Früher die Pest - heute Corona
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Früher die Pest - heute Corona

Die Geschichte der Pest mit Bezug zur Harzregion

  1. 100 Seiten
  2. German
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Früher die Pest - heute Corona

Die Geschichte der Pest mit Bezug zur Harzregion

Über dieses Buch

Die Pest war über Jahrtausende die wohl gefährlichste Infektionskrankheit der Menschheit.Sie war eine Geißel, die Millionen Menschen das Leben gekostet hat und dort wo sie grassierte, das kulturelle und das wirtschaftliche Leben teilweise für Generationen schwer geschädigt hat. Es gab jedoch noch keine Medizin und andere Naturwissenschaften um diese Infektionskrankheit behandeln zu können. Nicht mal die Ursache und die Verbreitungswege der Pest konnte man erklären oder analysieren.Die Pest konnten die Menschen zurückdrängen, heute spielt sie kaum noch eine Rolle: Moderne Hygiene sowie Antibiotika haben ihr weitgehend den Garaus gemacht. Nun kämpft die Menschheit mit Corona. Beide Infektionskrankheiten haben medizinisch wenig gemeinsam: Die Pest wird von Bakterien übertragen, Corona von Viren. Dennoch haben beide Infektionskrankheiten vieles gemeinsam. Sie werden schnell von einer lokalen Epidemie zu einer globalen Pandemie. Bei der Pest war die Ausbreitungsgeschwindigkeit langsam: Segelschiff- und Marschgeschwindigkeit herrschten vor. Schnellere Verbreitungsgeschwindigkeiten gab es jedoch nicht und daher war die Pest oftmals schneller vor Ort, als die Information über sie. Heute, in unserer globalisierten Welt, können sich Infektionskrankheiten in Schallgeschwindigkeiten ausbreiten und innerhalb weniger Tage zu Pandemien werden. Und wir waren und sind darauf wenig vorbereitet, obwohl die Gefahr bekannt war. Die Ausführungen des Autors beschränken sich im Wesentlichen auf die Geschichte der Pest, jedoch mit besonderem Bezug zu Harzregion. Sie zeigen und erklären aber auch Parallelen zur heutigen Corona-Pandemie und das im schwierigen Kontext der allgemeinen Verständlichkeit, denn die Menschen werden derzeit mit einer Flut von Informationen überflutet. Diese überfordern jedoch inhaltlich einen Großteil der Menschen, was allerdings von den Verantwortlichen kaum zur Kenntnis genommen wird. Der Autor hingegen hofft, die doch recht komplizierte Materie verständlich dargelegt zu haben und somit einen kleinen Beitrag zum Verständnis von Pandemien geleistet zu haben.

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Information

Jahr
2021
ISBN drucken
9783754312353
eBook-ISBN:
9783754354995
Auflage
1
Thema
History

Die Pestepidemien der Neuzeit, speziell in der Harzregion

Die große mittelalterliche Pestpandemie verschwand um 1353 so spurlos wie sie 1347 aufgetaucht war. In den folgenden dreihundert Jahren trat die Pest zwar regional auf, große Verbreitung fand sie jedoch nicht.
Mit dem Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges begann die Pest wieder Aufwind zu bekommen. Es ist nicht einfach die Seuche über diesen Krieg zu verfolgen. Es gab wenige Chronisten und was aufgezeichnet wurde, versank oftmals schon bald in Schutt und Asche.
In der Folge werde ich mich der Pestepidemie in Mitteldeutschland und der Harzregion widmen.
Wo die Pestepidemien im Harz des 16. Jahrhunderts ihren Ursprung hatten, wird wohl im Dunkel der Geschichte verborgen bleiben. Die Pesteinfälle während des Dreißigjährigen Krieges wurden dann in der Regel wohl von den Soldaten und den Begleittruppen eingeschleppt.
Eine Pestepidemie suchte die Stadt Hildesheim im Jahr 1657 heim. Der Archivrat Dr. Döbner sichtete im 19. Jahrhundert die dazu in den Hildesheimer Archiven vorhandenen Aufzeichnungen und Dr. Otto Snell wertete sie 1892 in einem Aufsatz aus.
Die Pest von 1657 war die letzte, die Hildesheim heimsuchte. Obwohl sie nur in der zweiten Jahreshälfte auftrat, war die Zahl der Opfer groß. Eine genaue Zahl der Pesttoten existiert jedoch nicht.
In den Akten befindet sich ein Brief des Bürgermeisters von Bremen an den Bürgermeister von Hildesheim vom 14. Juli 1656, mit der Bitte, Bremer Kaufleute, die einen „attestations Schein“ vorzuweisen hatten, in Hildesheim ungehindert verkehren zu lassen. Diese Bitte wurde den Bremern gewährt. Später, im September 1656, beklagten sich die Bremer bei den Hildesheimern, wegen der üblen Nachrede bezüglich der Pest, die ihnen viel Schaden zugefügt habe. Sie führten an, dass in Bremen an der Pest vom 21. – 27. September lediglich 60 Personen gestorben seien und wollten damit wohl die Harmlosigkeit der Pest nachweisen.
Im Mai 1657 beklagte die Stadt Braunschweig in einem Schreiben an die Stadt Hildesheim, dass sie wegen der Pest „beschrieen werde“, obwohl bisher nur 25 Personen an ihr gestorben seien. Für Hildesheim war dies der Auslöser Vorsichtsmaßnahmen einzuleiten, es wurden nur noch Personen mit einem Gesundheitszeugnis in die Stadt eingelassen.
Es kann vermutet werden, dass die Pest dennoch von Bremen oder Braunschweig nach Hildesheim kam.
Am 18. Juli 1657 erhielt Hildesheim einen Brief aus Hannover, der besagte, dass Hildesheimer nur noch mit Gesundheitspass in Hannover verkehren dürfen. Hildesheim war erbost und bestritt die Pest in seinen Mauern zu haben, aber die Hannoveraner hatten interne Informationen. Hildesheim stritt die Pest jedoch weiterhin ab.
Am 26. August wurden mehrere Einwohner Hildesheims vernommen und sie mussten zu Protokoll geben, dass einige Leute, die an der Pest gestorben waren, anderen Krankheiten zum Opfer gefallen waren. Selbst im September, als die Pest Hildesheim fest in der Umklammerung hatte, bestritten die Stadtväter gegenüber dem Herzog von Braunschweig noch die Pest.
Dennoch wurde der Verkehr mit Hildesheim nun von allen Seiten eingestellt. Nun wohl erst ergriff der Hildesheimer Rat Maßnahmen zur Pestabwehr. Es wurde angeordnet, infizierte Häuser mit weißen Kreuzen zu kennzeichnen. Zudem mussten Bewohner solcher Häuser in der Öffentlichkeit einen weißen Stab in der Hand halten. Erst am 9. November wurde die Pestepidemie in Hildesheim offiziell zugegen, zu diesem Zeitpunkt war sie wohl schon am Abklingen.
Am 7. Januar 1658 ist in den Hildesheimer Ratsbüchern vermerkt, dass im neuen Jahr noch niemand an der Pest gestorben sei und am 12. Januar ist von der „nunmehr durch Gottes Gnade nachlassenden Seuche“ die Rede.
Noch am selben Tag wurden die fünf Hildesheimer Ärzte aufgefordert sich gutachterlich über folgende Fragen zu äußern:
„1. Ob und wie baldt oder zu welcher Zeit die inficierten Häuser zu öffnen sind?“
„2. Was der cautelae dabey zu adhibieren?“ (übersetzt: Was für Vorsichtmaßnahmen anzuwenden sind?).
„3. Wie undt welcher Gestalt mit den inficierten Geräthen zu verfahren, daß es keinen Schaden und weitere Infectionen verursachen könne.“
„4. Ob und welcher Gestalt übriges und nicht inficiertes aber in einem Hause befindliches Gerät zu salviren (retten) sei?“
„5. Durch was vor Personen solches alles werkstellig zu machen?“
Ich widme mich dieser Materie so ausführlich, weil die Antworten der Ärzte auf diese Fragen ein Bild über die damaligen Kenntnisse von Erregern und Desinfektionsmaßnahmen zeichnen. Dazu gebe ich fortführend den Originaltext von Dr. Otto Snell zur Kenntnis: „Ueber die erste unter den gestellten Fragen finden sich in den Gutachten der fünf Hildesheimer Ärzte keine unter einander vergleichbaren Anschauungen ausgesprochen. Während die Einen die Frage – wohl richtig – so auffaßten, wann die Häuser den Bürgern zur unbeschränkten Benutzung zu überlassen seien und diesen Zeitpunkt auf ¼ Jahr (Dr. Matthäi) oder gar 8 Monate (Dr. Thesus) hinaufschieben wollen, verstanden die Anderen, man wolle die Häuser eine Zeit lang ganz unbetreten lassen; gegen diese Auffassung protestierte besonders Dr. Wichmann, indem er behauptete, ein inficiertes Haus dürfe man nicht ganz zusperren, weil sonst die eingeschlossene Luft faule und das Uebel schlimmer werde; man müsse vielmehr sogleich mit dem Lüften der Häuser beginnen.“
„In der Beantwortung der zweiten Frage treten die damaligen Anschauungen über Desinfektion hervor. Man sah den üblen Geruch als ein Mittel zur Verbreitung der Pest an und wollte daher in erster Linie Räuchermittel zur Desinfektion der Häuser anwenden. Doch wird auch der mechanischen Reinigung und der Behandlung mit Essig und Lauge Wert beigelegt.
„Die dritte Frage wird von allen Ärzten dahin beantwortet, daß man „leinenes Gerät“ waschen solle, besonders in fließendem Wasser. Der Stadtphysikus Dr. Jordan und Dr. Wichmann wollen, das dies außerhalb der Stadt geschehe. Wertlose Dinge, besonders Bettstroh, sollen verbrannt werden; Dr. Wichmann will hierzu sogar wohlriechendes Holz verwenden, so sehr fürchtet er den Geruch der inficierten Sachen.“
„In der Beantwortung der vierten Frage gehen die Ansichten auseinander. Dr. Rhesus glaubt, es genüge, Kräuter zum Gerät zu geben, Dr. Kühn hält es für ausreichend, die Geräte eine Zeit lang ungenutzt zu lassen, zu säubern und zu lüften, Dr. Wichmann dagegen will, man solle sie der Sicherheit halber ebenfalls räuchern.“
Am 25. Januar 1658 fasste der Rat, auf der Grundlage der Ärztegutachten, einen Beschluss. Es herrschte noch immer große Angst vor einem neuen Ausbruch der Pest. Da die Gutachter keiner einheitlichen Meinung waren, setzte man das ganze Paket an Vorschlägen um: Lüften, Reinigen mit Wasser, Essig, Sand und Lauge, Verbrennen mit duftenden Hölzern, Räuchern, den Einsatz von Rosenwasser zur Luftreinigung sowie Kräutern usw. – man wollte ganz auf der sicheren Seite stehen.
Die strikte Anordnung für den Umgang mit den Häusern und dem Hausrat infizierter Personen, scheint zur Bekämpfung der Pest beigetragen zu haben, denn bereits am 22. Januar 1658 wird berichtet, dass es keinen Pestkranken mehr in Hildesheim gab.
Die umliegenden Städte waren jedoch vorsichtig und skeptisch und gaben den Handelsverkehr erst etwa zwei Monate später wieder frei.
Es wird berichtet, dass die große Pestseuche von 1680 bis 1683 aus dem Orient kam. Sie kam wohl diesmal auf dem Landweg und nicht über die Meere. Erstmals in Europa brach sie dann 1679 in Ungarn aus. Daher wird diese Pest in der Harzregion auch als „Ungarisches Fieber“ bezeichnet.
Noch immer kannte man die Ursachen der Pest, also die Infektionswege, nicht. Und auch die Medizin war nicht viel weiter als im Mittelalter. Kein Wunder also, dass die Seuche schon sehr bald Wien erreicht hatte. Von dort breitete sie sich 1680 nach Prag, Dresden, dann nach Leipzig, Halle, Eisleben und Magdeburg aus. Dort fiel der Pest ein Drittel der Bevölkerung zum Opfer.
Das Pestlazarett.in Wien während der Pestepidemie 1679
. Zeitgenössischer Kupferstich.
Die zeitgenössischen Quellen hat der Gräflich-Stollbergische Archivar Dr. Ed. Jacobs ausgewertet. Er schreibt dazu: „Ebenso drang die Seuche mehr oder weniger verheerend in den Jahren 1680 bis 1682 nach Wolmirstedt, Tangermünde, Stendal, Werben, nach Bernburg, Nordhausen, der Grafschaft Hohnstein, Benneckenstein, ja bis in die unmittelbare Nähe nach Halberstadt, wo sie gewaltig aufräumte, nach Langenstein, sowie nach einzelnen Blankenburgischen Orten, besonders nach Börnecke und dem benachbarten Benzingerode. Sonst werden als einzelne heimgesuchte Orte in unserer Gegend noch genannt: „Aderstedt an der Saale, Rieder bei Gernrode, Mansfeld und umliegende Dörfer, Riethnordhausen, Martinsrieth, Wallhausen, Klein- und Großleinungen, Drebsdorf, Hainrode, Ober- und Niederröblingen, Ottersleben, Borksleben, Sangerhausen, Kelbra, Görsbach und Hermannsacker. Die Städte Aschersleben, Quedlinburg, Blankenburg, Stolberg, Stadt und Grafschaft Wernigerode, Goslar sowie die westlichen Harzgegenden blieben hingegen weitgehend verschont.“
Die Lage der Orte im Harz.
Von vielen Orten sind jedoch keine zuverlässigen Opferzahlen überliefert, so dass, wenn wir uns ein Bild machen wollen, auf glaubwürdige Angaben zurückgreifen müssen: In Eisleben wütete die Pest 1680/81 und brachte fast die ganze Stadt zum Aussterben; etwa 6.000 Menschen sollen der Seuche erlegen sein. Allein von Ende Mai bis Anfang Juni 1681 sind binnen sechszehn Tagen über 300 Menschen gestorben.
In Bernburg starben von Anfang 1682 bis Anfang 1683 mindestens 1.013 Personen an der Infektionskrankheit. In Nordhausen begann das Sterben Anfang 1683 und raffte über 3.500 Menschen hinweg. In der engeren Grafschaft Hohnstein verloren von Oktober 1681 bis Oktober 1682 in vierzehn Ortschaften 1.284 Personen in 285 Häusern ihr Leben. Im Dorf Börnecke wurde die Pest am 25. Juli 1681 eingeschleppt und tötete bis zum April 1682 93 Einwohner. In Benzingerode waren es in etwa dem gleichen Zeitraum 63 Einwohner.
Zu den Auswirkungen der Pest in Halberstadt schreibt Dr. Ed. Jacobs: „Hier starb zuerst im August 1681 das Peinesche Haus in der Oberpaulsstraße, wohin die Seuche eingeschleppt war, mit 9 Personen aus. Trotz der möglichst nachdrücklichen Vorsorgemaßnahmen brach die Pest bald danach, wie es heißt wieder anderweitig eingeschleppt, von neuem aus. Im September starben in Folge derselben 322 Personen. Die Seuche äußerte sich hier wie anderswärts auf mannigfaltige Gestalt und Weise. Von der sogenannten blutenden Pest ward keiner betroffen. Vor dem Ausbruch der Krankheit entfärbten sich die Gesichter der Betroffenen. Manche verfielen in Raserei und wütheten gegen ihre Hausgenossen oder brachten in solchem Zustande den Tod zu ihren Nachbarn. Manche – und solche pflegte man als die Glücklichen zu achten – stürzten wie vom Schlage gerührt plötzlich todt zur Erde nieder. Die Gesamtzahl der gezählten Opfer wird in Halberstadt von August 1681 bis August 1682 mit 2.197 Menschen angegeben.“
Diese Schilderungen sind exemplarisch und geben einen kleinen Einblick von jener Pestepidemie in den Jahren 1680 – 1683 in der Harzregion. Sie erzählen jedoch wenig von der Not und den bedrückenden Umständen in den betroffenen Dörfern und Städten.
War in einer Stadt oder einem Dorf die Pest ausgebrochen, so versuchte man zunächst das betroffene „angesteckte“ Haus oder auch die ganze Straße niederzureißen oder abzubrennen. Wenn dies nicht möglich war, wurden durch strengstes Absperren die betroffenen Gebäude separiert. Zudem wurden strenge schriftliche Anweisungen erlassen, die verlesen und ausgehändigt wurden und die auf die Sperrung der Gebäude, Straßen oder Ortsteile hinwiesen und den Kontakt mit den infizierten Personen auf das Strengste untersagten. In einigen Städten, so in Nordhausen, wurde sogar eine Pestkommission eingesetzt, sowie eine Pestordnung erlassen. Von außen wurden besondere Pestärzte, Pestbarbiere (Wundärzte) hinzugezogen und Frauen wurden als Krankenschwestern in Anspruch genommen, was sonst nicht üblich war.
Über die Pest im Oberharz in der Neuzeit hat uns der Clausthal-Zellerfelder Schriftsteller und Heimatforscher Hermann Ey (1854 – 1921) einen interessanten Aufsatz hinterlassen: „Eine Nachricht aus der alten Geschichte von Osterode gibt noch die Jahre 1569, 1597, 1611 bis 1625 als besonders schwere Pestzeiten an, da allein in der dortigen Aegidiengemeinde über 1.500 Personen der Seuche erlagen. Und mehr oder weniger werden auch die oberen Harzstädte und Orte mit davon betroffen worden sein.
„Als die Pest zum zweiten Male im Harze auftrat, hatte längst wieder fröhliches Leben pulsiert. Die Harzstädte und all die kleineren Ansiedlungen waren inzwischen erstanden, Gruben und Hütten waren allerorten im Betriebe, mit auf und absteigendem Glück gingen Berg- und Hüttenmann ihrer mühevollen Beschäftigung nach und die Bevölkerung des Harzes ward bedeutend zahlreicher als zu der Zeit des Wütens der ersten Pestseuche. Seit einigen Jahren bereits wütete der dreißigjährige Krieg durch alle deutschen Lande, in dessen Drangsale auch bald unser Harz einbezogen wurde. Teuerung und Hungersnot waren seine Vorboten. Schon 1619 war ein unglückliches Jahr gewesen, denn viel Regen hatte im ganzen Lande Missernte gebracht, und auch „das Heu von den Bergwiesen hinweggeführt“. 1621 kostete ein Malter Roggen (6 Himten also 33 Zentner) 17 Reichsthaler, ein Stübchen (3½ Liter) Goslarsches Bier 9 Groschen, ein Stübchen Broihan 3 Gr.
Das große Sterben breitete sich nun mit unheimlicher Geschwindigkeit aus. Bald begannen Träger und Totengräber ihre unheimliche Tätigkeit. Aerztliche Hilfe, häusliche Pflege – ach sie waren ja hier bei dieser „Sterbenseil“ fast ganz ausgeschaltet. Sie nützten so gut wie nichts. Wie angehaucht brachten die meisten die Krankheit mit heim, auf der Straße überfiel sie die Armen bei völligem Wohlsein, kaum, dass manche Bergleute ihren Weg aus der Gruben Tiefen noch herausfanden. Wen sie ergriffen hatte, der litt nicht lange. Furcht, Angst und tödlicher Schrecken lagen über der gesamten Einwohnerschaft, ganze Häuser starben aus und oft ohne Feststellung der Personalien wurden die Leichen schließlich durch die Träger fortgeholt und beigesetzt, und kaum noch wussten sie, wen dies oder jenes Grab barg.
Von der Kanzel herab wurde am Neujahrstag 1626 durch den Prediger Volswete bekannt gegeben, dass in dem eben vollendeten Jahre in den beiden Bergstädten Clausthal und Zellerfeld mehr als 1.350 Personen an der Pest gestorben seien, ¾ davon in der Bergstadt Clausthal. Aber sie hatte auch in den übrigen Harzorten ihre Opfer gefordert. So waren z. B. in St. Andreasberg über 700 Personen dahingerafft, in Lautenthal in mancher Woche bis zu 25 usw. In Goslar starben an der Pest, wie eine handschriftliche Aufzeichnung besagt, „diesmal noch einige Hundert mehr als 50 Jahre zuvor (1573), da eine pestartige Seuche auftrat, die sich weithin ausdehnte, schwer auf Andreasberg...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Einführung
  3. Die Pest aus medizinischer Sicht
  4. Die Beulenpest
  5. Pestsepsis
  6. Lungenpest
  7. Die Geschichte der Pest
  8. Die erste nachweisbare Pest-Pandemie Europas
  9. Die Pest in Europa zwischen dem Jahr Null und 1300
  10. Die Pestpandemie des 14. Jahrhunderts – ihre Herkunft
  11. Die Auswirkungen der Pestpandemie 1347 - 1353
  12. Medizin, Mediziner und Therapien
  13. Die unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie auf das gesellschaftliche Leben
  14. Die Suche nach Schuldigen für die Pestkatastrophe
  15. Die langfristigen Nachwirkungen der Pestpandemie 1348 - 1352
  16. Die Pestepidemien der Neuzeit, speziell in der Harzregion
  17. Der Unterschied zwischen der Pest und Corona
  18. Wie Corona Covid 19 die Welt verändert
  19. War die Pandemie vorhersehbar?
  20. Bildnachweis
  21. Weitere Informationen
  22. Impressum