Inspiration 3/2019
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Inspiration 3/2019

Leerstelle Kirche

  1. 52 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Inspiration 3/2019

Leerstelle Kirche

Über dieses Buch

Das Heft Inspiration 03.2019 steht das Thema Leerstelle Kirche im Sinne der Frage nach der Kirche als spirituellen Ort im Mittelpunkt. Die Kirche nahm und nimmt eine Zwitterfunktion ein. Sie ist zweifelsohne ein Ort der Versammlung, die Versammlung der konkreten Glaubenden in einer Gemeinde, die halt Kirche ist. Aber sie ist auch Institution, die in einer schweren Krise ist. Da sich Kirche nun als moralischer Kompass nicht mehr in der Öffentlichkeit gefestigt ist, dies übrigens jenseits konfessionellen Grenzen, leidet aber gleichzeitig auch das Selbstverständnis der Gemeinde als Kirche, als spiritueller Ort, der das individuelle Leben maßgeblich beeinflusst.Nun möchten wir uns nicht dem einfachen und zurecht als billig empfundenen Satz hingeben, dass jede Krise auch eine Chance berge. Trotzdem soll sich das Heft der Frage annähern, wie dieser spirituelle Ort vielleicht ein Kristallisationspunkt der Wandlung zu einer anderen Gestalt der religiös motivierten Sozialität werden kann. Man könnte im übertragenen Sinn also die Frage stellen: Wenn sich die Kirche in einer tiefen Depression, einem Burnout befindet (und dafür sprechen ja viele Handlungsmuster in der Öffentlichkeit), welche verschütteten Ressourcen kann die Gemeinschaft aktivieren und welche Glaubenssätze muss sie verändern, um weiterhin zu sein.Für dieses Heft haben wir uns bewusst um Autorinnen und Autoren aus dem wissenschaftlichen Nachwuchs bemüht - denn gefühlt ist vieles schon gesagt und oft genug wiederholt worden. Da lag es doch nahe, neue Stimmen einzufangen und so hoffentlich auch neue Perspektiven einzufangen.

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Information

Verlag
Echter
Jahr
2019
eBook-ISBN:
9783429064617
Johannes Lieder
Kirche auf der Höhe der Zeit: Vision oder Illusion?
Geistliche Begleitung
In dieser Artikelreihe aus der Perspektive der Geistlichen Begleitung hatte ich für die Kirche nur dann eine Zukunft gesehen, wenn sie sich zu einer geschwisterlichen und spirituell kompetenten Begleiterin von Menschen von heute auf ihren inneren und äußeren Suchwegen entwickelt. Dazu gehören eine suchende, ich nenne es herzoffene Grundhaltung, die sich in wirklichen Dialog mit den heutigen Menschen, Spiritualitäten, Religionen und Wissenschaften begibt und völlig neue partnerschaftliche Teamleitungsstrukturen und Entscheidungsprozesse kreiert.
Sehr viele Seelsorgende und gläubige Menschen in den Kirchen versuchen, dieses Verständnis einer persönlichkeitsentwickelnden Spiritualität und Gestalt von Kirche zu leben.
Die Wahrnehmung der Realität: Eine kurze Diagnose
Aber schauen wir auf die ganze Realität, mit der es diese Vision zu tun hat, also auch auf die traurige und ärgerliche Kehrseite dieser Medaille. Denn quer durch die ganze Kirche wehren sich viele mit aller Kraft gegen eine solche offene Zukunftsvision und setzen ihre Macht ein, um diese Entwicklung zu verhindern. Dazu ein paar zufällig ausgewählte Schlaglichter aus allen Ebenen der Institution:
»Ich habe 20 Jahre keine Exerzitien gebraucht!« sagte ein Priester stolz über seine ununterbrochene pastorale Arbeit. Ob ein Ehemann stolz verkünden könnte, er habe 20 Jahre lang keine längere Zeit allein mit seiner Frau verbracht? Oder ein Pianist, er habe so lange keine Intensivzeit zum Üben genommen?
»Warum haben wir so viel Geistliche Begleitung, aber so wenig Aufbruch?« sagte ein Bischof, der wohl keinen Einblick hat in die Befreiungsprozesse, die sich in den intensiven Gesprächsbegegnungen in der Geistlichen Begleitung ereignen und grundlegend sind für eine Kirchenbildung der Zukunft.
»Nichts mit warmen Socken!« äußerten Priesteramtskandidaten zu Beginn eines Besinnungstages als ihre Befürchtung, es könnte körperorientierte Übungen zur Selbsterfahrung geben.
»Wir haben doch einen Du- und keinen Es-Glauben!« konstatierte ein Bischof, der Gott wohl sehr genau kennt, als ich im Gespräch auf der tiefen Geheimnishaftigkeit Gottes bestand, die niemals mit Bildern eines reinen Gegenübers zu fassen sei.
»Wir als Pfarrgemeinderat sind zum Organisieren da, nicht dazu, selber einen Glaubensweg zu gehen.« sagten Mitglieder dieses Gremiums, das die Mitverantwortung aller Gläubigen zur Gestaltung der Kirche im Geiste Jesu wahrnehmen soll.
»Wo der Bischof spricht, spricht Gott.« hörte man in letzter Zeit von mehreren Bischöfen, wogegen nichts einzuwenden wäre, wenn sie sehen könnten, dass auch aus ganz vielen Lebenserfahrungen und Einsichten der übrigen Glaubenden Gott heute zu uns spricht.
»Auch wenn sie von der Schwulenlobby regelrecht dämonisiert werden, gibt es Therapien und Männer, die sie erfolgreich bestanden haben.« kann der Leiter eines Theologenkonvikts kürzlich zum Umgang der katholischen Kirche mit Homosexualität verkünden, ohne seine Stellung zu verlieren.
»Jesus hat keine Frauen zu Aposteln berufen, dann dürfen wir das auch nicht.«
»Die Ehe ist ein für allemal unauflöslich und duldet daher keinerlei neue eheliche Bindung nach einer Trennung.« … verkündet die zementierte Lehre der katholischen Kirche nach einem überholten Bibel- und Jesusverständnis, das sich ängstlich hinter historisch bedingten Aussagen Jesu versteckt. Oder sollen wir uns wieder Sklaven anschaffen, weil Jesus offensichtlich nichts dagegen hat (siehe Mt 10,24)?
Dies ist nur eine kleine Sammlung von Aussagen von Leitungsverantwortlichen und sogenannten Hirten in unserer Kirche. Wehe den Schafen, die nur auf sie hören! Gott sei Dank gibt es ja immer weniger von ihnen.
Preisfrage: Was haben all diese Aussagen gemeinsam?
Ein statisches, de-finiertes, also ab-gegrenztes, fundamentalistisches Gottesbild.
Diese Erstarrung wiederum kommt aus einem angstbesetzten Herzen, nicht aus dem herzoffenen Dasein im Fluss des schillernden göttlichen Lebens. Darin gedeiht kein Vertrauen in die Wachstumskraft jedes einzelnen Menschen, sondern er muss dann als Schaf gesehen werden, das behirtet, manipuliert, instruiert, mit einem Wort missbraucht werden muss. Natürlich alles zu seinem »Heil«, das einzig in der Erfüllung bestimmter ewiggültiger Lehren und Regeln besteht.
Die Erstarrung kommt aus einem angstbesetzten Herzen, nicht aus dem herzoffenen Dasein im Fluss des schillernden göttlichen Lebens
Glauben: Haben oder Sein
Erich Fromms Buch einer prophetischen Gesellschaftsanalyse »Haben oder Sein« (von 1976!) im Widerstreit von Biophilie, der Liebe zum Leben und Nekrophilie, der Liebe zum Toten, Starren, Kontrollierbaren ist immer noch der passende Schlüssel, um dies zu verstehen. Auf die religiöse Haltung bezogen sieht das etwa so aus:
Sein oder nicht
Den Glauben haben
im Glauben sein
in der Tasche
durch den Wind
ein Standpunkt
im Kommen und Gehen
ohne Wenn und Aber
fallen und aufstehen
im Griff
ein Luftkuss in die Wirklichkeit
ein für allemal
immer neu
ins Wort gefasst
sprachlos
ins Bild gepresst
staunen
eingemacht
als täglich Brot
besessen
bedürftig
ablesbar
um Worte ringen
abgedruckt
in verschwebendem Schweigen
aufgedrückt
oder
einladen zum Reigen
– das ist hier die Frage!
(aus: Johannes Lieder, herzoffen – Inspirationen zur Zukunft der Religionen, Echter Verlag 2017, S. 22)
Was mag in einem solchen »Haben-Herzen« vorgehen? Da hilft es immer, in das eigene zu schauen. Denn der eigenen Wahrheit nicht gern ins Gesicht zu schauen, ist uns allen wohl gemein. Doch hängt daran leider alles auf dem spirituellen Weg.
Was für eine gewaltige Anstrengung, immer perfekt sein zu müssen, moralisch über alle und alles erhaben als ein Würdenträger oder einfach ein »guter Christ«, der sowas wie die anderen, die Ungläubigen doch nicht tut, ja nicht einmal denkt oder fühlt – und damit alle anderen Gefühle gleich mit ausreißt. Wut, Hass, Neid, Habgier, erotische Leidenschaft … Ich doch nicht! Was nicht sein darf, ist dann auch nicht. Jesus spricht vom vers...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Impressum
  3. Inhalt
  4. Editorial
  5. Kirche auf der Höhe der Zeit: Vision oder Illusion?
  6. Wie geht Kirche?
  7. Brüche als ambivalente Chance zur Erneuerung
  8. Fünf Fragen an Doris Strahm
  9. Gemeinsam Gutes tun
  10. »Ecclesia semper transformanda«
  11. Am Schluss bleibt (nur) das Kreuz