Vorsprung für alle!
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Vorsprung für alle!

Erhöhung der Chancengerechtigkeit durch Projekte der Frühpädagogik

  1. 232 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Vorsprung für alle!

Erhöhung der Chancengerechtigkeit durch Projekte der Frühpädagogik

Über dieses Buch

Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen.Im Anschluss an den PISA-Schock in Deutschland und den umliegenden Ländern anfangs des neuen Jahrtausends wird das Potenzial des vorschulischen Bereichs als Bildungsreserve in Forschung und Politik rege und teilweise auch kontrovers diskutiert. Forderungen, welche die Bildungschancen aller Kinder erhöhen, sind schneller formuliert, als wissenschaftsbasierte Interventionen und Programme entworfen werden. In diesem Band werden mehrere Projekte mit ihren Ergebnissen beschrieben und Ideen für die Praxis formuliert. Mit der vorliegenden Publikation wird eine Buchreihe ins Leben gerufen, die Anliegen und Weiterentwicklungen der ersten Bildungsjahre aufnimmt, thematisiert und Impulse für die praktische Arbeit gibt. Im Zentrum steht dabei die Professionalisierung der institutionellen Bildung, Betreuung und Erziehung im Frühbereich sowie der ersten Jahre des öffentlichen Schulsystems.

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Information

Jahr
2014
ISBN drucken
9783035500783

Jetzt geht’s los!

Den Übergang von der Familie in den Kindergarten professionell gestalten

Karin Fasseing Heim

6

1
Einleitung

Übergänge erleben Kinder, wenn sich innerhalb ihrer Familien Veränderungen vollziehen, wie beispielsweise die Geburt eines Geschwisters. Transitionen1 kennzeichnen jedoch auch relevante Lebensereignisse im außerfamiliären Bereich. Vorschulkinder erfahren insbesondere den Eintritt ins Bildungssystem als einschneidende Umstrukturierung ihrer Lebenswirklichkeit (vgl. Griebel & Niesel 2004). Sie verlassen ihr bekanntes Umfeld und treffen an einem neuen Ort mit ihnen noch unbekannten erwachsenen Bezugspersonen auf eine neue Gruppe. Diese Veränderungen sind von Unsicherheit und erhöhter emotionaler Verletzbarkeit begleitet. Die Übergangssituation birgt Züge des Krisenhaften in sich und fordert die Kinder in ihrer produktiven Stressbewältigung heraus. Gelingt es den Kindern, den Übergangsprozess aktiv und wirksam zu meistern, werden damit Bewältigungsstrategien erlernt, die für ihre weitere schulische Laufbahn von Bedeutung sind. Erleben Kinder jedoch Verlust und Bedrohung und sind diesen hilflos ausgeliefert, entstehen Trauer- und Angstgefühle. Es besteht die Gefahr, dass psychische Störungen auftreten, die möglicherweise langfristig in Übergangssituationen ein vermeidendes Verhalten begünstigen (vgl. Perrez & Baumann 2011; Oerter & Montada 2002). Transitionen sind von Diskontinuität und Veränderungen geprägt. Sie verunsichern, eröffnen aber auch neue Lebensfelder, stimulieren dadurch Entwicklung und sind als biographische Erfahrungen für die Identitätsentwicklung bedeutsam. Nicht allein die Kinder sind vom Übergang betroffen, auch für die Familien ist der Kindergarteneintritt mit strukturellen Anpassungsleistungen verbunden. Darüber hinaus prägt die Transition alljährlich den pädagogischen Alltag für ein Vierteljahr2.
Trotz der hohen Bedeutung der Transition für alle Beteiligten sind entsprechende Fachartikel sowie Forschungsergebnisse für den deutschsprachigen Bildungsraum vergleichsweise überschaubar. Während die Übergänge vom Kindergarten in die Primar- bzw. Grundschule sowie in die Sekundarstufe I häufiger fokussiert werden, findet der Übergang von der Familie in den Kindergarten bis heute kaum wissenschaftliche Beachtung. Vor dem Hintergrund der Chancengerechtigkeit verschärft sich die Brisanz der Thematik. «Es ist heute weitgehend unbestritten, dass Kinder bereits in den ersten Lebensjahren mit Ressourcen ausgestattet werden, die vermutlich entscheidend für die Chancen im Bildungssystem und insgesamt für das Gelingen zukünftiger Lebensführung sind» (Rabe-Kleberg 2010, S. 51). Je nach Ressourcenausstattung sind die Anpassungsleistungen, die Kinder und ihre Familien beim Kindergarteneintritt erbringen müssen, unterschiedlich groß. Insbesondere Kinder und Familien in belasteten Lebenslagen sind vor schier unlösbare Aufgaben gestellt. Einerseits sind oft sprachliche Hürden kaum zu überwinden, andererseits treffen beim Übergang verschiedene Welten und Kulturen aufeinander. Die Situationsbewältigung hängt neben den individuellen Ressourcen auch von der Unterstützung der sozialen Umwelt ab, beispielsweise von der Begleitung durch die Kindergartenpädagoginnen bzw. -pädagogen3.
Mit dem vorliegenden Beitrag wird geklärt, wie sich der Übergang von der Familie in den Kindergarten grundsätzlich charakterisiert, wie dieser durch die Kindergartenpädagoginnen bzw. -pädagogen entwicklungsfördernd gestaltet werden kann und wie die Kinder und Familien im Übergang optimal begleitet werden können. Es werden Ergebnisse des Forschungsprojekts «Jetzt geht’s los! Transitionen von der Familie in den Kindergarten professionell gestalten» und der Studie «Erfolgreich im Kindergarten starten? Eine empirische Untersuchung zur Bewältigung des Kindergarteneintritts von türkischen Kindern einer bilingualen schweizerdeutsch-türkischen Integrationsspielgruppe» präsentiert (vgl. Fasseing Heim 2013, 2011).

2
Die vielfältigen Anforderungen der Transition

In der Schweiz treten jährlich rund 90’0004 Kinder im Alter von 4 bis 5 Jahren in den Kindergarten ein, einzig im Kanton Tessin besuchen die Kinder bereits mit 3 Jahren die Scuola dell’infanzia (vgl. Bundesamt für Statistik 2013). Seit einigen Jahren ist der Kindergartenbesuch in 17 der 26 Kantone obligatorisch (vgl. EDK, CDIP, CDPE, CDEP, Kantonsumfrage Schuljahr 2012/13). Für Deutschland zeigt sich ein weniger überschaubares Bild. Kindergärten bzw. Kitas nehmen teilweise Kinder von 0 bis 6 Jahren auf. An manchen Orten stehen für die 0- bis 3-Jährigen Kindertagesstätten zur Verfügung und die Kinder treten nach ihrem 3. Geburtstag in den Kindergarten ein. Was dieser Übergang für die Betroffenen bedeutet und welche theoretischen Konzepte helfen, die komplexe pädagogische Wirklichkeit zu klären, wird nachfolgend beleuchtet.

2.1
Transitionen – eine Begriffsbestimmung in Kürze

Mit dem Begriff ‹Transition› wird die Komplexität des individuellen und zugleich sozialen Veränderungsprozesses im Übergang betont. Transitionen sind bestimmt durch soziale gegenseitige Abhängigkeit aller am Übergang beteiligten Personen. Relevant ist dabei auch der sich ebenfalls stetig verändernde Kontext.
Mit dem Transitionsansatz wird die traditionelle wissenschaftliche Trennung von Psychologie, Soziologie und Geschichtswissenschaft zu Gunsten einer interdisziplinären Sichtweise aufgegeben (vgl. Wörz 2004). «Der Ansatz geht davon aus, dass ein handelnder Mensch zusammen mit anderen handelnden Menschen ein Beziehungsgeflecht bildet, das in ständiger Veränderung begriffen ist und im Akt dieser Veränderung alle beteiligten Personen verändert» ­(Elias 1987, zit. nach Wörz 2004, S. 28). In Abgrenzung zum Begriff Übergang wird nicht von einem klar vorgezeichneten Wechsel von einem definierten Ort zu einem anderen ausgegangen (vgl. ebd.). Dieses mehrdimensionale Verständnis der Transition ist Grundlage der folgenden Ausführungen.
Abbildung 1: Selbstporträt erster Kindergartentag von Neal (5 Jahre)

2.2
Der Transitionsprozess als Entwicklungsaufgabe

Griebel und Niesel (2004, 2013) betonen das prozesshafte Geschehen des Übergangs von der Familie in den Kindergarten. Sie beschreiben den Übergang als Entwicklungsaufgabe. Entwicklungsaufgaben sind gesellschaftlich geforderte Aufgaben, die langfristig vorhersehbare Entwicklungs- und Sozialisationsziele anbahnen. Sie sind meist an ein Alter gebunden und treffen für die Mehrheit der Bevölkerung zu. Zudem sind sie kulturell normierte Erwartungen, was für Menschen aus anderen Kulturen mit einer gewissen Intransparenz einhergeht. Das Konzept der Entwicklungsaufgaben basiert auf der Annahme, dass Personen und ihre Lebenssituationen zur Entstehung und Lösung von Problemen und Krisen beitragen (vgl. u.a. Gruber et al. 2006; Fend 2005; Griebel & Niesel 2004, 2013; Oerter & Montada 2002). Auch die Transition von der Familie in den Kindergarten wird als Entwicklungsaufgabe verstanden. Ihre Struktur umfasst drei Ebenen: die individuelle, die interaktional-soziale und die kontextuelle Ebene. Für die beteiligten Akteure sind damit je spezifische Aufgaben verbunden.

2.2.1
Die individuelle Ebene

Die Kinder sind auf der individuellen Ebene herausgefordert, kompetente Kindergartenkinder zu werden, sich als Mitglieder einer Gruppe zu verstehen und die vielen neuen Erfahrungsmöglichkeiten produktiv zu nutzen. Sie müssen in einer ungewohnten Umgebung ohne ihre Eltern und ohne eine vertraute Bezugsperson in einer Kindergruppe regelmäßig einige Stunden verweilen. Gleichzeitig verlieren sie die Kontrolle über ihr gewohntes Lebensumfeld. Sie wissen nicht, was zu Hause während ihrer Abwesenheit geschieht. Die Eltern begleiten und unterstützen ihre Kinder, wenn diese unsicher sind oder wenn sie Verlust und Angst erleben. Sie teilen mit ihnen Vorfreude, Stolz und Neugier. Sie sind von ihrer Identitätsentwicklung im Verlauf der ersten Wochen emotional betroffen. Damit nehmen die Eltern eine Doppelrolle ein: Sie sind nicht nur Begleiter, sondern auch Betroffene. Für sie selbst bedeutet der Übergang ebenfalls Veränderung. Sie werden von Familieneltern zu Kindergarteneltern. Für die Pädagoginnen bzw. Pädagogen ist die Transition mit Routine verbunden. Für sie steht die bewusste Gestaltung der Situation im Vordergrund (vgl. Griebel & Niesel 2004).

2.2.2
Die interaktional-soziale Ebene

Mit dem Kindergarteneintritt kommen die Kinder in ein neues Umfeld, das bisher unbekannte Erwartungen an sie stellt. Sie müssen lernen, auf diese Erwartungen zu reagieren, sich in der Kindergruppe emotional zurückzunehmen und mit neuen Bezugspersonen Kontakt aufzunehmen. Für die Familie bedeutet der Übergang, dass Privates öffentlich wird. Die Eltern erhalten Miterziehende und sind mit der Passung ihrer familiären Voraussetzungen mit den Anforderungen des Kindergartens konfrontiert. Die Pädagoginnen bzw. Pädagogen begleiten die Prozesse von Kind und Eltern verständnisvoll, sie sind mit ihnen im Dialog und ermöglichen Entwicklungsimpulse (vgl. ebd.).

2.2.3
Die ko...

Inhaltsverzeichnis

  1. Vorwort
  2. Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit – eine Übersicht
  3. Lernchancen für Kinder in fokussierten Spielumwelten
  4. Eltern-Kind-Interaktionen mit Bildungsgehalt
  5. BiLiKiD-Spielgruppen
  6. Beobachten und Dokumentieren
  7. Jetzt geht’s los!