Spiritualität in der Seelsorge
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Spiritualität in der Seelsorge

Spirituelle Theologie Band 1

  1. 85 Seiten
  2. German
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Spiritualität in der Seelsorge

Spirituelle Theologie Band 1

Über dieses Buch

Die Frage, inwieweit Theologie und Spiritualität eine Einheit bilden oder zumindest stärker in Beziehung zueinander gesetzt werden müssen, beschäftigt die Theologie schon seit langem. Die wohl beiden größten Theologen des 20. Jahrhunderts - Karl Rahner und Hans Urs von Balthasar - haben sich immer wieder damit auseinandergesetzt, wohlwissend, dass nur eine Theologie, die erfahrungsbezogen ist und die geistliche Dimension unseres Nachdenkens über Gott thematisiert, den Menschen von heute noch etwas zu sagen hat.Die Tagung der "Arbeitsgemeinschaft Theologie und Spiritualität" (AGTS) im September 2009 blickte vor diesem Hintergrund besonders auf die Rolle der (ignatianischen) Spiritualität im Leben der Seelsorgerinnen und Seelsorger von heute.Aus dem Inhalt: Peter Schallenberg, Spiritualität in Berufung und SendungCornelius Roth, Die Rolle der Spiritualität in der katholischen PriesterausbildungPeter Zimmerling, Die Rolle der Spiritualität im Rahmen des Studiums der evangelischen TheologieHans Schaller, Seelsorge für die Seelsorger - eine ignatianische GlosseMartin Kopp, Wie tragfähig ist unsere Spiritualität als Seelsorgende?Wunibald Müller, Seelsorge für Seelsorger und SeelsorgerinnenMichaela Hastetter, Das Verhältnis von Priestern und Laien in der Seelsorge - oder: Was meint eigentlich "Laienspiritualität"?

Häufig gestellte Fragen

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Information

Die Rolle der Spiritualität im Rahmen des Studiums der evangelischen Theologie1

Peter Zimmerling

1. Reintegration der Spiritualität in das Theologiestudium: Individuelle Angelegenheit des jeweiligen Hochschullehrers oder institutionelle Vorgabe

Im Raum der evangelischen wissenschaftlichen Theologie ist die Beschäftigung mit Fragen der Spiritualität bis zum heutigen Tag eine Frage der persönlichen Angelegenheit von Studierenden und Dozierenden. Das Thema Spiritualität hat es in den vergangenen Jahren nicht geschafft, auf die Agenda der mit der Reform des Theologiestudiums befassten kirchlichen Gruppen und Institutionen zu gelangen. So hängt auch meine eigene Beschäftigung mit der Theologie der Spiritualität mit meinem persönlichen theologischen Werdegang zusammen.
Die Hinwendung zum christlichen Glauben während der Gymnasialzeit war für mich, der ich aus einer kaum kirchlich sozialisierten Familie stammte, identisch mit dem Wunsch, Theologie zu studieren. Von Anfang an besaß das wissenschaftliche Theologiestudium für mich deshalb eine stark spirituelle Dimension. Diese wurde einerseits dadurch gefördert, dass ich zu Beginn des Studiums auf Dietrich Bonhoeffer und Nikolaus Graf von Zinzendorf stieß, die beide eine spirituell orientierte Theologie vertraten. Andererseits studierte ich bei Manfred Seitz in Erlangen, der als einer der ersten evangelischen Theologen nach dem Zweiten Weltkrieg regelmäßig Vorlesungen zur evangelischen Spiritualität anbot.
In der Zeit nach dem Studium waren es vor allem zwei Erfahrungen, die die Spiritualität endgültig auf die Agenda meiner wissenschaftlich-theologischen Interessen brachten. Zum einen war ich sieben Jahre lang Pfarrer einer evangelischen Kommunität, in der die Einführung junger Erwachsener in spirituelle Vollzüge einen der Schwerpunkte meiner Tätigkeit darstellte. Zum anderen entwickelten sich in dieser Zeit verschiedene ökumenische Freundschaften. An erster Stelle ist hier der Benediktinerabt Emmanuel Jungclaussen aus der Abtei Niederaltaich zu nennen, durch den ich wichtige Einblicke in die katholische Ordensspiritualität erhielt. Dazu kam die Freundschaft mit Vater Mitrophan, Mönch vom Berg Athos, der mir Zugänge zur orthodoxen Tradition eröffnete. Beide gaben letztlich den Anstoß, ein Buch über evangelische Spiritualität zu verfassen, um diese spirituelle Tradition im Konzert der übrigen Konfessionen zu Gehör zu bringen. Auf dem Hintergrund meiner persönlichen Erfahrungen wird der Einsatz für die Integration der Spiritualität in das evangelische Theologiestudium verständlich.
Anders als im evangelischen Raum ist die Theologie der Spiritualität im Rahmen der römisch-katholischen Theologie seit fast 80 Jahren institutionell verankert. Durch die Apostolische Konstitution „Deus scientiarum dominus“ von 1931 wurden Askese und Mystik in den theologischen Studienplan aufgenommen. Während des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde die Bedeutung der Spiritualität für die Ausbildung der Priester noch einmal unterstrichen. Das Kapitel 4 des Dekrets Nr. 7 über die Ausbildung der Priester, 1965 verabschiedet, trägt die Überschrift „Die Sorge um die gründlichere geistliche Formung“. Darin heißt es: „Die geistliche Formung [der Studenten und Priesteramtskandidaten] soll mit der wissenschaftlichen und pastoralen Ausbildung eng verbunden sein. […] Sie sollen angeleitet werden, Christus zu suchen: in der gewissenhaften Meditation des Gotteswortes, in der aktiven Teilnahme an den heiligen Geheimnissen der Kirche, vor allem in der Eucharistie und im Stundengebet, im Bischof, der ihnen die Sendung gibt, und in den Menschen, zu denen sie gesandt werden, vor allem in den Armen, den Kindern und den Kranken, den Sündern und Ungläubigen. […] damit sie die Gesinnung des Betens erwerben.“2 Das Ziel der Einführung in das geistliche Leben ist für katholische Priesteramtskandidaten also die Gesinnung des Betens.
Im protestantischen Raum fehlt bis heute eine derartige bewusste Verankerung der Spiritualität im Theologiestudium.

2. Reformatorischer Ausgangspunkt: Luthers Theologieverständnis

Bei Martin Luther sind wissenschaftlich-theologische Denkbemühung und praxis pietatis untrennbar miteinander verknüpft. Sein Theologieverständnis ist im Kern nicht intellektualistisch, sondern existenziellerfahrungsbezogen. Schon in der Heidelberger Disputation stellte er fest, dass nur ein theologus crucis eine theologia crucis betreiben kann, d. h. „dass nur der Vollzug theologischer Existenz auch Theologie im eigentlichen Sinn des Wortes ermöglicht“3.
Die bekannte Trias „oratio, meditatio, tentatio“ – „Gebet, Schriftbetrachtung, Anfechtung“ – bezeichnet Luther als „eine rechte Weise in der Theologie zu studieren“.4 Grundlegend für die theologische Arbeit ist das Gebet, weil die Vernunft von sich aus – wenn überhaupt – Gott höchstens undeutlich erkennen kann. Sie spielt mit Gott „Blindekuh“.5 Darum schreibt Luther den Theologen ins Stammbuch: „[…] knie nider in deinem Kemerlein und bitte mit rechter demut und ernst zu Gott, das er dir durch seinen lieben Son wolle seinen heiligen Geist geben, der dich erleuchte, leite und verstand gebe.“6 Wie Luther sich das konkret vorstellt, zeigt er in seinem Gebetskurs für seinen Barbier „Meister Peter. Eine einfältige Weise zu beten“ von 1535.7 „Und wenn [bei der Gebetsmeditation] auch solche reiche, gute Gedanken kommen, so soll man die andern Gebete fahren lassen und solchen Gedanken Raum geben und mit Stille zuhören und beileibe nicht hindern; denn da predigt der heilige Geist selber, und seiner Predigt im Wort ist besser denn unser Gebet tausend. Und ich habe auch also oft mehr gelernt in einem Gebet, als ich aus viel Lesen und Dichten hätte kriegen können.“ Luther gewährt hier indirekt Einblick in einen wesentlichen Grund seiner theologischen Fruchtbarkeit. Bis heute stehen seine Publikationen zahlenmäßig an der Spitze aller deutschsprachigen Autoren. Demgegenüber wird das Gebet in seiner Bedeutung für die wissenschaftliche theologische Arbeit heute weithin vernachlässigt. Es ist aus dem Blick geraten, dass das Gebet neue Dimensionen zu erschließen vermag, zu denen auf andere Weise kein Zugang möglich ist. Das Gebet öffnet das theologische Arbeiten für kreative und intuitive Impulse.
Der Reformator ist überzeugt, dass Gott sein wahres Wesen allein durch die Bibel offenbart hat. Nur die Heilige Schrift vermag Menschen zum ewigen Leben zu führen. Reformatorische Theologie ist darum Schriftauslegung.8 Unter dieser Voraussetzung wird Luthers aus der monastischen Spiritualität herkommende Praxis der Schriftmeditation zur Hauptquelle theologischer Erkenntnis: „Zum andern solltu meditieren, das ist: Nicht allein im hertzen sondern auch äußerlich die mündliche rede und buchstabische wort im Buch immer treiben und reiben, lesen und widerlesen mit vleisigem aufmercken und nachdencken, was der heilige geist damit meinet. Und hüte dich, daß du nicht überdrüssig werdest oder denckest, du habest es einmal oder zwey genug gelesen, gehöret und gesagt und verstehest es alles zu grund. Denn da wird kein sonderlicher Theologus nimmer aus. Und sind wie das unzeitige Obst das abfellet, ehe es halb reiff wird!“9
Dass die Theologie für Luther erfahrungsbezogene Wissenschaft ist, zeigt sich schließlich am dritten Glied der genannten Trias: Theologische Erkenntnisse sind nur wahr, wenn sie sich in den Herausforderungen des Alltags bewähren. Luther spricht in diesem Zusammenhang von der tentatio, der Anfechtung. „Zum dritten ist da tentatio, Anfechtung, die ist der Prüfstein, die lehrt dich nicht allein wissen und verstehen, sondern auch erfahren, wie recht, wie wahrhaftig, wie süße, wie lieblich, wie mächtig Gottes Wort sei, Weisheit über alle Weisheit.“10

3. Die Rolle der Spiritualität in der weiteren Geschichte des evangelischen Theologiestudiums. Ein Überblick

Aufgrund der reformatorischen Verbindung zwischen scholastischer und monastischer Theologie entstand nach der Reformation eine spezielle theologia ascetica als Unterdisziplin der Praktischen Theologie. Darunter verstand man eine „Einübungslehre in den christlichen Glauben für Pfarrer und Gemeindeglieder“.11 Die frühe Praktische Theologie, als deren Vater im wissenschaftlichen Sinn Andreas Hyperius (1511–1564) zu gelten hat, verstand sich als Theorie des geistlichen Lebens gleichermaßen für Theologen und Laien. Von Hyperius ist in lateinischer Sprache ein entsprechendes Lehrbuch mit dem Titel „De meditatione“ erhalten. Ein anderer wichtiger Vertreter der Lehre vom geistlichen Leben der ganzen Gemeinde, der evangelischen Aszetik, ist Gisbert Voetius (1589–1676). Im Gefolge des 30jährigen Krieges veränderte sich jedoch die Ausrichtung der theologia ascetica grundlegend. Aufgrund der geistlichen Verwahrlosung der Pfarrerschaft trat primär deren geistliches Leben ins Zentrum des Interesses. Johann Andreas Quenstedt (1617–1688) verfasste eine theologia ascetica für die Pfarrerschaft: „ethica pastorum et instructio cathedralis“. Aus dieser „ethica pastoralis“ ist im Laufe der Zeit die Praktische Theologie als Pastoraltheologie entstanden, die sich den Grundlinien des Dienstes des Pfarrers widmet. Die Lehre vom gestalteten Glauben für die Gesamtgemeinde wurde im Rahmen des Theologiestudiums nicht länger bedacht. Wir finden sie in den folgenden Jahr-hunderten im Rahmen der Philosophie. Fortan enthalten philosophische Ethiken Kapitel, die mit dem Titel „Aszetik“ überschrieben sind.
Aber auch die Einführung der Pfarrer in die Spiritualität im Rahmen des evangelischen Theologiestudiums kam im Verlauf der weiteren Geschichte zum Erliegen. Johann Salomo Semler (1725–1791) trat als erster Theologe bewusst für die Trennung von Theologie und Spiritualität ein. Er hat für die spirituelle Seite der Theologie kein Verständnis mehr und „läßt das Moment der existentiellen Erfahrung nur in Form des Moralischen gelten.“12 Es ist nur konsequent, dass Semler scharfe Kritik an Luthers Überzeugung übt, dass oratio, meditatio, tentatio erst den Theologen zum Theologen machen.13 Damit war auch die durch den Barockpietismus erfolgte Betonung der spirituellen Dimension des Theologiestudiums, die vor allem von der Hallenser Universität unter August Herrmann Francke und seinen Kollegen ausgegangen war, schnell wieder zu Ende. Der wohl letzte evangelische Universitätstheologe, der eine aszetische Vorlesung vor Theologiestudenten gehalten hat, war der Tübinger Johann Friedrich Flatt (1759–1821).
Auch der theologische Neuansatz der Theologie Karl Barths nach dem Ersten W...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Die AGTS und ihre Aufgaben
  6. Vorwort
  7. Spiritualität in Berufung und Sendung
  8. Die Rolle der Spiritualität in der katholischen Priesterausbildung – Grundlagen, Konkretionen, Desiderata
  9. Die Rolle der Spiritualität im Rahmen des Studiums der evangelischen Theologie
  10. Seelsorge für die Seelsorger – eine ignatianische Glosse
  11. Wie tragfähig ist unsere Spiritualität als Seelsorgende? Anfragen aus dem Alltag
  12. Seelsorge für Seelsorger und Seelsorgerinnen – Wie kann das Leben als Seelsorger und Seelsorgerin gelingen?
  13. Das Verhältnis von Priestern und Laien in der Seelsorge – oder: Was meint eigentlich „Laienspiritualität“?
  14. Besprechungen von Veröffentlichungen der Mitglieder