Rilke und der Islam
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Rilke und der Islam

Theologie der Kultur

  1. 13 Seiten
  2. German
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Rilke und der Islam

Theologie der Kultur

Über dieses Buch

Nach einem rasanten Aufstieg als Lyriker und Erzähler gerät Rainer Maria Rilke 1910 in die größte Produktivitätskrise seines Lebens. Dem sollte eine große Reise durch Nordafrika und Ägypten im Winter 1910/11 abhelfen. Auf der Reise wird er ergriffen von der Lebendigkeit und Einfachheit muslimischer Frömmigkeit, wie sie ihm in Algier, Tunis und im tunesischen Kairouan entgegentritt. Gott will Rilke künftig auch "von Mohammed her fühlen". Ähnlich sind die Erfahrungen im folgenden Winter 1912/13. Rilke reist durch Spanien, sieht Toledo, Cordoba und Ronda. Eine Gottunmittelbarkeit stellt sich ein, die zu Rilkes intensivsten Lebenserfahrungen gehören.

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Fachbereich
THEOLOGIE DER KULTUR
Rilke und der Islam
Von Prof. Karl-Josef Kuschel

I. DIE REISE DURCH NORDAFRIKA 1910/11

Er steckt in der größten Produktionskrise seines Lebens. In kürzester Zeit war es Rilke gelungen, zu einem vielbeachteten Schriftsteller seiner Generation aufzusteigen. In kürzester Folge waren bedeutende Werke erschienen:
- 1902 „Das Buch der Bilder“
- 1905 das „Stunden-Buch“
- 1907/08 die „Neuen Gedichte“
- 1910 die „Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“
Jetzt aber bricht die Produktivität weitgehend ab, und Rilke wird von einer tiefen künstlerischen Lähmung erfaßt. Er weiß: „es ist das Furchtbare an der Kunst, dass sie, je weiter man in ihr kommt, desto mehr zum Äußersten, fast Unmöglichen verpflichtet“, schreibt er an die langjährige Freundin Lou Andreas-Salomé. Im selben Brief teilt Rilke mit, dass er ein Jahr zuvor den Winter in Nordafrika verbracht habe: die Jahreswende 1910/1911. Eine im Nachhinein als zwiespältig empfundene Reise, nicht nur wegen der Widrigkeiten unterwegs, sondern vor allem, weil die neuen sinnlichen Eindrücke nicht zu der erwarteten künstlerischen Ausdruckssprache geführt hatten. Aber „ein wenig Orient“ sei ihm doch „beigebracht worden“, meint er nicht ohne Hoffnung. Ja, auf dem Nilschiff habe er sich „sogar mit dem Arabischen eingelassen“.
In der Tat hatte Rilke von November 1910 bis März 1911 eine Reise durch Nordafrika unternommen.
Sie führt ihn im ersten Teil über Marseille nach Algier, dann nach Tunis und in die tunesischen Orte El-Kantara und Kairouan, um dann unentschieden wegen der Weiterreise vorläufig in Neapel zu enden. Im zweiten Teil aber, vom 6. Januar bis 25. März 1911, gelingt der Sprung nach Ägypten. Auf einer mehrwöchigen Nilreise von Kairo bis Assuan lernt Rilke klassische Stätten des antiken Ägypten kennen. Es ist eine „Welt für sich“, die Rilke sich hier öffnet. Für unseren Zusammenhang ist sie von Bedeutung, weil sich die sinnliche Wahrnehmung von Landschaft und großer Kunst des alten Ägypten auf eigentümliche Weise vermischt mit der Entdeckung einer Weltreligion, die Rilke bisher aus eigener Anschauung nicht kennt: des Islam.
Szenenwechsel: Drei Schlaglichter, die uns das Verhältnis von Europa zum Orient, vom Christentum zum Islam in dem Jahr verdeutlichen, als Rilke erstmals nordafrikanisch-muslimischen Boden betritt: 1910, vier Jahre vor dem Ersten Weltkrieg.
Im selben Jahr 1910 versammeln sich im schottischen Edinburgh die Vertreter aller in der Welt tätigen protestantischen Missionsgesellschaften zur sogenannten Weltmissionskonferenz. Sie sind durchdrungen von einem geschichtlichen Sendungsbewusstsein. Es findet Ausdruck in dem Spitzensatz: Wenn man die Gunst der Stunde nutzt, kann die gesamte Welt in nur einer Generation christianisiert sein. In Nordafrika kann Rilke die Spätfolgen des europäischen Kolonialismus, Imperialismus und Missionarismus erleben. Fast alle Länder sind französische Kolonie, und der christlichen „Mohammedanermission“ ist breiter Entfaltungsraum eingeräumt. Christlicheuropäisches und kolonialimperiales Überlegenheitsgefühl führten zu der Vorstellung, der Islam sei im „Verfall“ begriffen und dabei, durch das Christentum vollständig ersetzt zu werden.
– Im selben Jahr 1910 lebt der aus Frankreich stammende Mönch Charles de Foucault schon fünf Jahre in Nordafrika, vornehmlich in Tamranrasset in der algerischen Sahara, von nichts als dem Gedanken durchdrungen, durch sein persönliches Lebenszeugnis in Armut die Muslime (konkret in Gestalt der Tuarek) zu Christus zu bekehren;
– Im selben Jahr 1910 erscheint im Schwarzwaldstädtchen Calw das Buch des Missionars Johannes Hesse unter dem Titel „Vom Segensgang der Bibel durch die Heidenwelt“. Es ist der Vater von Hermann Hesse. Er hatte im Auftrag der Basler Missionsgesellschaft lange Jahre in Indien gewirkt und ist nun publizistisch in Missionspropaganda tätig. 1911 wird sein Sohn Hermann Hesse zu seiner Reise nach Indonesien und Ceylon aufbrechen. 1910 konnte man in Hesses missionstheologischem Propagandabuch über den Islam lesen:
„Finster ist es überall, wo der Herr Jesus noch nicht seinen Einzug gehalten hat, und ganz besonders finster da, wo man einen anderen höher stellt als Ihn, den eingeborenen Sohn Gottes. Dieser andere ist in vielen Ländern Asiens und Afrikas der falsche Prophet Mohammed. Wo der herrscht, da ist das Evangelium so gut wie ausgeschlossen, und dringt dennoch ein Strahl des Lichtes ein, so gibt es Verfolgungen.“
Und Rilke? Rei...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Start