Quote, Rasse, Gender(n)

Demokratisierung auf Abwegen

Christoph Türcke

• Verlag: zu Klampen Verlag
• Jahr: 2021
• ISBN drucken: 9783866745520
• eBook-ISBN: 9783866749139
• Thema: Social Sciences
• Thema: Sociology

In Parlamenten und Betrieben, in Vorständen, Parteien und Universitäten – wo die Frauenquote nicht schon gilt, soll sie bald kommen. Aber noch bevor sie flächendeckend durchgesetzt ist, ist sie bereits überholt. Denn steht Diversen, People of Color, Juden, Muslimen, Menschen mit Behinderung nicht ebenso eine paritätische Vertretung zu wie Frauen? Wie die jüngere Frauen- und Queer-Bewegung ist auch der neue Antirassismus in erster Linie auf Parität aus. Gleichstellung gilt nicht als der Zustand, in dem man frei davon wird, länger auf die Verschiedenheit von Ethnie, Hautfarbe und sexueller Orientierung zu starren, sondern als der, in dem sie maximal sichtbar werden. Die basisdemokratische Gleichstellungsbewegung läuft auf immer kleinteiligere Kämpfe um Sichtbarkeit, Quoten und Finanzmittel hinaus. Und eine Sprache, die stets alle sichtbar machen soll, versinkt in Sprachverwirrung. Ein neues Stadium gesellschaftlichen Zerfalls kündigt sich an.

Endnoten

Einleitung

1 Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? (1783), Werke (hg. v. Wilhelm Weischedel), Band XI, Suhrkamp, Frankfurt am Main, S. 59.

2 Colin Crouch, Postdemokratie, Suhrkamp, Berlin 2008.

Quote

3 Stefan Locke, Freiheit geht vor Reißverschluss, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.7.2020, S. 2.

4 Die Formel stammt von David Stockman, dem Chefberater von Ronald Reagan in Wirtschaftsfragen (https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Trickle-down-Theorie&oldid=208762593).

5 Zwar sind laut Weltbank zwischen 1998 und 2008 die Einkommen der Ärmsten ähnlich stark gestiegen wie die der Reichsten. Nur die der gehobenen Mittelschichten stagnierten. Doch das sind Prozentrechnungen. Wer von zehn Dollar pro Monat leben muss, den führen zehn Prozent mehr nicht aus seiner tiefen Armut. Für Empfänger von Managergehältern hingegen bedeuten zehn Prozent mehr einen monatlichen Zuwachs von fünfstelligen Summen. Der Abstand zwischen Ärmsten und Reichsten vergrößert sich exponentiell, während suggeriert wird, sie profitierten gleichermaßen (cf. Jeremy Lent, Fortschritt für wen? Kritik an Steven Pinker, in: Das Argument, Nr. 332, 2019, S. 242 ff.).

6 Zitiert nach Locke, S. 2.

7 Zum Begriff »Xenophobie« siehe unten, S. 86 ff.

Rasse

8 Majid Sattar, »Wir können wieder atmen«, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.4.2021, S. 3.

9 Gennemata echidnon (Matthäus 23,33).

10 Jacob und Wilhelm Grimm, Rasse, in: Deutsches Wörterbuch, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, Band 14, Sp. 143.

11 Eduardo Galeano, Die offenen Adern Lateinamerikas, Peter Hammer Verlag, Wuppertal ¹¹1985, S. 26.

12 Claude Lévi-Strauss, Rasse und Geschichte, in: Detlev Claussen, Was heißt Rassismus?, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt, 1994, S. 147.

13 Galeano, S. 53.

14 Zu diesem Reizwort, dessen Grundbedeutung einfach bloß »schwarz« ist, siehe unten, S. 55 ff.

15 Georg Forster, Noch etwas über die Menschenrassen, in: Ulrich Enzensberger (Hg.), Georg Forster. Weltumsegler und Revolutionär, Wagenbach, Berlin 1979, S. 140.

16 Hildegard Kaulen, Eine afrikanische Rasse gibt es nicht, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25.10.2017, S. N2.

17 Wer das nicht begreift, bringt Entscheidendes durcheinander. Wasser ist stets mit Sauerstoff vermischt: H₂O. Aber Wasserstoff ist nicht Sauerstoff. Materie kommt nirgends ungeformt vor. Aber Materie ist nicht Form. Selbst wenn der Rassebegriff als Unterscheidungskategorie nie anders als mit abwertenden Untertönen eingesetzt worden wäre – es wäre jederzeit anders möglich gewesen. Unterscheiden ist nicht abwerten.

18 Immanuel Kant, Bestimmung des Begriffs einer Menschenrasse, 1785, Band XI, S. 76 und 74.

19 Immanuel Kant, Über den Gebrauch teleologischer Prinzipien in der Philosophie, 1788, Band IX, S. 159 f.

20 Immanuel Kant, Kritik der reinen Vernunft, 1781 [1787], Band III, S. 69 f., 92, 97 und öfter.

21 Immanuel Kant, Zum ewigen Frieden, 1795, Band XI, S. 214–216.

22 Cf. Michael Wolff, Antirassist aus Prinzip, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.7.2020, S. 12.

23 Cf. Marina Martinez Mateo, Prinzip und Problem. Was bedeutet Kants Begriff der Rasse?, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1.7.2020, S. N3.

24 Hier hat George Orwells berühmte, auf die Sowjetunion gemünzte Formel »Alle Tiere sind gleich; aber einige Tiere sind gleicher als andere« eine historische Vorform.

25 Lévi-Strauss, S. 147.

Rassismus

26 Von Théophile Simar in seiner Étude critique sur la formation de la doctrine des races, Bruxelles 1922.

27 Theodor W. Adorno, Minima Moralia, § 66, 1951, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976, S. 131.

28 Matthäus 2,1.

29 Das schließt nicht aus, dass es künstlerische Darstellungen des schwarzen Königs wie die umstrittene Skulptur im Ulmer Münster gibt, die man besser entfernt; siehe Volker Leppin, »Eine rassistische Zerrfigur«, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16.10.2020, S. 6.

30 Karl Marx, Das Elend der Philosophie, 1847, Marx-Engels-Werke (MEW), Band 4, Dietz, Berlin 1977, S. 83.

31 Julian Huxley / Alfred C. Haddon, We Europeans: A survey of Racial problems, Cape, London 1935.

32 Umso fauler der Kompromiss, den die Bundesregierung anbietet. Sie getraut sich nicht, das Wort »Rasse« ersatzlos zu streichen, sondern will es durch »aus rassistischen Gründen« ersetzen. Gründe taugen allerdings nur dann e...

Inhaltsverzeichnis

• Cover
• Titel
• Impressum
• Inhalt
• Einleitung
• Quote
• Rasse
• Rassismus
• Verneinung
• Schwarze Vernunft
• Kapitalismus-Genese
• Black lives matter
• Antisemitismus
• Xenophobie
• Gender(n)
• Sprachzerfall
• Naturmetaphysik
• Dank
• Der Autor
• Weitere Bücher von Christoph Türcke
• Endnoten