen Glauben mehr brauchten, weil sie alles wissen würden.
Die Frage nach Gott
Tatsächlich hat es sich aber genau umgekehrt herausgestellt. Je mehr wir wissen, desto stärker sehnen wir uns nach Glauben oder desto deutlicher wird, dass zum Menschen nicht nur das Bemühen um Wissen, sondern auch das Sehnen nach Glauben gehört. Jedes Mal, wenn wir neues Wissen erwerben, das ist das Merkwürdige, fragen wir nämlich nach Gott.
Das können Sie an vielen großen Namen sehen, das können Sie wahrscheinlich auch an sich selbst feststellen. Zum Beispiel: Als der britische Physiker Stephen Hawking seine Theorie über die Geschichte der Zeit vorstellte, über das Entstehen von Zeit, über den Beginn des Universums, wurde er in seinen Vorlesungen nicht gefragt, wie er begründen kann, dass das Universum durch irgendwelche entropischen Schwankungen zu Strahlungen aus schwarzen Löchern oder ähnlichen Komplikationen entstand, sondern er wurde gefragt, ob das beweisen würde, dass Gott existiert oder ob das widerlegen würde, dass Gott existiert. Stephen Hawking hat ja in seinen Vorlesungen am Anfang immer bekannt geben lassen, dass er keine Fragen zu Gott beantwortet. Es sind ihm aber nur Fragen zu Gott gestellt worden.
Das Merkwürdige ist: Wir erwerben Wissen, wir erwerben immer mehr Wissen und fragen dadurch immer genauer nach Gott.
Ich möchte das an einigen historischen Beispielen zeigen. Dabei ist nicht gesagt, dass wir nur positiv nach Gott fragen, sondern auch eventuell versuchen, aus dem Wissen eine Verneinung Gottes herauslesen zu können, was natürlich auch nur bedeutet, dass wir wieder nach Gott fragen.
Der überlebensgroße Albert Einstein hat ja bekanntlich so schöne Sätzchen über den lieben Gott formuliert wie zum Beispiel „Gott würfelt nicht“. Damit hat er seine Ablehnung einer statistischen Natur der Wirklichkeit durch einen Bezug auf den lieben Gott unmittelbar deutlich gemacht. Aber wichtiger ist: Als Einstein einmal gefragt wurde, was er eigentlich anstrebt, was er eigentlich wirklich wissen will mit seinen Theorien, hat Einstein geantwortet, was er wirklich wissen will, ist, welche Freiheiten Gott hatte, als er die Welt geschaffen hat.
Man muss sich das vorstellen. Da macht ein Mann nur und ausschließlich theoretische Physik. Er versucht nur und ausschließlich, Gravitationsfelder zusammenzusetzen. Er versucht, eine einheitliche Feldtheorie, eine geschlossene Theorie des Universums aufzustellen, wo es gar keine Randbedingungen mehr gibt, und zum Schluss will er nur wissen, welche Freiheiten Gott hatte, als er diese Welt geschaffen hat.
Viele von Ihnen kennen sicher die berühmte Antwort, die Einstein auf die Frage eines New Yorker Rabbiners gegeben hat. Als Einstein zum ersten Mal nach New York reisen wollte, hatte man das Gefühl, dass seine Relativitätstheorie – also ich rede von den 1920er Jahren –, ohne Gott auskommen würde. Deshalb hat ihn der Chef-Rabbiner von New York aufgefordert, Einstein solle sich zu Gott bekennen oder nicht. Wenn er sich nicht zu Gott bekennen würde, dann würde er verhindern, dass Einstein in die USA einreist. Daraufhin hat dieser Freidenker, dieser Freigeist Einstein dem Rabbiner ganz lieb und brav geantwortet: „Ich glaube nicht an einen persönlichen Gott, aber ich glaube an den Gott Spinozas, der sich in den Harmonien der Naturgesetze offenbart.“
Wohin wir auch schauen, wir fragen immer nach Gott. Das tun wir nicht nur, wenn wir kosmologische Überlegungen anstellen, wie wir das bei Albert Einstein oder Stephen Hawking gesehen haben, sondern auch wenn wir biologische Überlegungen anstellen.
Einer der berühmten Mitentdecker der Doppelhelix, der Brite Francis Crick, hat nämlich, als er 1953 festgestellt hatte, wie die Struktur des Erbmaterials aufgebaut ist – nämlich als Doppelhelix – im Anschluss gesagt, jetzt sei doch klar, dass man keinen Gott mehr brauche. Denn das Geheimnis des Lebens läge uns vor Augen. Es gäbe kein Geheimnisvolles im Leben mehr, das Leben läge klar erkennbar als ein Verwirklichungsprogramm von mechanischen Modellen, das sich an Molekülen orientiert, vor Augen. Und deshalb, so Crick, brauche man von jetzt ab keine Religion mehr.
Er hat deshalb ernsthaft vorgeschlagen, und ich glaube wirklich, dass er es ernst meinte, dass man die Kirchen in Schwimmbäder verwandeln solle. Denn das wäre etwas für die körperliche Ertüchtigung der Menschen. Das wäre besser, denn die geistige Ertüchtigung würde ja in den Universitäten gelingen.
Gott oder Darwin?
Tatsächlich hat das eine Zeitlang Aufmerksamkeit erregt, aber natürlich nur negative. Aber klar ist, dass die Leute, die diese Grundlagen des Lebens, diese molekularen Grundlagen des Lebens erkundet haben, sich sofort gegen Gott gewandt haben. Inzwischen gibt es eine umgekehrte Tendenz, nämlich zu fragen, ob das, was wir am Lebendigen verstehen, nicht doch einen Hinweis auf Gott gibt. In diesem Zusammenhang führt kein Weg an Charles Darwin und seiner Publikation über die Entstehung der Arten vorbei.
Eine Veranstaltung zu dem Thema trug den Titel „Gott oder Darwin?“. Ich finde es interessant, dass selbst eine Akademie oder eine katholisch orientierte Institution Darwin und Gott auf eine Stufe stellt.
Denn das tut sie ja in dem Moment. Man hat offenbar immer noch das Gefühl, dass dieser evolutionäre Gedanke irgendetwas von Gott wegnimmt oder uns irgendetwas über Gott verrät. Jedenfalls ist das ein Thema, mit dem sich alle beschäftigen.
Wenn Sie einen Vortrag halten über die Mechanismen der Evolution, dann haben Sie etwa 20 Zuhörer, wenn Sie jedoch einen Vortrag halten zum Thema „Hat Gott die Welt geschaffen oder hat Darwin die Welt richtig erklärt?“, dann haben Sie 200 Zuhörer. Sobald sie von Gott sprechen, kommen die Leute. Die Wissenschaftler selbst versuchen sich zwar dagegen zu wehren, aber sie wissen, wenn die Frage gestellt wird, Gott oder Darwin, dann interessieren wir uns mehr für Gott und weniger für Darwin.
Darwin war aus persönlichen Gründen kein religiöser Mensch. Er hat aber gewusst, dass er mit seiner Idee etwas über den Schöpfungsprozess und auf diese Weise etwas über den göttlichen Gedanken sagt, über den Vorgang, wie das Leben entstanden ist. Darwin hat Gott abgelehnt, weil er den Tod einer Tochter nicht verwunden hat. Er war der Meinung, dass es in einer Welt, in der 10jährige Mädchen unter den großen Qualen einer Hirnhautentzündung sterben, keinen Gott geben kann.
Er hat also persönlich keinen Zugang zu Gott. Aber er hat immer gewusst, dass im Hintergrund seiner theoretischen Bemühungen um ein Verständnis des Lebens die Frage steht: Können wir das vollständig erklären, aus mechanischen oder anderen Bedingungen heraus. Oder brauchen wir doch noch irgendwo immer wieder Gott, haben wir immer wieder ein Sehnen nach Gott, haben wir ein Verlangen nach Gott oder können wir Gott einfach wegerklären?
In der Physik hat es den großen Niels Bohr gegeben, ebenso im frühen 20. Jahrhundert, der ähnlich wie Charles Darwin, eine persönliche Beziehung zu Gott verloren hat. Seine Schwester war sehr schwer erkrankt. Bohr fand auch, dass eine Welt, in der ein Mensch derart geschädigt existieren muss, nicht als eine Welt beschrieben werden kann, in der es einen Gott gibt, der eine wohlgefällige Natur, menschengefällige Natur eingerichtet hat.
Bohr hat aber trotzdem gewusst, dass die Frage nach Gott sich stellt, sobald ich die Natur der Realität von ihrer atomaren Seite her kenne. Es gibt ein großes Zwiegespräch zwischen Albert Einstein und Niels Bohr, das offiziell um die Deutung der modernen Atomphysik geht. Aber was die beiden Herren wirklich diskutieren, ist die Frage, wie man über Gott sprechen muss, wenn man Atome kennt. Wie man über Gott sprechen muss, wenn man die Größe des Universums abschätzen kann. Wie man über Gott sprechen muss, wenn man tatsächlich weiß, wie weit das Universum ausgedehnt ist, wie schnell es sich ausdehnt, wann es eventuell angefangen hat.
Da sind wir wieder bei derselben alten Situation: Ich weiß immer mehr, wir versuchen immer mehr zu wissen, wir erfahren immer mehr, und zum Schluss landen wir nur bei der Frage, was das mit Gott zu tun hat. Ich glaube, dass das ein ganz wesentlicher Punkt unserer abendländisch wissenschaftlichen Kultur ist. Ich werde versuchen, das jetzt vorzustellen.
Antworten und neue Fragen
Es hat immer Leute gegeben – in der Physik, in der Biologie –, die gewusst haben, dass in dem Moment, wo sie etwas erforschen, immer etwas übrig bleibt, was nicht zu erforschen sein wird. Der große Physiker Max Planck hat einmal davon gesprochen, dass man das Erforschliche erforschen und das Unerforschliche verehren muss. Das ist natürlich ein Satz, den er von Goethe übernommen hat, aber das ist die Tendenz, die der intellektuelle, westliche Mensch eigentlich übernommen hat.
Einstein hat darauf hingewiesen: Selbst wenn ich die Welt vollständig erklären kann, dann bleibt immer noch eine Frage offen, nämlich die, wieso die Welt erklärbar ist. Also, ich kann zwar die Welt erklären, aber nicht die Erklärbarkeit der Welt erklären, das ist sozusagen die nächste Stufe. Spätestens an dieser Stelle fragen die großen Denker nach Gott, fragen wir kleinen Leute nach Gott. Wir kommen immer wieder auf diese Frage zurück. Wir können Wissen und Glauben nicht trennen, wir sollten Wissen und Glauben nicht trennen und wir sollten auch wissen, dass Religion und Wissenschaft ganz eng zusammengehören.
Derjenige, der am deutlichsten darauf hingewiesen hat, ist der große Physiker Max Planck, der in den 1930er Jahren verschiedentlich Vorträge zu diesem Thema gehalten hat, Religion und Naturwissenschaft. Dabei wies er darauf hin, dass es unsinnig ist anzunehmen, beide würden sich gegenüberstehend, bekämpfen. Sie streiten miteinander, das ist natürlich sinnvoll. Es ist immer sinnvoll, Streitkulturen zu haben, das wird auch die Quintessenz meiner Vorlesung sein.
Aber ich meine „streiten“ nicht in dem Sinne, dass man den anderen überhaupt nicht gelten lässt. Die Religion hat sich ja immer als beleidigt empfunden, wenn ihr die Wissenschaft etwas wegnahm, und die Wissenschaftler haben sich beleidigt gefühlt, wenn ihnen die Religionen etwas nicht geglaubt haben.
Wissenschaft und Religion
Planck war von Anfang an der Meinung, dass beide zusammengehören, und zwar als humane Leistung. Er war der Meinung, dass Religion und Wissenschaft die ganz großen Säulen der menschlichen Kultur sind, mit denen wir uns auch gegen Magie, gegen Aberglaube, gegen Pfuscher und alle möglichen anderen Verführer des Denkens wehren können. Und er war sogar der Meinung, dass Religion und Wissenschaft ganz eng als große Kulturleistung zusammen gefeiert werden müssen, wobei ihm natürlich auch klar war, dass es da einen Unterschied gibt. Dieser Unterschied ist wichtig. Bei Planck wird der Unterschied so formuliert, dass er sagt, der religiöse Mensch ist am Anfang bei Gott. Er hat von Anfang an ein Vertrauen in diesen Schöpfer Gott, in diese Person, die gewissermaßen die Welt für uns eingerichtet hat. Und er hat dadurch zugleich ein ganz anderes Lebensgefühl. Jetzt kommt der entscheidende Satz: Der wissenschaftliche Mensch findet am Ende zu Gott. Beide, der religiöse und der wissenschaftliche Mensch, gehen in die gleiche Richtung, nämlich hin zu Gott.
Das muss man jetzt allerdings von dem Erlebnis des Wissensgewinns her verstehen. Denn Planck war der Meinung, dass ich in dem Moment, wo ich eine wissenschaftliche Einsicht in die Natur habe, dabei ein Gefühl entwickle, das ich selbst nicht mehr in der wissenschaftlichen Weise erklären kann. Sondern es ist ein Gefühl der Einheit mit der Natur, ein Gefühl der besonderen Freude, ein Gefühl der besonderen Lust. Man kann das ein religiöses Gefühl nennen.
Die Behauptung ist, dass, wenn Sie die Natur wirklich erkennen, wenn Sie wirklich etwas über die Natur erkennen und nicht nur einfach eine Information zur Kenntnis nehmen, dass es so etwas wie ein Naturgesetz gibt, wenn Sie sich mit dem Naturgesetz, mit dem Erkennen der Natur eins fühlen, und damit gewissermaßen mit der Natur verschmelzen, ein Einheitserlebnis mit der Natur haben, dann haben Sie religiöse Empfindungen, dann haben Sie eine religiöse Wahrnehmung, sodass – das wäre die Behauptung von Planck – Wissenschaft letzten Endes zum religiösen Empfinden führt.
Die Trinität am Himmel
Ich halte das für eine ganz wesentliche Einsicht, und historisch ist sie ganz eindeutig belegbar. Es ist tatsächlich so, dass die frühe Wissenschaft, als sie sich vor etwa 400 Jahren entwickelt hat, Gottesdienst war. Die Wissenschaftler haben nicht versucht, Gott zu widerlegen, sondern sie haben versucht, Gott zu finden. Das ist der ganz wesentliche Punkt.
Das fängt etwa an mit Johannes Kepler, der um 1610/1620 eine neue Astronomie entwirft und als einer der Ersten sich ganz klar positiv zum kopernikanischen System bekennt, in dem die Sonne in der Mitte der Welt ruht und die Erde sich um die Sonne dreht.
Empirische Evidenz, Beweise, die die Naturwissenschaften akzeptieren würden, gibt es dafür nicht.
Und das weiß Kepler auch. Aber er ist trotzdem von der Idee des Kopernikus überzeugt, weil es ih...
Inhaltsverzeichnis
- Das Streben nach Wissen