Anhang:
Mein astrologisches Vermächtnis
Fast zeitgleich mit dem Abschluss der vorliegenden Arbeit erschien im Oktober 2014 Mein astrologisches Vermächtnis25. War die Akte Astrologie im Wesentlichen ein wissenschaftliches Sachbuch, werden in Mein astrologisches Vermächtnis nun auch verstärkt Bezüge zu astrologischen Inhalten hergestellt. Im ersten Teil erfolgt zudem eine Darstellung von Persönlichkeitsmerkmalen der Person Gunter Sachs und der Entwicklung seines Interesses an Astrologie. Daher zunächst eine Anmerkung zu dieser Vermengung der „Sache“ Astrologie mit Sachfremdem.
Offensichtlich ist: Das Buch soll sich gut verkaufen. Diesem Ziel dient eine irreführende Betitelung. Denn Autor ist nur zum Teil Gunter Sachs, wobei auch noch unklar bleibt, wie groß – oder möglicherweise sogar sehr klein – dieser Teil ist. Der reißerische Untertitel Das Geheimnis von Liebe, Glück und Tod spricht Laien an, die sich diesbezügliche Informationen erhoffen, und lässt nicht vermuten, dass es sich überwiegend um eine wissenschaftliche Arbeit handelt. Die Angabe Herausgegeben von Familie Sachs ist zwar ein Hinweis auf Sachs’ nur partielle Autorenschaft, was aber die potenziellen Leser leicht übersehen und so der Irreführung zum Opfer fallen: Sachs hat noch ein Buch geschrieben, das kauf’ ich mir.
Der durch den Untertitel erweckte Anschein von ein wenig Esoterik und Mystik, unterstützt durch das gelungene Coverfoto eines von melancholischer Nachdenklichkeit durchdrungenen älteren Herrn, soll das Buch erfolgreich machen. Ohne Sachs als angeblichem Autor und mit einem sachlich treffenderen Untertitel wäre ein nur sehr beschränkter Erfolg des Buches zu erwarten.
Man hüte sich nun aber davor, die unseriöse Vermarktungsstrategie als Argument gegen seinen Inhalt zu verwenden. Die Vorgehensweise des Verlags ist ausnahmsweise vertretbar, die hohe Bedeutung des Buches rechtfertigt sie. Denn sein Inhalt ist sowohl für das Verständnis menschlichen Verhaltens als auch indirekt für ein zukünftiges naturwissenschaftliches Weltverständnis so eminent wichtig, dass hier tatsächlich der Zweck die Mittel heiligt. Je mehr Menschen das Buch lesen und vielleicht zum Nachdenken angeregt werden, umso besser. Je mehr Menschen sich der Tatsache bewusst werden, dass Astrologie tatsächlich existiert, dass ihre Effekte real sind, umso schneller ist die längst überfällige Infragestellung des vorherrschenden materialistischen Weltbilds und seiner rationalistischen Exzesse erreichbar. Das Vermächtnis macht unzweifelhaft und endgültig klar, dass unser Wissen über die physikalischen bzw. „meta-physikalischen“ Grundlagen des Kosmos noch sehr begrenzt ist. Astrologie existiert, erscheint aber noch unerklärlich. Also haben wir den kosmischen Gesamtzusammenhang offenbar noch nicht annähernd begriffen.
Auch wird vermittelt, dass Astrologie von jedermann konkret nutzbar ist und sehr hilfreich sein kann, nicht nur für die Erkennung eigener Entwicklungsmöglichkeiten und Schwachpunkte, sondern besonders auch für zwischenmenschliche Interaktionen.
Mit der Akte Astrologie bewies Sachs bereits die Existenz astrologischer Effekte. Den Auswertungen in Mein astrologisches Vermächtnis liegt nun ein deutlich größerer statistischer Aufwand zugrunde. Leider ist die zum Einsatz gekommene Vielfalt der Methoden – im Anhang recht eindrücklich geschildert – für statistische Laien nicht mehr beurteilbar, ihre Wertigkeit für die Untersuchungen nicht einzuschätzen. Eine fundierte Meinungsbildung zu den Aussagen des Buches ist daher eigentlich nur noch Mathematikern möglich. Eine abschließende Herstellung von Korrelationen zu astrologischen Einzelhypothesen, eine Prüfung auf ihre Gültigkeit, kann erst erfolgen, wenn die mathematische Korrektheit der Berechnungen bestätigt worden ist.
Eine solche Korrektheit vorausgesetzt, bestätigt Mein astrologisches Vermächtnis die Existenz astrologischer Effekte in einem noch nie da gewesenen Ausmaß. So nachhaltig, dass es sich eigentlich erübrigt, sie zu kommentieren. Zur Veranschaulichung betrachte ich im Folgenden hauptsächlich das Thema Heirat, das in der Akte Astrologie noch als potenziell durch SEP-Effekte beeinflusst erschien.
Heirat und Scheidung
Im Kapitel Lieben und Leiden untersucht Sachs erneut astrologische Zusammenhänge zwischen der Geburtssonnenstellung in den Tierkreiszeichen und Eheschließungen bzw. Scheidungen. Neu gegenüber der entsprechenden Untersuchung in der Akte Astrologie sind unter anderem
- die Erweiterung des ausgewerteten Kollektivs auf die 2 008 780 Personen, die zwischen 1987 und 2010 in der Schweiz geheiratet haben,
- ein vergleichende Untersuchung von 12 996 640 Personen, die in Frankreich zwischen 1976 und 1997 geheiratet haben,
- die Auswertung von 449 568 Personen (224 784 Scheidungen), die Mitglieder des oben genannten schweizerischen Kollektivs waren.
Die bereits 1997 festgestellte Häufung von Ehen zwischen Partnern gleicher Sonnenzeichen wird bei dem jetzt fast dreimal so großen Kollektiv bestätigt. Die Auswertung der französischen Daten, noch einmal mehr als die sechsfache Menge der schweizerischen, ergab diesbezüglich identische Ergebnisse, mit der Ausnahme, dass dort auch die Kombination Krebs/Krebs signifikant zu häufig vertreten ist, so dass die positive Abweichung nun sogar bei allen zwölf Kombinationen zwischen identischen Zeichen vorhanden ist.
Der Vergleich der drei Ergebnisse – Schweiz 1987-1994 (1.), Schweiz 1987-2010 (2.), Frankreich 1976-1997 (3.) – zeigt, dass das Ausmaß der Signifikanzen mit der Größe des untersuchten Kollektivs zunimmt. Sachs’ Ergebnisse von 1997 werden eindrücklich bestätigt, aber auch die für den Nachweis des Einflusses der Sonnenstellung bereits mehrfach erwähnte Notwendigkeit großer Kollektive.
Nachfolgend zunächst die tabellarische Übersicht über die Häufigkeit der Eheschließungen:
1 004 390 Eheschließungen in der Schweiz 1987 bis 2010
Abweichungen der Tierkreiszeichenkombinationen von den Erwartungswerten in Prozent
In Klammern die Ergebnisse der 1997er-Auswertung der 358 763 zwischen 1987 und 1994 in der Schweiz geschlossenen Ehen
Unverändert bedeutungslos ist hier, dass die absoluten Häufigkeiten der in den einzelnen Zeichen Geborenen differieren. Denn das wurde bei der Berechnung der Erwartungswerte berücksichtigt.
Die Häufigkeitszunahme und Verstärkung der Abweichungen bei den zwölf Kombinationen zwischen gleichen Zeichen (grau markiert in der Tabelle auf Seite 98):
Die durchschnittliche Anzahl von 2.491 Paaren bei einer einzelnen der 144 Kombinationen (1.) führt in vier Fällen noch in die Irre (keine Signifikanz), bei 6.975 (2.) noch in einem Fall, während bei durchschnittlich 45.127 Paaren (3.) schließlich alle zwölf Kombinationen signifikant zu häufig sind.
In der Statistik gilt: Je größer die Datenmenge, desto zuverlässiger und aussagekräftiger das Auswertungsergebnis. So bilden die französischen Daten, die fast 20 % aller Franzosen erfassen, die Realität recht genau ab. Die Sachs’sche Analyse der über eine Million schweizerischen Daten (ca. 12 % aller Schweizer) erreicht dieses Ziel noch nicht ganz. Beim Vergleich zwischen (1.) und (2.) fällt besonders die Kombination Fische/Fische auf. War sie bei (1.), wie oben in der Kommentierung des 1997er-Ergebnisses erwähnt, als einzige noch minimal vermindert aufgetreten, weicht sie bei (2.), bei einer 2,8-fach höheren Fallzahl, um +3,2 % und damit schwach signifikant ab.
Die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen von Auswirkungen einer SEP ist bei (3.) trotz der gegenüber (1.) 18-fach größeren Datenmenge weiterhin nicht ganz auszuschließen – auch in Frankreich hat die Astrologie eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Gegen eine SEP sprechen nun aber die bei der gegenüber 1997 größeren Datenmenge vermehrt auftretenden anderen Auffälligkeiten:
1. Die verminderte Häufigkeit von Heiraten zwischen Partnern, deren Sonnenzeichen im 90°-Winkel, dem Quadrat, zueinander stehen.
Hier ist den Herausgebern des Buches zwar ein grober Fehler unterlaufen. Auf Seite 147 wird unter der Überschrift Heiratsneigung nach astrologischen Quadraten eine Grafik mit den Abweichungen von neun Zeichenkombinationen dargestellt. Leider sind aber nur drei davon Quadrate. Bei den übrigen sechs handelt es sich um Oppositionen (2, 180°), Quincunxe (3, 150°) und ein Halbsextil (30°).
Unabhängig davon liegt aber diese Verminderung tatsächlich vor:
Abbildung 15:
Eheschließungen in der Schweiz 1987 bis 2010. Verminderte Häufigkeiten der Kombinationen zwischen Zeichen, die im 90°-Winkel zueinander stehen; Abweichungen in Prozent vom Erwartungswert. Die Männer sind in den Beschriftungen der Rubriken zuerst genannt.
Nur 2 von 24 Kombinationen treten minimal vermehrt auf.
2. Kombinationen zwischen Zeichen im 120°- und 60°-Abstand sind dagegen deutlich zu häufig anzutreffen. Hier die Verteilung der Trigone (120°):
Abbildung 16:
Vermehrte Häufigkeiten der Kombinationen zwischen den Zeichen, die im 120°-Winkel zueinander stehen
Hier treten nur 4 von 24 Kombinationen leicht vermindert auf. Es handelt sich um die Zeichenpaare gleicher Elemente außer den 12 Konjunktionen, die hier auch noch grafisch dargestellt sind:
Abbildung 17:
Vermehrte Häufigkeiten der Kombinationen zwischen gleichen Zeichen (0°-Winkel, Konjunktion)
Bei den 60°-Winkeln (Sextilen) überwiegen noch leicht die positiven Abweichungen, bei 30° (Halbsextil) in gleichem Ausmaß die negativen.
3. Das Hauptargument gegen eine SEP ist nun die im Buch gänzlich unerwähnte Verteilung bei den 150°-Winkeln (Qunicunxe), die denen der Quadrate sehr ähnlich ist:
Abbildung 18:
Verminderte Häufigkeiten der Kombinationen zwischen den Zeichen, die im 150°-Winkel zueinander stehen
Auch hier sind die positiven Abweichungen deutlich vermindert. Hier noch eine vergleichende Zusammenfassung:
Abbildung 19:
Links – durchschnittliche Abweichungen bei den sieben Winkeln in %. Rechts – Häufigkeitsdifferenzen zwischen positiven und negativen Abweichungen.
Unabhängig davon, ob Effekte einer SEP vorliegen oder nicht, werden positive Abweichungen selbstverständlich stets durch negative ausgeglichen. Wenn nun
- die eklatante Abweichung bei Paaren mit der Sonne in den gleichen Zeichen (0°) Effekt einer SEP sein soll und
- wenn auch die Häufigkeit von Trigonalstellungen (120°) infolge des Wissens um die elementare Gleichartigkeit ein solcher Effekt sein soll,
wären die verminderten Häufigkeiten der anderen Winkel also ebenfalls eine – zwangsläufige – indirekte Folge dieser SEP.
Warum aber liegt dann beim Sextil (60°) eine positive Abweichung vor? Warum sind die vier negativen Abweichungen in ihrem Ausmaß einander nicht ähnlicher? Selbst bei der Unterstellung, dass das Wissen etlicher Laien sogar die astrologisch behauptete Problematik von Quadratstellungen (90°) umfasst und Einfluss auf die Partnerwahl nimmt, bleibt das Verhältnis bei den Quincunxen (20 mal negativ / 3 mal positiv, s.o.) unerklärlich. Denn es gibt keine explizite, in der Literatur nachlesbare astrologische Annahme einer negativen, „abstoßenden“ Wechselwirkung zwischen Personen mit Geburtssonnen in Zeichen, die im Quincunx zueinander stehen. Die auffällige negative Abweichung ist demnach auch nicht mit vertieften astrologischen Kenntnissen der Betroffenen zu erklären. Der Effekt einer SEP ist also definitiv auszuschließen. Zufall ist wegen der hohen statistischen Unwahrscheinlichkeit ohnehin ausgeschlossen.
Eine astrologische Erklärung aber gibt es. Innerpersönlich, im individuellen Horoskop, gilt der 150°-Winkel zwischen zwei Planeten als sogenannter „Sehnsuchtsaspekt“, im Sinne einer „unerfüllten“ Sehnsucht. Das heißt, es besteht zwar ein starker Bezug zwischen den Planeten, aber sie können nur schwer „zueinander finden“. Es ergibt sich oft weder eine erkennbare synergistische noch antagonistische Wechselwirkung. Resultat ist also eine scheinbare Indifferenz, so, als ob gar kein Bezug bestehe. Hintergründig aber „schwelt die Sehnsucht weiter“, und die Hoffnung, dass der mögliche Effekt doch noch irgendwann...