
- 162 Seiten
- German
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eBook - ePub
Über dieses Buch
In Würzburg wird bei Reparaturarbeiten an einem Pfeiler der Alten Mainbrücke ein menschliches Skelett gefunden. Wenige Tage darauf verschwinden in der Mainmetropole prominente Bürger. Als einer von ihnen unter mysteriösen Umständen nur noch tot geborgen werden kann, schaltet sich Erich Rottmann in die Ermittlungen ein. Treibt da ein Serientäter sein Unwesen in Würzburg? Und was hat das alles mit dem Altoberbürgermeister zu tun? - Der pensionierte Kommissar und sein Hund Öchsle geraten bei ihren Nachforschungen selbst in größte Gefahr und erlösen schließlich die Oberbürgermeisterin aus einer äußerst schwierigen "Koalition".
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Information
EINIGE TAGE SPÄTER
Der kräftige Mann im Behandlungsstuhl rutschte im Sitz immer tiefer in Richtung Fußende.
»Lieber Herr Rottmann, es tut mir leid, aber auf dem Boden werde ich Sie bestimmt nicht behandeln!« Dr. Maria Giovanna Prosecco-Francki, ihres Zeichens Zahnärztin, richtete sich auf und warf ihrem sehr speziellen Patienten einen strengen Blick zu. In der linken Hand hielt sie einen Behandlungsspiegel, in der rechten einen elektrischen Bohrer. »Sie bekommen doch nur eine kleine Füllung. Das ist wirklich nichts Spektakuläres! Außerdem haben Sie eine Betäubungsspritze bekommen! Sie können gar nichts spüren!«
Erich Rottmann sah die Ärztin seines Vertrauens mit misstrauischem Blick an. »Ich bin ein äußerst sensibler Franke«, nuschelte er kaum verständlich. Offenbar war er der Auffassung, dass er damit sein Verhalten ausreichend erklärt hatte. Durch die Betäubungsspritze hatte er die Kontrolle über die Bewegung seiner Lippen verloren. Der gesamte Mundbereich war pelzig. Zu größeren Ausführungen wäre er daher sowieso nicht in der Lage gewesen.
Dr. Prosecco-Francki übte sich in Geduld. Sie hatte Rottmann nach seinem Anruf den ersten Vormittagstermin eingeräumt, damit er nicht so lange auf die Folter gespannt wurde. Der Ex-Kommissar war, sagen wir mal, kein ausgesprochen mutiger Patient. Für die Ärztin war es schon erstaunlich, wie ein gestandenes Mannsbild, das es ein Berufsleben lang geschafft hatte, mit Schwerverbrechern fertigzuwerden, in ihrem Zahnarztstuhl zur Memme mutierte.
»Also, los jetzt, Sie sensibler Franke«, wurde sie etwas energischer, »rutschen Sie wieder nach oben. In fünf Minuten haben Sie alles überstanden!«
Erich Rottmann zog sich wieder hoch, dann verkrampfte er seine Hände über dem Bauch so ineinander, dass die Knöchel weiß hervortraten, und öffnete nur zaghaft den Mund.
Die Zahnarzthelferin beugte sich sicherheitshalber über seine linke Schulter, um etwaige Ausweichbewegungen in diese Richtung sofort unterbinden zu können, und steckte ihm den Absaugschlauch wieder in die Mundhöhle.
Das hohe, auf- und abschwellende Sirren des Bohrers zerrte an Rottmanns Nerven und erzeugte in seinem Kopf ein Gefühl beginnender Panik.
Da wird auf dieser Welt jeder Mist erfunden, aber die Industrie schafft es nicht, diese giftig surrenden Bohrer zu entschärfen, dachte er. Ein untauglicher Versuch, sich abzulenken.
Die Zahnarzthelferin saugte mit dem Röhrchen Rottmanns Speichel ab, der so reichlich floss, als würde er vor einer Portion Leberkäse sitzen. Das Geräusch, das dabei erzeugt wurde, klang ähnlich dem Saugrüssel der Straßenreinigung, mit der diese einen verstopften Kanal reinigte.
Die Zahnärztin nutzte die vorübergehende Apathie ihres Patienten und beendete mit einigen geschickten Handgriffen die Behandlung.
»Sehen Sie, lieber Herr Rottmann, es war doch wirklich nicht schlimm. Wären Sie allerdings früher gekommen, hätten Sie sich die Zahnschmerzen der letzten Tage ersparen können. Aber da gibt es doch tatsächlich Menschen, die schlucken lieber Schmerzmittel, als die Ursache beseitigen zu lassen. Bei der Gelegenheit habe ich Ihnen gleich den Zahnstein entfernt. Oder soll ich besser sagen: den Weinstein?«
Sie lächelte verschmitzt. Selbstverständlich kannte sie die Vorliebe ihres Patienten für edle Frankenweine. Sie konnte diese Passion sehr gut nachempfinden. Aus Italien stammend, war ihr der Genuss eines guten Tropfens durchaus vertraut.
»Ansonsten haben Sie für Ihr Alter ein ausgezeichnetes Gebiss«, lobte sie. »Das überlebt Sie locker!«
Moralisch solchermaßen aufgerichtet, ließ sich der Patient Erich Rottmann auch körperlich wieder in eine aufrechte Position fahren. Erstaunlich willig folgte er der Bitte der Arzthelferin, den Mund mit Wasser auszuspülen. Dann konnte er sich doch eine Bemerkung nicht verkneifen. »Haben Sie nicht was Schmackhafteres zum Schwenken? Vielleicht mit Silvaneraroma?«, brummte Rottmann, ließ sich dann aber brav den Mund mit dem blauen Papierlatz abtupfen.
»Na gut, beim nächsten Mal stellen wir Ihnen einen Schoppen zum Ausschwenken hin«, witzelte die Zahnärztin und zog schnalzend ihre Gummihandschuhe aus. »Ob das allerdings die Krankenkasse bezahlt…?« Sie kannte die schnoddrige Art ihres Patienten zur Genüge und wusste sie einzuordnen.
Der ehemalige Chef der Würzburger Mordkommission schwang sich mit plötzlich wiedererwachtem Elan vom Stuhl. Man konnte ihm die Erleichterung über das Ende der Prozedur unschwer anmerken.
»… und ich kann gleich wieder so richtig loslegen?«
»Eine Stunde müssen Sie sich gedulden, dann können Sie es sich wieder schmecken lassen … aber, nicht vergessen: in einem halben Jahr wieder zur Kontrolle kommen und nicht erst, wenn Sie Zahnschmerzen haben«, mahnte Dr. Prosecco-Francki mit erhobenem Zeigefinger, dann streckte sie Erich Rottmann zum Abschied die Hand hin.
»Ja, ja, schon recht.« Er erwiderte den Händedruck, dann hatte er es plötzlich eilig.
»Aber verlässlich«, rief ihm die Ärztin hinterher, »sonst muss ich das nächste Mal den großen Bohrer nehmen.«
»Immer diese Drohungen«, nuschelte Rottmann in seinen Bart. »Und dafür zahlt die Krankenkasse auch noch Geld.«
Es blieb ihm jedoch keine Zeit mehr, sich länger seinen kritischen Gedanken zu widmen, da aus dem Wartebereich des Flures ein schwarzes Fellbündel herausgeschossen kam und vor Wiedersehensfreude wild an ihm emporhüpfte.
Öchsle hatte natürlich nicht mit ins Behandlungszimmer gedurft, was für den Ärmsten, der praktisch nie von seinem Herrchen getrennt war, eine harte Probe gewesen war.
Ihm folgte eine lächelnde Zahnarzthelferin, die dem liebenswerten Gesellen die Wartezeit mit Hundeleckerli versüßt hatte. Die Not konnte also nicht so groß gewesen sein.
»Das ist wirklich ein ganz lieber Bursche«, schwärmte die junge Frau begeistert und streichelte Öchsle noch einmal über sein Wuschelfell.
»Wie der Herr, so ’s Gscherr!«, zitierte Rottmann trocken eine alte Volksweisheit und grinste sie an. Dabei schlüpfte er in seine Lodenjoppe.
»Auf geht’s, mein Junge! Schluss mit der Flirterei! Der Stammtisch ruft!« Mit einem freundlichen Winken verließ Rottmann die Zahnarztpraxis. Der Gedanke an ein ordentliches Frühstück im Maulaffenbäck, seinem Stammlokal, regte seine Magensäfte hörbar an. Vor dem Zahnarztbesuch hatte er keinen Bissen herunterbekommen. Die eine Stunde Wartezeit würde er nun auch noch überstehen.
Von der Goethestraße aus war es über den Friedrich-Ebert-Ring in die Ringparkanlagen nur ein Katzensprung. Dort konnte sich Öchsle ein wenig austoben.
Einige der zahlreichen Kaninchen, die hier ein unbeschwertes Leben genossen, sahen dem Vierbeiner, der sie völlig ignorierte, verwundert hinterher. Die Mümmelmänner konnten ja nicht wissen, dass sich der Rüde von seinem Selbstverständnis her nicht als Jagd-, sondern als Polizeihund fühlte. Depperte Kaninchen jagen war eindeutig unter seiner Würde.
Trotz seines massiven Appetits machte Rottmann nach kurzem Überlegen noch einen kleinen Schlenker durch den Hofgarten. Der Grund dafür war, dass sein Mund noch ziemlich pelzig war. Wie hatte die Zahnärztin gesagt? »Sie bekommen von mir nur das Beste aus meiner Giftküche.« Als Folge dieser Großzügigkeit musste er sich jetzt noch gedulden, bis er wieder vollständig Herr über seine Geschmacksknospen sein würde.
Rottmann verließ den Hofgarten durch das Tor neben der Hofkapelle, überquerte den Residenzplatz, der um diese Zeit noch nicht vollständig von Autos zugeparkt war, und marschierte durch die Hofstraße. Über die Martinstraße erreichte er die Schönbornstraße und stand wenig später vor der vertrauten Metzgerei in der Maulhardgasse.
»Öchsle, Du wartest hier!«, kommandierte Rottmann etwas verwaschen. »Ich bin gleich wieder da.«
Eine Aussage, die er sich eigentlich hätte sparen können, weil Öchsle diese Prozedur zur Genüge kannte. Der Rüde setzte sich vor die automatische Tür und wartete geduldig auf die Duftwolke, die, wie er wusste, immer dann seine Nase umschmeicheln würde, wenn die Tür sich bewegte.
Für gewöhnlich öffnete der Maulaffenbäck erst um 10 Uhr. Rottmann war wegen seines Zahnarztbesuchs allerdings etwas früher dran. Die Lokaltür war tatsächlich noch verschlossen. Rottmann dachte nicht daran, mit seinem eingepackten Brotzeitpaket, bestehend aus einer ordentlichen Portion Leberkäs und einer Laugenstange, zu warten, bis geöffnet wurde. Schließlich war der Maulaffenbäck praktisch seine zweite Wohnstube. Da er drinnen Geräusche hörte, klopfte er deutlich hörbar gegen die Tür.
»Wir öffnen erst um zehn!«, vernahm er von drinnen eine weibliche Stimme. Der extrem »freundliche« Unterton hätte jeden Nichtfranken in die Flucht geschlagen.
»Jetzt mach schon auf, Anni!«, brummte Rottmann gegen das Türblatt, wegen seiner Behinderung um eine betont klare Sprache bemüht. »Ich bin’s, der Rottmanns Erich!«
Eine Sekunde später wurde der Schlüssel umgedreht und Anni, die Bedienung des Maulaffenbäcks, sah ihren Stammgast verwundert an. »Leidest Du seit Neuestem unter seniler Bettflucht?« Sie sah Rottmann prüfend an. »Oder was ist passiert?«
Rottmann, mit Öchsle im Schlepptau, schob sich an ihr vorbei in die Gaststube. »Nichts ist passiert! Ich war nur bei meiner Zahnärztin und konnte vorher nicht frühstücken. Jetzt hab ich einen Granatenkohldampf.«
Anni warf einen Blick auf Rottmanns leicht hängende Unterlippe und auf das Fresspaket in seiner Hand. Ihre gute fränkische Seele drang durch die harte Schale. »Also, dann setz’ Dich in Gottes Namen schon mal hin. Das ist ja praktisch ein Notfall.« Sie schloss die Gastraumtür wieder ab.
Rottmann ließ sich am Stammtisch nieder, Öchsle verschwand, wie gewohnt, unter der Bank.
Anni stellte ihm unaufgefordert einen Teller mit Besteck hin, dabei fragte sie: »Das übliche kleine Frankengedeck?« Letzteres bestand für Rottmann aus einem fruchtigen Silvanerschoppen.
Rottmann schüttelte den Kopf. »Bring mir ausnahmsweise erst mal eine Tasse Kaffee. Der Schoppen muss noch ein bisschen warten. Du weißt schon …« Er zeigte mit dem Daumen auf seinen Mund.
Während sich Anni an der Kaffeemaschine zu schaffen machte, schnappte sich Rottmann die neuesten Würzburger Nachrichten. Interessiert las er einen Artikel, der sich mit der derzeitigen Sensation in der Stadt befasste.
Würzi ein hingerichteter Verbrecher?
Eine Grabbeigabe gibt Rätsel auf
Wie der Leiter der Würzburger Mordkommission, Erster Kriminalhauptkommissar Sebastian Krämer, gestern in einer Pressekonferenz bekanntgab, hat man in der Steinkammer im Brückenpfeiler, in der Würzi eingemauert war, einen noch recht gut erhaltenen Tonbecher gefunden. Auf ihm befindet sich eine Gravur in Latein, die da lautet »FIAT IUSTITIA« und so viel bedeutet wie »Gerechtigkeitgeschehe«. Warum dem Eingemauerten ein Trinkgefäß mitgegeben wurde, ist allerdings ein Rätsel.
Der Leiter der Mordkommission vertritt die Auffassung, dass dieser Fund ein eindeutiges Indiz dafür ist, dass Würzi seinerzeit bei lebendigem Leibe in den Pfeiler eingemauert wurde und der Wein vermutlich eine Gnadengabe des Henkers war, der dem Wein des Delinquenten Gift beigemischt hatte, um damit dessen Tod zu beschleunigen. Diese These ist allerdings reine Spekulation.
Einmauern war eine extrem grausame Hinrichtungsart, die für Würzburg als praktizierte Todesstrafe nicht überliefert ist. Bei dem Hingerichteten musste es sich deshalb um e...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- WÜRZBURG IN DUNKLER VERGANGENHEIT
- WÜRZBURG IN HEUTIGER ZEIT
- EINIGE TAGE SPÄTER