
eBook - ePub
Wehr dich!
Wie Mutter und Tochter gegen den Hass im Netz kämpfen
- 224 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Wehr dich!
Wie Mutter und Tochter gegen den Hass im Netz kämpfen
Über dieses Buch
Cheyenne Savannah Ochsenknecht steht als Tochter berühmter Eltern seit ihrer Kindheit im Rampenlicht. Neben vielen Likes auf Instagram beschert ihr das aber auch Neid und Hass. Sie wird beleidigt und bekommt sogar Vergewaltigungs- und Morddrohungen.
Schon als Kind wurde sie in der Schule gemobbt. Als die Cyberattacken losgingen, kamen die Bauchschmerzen von damals wieder. Doch diesmal will Cheyenne das nicht einfach über sich ergehen lassen und geht gegen die Hater vor. Unter dem Schutz der Anonymität fühlen sich die Täter sicher, denn die sozialen Netzwerke kooperieren nicht ausreichend mit den Behörden, und viele Anzeigen werden nicht konsequent verfolgt.
Cheyenne und ihre Mutter Natascha Ochsenknecht zeigen in diesem Buch, wie sie mit Hasskommentaren umgehen und was sie sich von der Gesetzgebung wünschen. Denn zum Thema Cybermobbing wurde viel zu lange geschwiegen, obwohl die Langzeitfolgen, gerade bei Kindern und Jugendlichen, nachweislich verheerend sind und ganze Leben zerstören können. Deshalb kann es jetzt nur heißen: Wehr dich!
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Information
»Ist doch nur ’ne doofe Nachricht« – Problemfeld Cybermobbing
Natascha Ochsenknecht
Dass Mobbing enorme Folgen haben kann, haben wir ja bereits zu Anfang dieses Buches vorgestellt. Da es im Fall von Cheyenne hauptsächlich und aktuell um das Thema Cybermobbing geht, wollen wir uns diese Variante von Mobbing genauer anschauen. Aber zunächst einmal: Was meinen wir überhaupt, wenn wir von Cybermobbing sprechen?
In einer grundlegenden Definition wird Cybermobbing vom »Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend« als Beleidigung, Bedrohung, Bloßstellung oder Belästigung von Personen mithilfe von Kommunikationsmedien, beispielsweise über Smartphones, E-Mails, Websites, Foren und Chats verstanden.
Im Falle von Cheyenne äußerte sich das Cybermobbing vor allem über Kommentare und Direktnachrichten bei Instagram. Mobbing ist ja nicht wirklich ein neues Phänomen, aber da viele Konflikte vermehrt über Medien und das Internet ausgetragen werden, spricht man hier von Cybermobbing.
Die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Julia Fluck erläutert im persönlichen Gespräch mit mir, dass sich gerade bei jemandem wie Cheyenne, die viele Instagram-Follower hat, das ganze zerstörerische Potenzial von Cybermobbing so richtig entfalten kann. Die Angriffsfläche, die Cheyenne bietet, ist nach Aussage der Wissenschaftlerin eben sehr viel größer, da sie theoretisch viel mehr Menschen erreichen kann und andersherum natürlich auch von viel mehr Menschen angeschrieben wird. Nach Dr. Fluck endet Cybermobbing ja auch nicht einfach mit dem Schließen der Haustür, denn das Postfach bei Instagram ist ja jederzeit geöffnet.
Früher zu Schulzeiten war es so, dass das Mobben vor allem vormittags in der Schule stattfand – maximal noch auf dem Weg hin zur Schule oder wieder zurück –, das gemobbte Kind konnte aber nach Hause kommen und die Tür schließen, wo es einen sicheren und geschützten Rahmen vorfand. Die Digitalisierung zerstört diese Schutzräume leider.
Cheyenne konnte mir zu Hause von ihren Erlebnissen berichten. Ich konnte sie zunächst trösten und dann weitere Schritte planen, damit das Mobbing aufhörte. Aber wenn jemand rund um die Uhr gemobbt werden kann, dann gibt es keinen Rückzugsort. Die ständig wiederholenden Attacken sorgen dafür, dass einem die Luft wegbleibt und es keine Zeit gibt, eine Strategie zu entwickeln.
Jede Hassnachricht hat theoretisch das Potenzial, jemanden neu aufzuwühlen. Und da ich Cheyenne sehr gut kenne und weiß, dass sie äußerst sensibel und empathisch ist, war es (vor allem am Anfang der Attacken) so, dass sie jede Nachricht las und bewusst oder unbewusst darüber nachdachte. Es ist leicht, das Ganze von außen zu betrachten und zu glauben, es wäre doch kein Problem, diese Nachrichten einfach zu ignorieren. Das ist aber der falsche Weg, denn es bringt Cheyenne bzw. den Betroffenen in eine Handlungsrolle. Sie muss handeln. Und das ist schon einmal grundlegend falsch, denn schuld ist nicht Cheyenne, wenn sie solche Nachrichten bekommt, sondern die Menschen, die diese Nachrichten verschicken. Stellen Sie sich vor, fünfzig verschiedene Menschen beleidigen Sie auf dem Weg zur Arbeit – begleiten Sie in die U-Bahn oder auf dem Fahrrad und tun nichts anderes, als Sie aus tiefstem Herzen zu beleidigen. Selbst wenn Sie sich vornehmen, diese fünfzig Menschen zu ignorieren – ich bin mir sehr sicher, Sie kommen mit einem unguten Gefühl im Büro an.
Wie soll das funktionieren, dieses »Einfach ignorieren«? Gar nicht! Denn Ignorieren ist der falsche Ansatz, den Tätern muss aufgezeigt werden, dass es Grenzen gibt und wir in einem demokratischen Rechtsstaat leben, in dem es Regeln gibt, an die sich gehalten werden muss.
Verleumdung hört ja nicht dann einfach auf, wenn man das Ganze ignoriert. Sicher ist es möglich, solche Nachrichten nicht zu lesen oder nicht anzuschauen, aber das ist ja nicht der Kern des Ganzen.
Für Julia Fluck ist Cybermobbing vor allem ein soziales Problem: Es gibt eine niedrige Hemmschwelle in den sozialen Netzwerken. Es ist eine einfache Nachricht, die man abschickt, aber es steckt eben viel dahinter, was die Täter nicht sehen. Apropos Täter: Die Expertin spricht davon, dass neun von zehn Cybermobbingtätern bereits vorher selbst Mobbingopfer waren. Hier gibt es also einen nachweislichen Zusammenhang. Vielleicht sollte man sich dessen bewusst werden, wenn solch eine Nachricht hereinkommt. Wer so etwas verschickt, war in seiner Vergangenheit fast immer auch Opfer, jemand, der jetzt allerdings versucht, den Spieß umzudrehen. Ziemlich erbärmlich eigentlich. Und so sind das Internet und die sozialen Netzwerke ein Werkzeug von vielen im Werkzeugkasten potenzieller Täter, um dem Frust über das eigene Versagen oder die eigenen schlechten Gefühle Abhilfe zu verschaffen.
Ein schon benanntes Problem, wenn es um das Thema Cybermobbing geht, ist die mögliche Anonymität der Täter, die Hetze und Verleumdung begünstigt. Wer anonym im Netz unterwegs war, musste bisher strafrechtlich mit wenigen Konsequenzen rechnen – aber dazu später mehr. Außerdem ist es natürlich leichter, andere online zu verletzen, weil man sich persönlich nicht begegnet. Die Opfer schauen auf einen Avatar, auf ein Bild, aber der Mensch, der dahintersteht, und die psychische Kettenreaktion, die so eine sich ständig wiederholende Beleidigung auslösen kann, sieht niemand. Ob irgendeiner der miesen Typen, die meiner Tochter auf Instagram geschrieben haben, dass sie »echt ekelhaft hässlich« sei, auch nur für eine Sekunde darüber nachgedacht hat, dass auf der anderen Seite eine neunzehnjährige Frau sitzt, die am Anfang ihres Lebens steht? Die sich fast alle Nachrichten und Meinungen zu Herzen nimmt, einfach weil sie zur Empathie und Nächstenliebe erzogen wurde? Die nach einem stressigen Tag auf ihrer Couch sitzt, sich vielleicht noch mit ihrem Freund gestritten hat, Ärger mit der Hausverwaltung hat und eine Grippe auskurieren muss, weil sie nächste Woche eigentlich einen wichtigen Termin hat?
Wie kann es sein, dass solche Typen so unmenschlich handeln können? Glauben solche Leute, die Nachricht kommt nicht an oder wird zensiert? Wie würden diese Menschen sich fühlen, wenn sie selbst oder ihre eigene Tochter, Mutter oder herzkranke Oma so massiv und persönlich beleidigt werden würde? Es ist wirklich unverständlich, welche Ausmaße diese Nachrichten in den letzten Jahren angenommen haben, und die Frage nach dem »Warum« wird wohl erst einmal unbeantwortet bleiben. Man muss eben versuchen, dieses Phänomen zu akzeptieren und damit umzugehen.
Ein weiterer Punkt, der den Kampf gegen Cybermobbing erschwert, ist die Tatsache, dass das Phänomen ziemlich neu ist. Und Cybermobbing ist eben auch kein statischer Begriff. Vielmehr ändern sich ja Plattformen und das Nutzungsverhalten der User. Wer hätte denn vor zehn, fünfzehn oder zwanzig Jahren schon gedacht, dass virtuelles Mobbing, das ja augenscheinlich erst mal keinen physischen Schaden anrichtet, so ein wichtiges und großes Thema wird? Soziale Netzwerke und Plattformen, mit denen es möglich ist, Leuten aus der Öffentlichkeit »zu folgen«, gibt es noch nicht allzu lange. Die Plattform Instagram existiert seit 2010 und ein Feature wie die Instagram-Story erst seit 2016.
Cheyenne und ich nutzen ja wie viele andere auch gerade die benannte Story-Funktion, um unsere Fans und Follower auf dem Laufenden zu halten. Aber dadurch, dass es diese Funktion seit vier Jahren gibt, ist es schwieriger geworden, allgemeingültige Strategien zu entwickeln, wie man sich am besten gegen solche Cybermobber wehren kann, die die »Antworten«-Funktion dieses Features missbrauchen. Man kann also sagen: Unsere sozialen Kommunikationsnetzwerke haben eine schnelle, unvorhersehbare Dynamik, und es kommen immer neue soziale Netzwerke hinzu. Mobbing auf dem Pausenhof kennt man ja schon seit vielen Jahren, und Strategien, diesem »analogen« Mobbing zu entgegnen, gibt es schon länger. Aber Cybermobbing hat eben für Täter den, wenn man es so ausdrücken will, »Vorteil«, sich der Dynamik des Netzwerks anzupassen.
Hier einmal ein Beispiel: Angenommen, es gibt in den nächsten zwei Jahren ein neues soziales Netzwerk, das ähnlich wie Instagram funktioniert. Viele von Cheyennes und meinen Fans sind auf diesem Netzwerk aktiv, und auch wir beide finden es, wie viele andere, sehr spannend und nett auf diesem neuen Netzwerk. Also wechseln wir dorthin und posten weniger unserer Inhalte (Fotos von TV-Sendungen, Modelvideos etc.) auf Instagram, sondern auf diesem neuen Netzwerk.
Nennen wir dieses neue soziale Netzwerk einfach mal »O-Fotos«. Seit Erscheinen dieses Buches und seitdem die Polizei und die Berliner Staatsanwaltschaft sich mit Cheyennes Mobbingfällen befasst und sie die Beleidigungen öffentlich postet, ist der Hass auf Instagram immer weniger geworden. Auch das Veröffentlichen ihres Instagram-Highlight-Ordners hat zu einer Sensibilisierung der Täter geführt. Das Phänomen Cybermobbing wirkt zunächst »besiegt«. Cheyenne hat ihren eigenen guten Weg gefunden, sich dem Hass zu stellen, und sich gewehrt. Wir deaktivieren also unsere Instagram-Accounts und ziehen mit unseren Followern auf diese neue Plattform um. Aber auf »O-Fotos« gibt es auch eine neue Möglichkeit für potenzielle Mobber, jemanden wie Cheyenne zu beleidigen. Bei »O-Fotos« ist es beispielsweise viel einfacher, jemanden in einem Foto zu markieren. Also wird Cheyenne dort von vielen Hatern auf obszönen Fotos verlinkt, ohne dass sie das wie vorher auf Instagram freigeben muss. »O-Fotos« lässt das einfach zu, und weil das Netzwerk neu ist (und sie auch keine Neukunden verlieren wollen), lassen sie die Hater gewähren. Und so geht das Spiel wieder von vorn los, und Cheyenne und ich müssen uns überlegen, wie wir unser Nutzungsverhalten anpassen.
Auch dies ist ein wichtiger Faktor, der berücksichtigt werden muss, wenn wir über dieses Thema sprechen. Cybermobbing endet nicht in dem Moment, wenn der temporäre, persönliche Hass auf einer Social-Media-Plattform beendet ist. Cybermobbing kann immer wieder auftreten, in einer neuen und veränderten Form. Es ist wie ein Virus, gegen das man immer wieder neue Antikörper bilden muss. Deshalb ist es wichtig, immer wieder darüber zu sprechen und das ganze Phänomen nicht unter den Teppich zu kehren, sondern erneut hervorzuholen, auch wenn es immer wieder schmerzt. Cybermobbing und seine Folgen sind weitreichend, und Cybermobbing ist nicht mit einer einfachen Formel zu besiegen. Man muss sich diesem Kampf stellen und ihn vor allem auch in der analogen Welt führen – eben indem man Täter zur Polizei und vor Gericht bringt, um ihnen zu zeigen, dass ihre digitalen Handlungen auch in der echten Welt Folgen haben. Denn die Taten finden nachweislich statt, und einfach nur zu sagen, dass dies eben das Internet sei, ist keine Ausrede, denn das Internet ist schließlich kein rechtsfreier Raum, in dem jeder tun und lassen kann, was er will.
Der Fakt, dass Cybermobbing ein real existierendes Problem ist, beweist ein Blick in die Statistik. Spannend ist hierbei auch die Frage, wer von Cybermobbing betroffen ist?
Die Studie »Cyberlife II – Spannungsfeld zwischen Faszination und Gefahr« des »Bündnisses gegen Cybermobbing« von 2017 gibt Auskunft. Hiernach sind junge Menschen bis zwanzig Jahre am häufigsten von Cybermobbing betroffen. Die Zahl derjenigen, die angaben, schon mal Opfer von Attacken im Netz gewesen zu sein, beträgt 17 Prozent. Danach sinkt die Zahl bei den Einundzwanzig- bis Fünfundzwanzigjährigen auf bis zu 12 Prozent und bei den Sechsundzwanzig- bis Dreißigjährigen finden sich »nur« noch rund 9 Prozent, die angeben, in der Vergangenheit Opfer von Cybermobbingattacken gewesen zu sein. Man kann also sagen, dass jeder zehnte Erwachsene zwischen zwanzig und dreißig Jahren in seinem Leben schon einmal Opfer von Cybermobbing gewesen oder zumindest damit in Kontakt gekommen ist. Die Experten sind sich allerdings auch einig, dass die Dunkelziffer der unbekannten Fälle und still Leidenden weitaus höher ist, als in der Statistik angegeben. Das muss man sich einmal vor Augen führen: Fast 20 Prozent der Menschen unter zwanzig Jahren, also knapp zwei von zehn Jugendlichen, sind nach eigener Aussage von Cybermobbing betroffen – wahrscheinlich noch mehr.
Ein Problem ist hier auch sicherlich die fehlende Medienkompetenz der Eltern. Häufig wissen Erwachsene nicht, was ihre Kinder in den Netzwerken machen, und haben keine Ahnung, wie das »mit Instagram und so« funktioniert und was in einem Newsfeed zum Beispiel passiert. Und auch an Elternabenden in den Schulen sollten Eltern hierzu bestenfalls Einweisungen bekommen bezüglich des Handlings von Instagram und Co. Dass man beispielsweise am Ende einer solchen Veranstaltung (bei der es ja oft auch um so »wichtige« Sachen wie die richtige Farbe der Schnellhefter geht) den Eltern mal einen Crashkurs gibt. »So, jetzt zeigen wir Ihnen mal zwanzig Minuten lang, was Ihre Kinder theoretisch so treiben, das hier ist Instagram, und das sollten Sie auch mal kontrollieren, denn Ihre Kinder sind ja noch keine achtzehn.« Das wäre ein erstrebenswerter Ansatz. Viele Jugendliche tummeln sich eben auch in geschlossenen WhatsApp-Gruppen, hier ist es auch wichtig, dass Eltern zumindest wissen, dass es so etwas gibt, auch um den Kindern mitzugeben: Ich weiß Bescheid. Und im Falle von Instagram ist es auch so, dass viele Kinder und Jugendliche mehrere Accounts haben. Einfach weil es relativ leicht ist, sich mehrere zu erstellen. Das wissen die meisten Eltern natürlich nicht. Wenn man Instagram beruflich macht, ist es ja nachvollziehbar, warum man sich mehrere Accounts erstellt. Aber warum sollte sich ein Kind, das in der Regel keine eigene Firma hat, einen zweiten »Business«-Account erstellen? Es wäre gut, wenn man der Plattform also nachweisen können müsste: Deshalb brauche ich jetzt einen neuen Account. Aber momentan ist ein neuer Account in Sekundenschnelle erstellt und kann für allen möglichen Unsinn genutzt werden.
Eine Schulung für Eltern wäre also sehr wichtig. Denn das Ganze ist natürlich auch eine Generationenfrage. Viele Eltern scheuen soziale Netzwerke und halten sich hier eher zurück. Facebook, Instagram, Twitter? Diese Schlagworte machen manchmal Angst. Hier muss bei Erwachsenen kommuniziert werden: Hör zu, wenn du bei Facebook mitmachst, findest du eventuell alte Freunde wieder. Oder Teile deiner Familie! Schon nicht schlecht, oder? Denn bei allem Negativen ist es ja auch so, dass soziale Netzwerke einen am Leben teilhaben lassen. Es hält fit im Kopf. Auch die tagtägliche Berichterstattung kann kommentiert werden. Meine Mutter geht mit ihren achtzig Jahren beispielsweise relativ regelmäßig auf die SPIEGEL-Facebook-Seite und streitet sich da in den Kommentaren – und ich bin froh darum! Sie scheut nicht davor zurück, in den sozialen Netzwerken aktiv zu sein und ihre Meinung zu äußern.
Das Engagement von Eltern in sozialen Netzwerken hilft also dabei, frühzeitig zu erkennen, ob jemand von Cybermobbing betroffen ist – oder eben nicht. Diesen Typen vom Schulhof kannte ja jeder. Ab...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- Vorwort
- Als ich anfing, mich zu wehren
- Ein Blick zurück – Mobbing in der Schule
- Schulzeit in Berlin und Abschluss
- Wenn die eigene Tochter gemobbt wird
- Cheyennes weiterer schulischer Weg
- Wie mir das Modeln zu neuem Selbstbewusstsein verhalf
- Und jetzt auch im Netz – Die ersten Anfeindungen auf Instagram
- »Ist doch nur ’ne doofe Nachricht« – Problemfeld Cybermobbing
- Die Anfeindungen, die nicht endeten
- »Jetzt werdet ihr leider von der Mama kastriert!«
- »Unbedingt anzeigen!«
- Und was sagt das Gesetz zum Thema Cybermobbing?
- Die Netzwerke im Fokus: Facebook, YouTube, Instagram
- Digitale Zeitbombe vs. präventive Pilotprojekte – Über die Zukunft von Cybermobbing
- Wehr dich!
- Wichtige WWW-Adressen
- Quellen