Konstantin der Gro
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Konstantin der Gro

Geschichte

  1. 13 Seiten
  2. German
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Konstantin der Gro

Geschichte

Über dieses Buch

Konstantin der Große (306-337 nach Christus) gilt als der Begründer des christlichen Europa, als derjenige Kaiser, der den Weg von der heidnischen Antike ins christliche Mittelalter gewiesen hat. Diese moderne Sichtweise verkürzt jedoch das Wirken und die Bedeutung dieses zweifellos herausragenden römischen Kaisers: Konstantin war nämlich vor allem ein machtbewusster und machtorientierter Pragmatiker, der sich auch auf dem Feld der Religionspolitik seine Handlungsfreiheit bewahrte. Die "konstantinische Wende" hat es tatsächlich gegeben - wie diese vonstatten ging, unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen, dies wird in der vorliegenden Vorlesung auf der Basis des neuesten Wissensstandes erläutert.

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Fachbereich
GESCHICHTE
Konstantin der Große
Von Prof. Dr. Hartwin Brandt

Konstantin der Große – ein christlicher Idealkaiser?

Im Jahre 1912 ließ Papst Pius X. nördlich von Rom, an der Milvischen Brücke, eine Tafel zum Gedenken an das, was sich dort 1600 Jahre zuvor abgespielt haben soll, errichten.
Konstantin wird in dem Text – vom Papst in Auftrag gegeben – als derjenige gepriesen, der mit der Hilfe Gottes dem Christentum zum entscheidenden Durchbruch verholfen habe. Er sei es gewesen, der nach einer christlichen Erleuchtung mit Hilfe des Christengottes den Heiden Maxentius besiegt und auf diese Weise das Christentum zur Grundlage des römischen Kaiserreiches gemacht habe. Der Papst gedenkt also gewissermaßen des römischen Kaisers Konstantin als seines großen Vorläufers und Förderers.
Eine solche Ansicht kann sich sogar auf antike Vorbilder stützen. Im 2. Jahrzehnt des 4. Jahrhunderts und in weiteren Texten danach ist tatsächlich davon die Rede, dass Konstantin der Große eine christliche Vision gehabt habe. Sowohl der Autor Lactantius als auch der berühmte Kirchenhistoriker und Konstantin-Biograph Eusebius von Caesarea berichten, dass Konstantin vor der Schlacht an der Milvischen Brücke – also vor dem 28. Oktober 312 – eine Vision gehabt habe. Ihm sei Christus erschienen und habe ihn gebeten, auf die Schilde seiner Soldaten ein christliches Zeichen zu setzen. Mit diesem christlichen Feldzeichen bewehrt, habe er den bedeutenden Sieg errungen.
Insofern steht der Papst in einer guten antiken historiographischen Tradition. Aber sowohl für die antiken Autoren Lactantius und Eusebius – beides sind christliche Autoren – wie für den Papst gilt: Sie vermitteln uns ein Geschichtsbild, das von den eigenen Wünschen und Absichten, von den eigenen Vorlieben geprägt ist. Sie gebrauchen die Geschichte, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen, um ein bestimmtes Geschichtsbild unter die Leute zu bringen, um die Geschichte in ihrem Sinne zu verwenden und zu gebrauchen. Instrumentalisierung von Geschichte ist keine neuzeitliche Erfindung, sie ist so alt wie die Geschichte überhaupt. Das Geschäft von uns Historikern ist es, diese Instrumentalisierung kritisch zu hinterfragen, kritisch zu überprüfen; das, was plausibel und vernünftig und nachvollziehbar ist, von dem zu scheiden, was manipulative Zutat ist, was man als „Geschichtsklitterung“ bezeichnen könnte.
Insofern ist Konstantin ein ganz ausgezeichnetes Beispiel für dieses alltägliche Geschäft des Historikers. Das hängt damit zusammen, dass sich an der Figur Konstantins bereits in der Spätantike – also seit dem 4. Jahrhundert – die Geister schieden.
Wir haben eine ganze Reihe von christlichen Autoren, die, beginnend mit Lactantius und Eusebius, dann weiter fortgesetzt im 5. Jahrhundert mit den sogenannten „Kirchenhistorikern“ und darüber hinaus, Konstantin in der Tat in ein helles christliches Licht stellen. Konstantin wird zum Vorbild des christlichen Kaisers, der gewissermaßen schon immer Christ gewesen ist und in dem Moment, in dem er Kaiser wird, das Christentum etabliert.

Die „Konstantinische Frage“

Wir haben auf der anderen Seite die heidnischen Autoren, die ein Konstantin-feindliches Bild vermitteln, die an diesem Kaiser von Anfang an kein gutes Haar lassen. Sie begreifen ihn als den Verräter der altrömischen Herrlichkeit und stellen ihn auch so dar. Geschichtsklitterung hier wie dort, Manipulation hier wie dort.
Jedes Geschichtsbild ist eine Konstruktion. Insofern ist das Geschäft der Historiker eine „Dekonstruktion“. Zu Konstantin gehört weit mehr als die christliche Konstantinische Frage. Wenn Konstantin als der Begründer des christlichen Europas gefeiert wird, dann gerät dabei in Vergessenheit, dass er zugleich derjenige ist, der im Jahre 326 Frau und Sohn ermorden ließ.
Er ist damit in guter, antiker Gesellschaft. Alexander der Große ließ bei Gelagen nach dem Genuss großer Mengen von Wein seine besten Freunde ermorden. Caesar ging über Leichen. Auch Augustus ging über Leichen, vor allem in seiner Frühzeit. Alle römischen Kaiser haben – wenn Sie so wollen – viel Blut an ihren Händen und das gilt auch für Konstantin.
Aber im Mittelpunkt muss natürlich schon allein aufgrund seiner Wirkungsgeschichte die Frage des Christentums und der Christenpolitik Konstantins stehen, die sogenannte „Konstantinische Frage“. Diesen Weg Konstantins hin zum Christentum, seinen Umgang mit dem Christentum, wollen wir hier nachvollziehen und möglichst erhellen.
Wir haben neben den genannten Texten, neben den heidnischen und christlichen Autoren eine ganze Reihe von antiken Quellen, die uns dieses Geschäft außerordentlich erleichtern. Insofern ist es kein Zufall, dass Konstantin eine der am besten erforschten antiken Personen ist.
Wir haben eine ganze Reihe von sogenannten „Festreden“ – „Panegyrici“ in lateinischer Sprache –, die man in gewisser Weise als Verlautbarungen des kaiserlichen Hofes bezeichnen kann. Wir haben darüber hinaus eine Unmenge von Münzen, eine Unmenge von Inschriften, zum Teil von Konstantin oder der kaiserlichen Zentrale selbst in Auftrag gegeben, zum Teil von seinen Amtsträgern für ihn gesetzt und geschaffen, die uns ein sehr genaues Bild jedenfalls davon vermitteln können, wie Konstantin sich selbst hat sehen wollen.
Und wir haben schließlich eine ganze Reihe von erhaltenen Gesetzestexten, Gesetzen, die Konstantin erlassen hat. Nicht zuletzt haben wir eine große Zahl von archäologischen Denkmälern, die als politische Quellen tatsächlich zu betrachten sind. Man denke nur an den berühmten Konstantins-Bogen in Rom mit seinem Bildprogramm, man denke aber auch an die christlichen Kirchen, die Konstantin gestiftet hat. All diese Dinge müssen in den Blick genommen werden, um ein möglichst abgestimmtes und in sich plausibles Bild Konstantins entwickeln zu können.
Bevor wir dieses Geschäft der quellenkritischen Erforschung Konstantins näher in Angriff nehmen, müssen wir ein paar Bemerkungen zu seinem biographischen und historischen Kontext machen. Wir kennen sein Geburtsdatum nicht genau. Konstantin ist wahrscheinlich um etwa 275 nach Christus geboren. Wir kennen seinen Geburtsort, das ist das antike Naissus. Und wir kennen den Namen seiner Mutter und seines Vaters.
Seine Mutter ist Helena, die berühmte Helena, die zu einer Heiligen geworden ist. Warum, das werden wir noch sehen. Zum Zeitpunkt der Geburt Konstantins ist Helena wohl offensichtlich die Konkubine seines Vaters. In den antiken Quellen begegnet sie als stabularia, als Stallmagd, und sein Vater Constantius, der mit dieser Helena liiert war, scheint nicht in rechtsgültiger Ehe mit ihr verheiratet gewesen zu sein. Wir wissen außer diesen wenigen Daten eigentlich fast überhaupt nichts über Konstantins Jugend, seine Kindheit, seinen Aufstieg. Was wir wissen, bezieht sich zunächst auf seinen Vater.
Sein Vater ist Constantius, den wir Constantius den Ersten nennen mit dem Beinamen Chlorus – „der Blasse“ (ein Beiname, der ihm bereits von den antiken Autoren gegeben worden ist). Dieser Vater avanciert im Jahre 293 zum Junior-Kaiser in der Tetrarchie, zum „Caesar“. Damit tritt auch sein Sohn Konstantin stärker in das Rampenlicht der geschichtlichen Wahrnehmung.

Die Tetrarchie Diokletians

Was ist diese Tetrarchie? Die Tetrarchie ist mit dem Namen Diokletians verknüpft, eines Kaisers, der im Jahre 283 an die Macht gekommen ist, der am Ende einer langen Reihe von Usurpatoren und nur ephemeren Kaisern im 3. Jahrhundert steht und der nun ein vollkommen neues Regierungsmodell entworfen und begründet hat, die sogenannte Tetrarchie. Diese ist ein ingeniöses, innovatives Herrschaftskonzept und in der Tat etwas völlig Neues. Denn mehrere bisher ganz unbekannte Elemente zeichnen diese neue Idee des römischen Kaisertums aus. Mehrkaiser-Herrschaften hatte es schon vorher gegeben. Aber was jetzt diese Viererherrschaft ausmacht, ist in der Tat revolutionär. Es ist zum einen die Vorstellung einer temporären Kaiserherrschaft.
Hauptidee Diokletians war nämlich, dass römische Kaiser nach 20 Jahren freiwillig abdanken sollten. Das sollte folgendermaßen aussehen: Zwei „Oberkaiser“ – sogenannte Augusti – sollten sich zwei „Unterkaiser“ oder Juniorpartner – sogenannte Caesares – kooptieren, die dann nach zehn Jahren aufrücken sollten in den Augustus-Status. Die Augusti sollten nach 20 Jahren abdanken, die neuen Augusti sollten sich neue Caesares kooptieren und auf diese Weise sollte so etwas wie ein perpetuum mobile entstehen, eine dauerhafte Kaiserherrschaft.
Der Vorteil dieses neuen Modells sollte darin liegen, dass potentielle Usurpatoren von der Kaiserherrschaft von vornherein ausgeschlossen waren und auch keine Chance auf eine Legitimation besaßen. Denn die Tetrarchie besaß das Legitimationsmonopol – jedenfalls theoretisch. Dieses Legitimationsmonopol wurde dadurch erreicht, dass man das neue tetrarchische Modell gewissermaßen sakral unterfütterte. Man stellte es in einen göttlichen Kontext.
Die beiden Augusti stilisierten sich zu Söhnen von Jupiter und Herkules, sie nannten sich „Iovius“ und „Herculius“ und die beiden Caesares, die Juniorpartner, wurden ebenfalls einmal dem Jupiter und einmal dem Herkules zugeordnet. So entstand eine Art göttlicher Herrscherfamilie. Nur wer Iovius oder Herculius war, konnte Kaiser in der Tetrarchie sein. Damit waren – jedenfalls der Theorie oder dem Ideal nach – alle anderen Usurpatoren ausgeschlossen und konnten gar keine Legitimation erreichen.
Neben dem revolutionären Element der freiwilligen Abdankung war aber noch ein zweites, gänzlich neuartiges Element mit dieser Tetrarchie verbunden: Leibliche Kaisersöhne sollten von der Herrschaft ausgeschlossen sein. Das hatte den einfachen Hintergrund, dass man das Kaisertum von dynastischen Streitigkeiten zwischen mehreren leiblichen Kaisersöhnen befreien und auf diese Weise für Stabilität und eine langfristige Konsolidierung des Kaisertums sorgen wollte.
Von der Idee her und von der Theorie her ist das ein ingeniöses Konzept. Aber große Ideen scheitern allzu oft an der banalen Wirklichkeit. Das war bei der Tetrarchie auch der Fall. Maßgeblich dafür sind Konstantin und sein Vater. Constantius Chlorus war, wie gesagt, im Jahr 293 Caesar geworden und 305 zum Augustus aufgestiegen. Der erste Übergang von der ersten Tetrarchie zur zweiten funktionierte ganz im Sinne Diokletian s. Constantius ist zusammen mit Galerius zu Augusti aufgestiegen. Es wurden zwei neue Caesares ernannt und ganz systemgerecht sind der leibliche Sohn Konstantin und andere leibliche Söhne der Mitkaiser ausgeschlossen worden.
Konstantin ist zu dieser Zeit wahrscheinlich ein einfacher Soldat. Er hat eine militärische Karriere hinter sich, das wissen wir. Wir wissen überdies, dass er zeitweise im griechischen Osten war, und wir wissen, dass er jetzt im Jahr 305 in den Westen zu seinem Vater geht. Constantius ist damals vor allem in Britannien, Gallien und Germanien – also im Westteil des Reiches – aktiv und zuständig.
Im Sommer 306 aber stirbt Constantius der Erste unerwartet in Eboracum, dem heutigen York in Britannien. In diesem Moment ist Konstantin, sein Sohn, bei ihm und es passiert das, was wir aus dem 3. Jahrhundert sattsam kennen: Die dortigen Truppen rufen den Sohn des verstorbenen Kaisers zum Nachfolger aus. Konstantin wird zum Augustus proklamiert.
Das war nichts anderes als ein Staatsstreich, eine Usurpation, ein Systembruch. Es entsprach ganz und gar nicht den Regeln der Tetrarchie. Und man hätte erwarten können, dass die anderen Tetrarchen nun mit militärischer Gewalt diesen Usurpator bekriegen und besiegen würden. Doch das geschieht nicht. Konstantin wird – wenn auch zähneknirschend – von den anderen Tetrarchen als neues Mitglied akzeptiert. Aber er wird degradiert; er wird vom Augustus zum Caesar, also zum Juniorpartner degradiert und so ist er ab dem Herbst 306 Mitglied der Tetrarchie im Rang eines Caesars.

Christenverfolgungen

Was hat er zunächst zu tun? Er erbt den Operationsraum seines Vaters, also den Westen, und er erbt noch etwas anderes. Denn seit 303 nach Christus finden Christenverfolgungen statt, reichsweit, die noch Diokletian ins Werk gesetzt hat. Warum finden die Christenverfolgungen in dieser Zeit statt (es sind übrigens die schärfsten un...

Inhaltsverzeichnis

  1. Konstantin der Große – ein christlicher Idealkaiser?