
- 96 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
Die Leidenschaft der Sappho lässt sie erzittern und raubt ihr das Bewusstsein. Didos rasende Liebe zu Aeneas führt zum Selbstmord. Der Platoniker vervollkommnet sein Ich und steigt durch die Knabenliebe zur Erkenntnis des Wahren, Guten und Schönen auf. Abélard und Héloise ringen mit Fleischeslust, Konvention und höherem Streben. In der Moderne ersetzt der Sex die Liebe.
In diesem Essay kommen alle Spielarten der Liebe zu Wort. Sei es die Maßlose, die Selbstbezogene, die Erotische, die Platonische - anhand zahlreicher Beispiele aus der Literatur bekommt der Leser eine Vorstellung davon, wie unterschiedlich geliebt werden kann und was am Ende doch alle Liebesspielarten eint. Ein kleiner aber feiner Geschenkband über die großen philosophischen Fragen der Liebe anhand literarischer Frauenfiguren.
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Information
Die
Unfähigkeit
zu lieben in
der Moderne
Unfähigkeit
zu lieben in
der Moderne
Così fan tutte
Die Moderne ist vielleicht dadurch gezeichnet, dass ihr Konzept der Leidenschaft ein mehr und mehr desillusioniertes ist: Leidenschaft ist Illusion. Gemeinschaft kann nicht mehr durch die Leidenschaften, sondern nur noch trotz der Leidenschaften im stillen Ertragen ihres Trugcharakters entstehen. Ein solch resigniert aufgeklärtes Ertragen des Trugcharakters der Leidenschaften um des Fortbestehens der menschlichen Gesellschaft und ihrer Institutionen willen inszeniert Mozarts Oper Così fan tutte.
Hier findet sich die Verführbarkeit der Frauen, die kein treues und beständiges, sondern ein allzu beeindruckbares, weiches Herz haben, sprichwörtlich gefasst: »So machen es alle.« Ein Mann kann in ihm keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, weil der eine den anderen verwischt.
Lassen Sie uns für einen Moment bei Lorenzo Da Pontes berühmtem Libretto für Mozarts Opera buffa bleiben. Eine Opera buffa ist eine heitere, eine witzige Oper, sie erzählt wie eine Komödie und geht der Gattung gemäß gut aus. In Mozarts Così fan tutte kommt es am Ende trotz nicht bestandener Treueprobe zu einer Doppelhochzeit.
Der Komödie entspricht eine bestimmte Art zu lieben, und diese teilen im Prinzip beide Geschlechter, denn sie sind eben keine Götter, sondern Menschen aus Fleisch und Blut - und also verführbar. »Così fan tutti«, könnte deswegen ebenso der Titel der Oper sein. »Alle Männer sind aus demselben Stoff gemacht. Die schwankenden Blätter, die unbeständigen Winde sind fester als die Männer.«
Sie lügen, betrügen und verraten, wo sie gehen und stehen. Sie haben immer die passende Entschuldigung und wo es die Situation erfordert, den heißen Liebesschwur auf den Lippen. Eine treue Frau, heißt es, sei andererseits wie der sagenumwobene arabische Phoenix: Jeder behauptet, dass es ihn gibt, aber keiner weiß, wo. Am Ende heiraten die beiden Edelleute Ferrando und Guglielmo dann auch keinen Phoenix, sondern mit Dorabella und Fiordiligi »gerupfte Krähen«.
Così fan tutte ist in seiner flächendeckenden Komik ein zentrales Beispiel zwischen alten und neuen Liebesverhältnissen, bei dem ich deshalb etwas länger verweile. Die Geschichte beginnt mit einer Wette: Ein älterer Herr, Alfonso, der, schon ergraut, das Leben kennt, wettet gegen seine zwei jungen Freunde Ferrando und Guglielmo, dass die Schwestern, in die sie so unsterblich verliebt sind und die so unsterblich in sie und nur in sie verliebt sind, sich binnen Kürze in andere Männer verlieben werden. Diese anderen Männer werden von den beiden überkreuz verkleidet gespielt. Und tatsächlich behält Alfonso recht, obwohl die Liebenden von sich sagen, dass, um es mit einem Schlager zu paraphrasieren, »Marmor, Stein und Eisen bricht, aber ihre Liebe nicht«, wie ein Fels in Wind und Sturm fest stehe, so die Seele in treuer Liebe. Nur der Tod könne einer solchen Liebe Herr werden. Dorabella und Fiordiligi zitieren sogar die große Tradition der tragisch bis zum Tode Liebenden: »Bleibe ich am Leben, so werde ich den Furien mit meinen herzzerreißenden Seufzern elendes Beispiel fataler Liebe sein.« Und trotz Liebesschwüren, Ohnmachten und Untröstlichkeit lieben die beiden binnen weniger Stunden zwei andere Männer und unterzeichnen mit ihnen gar Eheverträge.
Nun könnte man denken, dass sich an der Feststellung der Verführbarkeit der Frauen der Krieg der Geschlechter entzündet. Der beginnt immer dann, wenn Männer glauben, sich für die Untreue der von ihnen idealisierten Frauen rächen zu müssen. Und tatsächlich klingen solche Töne in der Oper an, die von Männern und Frauen wie von zwei verschiedenen Rassen spricht. Die Rasse der Frauen ist der Rasse der Männer unterlegen, wenn sie sich in der Liebe nicht schützt und Strategien ausbildet, die die Männer in ihre Gewalt bringen.
Despina, die Dienerin in Mozarts Oper, ist die Vertreterin einer ganz und gar unromantischen Konzeption von Liebe. Männer sind beliebig austauschbar, einer ist so gut wie der andere, weil sie alle wertlose Tunichtgute sind. Sie wissen nicht, was Treue ist, und ihre hervorragenden Qualitäten sind Lug und Betrug. Sie lieben die Frauen nur zu ihrem eigenen Vergnügen, und wenn sie sie geliebt haben, verachten sie sie und entziehen ihnen die Liebe. Mitleid von diesen Barbaren zu verlangen, ist verlorene Liebesmüh. Es ist Zeit, meint Despina, dass die Frauen es dieser verderblichen, frechen Rasse mit gleicher Münze heimzahlen und die Männer so lieben, wie diese die Frauen lieben – nur zum eigenen Vergnügen und aus Eitelkeit. Aus diesem Krieg der Geschlechter ergibt sich ein egoistischer Begriff von Liebe, die nur den eigenen Vorteil sucht und strategisch zur Machterlangung eingesetzt wird. Die Liebe soll man wie eine Bagatelle nehmen, einen vorübergehenden Sinnenkitzel, und nie eine gute Gelegenheit auslassen, Sex zu genießen. Strikt richten soll man sich nach dem, was die Umstände, nicht aber nach dem, was das Herz erfordert. So bleibt man in der Profitmaximierung Herr der Lage. Diese Form der Liebe erfordert eine vollkommene Verstellungskünstlerin, die Tränen und Lachen je nach Bedarf einsetzen kann, die immer eine gute Ausrede bei der Hand hat und alle hoffen lässt. Ihr Ziel ist die Machtfülle des Individuums, das wie eine absolute Herrscherin alle ihrem Willen unterwirft und zum Gehorsam zwingt: »posso et voglio.« Ich kann und will – das Gegenteil also des von Eros vollkommen entmächtigten Subjektes.
Aber der Krieg der Geschlechter ist nicht das, worauf die Oper am Ende und mit ihr die Verhältnisse abzielen; vielmehr geht es um Versöhnung im Zeichen von Ehe und reichem Kindersegen. Es geht auch nicht um die Machtfülle des Subjektes, sondern um die Einsicht in seine Verletztheit, um das Annehmen des Gekränktwerdens. »Alle Männer beschuldigen die Frauen, ich entschuldige sie, wenn sie tausendmal am Tag einem anderen ihre Zuneigung schenken. Manche nennen es ein Laster, andere eine Gewohnheit, aber mir scheint es eine Herzensnotwendigkeit zu sein. Der Geliebte, der sich am Ende betrogen fühlt, sollte nicht den Wahn der anderen, sondern seinen eigenen verdammen. Denn alle Frauen, ob jung oder alt, ob schön oder hässlich – wiederholt mit mir –, alle machen es so.«
Die Moral der Geschichte ist, könnte man mit Michel de Montaigne etwas vulgärer sagen, dass, wer nicht gehörnt werden will, nicht heiraten darf. Ziel ist die Einsicht in die Zerbrechlichkeit der Welt und das Akzeptieren des eigenen Aus-Fleisch-und-Blut-Seins. Die Norm der unsterblichen, nur auf den einen gerichteten Liebe wird als Illusion aufgedeckt, deswegen aber um Himmels willen nicht verworfen. Sie ist für das Funktionieren der menschlichen Gesellschaft n...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titelblatt
- Urheberrecht
- Inhalt
- Einleitung
- Die Liebe in der Mythologie
- Von der körperlichen zur geistigen Liebe – Abaelard und Héloise
- Die erhabene Liebe im französischen Klassizismus
- Die Unfähigkeit zu lieben in der Moderne
- Epilog
- Über die Autorin