
eBook - ePub
Geschichte der Kapverdischen Inseln (E-Book)
Vom 15. Jahrhundert bis heute
- 260 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub
Über dieses Buch
Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen.Die Geschichte der Kapverdischen Inseln ist einzigartig und durch verschiedenste Einflüsse geprägt. Von deren Entdeckung über die Entwicklungen im Rahmen des Kolonialismus sowie des Sklavinnen- und Sklavenhandels bis hin zu den Herausforderungen der jungen Republik nach der Unabhängigkeit legt dieses Buch die faszinierende Historie des Archipels erstmals in deutscher Sprache dar. Historisch interessierte Leserinnen und Leser können sich hier ein umfassendes Bild von der Entwicklung des Landes machen.
Häufig gestellte Fragen
Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
- Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
- Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Geschichte der Kapverdischen Inseln (E-Book) von Daniel Moser-Léchot im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Geschichte & Weltgeschichte. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.
Information
1.Die Entdeckungsgeschichte der Kapverdischen Inseln im 15. Jahrhundert
1.1.Die portugiesischen Entdeckungsfahrten an der westafrikanischen Küste
Die Geschichte der Kapverdischen Inseln ist eng mit der Geschichte der Expansion Portugals verknüpft; nach dem heutigen Stand der Forschung war der Archipel vor den portugiesischen Entdeckungen nicht besiedelt. Es ist daher wichtig, kurz auf die wirtschaftlichen und politischen Hintergründe der portugiesischen Entdeckungs- und Handelsfahrten entlang der westafrikanischen Küste einzugehen.
Im Fernhandel zwischen den wichtigen Wirtschaftszentren Oberitalien und den Niederlanden spielte Portugal während des Hundertjährigen Krieges zwischen England und Frankreich (1339–1453) eine zunehmend wichtigere Rolle. Die Kriegshandlungen führten zu einer Verlagerung des Fernhandels vom Land- auf den Seeweg. Für die Galeeren und Rundschiffe der führenden Handelsstädte Venedig und Genua waren die portugiesischen Häfen wichtige Zwischenstationen auf dem langen Weg vom Mittelmeer zur Nordsee.
Um 1400 war Portugal ein für die damalige Zeit «moderner» Territorialstaat mit starken zentralistischen Tendenzen. Zwischen dem handeltreibenden städtischen Bürgertum und dem Adel bestanden keine grossen Gegensätze, beide waren in der Ständeversammlung (Cortes) vertreten. Die muslimischen Herrscher spielten in Portugal seit der Eroberung der Algarve um 1250 keine Rolle mehr – ganz im Gegensatz zu Spanien, wo die Herrschaft des Kalifats Granada erst 1492 endete. Die Erbmonarchie des Hauses Avis (1383–1580) sorgte für Stabilität an der Spitze des Staates, nicht zuletzt dank der engen politischen Zusammenarbeit der Angehörigen des Königshauses. Portugal verfügte über eine Verwaltung, ein Rechts- und ein Finanzwesen auf schriftlicher Grundlage. Königliche Kommissare kontrollierten die städtischen oder adeligen Gerichte. Das Steuerwesen war zentralisiert, ein neuer Amtsadel stützte das Königshaus.1
Der Friede von Alcácovas 1479 bereinigte die dynastischen und wirtschaftspolitischen Differenzen zwischen Kastilien und Portugal und legte die Staatsgrenzen für Jahrhunderte fest. Portugal erhielt dadurch einen weiten Spielraum für seine maritime Expansion.
Venezianische, genuesische und portugiesische Kaufleute beteiligten sich in den nordafrikanischen Häfen von Tunis, Bone, Alger, Oran, Ceuta, Tanger, Massa und Saffi am Handel mit dem Gold des Sudans, mit Gewürzen, sowie mit Sklavinnen und Sklaven aus Schwarzafrika. Zwei Drittel des europäischen Goldbedarfs wurden durch die Produktion im Sudan gedeckt. Die jährlichen Goldexporte von Afrika nach Europa betrugen etwa 6000 Kilogramm, während aus Südamerika später nur etwa 4000 Kilogramm stammten.
Neben Gold, Gewürzen, Sklavinnen und Sklaven war die Bekämpfung der Piraterie ein weiteres Motiv zur Eroberung der Hafenstadt Ceuta.2 Die Eroberung von Ceuta 1415 stellte den ersten Versuch Portugals dar, direkten Anschluss an den afrikanischen Goldhandel zu gewinnen. Wegen eines marokkanischen Bürgerkrieges war die militärische Lage günstig. An der Eroberung war auch Prinz Heinrich der Seefahrer beteiligt – eine der wenigen Seefahrten, die der Seefahrer tatsächlich unternommen hat. Neben Ceuta eroberten die Portugiesen später weitere Orte in Marokko, so Alcacer Ceguer (1458–1550), Arzila (1471–1550), Tanger (1471–1661) und im Süden Mazagão (1514–1769, arabisch El Jadida). Anfangs des 16. Jahrhunderts kamen noch fünf weitere Orte für wenige Jahrzehnte dazu.3
Die Anfänge der portugiesischen Eroberungen in Afrika gehen also nicht auf den Versuch zurück, einen Seeweg nach Indien zu finden – wie dies häufig in Schulbüchern dargestellt wird. Es ging um den Anschluss an den afrikanischen Goldhandel.
Auch der Sklavenhandel spielte eine gewisse Rolle: Die Sklaverei war in Europa bis ins Spätmittelalter nie ganz verschwunden. Sklavinnen und Sklaven arbeiteten in den Hafenstädten Venedig und Genua in den Haushalten; in der Algarve, in Südspanien, in Süditalien und auf Sizilien auch in der Landwirtschaft, vor allem auf den Zuckerrohrplantagen.4
Bereits nach 1422 begann Heinrich der Seefahrer Schiffe an die marokkanische Küste auszusenden und erreichte vorerst das Cabo Não (südlich des heutigen Agadir), 1434 das wegen seiner Untiefen, Strömungen und Stürmen gefürchtete Kap Bojador. Dies wurde erst mit vertieften Kenntnissen der Windsysteme und Strömungen zwischen dem afrikanischen Festland und den Kanarischen Inseln möglich. Zudem wurde in Portugal der Schiffstypus der Karavelle weiterentwickelt: Mit dem Lateinsegel konnte auch gegen den Wind gesegelt werden und das Steuerruder in der Mitte des Hecks erleichterte das Lenken des Schiffes. Da an der Atlantikküste des nördlichen Afrikas häufig ein Nordostpassat weht, waren diese technischen Voraussetzungen vor allem für die Rückfahrt nach Portugal wichtig.
1441 umfuhr Nuno Tristão das Cabo Branco (im heutigen Mauretanien, an der Grenze zur Westsahara) und nahm die ersten schwarzen Sklavinnen und Sklaven gefangen. 1444 erreichte er die Mündung des Senegalflusses.
Gomes Eanes de Azurara nannte 1448 in seiner «Chronik der Entdeckung und Eroberung von Guinea» fünf Gründe für die Entdeckungsfahrten der Portugiesen entlang der westafrikanischen Küste:
1) Um Kenntnisse über das Land hinter den Kanarischen Inseln und hinter Kap Bojador zu gewinnen;
2) um Handelsware aus diesen Ländern nach Portugal und Waren aus Portugal in jene Länder zu bringen, was den Bürgerinnen und Bürgern von Portugal grossen Gewinn bringen würde;
3) um Kenntnisse über die Stärke des Feindes zu gewinnen und zu erkunden, wie weit sein Einfluss ginge;
4) um Christen zu finden, die helfen würden, gegen den Feind zu kämpfen, wie auch
5) um den richtigen Glauben auszubreiten und Seelen zu retten.5
Azurara betonte bereits an zweiter Stelle die Chancen des Handels mit den neu entdeckten Ländern und ging erst an fünfter Stelle auf die christliche Mission ein. Bis zur Personalunion mit Spanien (1580–1640) waren für Portugal die Handelsbeziehungen stets wichtiger als die Mission.
Mit Punkt 4 nahm Azurara eine Idee auf, die seit der Zeit der Kreuzzüge durch das christliche Europa geisterte: In Afrika den sagenhaften Priesterkönig Johannes zu finden, um gemeinsam gegen die Muslime zu kämpfen.6
Um 1455 entstand in Arguim (arabisch Arguin, im heutigen Mauretanien) eine erste Festung mit einer Handelsfaktorei. Neben den Sklavinnen und Sklaven waren die Malagueta (eine Pfefferschote), Elfenbein, Moschus und Papageien wichtige Handelsgüter. In den nächsten Jahren fuhren Schiffskonvois der westafrikanischen Küste entlang nach Süden. 1444 entdeckte Dinis Dias die Insel Gorée beim heutigen Dakar. 1471 fuhren die Portugiesen bis zur Goldküste (heute Ghana) und errichteten 1482 die Festung São Jorge Elmina; damit hatten sie direkten Zugang zu den Goldminen der Ashanti.7
Die portugiesischen Entdeckungs- und Eroberungsfahrten entlang der westafrikanischen Küste sind in einem Gesamtzusammenhang zu sehen (s. Abb. 1).

Abb. 1: Die portugiesischen Handelsstützpunkte an der Westküste Afrikas. Die Eroberung Ceutas 1415 erbrachte nicht den gewünschten Anschluss an den Transsahara-Goldhandel. Die Portugiesen versuchten, die marokkanische Sperre zu umgehen und errichteten Handelsstützpunkte weiter südlich, so am Kap Bojador (1434), am Kap Branco (1441), am Kap Verde (1445, beim heutigen Dakar) und in Arguim (1448, heute in Mauretanien).
1.2.Die Kapverdischen Inseln vor der portugiesischen Entdeckung
Die «Naturalis Historia» (lib. 6, Kapitel 36) von Plinius dem Älteren (23–79 n. Chr.) erwähnt Inseln im Atlantik: Gorgonas und Hesperidas.8 Die Hesperiden oder die «Fortunatae Insulae» werden meist den Kanarischen Inseln zugeordnet, ebenso das «Atlantis» der Antike. Albuquerque verweist jedoch ebenfalls auf Sagen, nach denen bereits die Phönizier, die Karthager und andere Völker die Kapverdischen Inseln gekannt hätten. Diese Seefahrer unternahmen allerdings meist nur Küstenfahrten – die Kapverdischen Inseln liegen immerhin 500 Kilometer von der westafrikanischen Küste entfernt. Der Nordostpassat und der Kanarenstrom führten dazu, dass die Fahrt nach Süden verhältnismässig rasch vor sich ging, aber die Rückkehr nach Europa erst mit der Segeltechnik «gegen den Wind» möglich wurde.

Abb. 2: Nachbau 2008 einer portugiesischen Karavelle aus dem 15. Jahrhundert. Masse: 12–18 m Länge, 5 m Breite, 1,5 m Tiefe. Besatzung: 20–25 Männer. Das dreieckige Lateinsegel und das Steuerruder Backbord erlauben das Segeln gegen den Wind.
In der portugiesischen und kapverdischen Historiografie taucht immer wieder die Frage auf, ob die Inseln bereits vor ihrer Entdeckung besiedelt waren oder nicht. Auf den Inseln São Nicolau und Santo Antão findet man die sogenannten rotchas scribidas (beschriebene Felsen). Ihr Ursprung ist nach wie vor ungeklärt. Einzelne Autorinnen und Autoren sehen darin von Sklaven angebrachte berberische Schriftzeichen, andere interpretieren sie als Naturphänomene. Schlüssige Beweise für eine Besiedlung der Inseln vor der Ankunft der Portugiesen stellen sie nicht dar.
In Salamansa auf der Insel São Vicente fand man 2005 Siedlungsspuren mit afrikanischer Keramik und europäischen Gebäuderesten. Vorerst dachte man an eine kleine Siedlung aus der Zeit vor der Entdeckung durch die Portugiesen. Mithilfe von C14-Messungen wurden sie indessen ins 17. Jahrhundert datiert.9
1.3.Die Entdeckungsberichte
In der portugiesischen und kapverdischen Historiografie kam es zu einem «Historikerstreit» um die Entdeckung der Kapverdischen Inseln. Es stehen sich zwei Hauptthesen gegenüber: Entweder wird der Venezianer Cadamosto als Erstentdecker der Inseln 1456 betrachtet,10 oder die Entdeckung wird auf den Genuesen Antonio da Noli und den Portugiesen Diogo Gomes 1460 zurückgeführt.11 Einige vermuten auch, dass die Kapverdischen Inseln bereits 1445 durch den Portugiesen Vicente Dias entdeckt wurden und dass dieser Cadamosto 1456 möglicherweise begleitet hat.12
Luigi Alvise Cadamosto wurde vermutlich um 1432 in Venedig in eine patrizische Familie geboren. Als junger Handelsbeauftragter weilte Cadamosto später in Nordafrika und auf Kreta, seine Familie verarmte jedoch. 1454 verliess er zusammen mit seinem Bruder Venedig und wollte nach Brügge in Flandern fahren. Beim Kap São Vicente an der Südwestspitze Portugals wurden die venezianischen Schiffe durch Stürme tagelang festgehalten, nicht weit weg von Sagres, dem Aufenthaltsort von Prinz Heinrich dem Seefahrer. Agenten des Prinzen statteten den venezianischen Galeeren einen Besuch ab und versprachen den Venezianern hohe Gewinne aus dem afrikanischen Gewürzhandel. Venezianer – und auch Genuesen – besassen reiche Erfahrungen im Gewürzhandel und in der Hochseeschifffahrt. Sie erwiesen sich als id...
Inhaltsverzeichnis
- Deckblatt
- Impressum
- Inhalt
- Vorwort
- Teil I: Allgemeine Geschichte des Archipels unter besonderer Berücksichtigung der Insel Santiago
- Teil II: Die Inseln des Barlavento und des Sotavento