Das Glaubensbekenntnis von Konstantinopel (381)
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Das Glaubensbekenntnis von Konstantinopel (381)

Herkunft, Geltung und Rezeption. Neue Texte und Studien zu den antiken und frühmittelalterlichen Glaubensbekenntnissen II

  1. 237 Seiten
  2. German
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Das Glaubensbekenntnis von Konstantinopel (381)

Herkunft, Geltung und Rezeption. Neue Texte und Studien zu den antiken und frühmittelalterlichen Glaubensbekenntnissen II

Über dieses Buch

Dieses Buch bietet eine umfassende neue Untersuchung zur Entstehung, Verabschiedung und Rezeption jenes Glaubensbekenntnisses, welches die kirchliche Tradition dem II. Ökumenischen Konzil (Konstantinopel, 381), zugeschrieben hat (sog. Nicaeno-Constantinopolitanum, C). Es ist das ökumenisch am weitesten verbreitete Bekenntnis der Christenheit und der mutmaßlich einflussreichste nichtbiblische Text innerhalb der Kirche.

Eine sorgfältige Durchmusterung der Quellen unter Einbeziehung soeben entdeckter Zeugen ergibt, dass das auf dem I. Ökumenischen Konzil (Nizäa, 325) verabschiedete Credo in den späten 370er Jahren in Rom und Antiochien überarbeitet wurde und dann in Konstantinopel eine weitere Revision erfahren hat. Sie führte zu zwei Rezensionen: einer Langversion und einer Kurzversion. Die Langversion (das heutige C) wurde in Konstantinopel nicht verabschiedet, sondern erst auf dem IV. Ökumenischen Konzil (Chalkedon, 451) als Interpretation des Nizänums in die dogmatischen Beschlüsse integriert.

Sie verdrängte so die Kurzversion, die nach 381 vor allem in Konstantinopel verwendet worden war. Das Buch zeichnet diesen Prozess nach und beleuchtet außerdem auch die Stationen der späteren Rezeption von C bis in das Mittelalter hinein.

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Information

1Einleitung

Es ist wohl nicht übertrieben zu sagen, dass das Glaubensbekenntnis, das man gemeinhin mit dem II. Ökumenischen Konzil von Konstantinopel (381) verbindet (das sog. Nicaeno-Constantinopolitanum; oft abgekürzt C oder NC, von mir im Folgenden als C2 bezeichnet 2), der in der Geschichte der Christenheit einflussreichste nichtbiblische Text gewesen ist. In Theologie und Liturgie, in der christlichen Bildung und auch im Alltagsleben hat er eine kaum zu überschätzende Rolle gespielt. Unter den drei altkirchlichen Symbolen (Apostolicum, Nicaeno-Constantinopolitanum und Athanasianum) ist C2 das wichtigste Bekenntnis, weil es (im Unterschied zu dem nur in der lateinischen Kirche rezipierten Apostolicum) in fast allen großen christlichen Kirchen zum Grundbestand der Bekenntnis- und Lehrtradition gehört und das theologische Denken und die christliche Identität darum in einer elementaren Weise geprägt hat.
Dennoch sind wichtige Fragen, die dieses Bekenntnis betreffen, nach wie vor ungeklärt. Das hat in erster Linie mit der Quellenlage zu tun, die einerseits dürftig und andererseits ungeheuer komplex ist: Sie ist dürftig vor allem im Hinblick auf die Entstehungs- und frühe Rezeptionsgeschichte. So besitzen wir keine Akten des Konzils von Konstantinopel mehr (sofern es solche überhaupt gegeben hat 3); außerdem wird das mit dem Konzil verbundene Bekenntnis erst 70 Jahre später auf dem IV. Ökumenischen Konzil in Chalkedon (451) ausdrücklich als solches zitiert. Für die Zeit dazwischen sind wir ausschließlich auf (mögliche) Zitate aus dem Symbol und Anspielungen hierauf angewiesen (die überdies nicht durchgängig mit dem kritisch rekonstruierten Urtext übereinstimmen). Die Quellenlage ist aber gleichzeitig auch extrem komplex, weil die erste Zitation des „Symbols der 150 Väter“ (wie man C2 traditionell meist bezeichnet) in Chalkedon in eine Fülle von Dokumenten eingebettet ist, deren Text- und Überlieferungsgeschichte kaum zu überschauen ist, und auch der Text des Symbols selbst zu vielschichtigen gelehrten Diskussionen geführt hat. Schließlich ist die Geschichte der Rezeption des Symbols und seines Verhältnisses zum Bekenntnis von Nizäa unübersichtlich und anders, als man es häufig liest, nicht einfach ein „Triumphzug“.
Dies hatte und hat zur Folge, dass man in der modernen Forschung zum einen mit Hypothesen über den Ursprung von C2 arbeitet, die von bestimmten methodischen Vorentscheidungen abhängen und sich anhand des lückenhaften Quellenbestands letztlich nicht zwingend belegen lassen, und dass man sich zum anderen im Hinblick auf die Rezeption von C2 auf dem Konzil von Chalkedon und danach in äußerst zeitraubender Weise in einen Wirrwarr von miteinander nicht kongruenten Texten und Übersetzungen einarbeiten muss, um zu verstehen, welche Rolle das Symbol in diesen Zusammenhängen gespielt hat. Infolgedessen haben sich in die Diskussion um die hier verhandelten Fragen so viele Ungenauigkeiten und Fehler eingeschlichen, dass es höchste Zeit ist, den gesamten mit diesem einflussreichen Text verbundenen Problemkomplex einer erneuten Prüfung zu unterziehen.
Dieser Problemkomplex besteht aus fünf Themenkreisen, die ich im Folgenden nacheinander abhandeln möchte:
1.
der Herkunft des Textes von C2,
2.
der damit eng verknüpften, aber nicht identischen Frage des Zusammenhangs zwischen C2 und dem II. Ökumenischen Konzil von 381,
3.
der Aufnahme von C2 unter die dogmatischen Referenztexte auf dem Konzil von Chalkedon (451),
4.
dem Problem des Symboltextes auf der 5./6. Sitzung von Chalkedon
5.
und der Nachgeschichte mit der allmählichen Verdrängung des Symbols von Nizäa durch das von Konstantinopel.
Diese Themen bedingen auch die Grenzen der vorliegenden Untersuchung: Es findet sich im Folgenden also keine Geschichte der Konzilien des 4. und 5. Jahrhunderts – das ist insbesondere für Konstantinopel (381) zu beachten. Es geht auch nicht um eine vollständige Darstellung der „Theologie von C“. Vielmehr frage ich ausschließlich nach dem text- und überlieferungsgeschichtlichen Schicksal einer spezifischen Glaubensformel.
Um die äußerst komplexe Materie in den Griff zu bekommen, sind die folgenden Ausführungen in zwölf Abschnitte untergliedert: Nach dieser Einleitung (Kapitel 1) und einem Überblick über die Forschungslage (Kapitel 2) stelle ich in Kapitel 3 einige methodologische Überlegungen an und biete eine knappe Skizze meiner These. In Kapitel 4 möchte ich sodann unter Anwendung der stemmatischen Methode, wie sie aus der Klassischen Philologie bekannt ist, die Symbole, welche im 4. Jahrhundert in der einen oder anderen Weise auf Nizäa (N) zurückgeführt werden, miteinander vergleichen. Dies führt zu der Vermutung, dass es bereits vor Konstantinopel ein Bekenntnis gegeben hat, welches als Überarbeitung von N anzusehen, aber mit C2 nicht identisch ist und welches dann als Vorlage von C2 gedient hat. Diese Vorlage scheint eng mit zwei Synoden in Rom (377/378) und Antiochien (379) zusammenzuhängen. Darum stelle ich in Kapitel 5 zunächst die Vorgeschichte der römischen und antiochenischen Synode dar, bevor ich dann auf diese selbst in Kapitel 6 bzw. 7 eingehe. In Kapitel 8 wird weiterhin gefragt, wie C2 in den historischen Kontext von Konstantinopel einzuordnen ist. Daraus wird sich ergeben, dass wir in Konstantinopel vermutlich mit zwei Fassungen von C zu rechnen haben: einer Kurzfassung C1, welche fortan in Konstantinopel und an einigen anderen Orten ebenfalls als „N“ galt, und einer Langfassung C2, die nicht approbiert wurde. Kapitel 9 geht sodann auf die Rezeption bzw. Nichtrezeption dieser zwei Bekenntnisfassungen im Zeitraum zwischen Konstantinopel (381) und Chalkedon (451) ein. In Kapitel 10 behandle ich die Aufnahme von N und C2 in die Glaubensdefinition des Konzils, genauer die Frage, warum man überhaupt C2 in die Reihe der Referenzdokumente aufgenommen hat, nachdem dieses Bekenntnis von Konstantinopel jahrzehntelang keine erkennbare Rolle gespielt hatte. Ein damit eng verknüpftes Sonderproblem ist die Frage nach den verschiedenen Fassungen von C2 (und N), die mit Chalkedon in Verbindung gebracht werden. Denn in der maßgeblichen kritischen Ausgabe von Eduard Schwartz in den Acta Conciliorum Oecumenicorum ist der Text beider Symbole in der Glaubensdefinition, wie sie auf der 5. und 6. Sitzung proklamiert wurde, nicht identisch mit den authentischen Textfassungen, die auf der 2.(3.) Sitzung zitiert wurden (Kapitel 11). In Kapitel 12 wende ich mich schließlich der Frage nach der Rezeption von C2 in den Jahrhunderten nach Chalkedon zu. Es ergibt sich, dass sie deutlich komplexer verlaufen ist, als dies die bisherige Forschung dargestellt hat.
Wer sich die im Einzelnen sehr anspruchsvollen und technischen Beweisführungen nicht zumuten möchte, kann sich mit der Lektüre der Kapitel 2 und 3 begnügen.

2 Das Bekenntnis von Konstantinopel: Bemerkungen zur Forschungslage

Ein großer Teil der Diskussion in der neueren Symbolforschung dreht sich um die Frage, ob C2 eine Überarbeitung von N oder ein davon prinzipiell zu unterscheidendes, eigenständiges Symbol darstellt. Dabei wurde freilich nur selten genau bestimmt, ab wann man denn überhaupt von „Eigenständigkeit“ sprechen könne. John Norman Davidson Kelly sah es in seiner grundlegenden Darstellung der Geschichte des Glaubensbekenntnisses (in Aufnahme älterer Arbeiten von Fenton John Anthony Hort 4 und Adolf von Harnack 5) als bewiesen an, dass in N und C2 „zwei völlig verschiedene Dokumente“ vorlägen. 6 Die zwei Symbole seien „in Wirklichkeit zwei ganz verschiedene Texte, die einander in groben Zügen“ ähnelten, „aber nicht mehr als jedes andere Paar östlicher Formeln“. 7 Schon Hort und Harnack hatten auf die Unterschiede zwischen N und C2 verwiesen. Hort sah in C2 ein im 2. Artikel nizänisch und im 3. Artikel antipneumatomachisch überarbeitetes Lokalbekenntnis, dessen Herkunft er in Palästina lokalisierte. Die Revision, die bereits in den Jahren 362–364 erfolgt sei, 8 schrieb er Kyrill von Jerusalem zu. 9 Nach einem sprachlichen Vergleich von N und C2 war auch Harnack zu der Auffassung gekommen, dass man die Abweichungen in C2 gegenüber N nicht als Ergebnis einer Redaktion von N beschreiben könne. Er zog den Schluss:
Kein Einsichtiger wird bei diesem Thatbestande mehr behaupten können, das C[onstantino]p[olit]anum sei lediglich eine leicht modifizierte Rezension des Nicänums, sondern der Schluß ist unabweislich, daß es entweder ein ganz selbstständiges neues Symbol ist mit gewissen nicänischen Einschiebseln oder daß ihm irgend ein anderes älteres Taufsymbol zu Grunde liegt, welches nur nicänisch redigiert ist.
Etwas später bezeichnete er es als „ein eigentümliches, freilich orthodoxes Symbol, in welches man die notwendigsten nicänischen Stichworte aufgenommen hat, ein älteres provinzialkirchliches Symbol.“ 10 Auch Harnack sah Kyrill als dessen Urheber an.
Die Fokussierung auf die ohne Zweifel bestehenden Unterschiede zwischen den beiden Bekenntnissen hat allerdings dazu geführt, dass man nur wenig darauf achtete, wie groß die Ähnlichkeiten zwischen N und C2 sind, legt man etwa einflussreiche Kollektivbekenntnisse 11 des 4. Jahrhunderts wie das zweite Bekenntnis von Antiochien 341 12 oder die Ekthesis Makrostichos 13 daneben. Es wird noch zu zeigen sein, dass man C2 unbedingt als (indirekten) Abkömmling von N sehen muss und man sämtliche Abweichungen historisch-genetisch erklären kann. 14
Abgesehen davon bestritt Kelly auch, dass C2 von den Konzilsvätern in Konstantinopel förmlich verabschiedet wurde, wie frühere Forscher, unter ihnen vor allem der einflussreiche Eduard Schwartz, 15 angenommen hatten. Davon sei in den erhaltenen Dokumenten der Synode und in den Berichten über diese keine Rede, im Gegenteil: Kanon 1 der Synode 16 und ebenso der Brief an Kaiser Theodosius 17 hätten den Glauben von Nizäa bekräftigt. Auch sei aus der Zeit zwischen 381 und dem Konzil von Chalkedon 451 kein einziger Bezug auf C2 belegt, in dem das Symbol mit dem Konzil von Konstantinopel in Verbindung gebracht werde. Vielmehr werde immer das Symbol von Nizäa als Referenzpunkt angesehen. Dennoch habe es irgendeine Verbindung mit Konstantinopel gegeben, denn sonst wäre C2 in Chalkedon nicht gerade diesem Konzil zugeschrieben worden. 18
...

Inhaltsverzeichnis

  1. Title Page
  2. Copyright
  3. Contents
  4. Liste der Sigla für Glaubenssymbole
  5. Bibliographische Abkürzungen
  6. Schreibweise antiker Namen
  7. 1 Einleitung
  8. 2 Das Bekenntnis von Konstantinopel: Bemerkungen zur Forschungslage
  9. 3 Methodologische Überlegungen und Thesenskizze
  10. 4 Die Herkunft des Symbols von Konstantinopel: Die Bekenntnisse von Nizäa, Antiochien und Konstantinopel im Vergleich
  11. 5 Debatten um die Suffizienz von N unter den Nizänern
  12. 6 Die römische Synode von 377/78
  13. 7 Die Meletianersynode in Antiochien (379)
  14. 8 Das Konzil von Konstantinopel (381) und sein Bekenntnis
  15. 9 Die Rezeption der Bearbeitungen von N bis zum Konzil von Chalkedon (451)
  16. 10 Die Approbation von N und C2 als Normbekenntnissen auf dem Konzil von Chalkedon (451)
  17. 11 Der Text von N und C2 auf der 5./6. Sitzung des Konzils von Chalkedon
  18. 12 Die Rezeption von C2 in der Zeit nach Chalkedon
  19. Register der Bibelstellen
  20. Register der sonstigen antiken Quellen
  21. Register der Paragraphen in FaFo
  22. Register der Handschriften
  23. Stichwortverzeichnis
  24. Personenregister