Peter Faber
eBook - ePub

Peter Faber

Freund - Wanderer - Mystiker

  1. 117 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Peter Faber

Freund - Wanderer - Mystiker

Über dieses Buch

Peter Faber war einer der ersten Gefährten des heiligen Ignatius und einer, der mit ihm am vertrautesten war. Ignatius sagte über ihn, er habe die Exerzitien am besten gegeben.In einer zerrissenen Zeit suchte Faber unvoreingenommen das Gespräch über theologische und kirchenpolitische Gräben hinweg. Ein stiller Mann von einfacher Frömmigkeit, war er doch ein weltläufiger Geist: ständig unterwegs in Europa und Deutschland und zugleich im "Himmel" zu Hause. Vielleicht wird er deshalb von Papst Franziskus so sehr geschätzt, dass er ihn gleich im ersten Jahr seines Pontifikats heiliggesprochen hat.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Peter Faber von Dominik Terstriep im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Theologie & Religion & Christliche Theologie. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

Freund
Peter Faber war ein Genie der Freundschaft. Er hatte es leicht, Freundschaft zu schließen, und war ein treuer Freund. Menschen verschiedenster Herkunft fühlten sich durch seine aufmerksame, wache und diskrete Art angezogen. Sie erlebten einen Mann, der »herzlich und feinfühlig, an allem interessiert« war.5 Fabers Gaben, »zutreffende Selbstwahrnehmung, äußerst klare Einschätzung seiner selbst und der anderen, feinfühlig für jegliches Ereignis«, befähigten ihn, »zu unterstützen, ohne zu beherrschen, zu verstehen, ohne zu überführen, anzuziehen, ohne Überlegenheit auszuüben«6.
Und er war nicht nur ein Menschenfreund, sondern auch ein Freund Gottes, der Heiligen und der Engel. Vielleicht könnte man sagen, dass diese himmlischen Freunde ihm irdische Freunde zuführten und er die irdischen den himmlischen zuführen wollte. Fabers Menschenfreunde merkten jedenfalls deutlich, dass er in intimem Kontakt mit den Freunden des Himmels lebte. Nicht zuletzt in den vielen Exerzitien, die er gab, wurde dies für zahlreiche Menschen spürbar. Faber war ein Mann, dem man sein Herz öffnen konnte. Er lud ein, Gott Raum zu geben, wie er es selbst in seinem Leben getan hatte. In Freundschaft wollte er sich mit allen verbinden, auch mit den Verstorbenen.
Einer von Fabers bekanntesten Exerzitanten war Petrus Canisius, dem er 1543 in Mainz 30-tägige Exerzitien gab. Die Begegnung zwischen den beiden war nicht nur für Canisius persönlich von höchster Bedeutung, sondern auch für die Gesellschaft Jesu und die Kirche in Deutschland. O’Malley meint gar, Fabers nachhaltigster Beitrag zur Geschichte des deutschen Katholizismus hätte gerade darin bestanden, dem jungen Studenten die Exerzitien gegeben zu haben, worauf dieser sich entschied, in den Orden einzutreten.7
Doch hören wir, was Canisius selbst – noch unter dem unmittelbaren Eindruck des Erlebten – einem Freund über eine lebenswendende Begegnung schreibt: Ich machte eine gute Reise nach Mainz und fand zu meiner großen Freude den Menschen, den ich suchte, wenn er überhaupt ein Mensch und nicht ein Engel Gottes ist. Niemals habe ich einen gelehrteren und gründlicheren Theologen gesehen oder gehört, noch irgendeinen Menschen von so leuchtender Heiligkeit. Sein heißestes Verlangen ist, in Verbindung mit Christus am Heil der Seelen zu arbeiten. Obwohl alle seine Worte voll sind von Gott, er mag schreiben oder sich vertraulich besprechen oder bei Tische sitzen, werden seine Zuhörer doch nie gelangweilt oder ermüdet. Er genießt so großes Vertrauen und Ansehen, dass viele Mitglieder religiöser Orden, viele Bischöfe und gelehrte Doktoren ihn zu ihrem Meister und Führer im geistlichen Leben gewählt haben. Unter ihnen ist auch Cochläus [kath. Kontroverstheologe], der bekennt, er werde niemals imstande sein, den Dank abzustatten, den er ihm für den Unterricht in den Geistlichen Übungen schuldig sei. [… ] Ich für meinen Teil kann kaum Worte finden, um Dir zu sagen, wie diese Geistlichen Übungen meine Seele und Sinne umgewandelt, meinen Geist mit neuen Strahlen himmlischer Gnade erleuchtet und mich mit neuer Kraft und Stärke erfüllt haben. Die Fülle göttlicher Gnaden strömt sogar auf meinen Leib über und ich fühle mich ganz belebt und in einen neuen Menschen umgewandelt. 8
Canisius berichtete von seinen Erfahrungen auch dem Prior der Kartause in Köln, Gerhard Kalckbrenner, dem er freundschaftlich verbunden war. Dieser schrieb wenig später an den Prior der Kartause in Trier am 31. Mai 1543: Ehrwürdiger und teuerster Vater und Freund. Mitten in den Stürmen, von denen die ganze Christenheit in dieser beweinenswerten Welt erschüttert wird, hat Gott Seine Kirche nicht ganz verlassen, sondern hat, um ihr zu helfen, einige apostolische Männer erweckt, erfüllt von Seinem Geist und geschmückt mit den Tugenden von oben. [… ] Einer von ihnen ist beim Kardinal von Mainz, ein gewisser Magister Peter Faber, ein Theologe der Universität Paris und ein Mann von großer Heiligkeit. Er lässt Leute guten Willens, die zu ihm kommen, gewisse wunderbare Übungen machen, mit deren Hilfe sie in einigen wenigen Tagen eine wahre Erkenntnis ihrer selbst und ihrer Sünden, die Gabe der Tränen und ein echte, herzliche Bekehrung zu Gott erlangen, samt Fortschritt in Seinem Dienst und eine verborgene Vertraulichkeit und Liebesvereinigung mit Ihm. O möchte sich eine Gelegenheit bieten zu einer Reise nach Mainz! Wahrhaftig, es wäre der Mühe wert, sogar bis nach Indien zu wandern, um einen solchen Schatz zu suchen. Ich hoffe, dass, bevor ich sterbe, mir Gott die Gnade geben werde, diesen Mann zu sehen, diesen ganz einzigen Gottesfreund, damit er mir ein Führer sei, mein Herz neu zu gestalten und mich mit meinem Schöpfer zu vereinigen. 9
Simón Rodrigues, einer der ersten zehn Gefährten der Gesellschaft Jesu, schrieb lange nach Fabers Tod in seiner Schrift Ursprung und Entwicklung der Gesellschaft Jesu über deren Mitgründer: Neben vielen anderen Tugenden besaß er eine besondere und in höchstem Grade angenehme Milde und Güte, mit denen er Menschen begegnete. Ich habe diese bei niemand anderem sonst gesehen. Ich weiß nicht, wie er die Freundschaften einleitete, aber er beeinflusste Personen in einer Weise, dass er sie durch die Milde seines Gesprächs zur Gottesliebe hinzog. 10
Freunde im Herrn
Auch wenn es scheint, dass Ignatius die Formulierung »Freunde im Herrn« für die ersten Gefährten nur einmal gebraucht hat, so beschreibt sie doch sehr gut, wie eine Gruppe von Studenten um Ignatius in Paris zueinanderfand, den Grund für die Gesellschaft Jesu legte und auch, nachdem der Orden sich etabliert hatte, trotz geographischen Abstandes miteinander in Verbindung blieb. Der »Erstgeborene« in dieser Gruppe war Faber.11
Peter Faber und Ignatius
Für Peter Faber war die Begegnung mit Ignatius ein Wendepunkt. Er war als 19-Jähriger 1525 nach Paris gekommen, um zu studieren und Priester zu werden. Zusammen mit Franz Xaver, mit dem er auch das Zimmer teilte, trat er in das Barbara-Kolleg ein. Nach nicht einmal vier Jahren wurde der begabte Student Bakkalaureus der Freien Künste und Lizentiat. 1529 wurde Ignatius sein Zimmergenosse.
Auf wen traf Faber? Auf einen Studenten in vorgerücktem Alter von 38 Jahren, dem eine Kanonenkugel im Jahr 1521 alle Träume von ritterlicher Ehre und Karriere zerstört hatte; der durch einen dramatischen Umwandlungsprozess gegangen war und mit seiner Vergangenheit als ritterlicher Ehrenmann gebrochen hatte; der nach einer Form für seine geistlichen Erfahrungen und seine Berufung suchte; der schließlich 1528 nach Paris kam, um in Ruhe zu studieren, da wegen der Inquisition der Boden in Spanien zu heiß war. Kurz und gut, ein Mann mit durchlittener geistlicher Erfahrung und einem starken Willen, den Seelen zur größeren Ehre Gottes zu helfen.
Auf wen traf Ignatius? Faber war ein erfolgreicher Student. Äußerlich lief alles bestens, doch der 15 Jahre jüngere Zimmergenosse des Ignatius war innerlich unruhig. Er hatte Berufungszweifel. Im Alter von zwölf Jahren war alles so klar gewesen. Man hatte den wissbegierigen und begabten Hirtenjungen auf die Schule geschickt, wo er auf gute Lehrer traf. So verspürte ich um mein zwölftes Jahr einen Antrieb des Heiligen Geistes, mich dem Dienst Gottes, unseres Herrn, zu weihen; und eines Tages, in überschäumender Freude, auf einer Wiese (denn es war Ferienzeit und ich half beim Viehhüten)damals also gelobte ich in großem Verlangen nach Reinheit Gott, unserem Herrn, ewige Keuschheit (M 4).
Doch die Großmut und Gewissheit des Heranwachsenden wurden hart auf die Probe gestellt. Trotz des früh gefassten Vorsatzes schien plötzlich wieder alles möglich; […] wo mich doch früher (d.h. bevor ich dank Iñigos gottgewollter Handreichung das Kap meines Lebens festgelegt hatte) mancherlei Stürme umhergetrieben und hin- und hergerissen hatten: ich wollte bald heiraten, bald Arzt werden, bald Jurist, bald Lehrer, Theologieprofessor, einfacher Kleriker ohne Benefiz und zuzeiten auch Mönch (M 14). Doch nicht nur die vielen Möglichkeiten, die sich ihm boten, verwirrten ihn, sondern auch – und wahrscheinlich noch tiefer – Gewissensbisse, Skrupel und Versuchungen. Faber hatte ein empfindliches Gewissen und fühlte sich angefochten durch einen Hang zur Selbstgefälligkeit, Gaumenlust und Kritiksucht (M 10f). Besonders machten ihm sexuelle Versuchungen zu schaffen, die man mit dem heutigen Wissen um die sexuelle Entwicklung anders einordnen würde. Doch er erlebte sie damals als sehr bedrückend. Die Versuchungen, die mich damals befielen, bestanden in bösen und widerlichen Bildern fleischlicher Dinge, die mir der Geist
der Unzucht eingab, von dem ich damals noch kein geistliches, sondern nur ein Bücherwissen hatte (M 9).
Sicherlich bewahrten ihn seine Gewissensbisse und Skrupeln nach eigenem Bekunden vor Schlimmem, auf der anderen Seite wurden sie aber eine so große Belastung, die ihn verzweifeln ließ. Die Skrupel bestanden in der Angst, ich hätte meine Sünden seit längerer Zeit nicht recht gebeichtet; sie quälten mich so sehr, dass ich zur Heilung sogar bereit gewesen wäre, in die Wüste zu gehen und mein Leben lang nur Kräuter und Wurzeln zu essen (M 9).
Faber war geistlich in einer Sackgasse und wusste sich keinen Rat. In der Rückschau konnte er doch etwas Gutes in den Skrupeln entdecken. Sie ließen ihn nach Hilfe ausschauen und öffneten ihn für einen Menschen, der ein Begleiter und Freund wurde. Sie [die Skrupel und Gewissensbisse] hätten dich deinem Schöpfer entgegentreiben sollenaber du warst damals leider schwer von Begriff. Und doch, ohne diese Skrupel wäre Iñigo vielleicht nie an dich herangekommen, und du hättest auch seine Hilfe nicht gesucht, wie das später dann geschehen ist (M 6). Für Faber war Ignatius ein Geschenk der göttlichen Vorsehung. Dass er sowohl Klarheit in seiner Berufung fand – uneigennütziger Dienst statt Karriere – wie auch von seinen Skrupeln frei wurde, schreibt er eindeutig dem Einfluss von Ignatius zu. Dieser hatte ja selbst reichlich Erfahrung mit der zerstörerischen Wirkung von Skrupeln und half dem Freund in seiner geistlichen Not durch Gespräche und Unterscheidung, durch die Empfehlung von Generalbeichte, wöchentlicher Beichte und Kommunion und täglicher Gewissenserforschung. Möge mir Gott in seiner Milde die Gnade geben, in wachem Erinnern der Wohltaten zu wägen, die der Herr mir damals durch jenen Mann [Ignatius] erwiesen hat: erstens, dass er mich das rechte Verständnis für meine Gewissensregungen lehrte und für die Versuchungen und Skrupel, die mich schon seit langem plagten, ohne dass ich ein Mittel hätte sehen oder finden könne, zur Ruhe zu kommen (M 9). In dieses Kapitel gehören unzählige Wohltaten, die Unser Herr meiner Seele erwiesen hat, als Er sie zu so hohem Stand berief und ihr die Gnade gab, all das aus reiner Gottesliebe zu wollen, ohne einen Hauch weltlichen Trachtens nach Ehrenstellen oder irdischen Gütern (M 14).
Doch die Beziehung zwischen den beiden war keine Einbahnstraße. Faber konnte Ignatius auch etwas geben; er half ihm mit den Studien, gab ihm Nachhilfeunterricht. Vier Jahre lebten die beiden mit Franz Xaver zusammen, und es entstand eine Gemeinschaft, in der sie geistlich, materiell und akademisch alles miteinander teilten – ganz nach dem Ideal der Apostelgeschichte, »sie hatten alles gemeinsam« (4,32), und dem, was Ignatius später in den Geistlichen Übungen als Kommunikation bezeichnen sollte: »Die Liebe besteht in Mitteilung von beiden Seiten: nämlich darin, dass der Liebende dem Geliebten gibt und mitteilt, was er hat, oder von dem, was er hat oder kann; und genauso umgekehrt der Geliebte dem Liebenden. Wenn also der eine Wissen hat, es dem geben, der es nicht hat; wenn Ehren; wenn Reichtümer; und genauso gegenseitig« (GÜ 231). Das Glück über die Gemeinschaft der Freunde im Herrn kann Faber nicht genug loben. Für ihn wurde der Keim der späteren Gesellschaft Jesu hier gelegt. In jenem Jahr bezog Iñigo das gleiche St. Barbara-Kolleg und die gleiche Kammer wie wir […]. Ewig gepriesen sei dieses Glück, das die göttliche Vorsehung zu meinem Wohl und Heil so geordnet hat. Da sie es nämlich mit gütiger Hand so eingerichtet hatte, dass ich jenem heiligen Manne Unterricht geben musste, ergab sich daraus der äußere Umgang mit ihm, dann der innerlich vertraute und schließlich unser Gemeinschaftsleben, wo wir beide nur noch eine Kammer, einen Tisch und einen Geldsack hatten […], so waren wir zuletzt nur noch ein Herz, ein Wollen und eins im festen Vorsatz, jenes Leben zu führen, das wir gegenwärtigen und bisherigen Glieder dieser Gesellschaftderer ich nicht würdig binjetzt führen (M 8).
Vom Freund zu Freunden
Die Freundschaft zwischen Ignatius und Faber war nicht selbstgenügsam oder exklusiv. Sie war offen für andere, hatte einen geistlichen Grund und ein apostolisches Ziel. So wuchs eine Gruppe von sieben Gefährten heran, die sich regelmäßig zu geistlichem Tun und Gespräch trafen, vereint im Verlangen, Christus zu folgen und ihr Leben zu reformieren. Ungefähr vier Jahre lebten wir so in enger Gemeinschaft, als wären wir zwei nur Einer, und teilten dieses Leben auch mit anderen (M 10). 1534 banden sich die Freunde durch Gelübde an Christus und aneinander. Faber, der im selben Jahr zum Priester geweiht worden war, feierte die Messe. Die Gruppe bestand aus Männern unterschiedlicher Herkunft (Spanien, Portugal, Savoyen), unterschiedlichen Alters (zwischen 19 und 43 Jahren) und Charakters: »der abgeklärte Führer Iñigo, der stille Faber, der feurige Xaver, der weiche Rodrigues, der rauhe Bobadilla, der scharfe Laynez und der jugendliche heitere Salmeron, aber alle vereint im selben Ideal der Nachfolge Christi«12. In diesem gleichen Jahr, am Muttergottesfest im August pilgerten wir alle, die wir damals schon den gleichen Plan gefasst und Exerzitien gemacht hatten, […] zu Unserer Lieben Frau von Montmartre nahe bei Paris, wo jeder das Gelübde ablegte, zu bestimmter Zeit nach Jerusalemzu pilgern und sich nach der Rückkehr unter den Befehl des Papstes zu stellen; ferner von dieser Zeit an dranzugehen, »Eltern und Netze« zu verlassen (Mt 4,22) und nur noch einen Reisepfennig zu behalten. Jenes erste Mal waren dabei Iñigo, Mag. Francisco, ich Faber, Mag. Bobadilla, Mag. Laynez, Mag. Salmerón, Mag. Simon [Rodriguez] (M 15).
Im April 1535 reiste Ignatius nach Spanien. Man war übereingekommen, sich in Norditalien zu treffen, nachdem alle ihre Studien und persönlichen Angelegenheiten geordnet hatten, um dort auf eine Möglichkeit zur Überfahrt ins Heilige Land zu warten. Ignatius vertraute die Freunde nach den Worten von Laínez »dem guten Magister Peter Faber als älteren Bruder aller« an.13 Während der gut anderthalb Jahre, in denen Faber die Gruppe in Paris leitete, gewann er drei weitere Gefährten hinzu (Claude Jay, Paschase Broët, Jean Codure), mit denen er im November 1536 unter schwierigen äußeren Bedingungen nach Venedig wanderte. Wir wanderten zu Fuß durch Lothringen und Deutschland, wo viele Städte schon lutherisch oder zwinglianisch waren, wie Basel, Konstanz, usf. Es war zudem ein eisig kalter, harter Winter und Frankreich lag mit Spanien im Krieg, aber »vor all diesen Gefahren rettete« und bewahrte »uns der Herr« (M 16).
In Venedig traf die Gruppe im Januar 1537 auf Ignatius, und sogleich begann man, während man auf eine Möglichkeit zur Überfahrt wartete, mit Predigen und Krankenpflege. Eine Zeit intensiver geistlicher Freundschaft erlebte Faber, als er zusammen mit Ignatius und Laínez von Juli bis September 1537 in Vivarolo nah...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. Abkürzungen
  7. Freund
  8. Wanderer
  9. Mystiker
  10. Zeittafel
  11. Anmerkungen
  12. Literatur