COVID-19 - Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche
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Verfügbar bis 5 Dec |Weitere Informationen

COVID-19 - Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche

Einschätzungen und Maßnahmen aus psychologischer Perspektive

  1. 132 Seiten
  2. German
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COVID-19 - Ein Virus nimmt Einfluss auf unsere Psyche

Einschätzungen und Maßnahmen aus psychologischer Perspektive

Über dieses Buch

In kurzer Zeit hat ein neuartiges Coronavirus die Welt auf den Kopf gestellt. Zur Eindämmung der Infektionen werden rund um den Globus restriktive Maßnahmen angeordnet, die bisher einmalig und unbeschrieben sind und Gewohnheiten und Bedürfnisse massiv einschränken. Viel diskutiert wird, wie sich diese Maßnahmen auf die Infektionsraten auswirken. Der Effekt auf unsere Psyche wird hingegen weniger thematisiert.Dieses Werk versammelt Einblicke aus der Psychologie und Psychiatrie, wie sich die Pandemie und die einhergehenden Maßnahmen auf unsere Psyche auswirken und wie mit der außergewöhnlichen Situation umgegangen werden kann. Es wird auf die besonders gefährdete Gruppe des medizinischen Personals eingegangen, ebenso auf die Situation pflegender Angehöriger sowie die Auswirkungen auf Kinder. Neben der Darstellung psychologischer Interventionen und Hilfen bei Belastungsreaktionen gibt das Buch Empfehlungen für den Umgang mit Ängsten, Ärger oder Aggressionen in der Isolation, für die Gestaltung von Homeoffice und den Einfluss des Medienkonsums.

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Information

1 Psychologische Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und der einhergehenden Maßnahmen – ein Überblick

Charles Benoy

1.1 Einleitung

Am 31. Dezember 2019 wurde der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erstmals von einer Häufung unbekannter Lungenerkrankungen in Wuhan, der weitläufigen Hauptstadt der zentralchinesischen Provinz Hubei, berichtet. Bereits einige Tage später meldeten die chinesischen Behörden, ein bisher unbekanntes und neuartiges Coronavirus als Erreger für die Lungenerkrankungen identifiziert zu haben, welches den Namen SARS-CoV-2 erhielt. Am 30. Januar 2020, lediglich einen Monat nach der erstmaligen Meldung aus Wuhan, stufte die WHO die neuartige Epidemie als internationale Notlage ein. Die ersten bestätigten Neuerkrankungen außerhalb Chinas wurden Ende Februar 2020 gemeldet. Nur ca. zwei Wochen später, am 11. März, erklärte die WHO den Ausbruch schlussendlich zur Pandemie, was mit weitreichenden weltweiten Maßnahmen einherging.
Infektionserkrankungen dieses globalen Ausmaßes, einhergehend mit den weitreichenden Maßnahmen und Einschränkungen, die uns allen gegenwärtig sind, sind für die Psyche eine sehr bedeutsame Belastung. Diese außergewöhnliche Situation trifft unsere Psyche unvorbereitet, die Maßnahmen sind unvergleichlich. Wir Menschen haben für diese Situation keine gelernten Verhaltensmuster, auf die wir zurückgreifen können. Die Situation ist zudem unvorhersehbar. Für unsere Psyche, die auf das Streben nach Sicherheit und Kontrolle eingestellt ist, bedeutet das in erster Linie sehr ausgeprägten Stress und die Notwendigkeit einer umfassenden Anpassungsleistung. Aus vorhergehenden Epidemien wissen wir um die psychischen Belastungen und Folgen dieser Stressreaktionen. Neben der Eindämmung aller somatischen Folgen des neuartigen Coronavirus sollten die psychologischen Risiken nicht außer Acht gelassen werden. Die Ebola- oder SARS-Epidemien waren in dem Ausmaß der Maßnahmen wohl nicht annähernd vergleichbar mit COVID-19, gleichwohl wurden beträchtliche psychische Folgen, bis hin zu Suiziden, berichtet (Barbisch et al. 2015).
Untersuchungen zu den erwähnten Epidemien der letzten zwei Jahrzehnte ermöglichen uns, die psychologischen Auswirkungen von COVID-19 abzuschätzen. Zudem erreichen uns bereits erste Untersuchungen aus China. Unterteilt in die unterschiedlichen Lebenskontexte, die von der aktuellen Krise betroffen sind, werden im vorliegenden Kapitel die vielfältigen möglichen psychologischen Auswirkungen beschrieben und es wird auf notwendige Maßnahmen zur Eindämmung psychischer Folgen aufmerksam gemacht.

1.2 Auswirkungen für die Allgemeinbevölkerung in Zeiten von Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, Selbst-Isolation, Quarantäne oder Ausgangssperren

Im Gegensatz zu den meisten Erkrankungen, unter denen vor allem die direkt Betroffenen und deren Angehörige leiden, hat COVID-19 Auswirkungen auf das Leben der gesamten Gesellschaft. Auch wenn die Maßnahmen sich von Land zu Land unterscheiden, so haben alle das gleiche Ziel: die direkten zwischenmenschlichen Kontakte so weit wie möglich einzuschränken, um die Übertragung des Virus einzudämmen. Dies wirkt sich hingegen auf unsere Psyche aus. Der Mensch ist seiner Natur nach ein soziales Wesen. Wie kein anderes Lebewesen wissen wir uns mit einer großen Anzahl anderer Menschen zu vernetzen. Die Verbindung zu Artgenossen herzustellen und aufrechtzuerhalten ist in gewissem Maße ein Teil unserer genetischen Aufgabe und löst im menschlichen Gehirn positive Gefühle wie Verbundenheit, Glück und Sicherheit aus. Schränken wir dies hingegen ein, so hat dies ausgeprägten Stress zur Folge. Des Weiteren müssen wir in Zeiten von Quarantäne oder Kontakteinschränkungen auf eine Vielzahl unserer Gewohnheiten verzichten, und es droht der Verlust der Tagesstruktur und -inhalte. Auch die hierfür notwendige Adaptation geht mit einer starken psychischen Aktivierung einher. Diese Stressreaktionen lösen in Menschen dann unterschiedliche Reaktionen, Symptome und Leiden aus.
Folgendes Leiden kann mit den ausgeprägten Stressreaktionen infolge der Kontaktbeschränkungsmaßnahmen in der Allgemeinbevölkerung einhergehen:
Angst- und Panikzustände (vor Infektion, Krankheit, Gesundheit, Verlust, Existenz, finanzieller Not, Freiheitseinschränkung, Unterdrückung, u. a.), Langeweile, innere Unruhe, Anspannung, Frustrationen, Ärgererleben, Wut oder Aggressionen, Beklemmungsempfinden, Erschöpfung, Antriebsverminderung, Schlafstörungen, soziales Abgrenzungsverhalten, Konzentrationsprobleme, Trauer, Nervosität, Entscheidungsschwierigkeiten, Einsamkeit, Gefühle von Isolation und Verletzlichkeit, schädigender Substanzgebrauch, Abnahme der (beruflichen) Leistungsfähigkeit oder berufliche Abneigungs-/Resignationsempfinden (Bai et al. 2004; Brooks et al. 2020; Caleo et al. 2018; Cava et al. 2005; Jung und Jun 2020; Pan et al. 2005; Reynolds et al. 2008).
Das beschriebene Leiden ist wohl in den meisten Fällen eher kurzfristig und als Begleiterscheinung der natürlichen Orientierungs- und Anpassungsreaktion zu verstehen. Schaffen es Betroffene jedoch nicht hinreichend, die Situation zu bewältigen, ist die Stressreaktion also anhaltend, so führt dies zu anhaltendem Leiden und zur Entwicklung von psychischen Störungen. (COVID-19-bezogene Ängste und ein Umgang mit Letzteren werden in
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Kap. 5 beschrieben.) Aus anmutend vergleichbaren Situationen (Quarantäne während Ebola-/SARS-Epidemien) wurden anhaltendes psychisches Leiden und eine Häufung von Symptomen psychischer Störungen berichtet (Brooks et al. 2020). In Studien zu SARS an Krankenhausangestellten war die Bedingung, dass sie sich in Quarantäne oder Isolation begeben mussten, der beste Prädiktor dafür, dass sie Symptome einer akuten Stressreaktion oder einer späteren Posttraumatischen Belastungsstörung entwickeln (Bai et al. 2004; Wu et al. 2009) (Vulnerabilitätsfaktoren und Behandlung
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Kap. 2). Der mögliche Kontakt zu dem Erregervirus ist aus psychischer Sicht somit nur zum Teil Auslöser für die Stressreaktionen, ein sehr bedeutsamer Anteil ist eben auch der Kontaktbeschränkung und Isolation zuzuschreiben. Diese können nämlich mit ausgeprägten – und zum Teil anhaltenden – Stressreaktionen einhergehen, was wiederrum das Risiko von Entwicklungen psychischer Störungen erhöht.
Auch Kinder haben ein erhöhtes Risiko, psychisch unter den getroffenen Maßnahmen zu leiden und beispielsweise posttraumatische Symptome zu entwickeln (Sprang und Silman 2013). Es ist zudem davon auszugehen, dass ein bedeutsamer Anteil der Kinder und Jugendlichen in Zeiten der Pandemie weniger körperlich aktiv sind, mehr Zeit vor Bildschirmen verbringen, unregelmäßigere Schlafzeiten haben, sich ungesünder ernähren, an Gewicht zunehmen und an körperlicher Fitness einbüßen (G. Wang et al. 2020). Hinzu kommen ein möglicher Anstieg häuslicher Konflikte und Gewalt, Spannungen mit Eltern sowie Infektionsängste (G. Wang et al. 2020). (Risiken für Kinder und Jugendliche werden in
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Kap. 8 und Gefahren und Maßnahmen im Zusammenhang mit potenziellen Häufungen häuslicher Gewalt in
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Kap. 6 behandelt.)
Allgemein ist somit davon auszugehen, dass bedeutsame Anteile der Bevölkerung sowohl kurzfristig, aber auch mittel- und langfristig psychisch unter den getroffenen Kontakteinschränkungsmaßnahmen leiden. Weitere Stressfaktoren, wie das kurzfristige breitflächige Arbeiten im Home-Office (
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Kap. 7), das Wegfallen von therapeutischen Tageseinrichtungen (sowohl für die Klienten als auch für die Angehörigen, z. B. Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen, Demenzerkrankte), fehlende Unterstützung bei Kinderbetreuung (
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Kap. 8) oder der Betreuung von erkrankten Angehörigen (
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Kap. 3), erschwerte Beschaffung von notwendiger Versorgung, eingeschränkte körperliche Betätigung, verminderte Tageslichtzufuhr, fehlende Rückzugsmöglichkeiten, Wegfallen von Freizeitaktivitäten, u. a. kommen hinzu. Es ist zudem zu beachten, dass die bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnisse sich vorwiegend auf die Ebola- oder SARS-Epidemien beziehen. Hinsichtlich der deutlich längeren Dauer und der weitaus umfassenderen Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19 ist wohl von stärkeren psychischen Auswirkungen ausgehen. Zu untersuchen gilt es, ob die Universalität der Maßnahmen sich hingegen ggf. positiv auf die zu erwartenden psychischen Folgen auswirken könnte. Die gesamte Bevölkerung ist gemeinsam den gleichen Einschränkungen ausgesetzt, was wiederrum ein verstärktes Zugehörigkeitsgefühl und somit einen mäßigenden Einfluss auf die psychischen Folgen haben könnte. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt der Pandemie hingegen entschieden werden, dass für verschiedene Subgruppen der Bevölkerung unterschiedlich restriktive Maßnahmen gelten, könnte dies im Umkehrschluss zu einer Verstärkung der negativen psychischen Folgen dieser Subgruppen mit höheren Einschränkungen führen. Dies könnte nämlich zu einem Stigmatisierungsempfinden führen, eine Spaltung, die das Wegbrechen der für unsere Psyche so wichtigen Gefühle der Zugehörigkeit und Verbindung zur Folge haben könnte.
Erste Studien aus China sind bereits veröffentlicht und weisen auf ausgeprägte psychische Auswirkungen hin:
• Eine Anfang Februar 2020 durchgeführte Onlinebefragung der chinesischen Grundbevölkerung, an der mehr als 1.200 Menschen teilnahmen, ergab, dass sich 53,8 % durch den Virusausbruch psychisch moderat bis stark belastet fühlen. 16,5 % der Befragten berichteten von depressiven Symptomen und 28,8 % von moderaten bis starken Angstsymptomen. Ausgeprägte Stresslevels wurden in etwas mehr als 8 % der Fälle berichtet (C. Wang et al. 2020).
• Bei mehr als 50.000 Befragten aus 36 Provinzen in ganz China berichteten ca. 35 % von psychologischem Stress (Qiu et al. 2020).
• In einer Befragung von Medizinstudenten berichteten 24,9 % Ängste im Zusammenhang mit COVID-19 (Cao et al. 2020).
• Eine Onlineuntersuchung, an der mehr als 7.000 befragte Chinesen teilnahmen, zeigte bei etwa 35 % Symptome einer Generalisierten Angststörung, 20 % einer depressiven, und 18 % einer Schlafstörung an (Huang und Zhao 2020).
• Erste Untersuchungen aus Wuhan schätzen die Prävalenz von posttraumatischen Symptomen (wie z. B. Hyperarousal, Intrusionen, Wiedererleben oder negative Veränderungen der Stimmung oder Kognitionen) einen Monat nach dem Ausbruch auf 7 % ein (N. Liu et al. 2020).
Stärker betroffen von psychischem Leiden in Epidemie- oder Pandemiezeiten scheinen einerseits Frauen (N. Liu et al. 2020; Qiu et al. 2020; Taylor et al. 2008) und andererseits Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau zu sein (Taylor et al. 2008). Menschen mit psychischen Vorerkrankungen scheinen zudem besonders gefährdet und können u. a. stärkere und anhaltendere Ängste und Wut erleben (Jeong et al. 2016). So könnten pathologische Ängste weiter verstärkt werden, Menschen mit Depressionen oder Suchterkrankte bei fehlender Tagesstruktur schneller rückfällig werden oder Wahninhalte durch die behördlichen Anordnungen befeuert werden. Des Weiteren sind alleinlebende Menschen, die über einen längeren Zeitraum gar keine direkten sozialen und körperlichen Kontakte haben, Menschen, die während der Pandemie traumatischen Erlebnissen ausgesetzt waren (z. B. Tod eines Angehörigen, Gewalt, Missbrauch, Infektion) sowie Menschen, die ungenügend verpflegt und versorgt sind, ganz besonders psychisch gefährdet. Einen verstärkenden Einfluss hat zudem die Dauer, in der man sich täglich mit Themen rund um die Pandemie beschäftigt (Huang und Zhao 2020) (
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Kap. 9). Ein wichtiger Risikofaktor für die Entwicklung einer psychiatrischen Erkrankung als Folge der Pandemie scheinen zudem finanzielle Ausfälle und damit einhergehende Existenzprobleme zu sein (Mihashi et al. 2009). Deshalb benötigen Selbstständige und Menschen mit geringen finanziellen Mitteln oder Rücklagen ebenfalls unsere besondere Beachtung.

1.3 Auswirkungen für Infizierte

Für Menschen, die an seltenen oder wenig erforschten Störungsbildern erkranken, sind die psychologischen Auswirkungen besonders hoch. Aufgrund fehlenden Wissens über die Erkrankung (Genesungschancen, Heilungsprozesse, Langzeitfolgen usw.) gehen sie nämlich oftmals mit deutlich stärkeren Ängsten und Sorgen einher. Zudem sind im Falle der hochansteckenden Erkrankung COVID-19 Infizierte und Erkrankte von anderen Menschen abgeschottet, was Ängste weiter verstärken und Einsamkeits- und Verlassenheitsgefühle auslösen kann. Auch können sie nicht von Angehörigen besucht und moralisch unterstützt werden, was für beide Gruppen eine erhebliche Mehrbelastung bedeutet. Dies kann in vielen Fällen zu deutlich ausgeprägteren Ängsten vor dem möglichen Tod für die Infizierten führen. Sie stehen dieser existenziellen Situation ohne moralische Unterstützung ihrer Angehörigen und Freunde gegenüber. Hinzu kommt die Sorge, sein geliebtes Umfeld ggf. nie mehr sehen zu können, nicht die Möglichkeit zu haben, sich zu verabschieden. Dieser Angst sehen sich auch Angehörige ausgesetzt. Sie haben nur eingeschränkte Möglichkeiten, sich über den Gesundheitszustand ihres infizierten Angehörigen zu informieren, können sich nur schwer ein eigenes Bild machen, fürchten sich um die Vereinsamung des erkrankten Angehörigen und sorgen sich davor, sich im Falle eines Todes nicht wie gewünscht verab...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Grußworte aus der Politik
  6. Autoren- und Herausgeberverzeichnis
  7. Geleitwort: Gebt mir einen Virus und ich werde die Welt aus den Angeln heben – ein philosophischer Kommentar
  8. Vorwort
  9. 1 Psychologische Auswirkungen der COVID-19-Pandemie und der einhergehenden Maßnahmen – ein Überblick
  10. 2 Psychiatrie in Katastrophenzeiten – Notfallprävention und Gesundheitsförderung
  11. 3 Krankenhäuser im Ausnahmezustand – psychologische Begleitung des Gesundheitspersonals
  12. 4 COVID-19 bringt Pflegende und Angehörige in Not
  13. 5 Umgang mit den Ängsten der Pandemiezeit
  14. 6 Umgang mit Ärger und Aggressionen bei sozialer Isolation in Pandemiezeiten
  15. 7 Homeoffice als Pandemie-Maßnahme – Herausforderungen und Chancen
  16. 8 Die COVID-19-Krise als Risikofaktor für die kindliche Entwicklung
  17. 9 Mediennutzung in den Zeiten von Pandemie und Lockdown
  18. Nachwort: Endlichkeit und Entschleunigung – Wie wird die COVID-19-Pandemie unsere Gesellschaft verändern?