Bewusstsein 2.0
eBook - ePub

Bewusstsein 2.0

Wie die modernen Medien unser Denken beeinflussen

  1. 304 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Bewusstsein 2.0

Wie die modernen Medien unser Denken beeinflussen

Über dieses Buch

Mit jedem Schritt in die digitale Gesellschaft wird die Gefahr größer, von Außenstehenden überwacht, kontrolliert und manipuliert zu werden. Die scheinbare Freiheit von Internet und sozialen Netzwerken ist eine trügerische. Dieses Buch liefert wichtige Entscheidungshilfen in diesem so lebensnotwendigen Prozess. In ihrer Schlussfolgerung geht. Ein aufrüttelndes Buch, das den Leser nach der Lektüre in einem Zustand "dynamischer Empörung" zurücklässt.

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1
ÜBERZEUGUNG, BEEINFLUSSUNG UND MANIPULATION
1.1
Manipulation und (biologische) Evolution
Bis zu vierhundert Mal pro Tag10 wirken auf den heutigen Durchschnittsbürger Signale ein, die mindestens auf Beeinflussung hinauslaufen sollen. Plakate an der Bushaltestelle, an mit Brettern abgeschirmten Baustellen oder in Bildungseinrichtungen. Am schwarzen Brett sind Augen und Gehirn durch die Informationsflut in ihrer Höchstleistung gefragt, was den Input angeht. In der Fußgängerzone bekommt man Angebote wie »ein Zeitungsabonnement für zwei Wochen geschenkt«. Das ist jedoch die analoge Seite, um die es hier nur am Rande geht. Im »Digitalen« potenzieren sich die Informationen ins schier Endlose. Die vielen Informationen, die der Mensch selbst auf seinem Computer speichert, sind über plurale und simultane Fenster zugänglich.11 Über das Fenster zum Netz, den Internetbrowser, sind die Informationen simultan in potenzierter Form erhältlich – und nicht nur das, der Informationsstrom kehrt sich hier um in das Gegenteil von »erhältlich« oder »zugänglich«. Die Informationen strömen auf den Nutzer ein, ohne, dass dieser es will, und sie setzen sich über Cookies auf dem Computer fest. Über Cookies wird die personalisierte Werbung gesteuert, wodurch der Mensch mit Informationen eingedeckt wird, die auf seine Klicks – nicht auf ihn selbst – zugeschnitten sind. Durch diese Umkehrung der Machthierarchie – mit dem Klick gibt der Mensch die Macht über sich selbst in gewisser Weise ab – werden die digitalen Informationen zu einem Instrument der Manipulation, das die menschliche Aufmerksamkeit spätestens nach der Diagnose »Burnout« lahmgelegt hat. Der menschliche Denkraum erscheint in gewisser Weise durch das digitale Werkzeug namens Computer erweitert12, doch die Ströme innerhalb dieses Raumes kann der Mensch kaum kontrollieren. Nicht von ungefähr kommt die Bezeichnung »virale Werbung«. Wer einen digitalen Virus abwehren will, braucht sozusagen ein psychisches Immunsystem, das auf Bewusstheit im Umgang mit digitalen Medien basiert!
Ist man auf diese virale Flut nicht bewusst vorbereitet – hat man kein oder ein schwaches psychisches Immunsystem, das virale Angriffe aus dem Netz abwehren könnte – bricht die Psyche irgendwann zusammen. Wenn der Mensch sich seine biologischen Grenzen nicht bewusst macht, kommt er mit der sich ständig beschleunigenden Digitalisierung nur schwer zurecht.
Diese Erfahrungen mussten erst gesammelt werden. Keiner konnte vorausahnen, was die Digitalisierung mit dem Menschen machen würde. Obwohl das nicht ganz stimmt, wenn man einmal die Literatur betrachtet: Auf fiktiver Ebene beschreibt George Orwell im Jahre 1949 in seinem Roman 1984 so etwas wie Vorahnungen; und Benjamin Stein liefert im Jahre 2012 mit seinem Roman Replay fast schon eine Art fiktive Gegenwartsbeschreibung des transparenten, völlig durchschaubaren und digital manipulierten Menschen. Wie die Zukunft wirklich aussieht, kann nur mit Unsicherheit prophezeit, nicht mit Gewissheit vorhergesagt werden. Rückblickend ist jedoch eines sicher: Es gilt, sich ein Bewusstsein zu erschaffen, das durch das Wissen darum, was Beeinflussung von außen ist, entsteht und es ermöglicht, sich auf sein eigenes Ich, seine eigene Subjektivität, zu konzentrieren.
Es sollte ein Umdenken stattfinden, in dem das Individuum im Zentrum steht. Das heißt keinesfalls, dass das Individuum egoistisch werden muss. Es sollte jedoch lernen, seinen Fokus wieder auf sich selbst zu lenken, nachdem dieser – beeinflusst durch Industrialisierung und Digitalisierung – nach außen auf die Technik gelenkt worden ist.
Selbstverständlich ist es unmöglich, in einer Gesellschaft zu leben, ohne beeinflusst zu werden. Aber sobald die Beeinflussung negative Auswirkungen für das Individuum haben könnte, sollte das Bewusstsein 2.0 eingreifen, denn es kann sich um Manipulation handeln, wenn es um kommerzielle Technik geht. Wobei Manipulation noch mehr bedeutet als negative Auswirkungen für das Individuum. Manipulation ist eine absichtliche Beeinflussung des Mitmenschen zum eigenen Vorteil. Beeinflussen kann man andere auch unabsichtlich. Das wäre im Idealfall Inspiration innerhalb des Spektrums der Stärke, soweit es Beeinflussung betrifft.13 Inspiration steht auf der positiven, Manipulation auf der negativen Seite dieses Spektrums. Was die Absicht angeht, gibt es feinste Nuancen. Die Grenzen sind fließend. Konditionierter Einfluss steht sicherlich nahe bei der Manipulation, die Absicht ist jedoch nicht jeweils gleich stark. Geht es um Überzeugung, ist es nicht sofort klar, zu wessen Vorteil beeinflusst wird.
Eindeutig ist, dass Überzeugung nicht erst mit der Sprache aufkam:
Machen wir uns auf die Suche nach den frühesten Formen von Überzeugung, vorsprachlichen, vor-bewussten, vor-menschlichen Formen. Das verblüffende Ergebnis: Überzeugung ist nicht nur endemisch für jegliche irdische Existenz, sondern auch systemisch, als Teil der Ordnung der Natur und der Entstehung des Lebens.14
Für die vorsprachliche, vor-bewusste, vor-menschliche Form der Beeinflussung geht Dutton in der biologischen Evolution zurück und nennt als Beispiel für eine solche Form der Beeinflussung unter anderem den „Tanz der Honigbienen, wenn sie ihren Artgenossinnen den Weg zu einer Futterquelle weisen wollen“.15
Doch der Mensch steht heute an anderer Stelle der Evolution, er steht inmitten der Digitalisierung. An einer Stelle, an der er begreifen muss, dass Manipulation tatsächlich existiert! Bei Tieren läuft jegliche Form von Überzeugung instinktiv ab. Bei beiden jedoch ist es eine Sache des Überlebens, beim Tier physisch, beim Menschen heute vor allem (erst einmal) psychisch.
Der Mensch steht inmitten eines Kampfes um seine Aufmerksamkeit. Die menschlichen Sinne werden durch die digitalen Medien scheinbar unendlich gereizt. Die Reizung und Täuschung der Sinne ist auch ein Mittel zur Überzeugung in der Tierwelt. Durch Mimikry „ahmt ein Mitglied einer Spezies die Eigenarten einer anderen Spezies nach, um einen persönlichen Vorteil zu erlangen“.16 Diese Struktur teilen die Menschen nicht nur mit den Tieren, sondern der Mensch hat sie sozusagen von den Tieren geerbt und setzt diese heute in der Werbung ein:
Das Geheimnis guter Werbung besteht nicht darin, dass sie unsere rationalen, kognitiven Fähigkeiten anspricht, sondern dass sie sich direkt an die die Gefühle verarbeitenden Areale unseres Gehirns wendet. An uralte Strukturen und Mechanismen, die wir nicht nur mit den Tieren teilen, sondern de facto von ihnen geerbt haben.17
Diese uralten Strukturen sind nicht Teil des Bewusstseins, sondern Teil des menschlichen Unbewussten. Im Unbewussten, sozusagen »im Blut«, trägt der Mensch durch die Evolution die „biologische Basis für Beeinflussung“.18 Wenn es dem Menschen gelingt, diese Basis vom Unbewussten ins Bewusstsein zu holen, hat er dadurch gleichzeitig eine Basis für sein psychisches Immunsystem geschaffen. Es geht darum, ein Bewusstsein für den „kognitiven Prozess“19 zu erlangen, ein Bewusstsein darüber, wie das „Hirn die Welt bewertet“.20 Die Wahrnehmung der Umgebung funktioniert über Vorstellungen, Emotionen und Erinnerungen21:
Wenn man die Umgebung von Menschen lange genug manipuliert und sie mit Reizen überflutet, über die sie keine Kontrolle haben, dann werden sich früher oder später die Zuschreibungen ändern.22
Assoziationen und Bilder werden also im Kopf des Menschen durch Manipulation von Vorstellungen, Emotionen und Erinnerungen umgeschrieben. Das psychische Immunsystem muss deshalb Vorstellungen, Emotionen und Erinnerungen schützen – und das funktioniert über das Bewusstsein.
1.2
Manipulation und deren Akteure
Manipulation läuft in der heutigen Welt innerhalb des kognitiven Prozesses über den Kanal der Sprache, und es sind mindestens zwei kognitive Akteure beteiligt, deren Hirne die Orte für Manipulation »bereitstellen«. Die Sprache ist sozusagen Kanal und Vehikel, mit deren Hilfe Manipulation durch die Hirne fortbewegt wird. Die Sprache kann aber auch der Stein sein, der den Prozess zum Stillstand bringt.
Das sind die »demografischen Verbindungen« zwischen diesen beiden Akteuren. Zielorte des »Manipulators« sind insbesondere der Glaube des potenziellen Opfers, mit dem Emotionen und Ängste zusammenhängen:
Wenn man die Antikörperproduktion des Hirns gegen Glauben reduziert, und zwar lange genug, dass der Virus der Information, die […] [verbreitet werden soll], eindringen und sich festsetzen kann, dann gibt es keine Grenzen für Überzeugung. Das Problem besteht nur darin, dieses Immunsystem zusammenbrechen zu lassen.23
Nach der Lektüre von Duttons Gehirnflüsterer gewinnt man den Eindruck, als würde jeder Mensch manipuliert werden können, sofern sich der »Manipulator«, der machtvollere Akteur, an drei b...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titelblatt
  3. Urheberrecht
  4. Inhalt
  5. Einleitung
  6. 1. Überzeugung, Beeinflussung und Manipulation
  7. 2. Steuerung und Manipulation
  8. 3. Digitale Medien und der menschliche Körper
  9. 4. Menschliche Intelligenz
  10. 5. Wirkungsorte der Manipulation
  11. 6. Manipulation und Medienkonsum
  12. 7. Die Pluralität der Welten
  13. 8. Kultur des Teilens – Eine Verschiebung oder Entfremdung?
  14. 9. Manipulation und Freiheit
  15. 10. Digitale Medien und Spiritualität
  16. Epilog
  17. Glossar
  18. Bibliografie
  19. Index