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Über dieses Buch
JULIUS CAESAR UND ALEXANDER DER GROSSE
Caesar soll Alexander um dessen militärische Erfolge schon in jungen Jahren beneidet haben: Doch selbst wenn das wohl eine spätere Erfindung war, so waren jedenfalls Caesars Ambitionen ebenso außergewöhnlich wie seine Talente. Der Systemumbruch von der Republik zur Monarchie in Rom ist eng verknüpft mit seinem Wirken.
CAESARS AUFSTIEG UND DER WEG IN DEN BÜRGERKRIEG
Die Karriere Caesars verlief in den gängigen Bahnen, unkonventionell war aber seine hohe Einsatz- und Risikobereitschaft. Als Caesar 59 v. Chr. Konsul wurde, erkannte er die Chance zur eigenen Machterweiterung und nutzte sie gnadenlos aus. Er verletzte dabei grundlegende Spielregeln der Politik und verprellte die Hüter der althergebrachten Ordnung. Der Bürgerkrieg, der 49 v. Chr. ausbrach, hatte seinen Ursprung bereits in den Verwerfungen zehn Jahre zuvor.
CAESARS ALLEINHERRSCHAFT UND DER UNTERGANG DER REPUBLIK
Im Bürgerkrieg setzte sich Caesar militärisch durch. Danach stand er unangefochten an der Spitze des römischen Gemeinwesens. Seine Standesgenossen aus der Führungsschicht erwarteten von ihm die Wiederherstellung der Republik und den Rücktritt. Er aber machte unmissverständlich klar, dass das für ihn nicht in Frage kam.
Kurz darauf wurde er ermordet.
Prof. Dr. Martin Jehne
st Professor für Alte Geschichte an der Technischen Universität Dresden.
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Information
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World HistoryEhrgeiz und Ambitionen
Caesar war im Jahr 61 v. Chr. Statthalter in Spanien. In einer ruhigen Stunde soll er die Lebensgeschichte Alexanders des Großen gelesen haben. Danach saß er längere Zeit in Gedanken versunken da, um dann plötzlich in Tränen auszubrechen. Als ihn seine Freunde verwundert fragten, was denn die Ursache dafür sei, soll er gesagt haben: „Habe ich denn nicht Grund zum Weinen, da Alexander doch in meinem Alter schon über so viele Völker herrschte, während ich noch nichts Herausragendes vollbracht habe?“
Gaius Julius Caesar, der Mann, der bald ganz Gallien erobern sollte und der die seit ca. 400 Jahren bestehende Römische Republik in seine Alleinherrschaft überführte, war damals 39 Jahre alt. Im Vergleich zu Alexander war er in der Tat ein Spätstarter. Alexander hatte schon im Alter von 23 Jahren mit der Eroberung des riesigen Perserreiches begonnen. Er starb mit 33. Alexander hatte als unumstrittener Thronfolger einen relativ leichten Start.
Caesar hingegen musste sich als Angehöriger der römischen Führungsschicht erst einmal auf die Ochsentour einer langen Karriere begeben, ehe er in eine Position einrückte, die ihm die Chance zu spektakulären eigenen Taten bot.
Ob sich Caesar tatsächlich in der beschriebenen Weise mit Alexander verglich, bleibt zweifelhaft. Die bei Plutarch überlieferte Anekdote ist ein typisches Beispiel für kurzweilige Erzählungen, die bisweilen in Biographien großer Männer eingestreut sind. Sie sollten belegen, dass sich deren spätere Größe schon in der Kindheit angekündigt hatte.
Vor einigen Jahren, als Bill Clinton zum amerikanischen Präsidenten gewählt wurde, gab es viele Berichte über seine Herkunft. So wurde zum Beispiel seine Grundschullehrerin interviewt. Die ältere Dame erinnerte sich, dass sich Billy’s Erfolg schon in der Grundschule klar abgezeichnet habe.
Selbst wenn der Wahrheitsgehalt solcher Aussagen zweifelhaft ist, so zeigt die Episode über Caesar und Alexander, wie man Caesar später sah. Er galt als ein Mann, der sich nicht an römischen Vorbildern orientierte: An Camillus, der die Gallier besiegt hatte, oder an Scipio Africanus, dem Sieger im Zweiten Punischen Krieg. Oder am alten Cato, der so etwas wie die Verkörperung römischer Tugend war. Man sah Caesar als einen Mann, der so vom Ehrgeiz getrieben war, dass eigentlich nur der große Alexander ein Vorbild für ihn sein konnte. Dessen fulminanter Eingriff hatte die Geschicke Europas und Asiens nachhaltig verändert.
Es gibt keinen Zweifel daran, dass Caesars Ambitionen über das in der römischen Führungsschicht übliche Maß hinausgingen. Ehrgeiz bei Politikern wird, nach unseren Maßstäben, ambivalent gesehen. Einerseits basiert unsere viel beschworene Leistungsgesellschaft darauf, dass Menschen Karriere machen und mehr Verantwortung übernehmen wollen. Der Gradmesser für den Erfolg ist weitestgehend das Geld. Aber es ist nicht nur das Geld. Sonst müssten wir ja alle danach streben, Drogenhändler zu werden. Die für solche Karrieren nötige Überschreitung gesetzlicher Schranken würde aber nicht nur eine beachtliche Erhöhung der Risiken bedeuten, sondern hätte auch Beeinträchtigung in einer anderen Sache zur Folge. Eine Sache, die sich mit dem altmodischen Begriff „Ehre“ beschreiben lässt.
Ein Teil der Gratifikationen für erfolgreiches Wirken wird auch bei uns nicht in Geld, sondern in Form von Ehre ausbezahlt. Durch sie erhält man Ansehen und Einfluss. Das kann sich auch in konkreten „Ehrungen“ auswirken. Ehre dient der Befriedigung des persönlichen Ehrgeizes, der Eitelkeit. Ein gewisses Maß an Ehrgeiz ist also bei Politikern positiv besetzt. Andererseits verlangen wir von ihnen, dass sie durch grundsätzliche Überzeugungen geprägt sind und sich der Politik mit dem Ziel verschreiben, wenigstens einen Teil davon in die Praxis umzusetzen. Bei aller Wertschätzung pragmatischer Flexibilität erwarten wir von ihnen einen Restbestand an Prinzipientreue und dass sie nicht um der eigenen Karriere willen bereit sind, diese aufzugeben. Wie so häufig ist hier das abstrakte Prinzip leicht zu formulieren, die konkrete Grenze aber sehr schwer zu ziehen.
Die Verhältnisse der Römischen Republik waren ganz anders als die in unserer heutigen politischen Landschaft. Im Rom vor 2.000 Jahren ging es überhaupt nur um Ehre. Dies war allerdings gelichbedeutend mit Einfluss. Es gab keine stabilen Sachprogramme, so dass sich Politiker über einige Leitdifferenzen hätten voneinander abgrenzen können. Es gab auch keine dauerhaften persönlichen Verbindungen und auch keine Parteien. Es war völlig normal und in keiner Weise anstößig, als Politiker offen seine Ambitionen zu verkünden, selbst Karriere machen zu wollen. Das Ziel aller ambitionierteren Politiker war das Konsulat, das Oberamt. Jedes Jahr waren nur zwei Stellen zu vergeben. Das sorgte für einen knallharten Wettbewerb. Geld war im Übrigen weder ein Ziel noch ein Gradmesser des Erfolges. Man hatte Geld. Ohne Geld konnte man überhaupt keine politische Laufbahn einschlagen. All die Positionen, die dort erreicht werden konnten, waren unbesoldet. Um in seiner Laufbahn voranzukommen, musste der Kandidat jede Menge Geld aus seinem Privatvermögen investieren. Sofern jemand in der Politik Geld machte, wurde es zum allergrößten Teil reinvestiert, vor allem in Form von populären Aktionen wie großen Spielen oder Volksspeisungen.
Pontifex Maximus und Prätor
Caesar durchlief die Ämterlaufbahn schnell und ohne Rückschläge. Die Methoden, mit denen er seinen Aufstieg vorantrieb, waren nicht grundsätzlich neu, aber doch unkonventionell. Caesar unterschied sich von seinen Standesgenossen nicht durch prinzipielle Abweichungen von der Norm, sondern durch graduelle Steigerung des Einsatzes.
Dass dies auch eine qualitative Veränderung nach sich zog, dürfte dem römischen Establishment allerdings erst im Jahre 63 v. Chr. deutlich geworden sein. In diesem Jahr bewarb sich Caesar um die Praetur, die Rechtsprechung, die das Vorbereitungsamt für das Konsulat darstellte. Doch zur gleichen Zeit standen noch ganz andere Wahlen an: Der Pontifex Maximus war gestorben. Das Oberpontifikat war das angesehenste Priesteramt in Rom. Für dieses Amt, das man auf Lebenszeit bekleidete, durften sich nur Mitglieder des Kollegiums der Pontifices bewerben. Diesem Kollegium gehörte Caesar seit 73 v. Chr. an.
Es war üblich, dass sich nur altehrwürdige Mitglieder bewarben. So lag es nahe, dass sich zwei erfahrene Konsuln – Quintus Lutatius Catulus und Publius Servilius Isauricus – um das Amt bemühten. In Rom wurden ältere Leute wegen ihrer Weisheit geschätzt. Außerdem dacht man streng hierarchisch, was das Erreichen der Ämter anging. So war es geradezu eine Frechheit, dass der knapp 37jährige Schnösel Caesar, der noch nicht einmal Praetor gewesen war, wagte, gegen zwei verdiente Konsuln anzutreten.
Doch Caesar betrieb seinen Wahlkampf mit großem Geschick und Einsatz. Für das Oberpontifikat galt in extremem Maße das, was auch für die politischen Ämter der Fall war: Es standen keinerlei Programme zur Wahl. Den Wählern präsentierte sich eine recht homogene Schar von Kandidaten, die alle in gleicher Weise auf ihre vornehme und verdienstvolle Familie verwiesen, auf die eigenen Leistungen und auf ihre charakterliche Integrität. Nach dem herrschenden Normensystem hatte der Bürger ohnehin den zu wählen, dem er persönlich verpflichtet war. Da das aber nur für eine kleinere Menge der Wähler galt, waren die meisten ratlos, wen sie aus der Gruppe, die sich da präsentierte, nun tatsächlich wählen sollten. Da keine Inhalte debattiert wurden, konnten nur noch Wahlgeschenke und das Benehmen der Kandidaten ihnen gegenüber den Ausschlag geben.
Caesar soll ungeheure Mengen Geld in seinen Wahlkampf gepumpt haben. Das hieß in Rom, Spiele veranstalten, öffentliche Speisungen abhalten und am Ende auch, Geld direkt an Wähler verteilen.
Wahlbestechung war verboten. Aber es war in Rom im Rahmen des allgegenwärtigen Patronagesystems üblich, den eigenen Klienten auch materielle Vergünstigungen zukommen zu lassen. Geldzahlung war nur da nicht erlaubt, wo vor dem Wahlkampf noch keine persönliche Beziehung bestand. Ein Nachweis, der so gut wie nicht zu führen war. Demzufolge fruchteten die vielen Gesetze gegen Wahlbestechung oder illegale Wählerwerbung nur wenig.
Die Wähler hatten auch kein schlechtes Gewissen, Geld für ihre Stimme anzunehmen. Sie verkauften ja nicht ihre Überzeugung gegen schnöden Mammon, weil Überzeugungen gar nicht zur Wahl standen. Es ging nur darum, dass sie ein Entscheidungskriterium benötigten. Das konnte durch eine kleine Spende genauso hergestellt werden wie durch ein nettes Lächeln oder das Image eines Siegers.
Dass Caesar seinen Konkurrenten, die ihm gegenüber durch ihren Status als Konsuln zunächst im Vorteil waren, tatsächlich so gefährlich würde, dass ihm Catulus sogar eine beträchtliche Summe für den Rückzug von der Bewerbung anbot, lag aber nicht nur an dem enormen Geldeinsatz, sondern auch an der Virtuosität, mit der Caesar Wahlkampf betrieb.
In Rom wurden bei den Wahlen tendenziell immer wieder Angehörige einer verhältnismäßig kleinen Führungsschicht gewählt, die den Wählern nicht einmal Versprechungen machen mussten. Die Volkswahlen hatten den Charakter einer gehorsamen Zustimmung zur Oligarchie. Diese Zustimmung setzte aber voraus, dass sich die Mitglieder der politischen Klasse gegenüber dem Volke in besonderer Weise umgänglich und respektvoll zeigten. Insbesondere dann, wenn sie sich zur Wahl stellten. Sie mussten ständig mit einem eindrucksvollen Gefolge auf dem Forum präsent sein und unzählige Hände schütteln. Die potentiellen Wähler mussten sie möglichst mit Namen ansprechen, um wenigstens eine persönliche Beziehung zu fingieren. Wer das gut beherrschte, der hatte auch gute Chancen bei der Wahl. Auf diesem Feld war niemand Caesar gewachsen. Um es mit einem etwas gewagten Vergleich zu veranschaulichen: Caesar war der Obama des spätrepublikanischen Rom.
Als Caesar am Morgen der Wahl sein Haus verließ, soll er zu seiner Mutter gesagt haben: „Ich werde als Pontifex Maximus oder gar nicht zurückkehren.“ Der Ausspruch verdeutlicht, dass Caesar alles auf eine Karte gesetzt hatte. Wenn er nicht gewann, musste er sich bei den bald darauf anstehenden Praetorenwahlen mit dem Image eines Verlierers stellen. Das war in Rom eine ganz gefährliche Angelegenheit. Darüber hinaus hatte er sich enorm verschuldet. Er musste damit rechnen, dass seine Gläubiger im Falle einer Niederlage schnell versuchen würden, ihren Anteil zurückzubekommen. Das hätte vermutlich seinen Bankrott bedeutet.
Zum Glück für Caesar und seine Mutter, wenn auch vielleicht nicht für die Römische Republik, waren die Wahlen ein voller Erfolg. Caesar war jetzt für den Rest seines Lebens Pontifex Maximus. Er bekleidete damit ein Ehrenamt, das weniger seiner formellen Kompetenzen als seines Prestiges wegen heiß begehrt war. Nach diesem großen Sieg war es fast selbstverständlich, dass er sich auch bei den Prätorenwahlen durchsetzte. Nach der Prätur ging er als Statthalter nach Spanien, wo er sich zum ersten Mal als Feldherr bewährte, auch wenn er noch nicht an Alexander den Großen heranreichte. Bei seiner Rückkehr nach Rom fand Caesar eine einmalige Konstellation vor, deren machtpolitisches Potential er mit sicherem Instinkt sofort erfasste. Das machte er sich für ein spektakulär geführtes Konsulat zunutze.
Auch hier offenbarte sich bei Caesar nicht der Einsatz ganz neuer Mittel, sondern eher die Übersteigerung des schon Vertrauten und Gewohnten. Caesar hielt die Befriedigung seiner Ansprüche auch dann noch für sein gutes Recht, wenn er damit die Republik gefährlich beschädigte.
Doch zunächst zu den Geschehnissen und ihren Hintergründen.
Im Bund mit Pompeius und Crassus
Der berühmte Feldherr Pompeius hatte schon in seiner Jugend zahlreiche Siege errungen und trug den Ehrennamen Magnus, „der Große“. Im Jahre 62 v. Chr. kehrte Pompeius von seinem großen Feldzug im Osten zurück. Er hatte dort den Krieg gegen den König Mithridates, der den Römern lange Schwierigkeiten gemacht hatte, endgültig beendet und eine umfassende Neuordnung der Gebiete im östlichen Mittelmeerraum vorgenommen.
Diese Neuordnung war nach den langen Kriegsjahren zweifellos erforderlich, Pompeius hatte jedoch dabei ganz eigenmächtig gehandelt und nicht, wie es üblich war, auf eine Senatsgesandtschaft gewartet, die dabei zu assistieren pflegte. Das mochte ihm angesichts seines frischen Ruhmes zunächst belanglos erscheinen, erwies sich aber bei seiner Rückkehr nach Rom als Stolperstein.
Der Senat stand nämlich in dieser Zeit unter der Führung einer Gruppe von Senatoren, die aus den unterschiedlichsten Motiven heraus dem großen Pompeius einen Denkzettel verpassen wollten. Folglich weigerten sie sich, über die zahllosen Verfügungen des Pompeius im Osten global abzustimmen und sein Konzept zu ratifizieren. Sie wollten über jede Maßnahme einzeln befinden. Dass das in vieler Hinsicht eine Schikane gegen Pompeius war, lag auf der Hand. Dennoch fand Pompeius trotz seiner großen Anhängerschaften, trotz seiner Veteranen, die er zur Not mobilisieren konnte, trotz der Konsuln, die er für 61 und 60 ins Amt zu bringen wusste und die ihm treu ergeben waren, kein wirkliches Mittel, um dieser Senatspolitik etwas entgegenzusetzen. Diese Schwierigkeiten verbanden sich mit dem Problem, ein Versorgungsgesetz für seine Soldaten verabschieden zu lassen, durch das diese Land zugeteilt bekommen sollten.
In dieser politischen Gemengelage kehrte Caesar aus seiner spanischen Provinz zurück und wollte Konsul werden. Er hatte sich im Lauf seiner bisherigen Karriere bei der hauptstädtischen Menge schon sehr beliebt gemacht und auch in den Oberschichten durchaus Anhänger gewonnen. Aber gleichzeitig hatte er sich hinreichend Feinde gemacht. Auch bei den einflussreicheren Senatoren war er nicht der Beliebteste. Von daher konnte er wohl mit seiner Wahl rechnen, zumindest mit großer Wahrscheinlichkeit, nicht aber mit einer ungestörten harmonischen Amtsführung, und schon gar nicht mit einer Zustimmung zu seinen weiteren Ambitionen.
In dieser Konstellation entschied sich Cäsar, eine Allianz der Männer zusammenzubringen, die zu dieser Zeit von der Senatsmehrheit in ihren Ambitionen blockiert wurde. Da war zum einen Pompeius. Der andere, den Caesar dazuholte, war Marcus Licinius Crassus. Sein Ziel war ein Steuernachlass für die Steuerpächter der Provinz Asia, mit denen er verflochten war und war damit genauso wie Pompeius beim Senat abgeblitzt. Caesar schmiedete also eine Allianz mit Pompeius und Crassus, die häufig als das erste Triumvirat bezeichnet wird. Dieses ist eine nicht ganz zutreffende Bezeichnung, aber sie ist doch heute so gebräuchlich.
Caesars Konsulat mit Bibulus
Caesar ging nach dem Antritt seines Konsulats 59 v. Chr. sofort daran, die Hauptanliegen seiner Verbündeten zu realisieren. Dazu war die Ratifizierung der Regelungen des Pompeius im Osten nötig, ein Siedlungsgesetz für die Veteranen und die Ermäßigung für die Steuerpächter in Asia. Dass er sich auf entschlossenen Widerstand einstellen musste, zeigte nicht nur das bisherige Scheitern entsprechender Initiativen. Darüber hinaus hatte eine dominierende Senatsgruppierung beschlossen, neben Caesar einen zweiten Konsul zu etablieren, nämlich Caesars alten Feind Bibulus.
Als Caesar seine Projekte traditionell im Senat zur Diskussion stellte, schlug ihm eisige Ablehnung entgegen. Die Senatoren wollten nicht diskutieren. Sie gingen auf die Inhalte seiner Anträge überhaupt nicht ein. Der Senat verweigerte die Mitarbeit. Caesar zog die Konsequenzen und brachte seine Anträge ohne ein vorheriges Votum des Senats vor die Volksversammlung. Was dann folgte, war eines der turbulentesten Jahre der römischen Innenpolitik und zugleich der Anfang vom Ende der Republik.
Die Römische Republik war gekennzeichnet durch eine formale Dominanz der Obstruktionsmittel: Das heißt, es gab viele Möglichkeiten, staatliches Handeln zu verhindern. Über das Verbietungsrecht, das Interzessionsrecht der Volkstribune, von denen jedes Jahr zehn gewählt wurden, konnte man jeden Antrag vor der Volksversammlung oder im Senat stoppen. Über das Obnuntiationsrecht, das Recht, den Himmel zu beobachten und schlechte Vorzeichen zu melden, war es möglich, jede staatliche Handlung verschieben, teilweise mehrfach. Der römische Senat konnte bei diesem übermächtigen Destruktionspotential natürlich nur bestehen, wenn eine allgemeine Neigung bestand, dass es in der Praxis selten zur Anwendung aller Obstruktionsmittel kam. Da ein Veto durch die Volkstribune stets drohte, waren Amtsinhaber gehalten, den Konsens zu suchen und isolierte Initiativen zu vermeiden. Wenn tatsächlich einmal die Interzession eingelegt wurde, musste das nicht unbedingt das Ende bedeuten, sondern konnte der Anlass für neue Verhandlungen und die Suche nach einem Kompromiss sein.
Als Caesar seine Gesetze vor das Volk brachte, lag es auf der Hand, dass Interzession eingelegt werden würde. Die vorangegangene Ve...
Inhaltsverzeichnis
- Deckel
- Titelblatt
- Ehrgeiz und Ambitionen