Wegstücke
eBook - ePub

Wegstücke

Zusätzliche Erläuterungen für das Fach Katholische Religionslehre von Axel Burghausen

  1. 82 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
eBook - ePub

Wegstücke

Zusätzliche Erläuterungen für das Fach Katholische Religionslehre von Axel Burghausen

Über dieses Buch

Was ist gelingendes Leben? Können Religionen dazu Hilfestellung leisten? Axel Burghausen ergänzt die Erläuterungen seines Oberstufen-Unterrichts durch weitere hilfreiche Aspekte.

Häufig gestellte Fragen

Ja, du kannst dein Abo jederzeit über den Tab Abo in deinen Kontoeinstellungen auf der Perlego-Website kündigen. Dein Abo bleibt bis zum Ende deines aktuellen Abrechnungszeitraums aktiv. Erfahre, wie du dein Abo kündigen kannst.
Derzeit stehen all unsere auf mobile Endgeräte reagierenden ePub-Bücher zum Download über die App zur Verfügung. Die meisten unserer PDFs stehen ebenfalls zum Download bereit; wir arbeiten daran, auch die übrigen PDFs zum Download anzubieten, bei denen dies aktuell noch nicht möglich ist. Weitere Informationen hier.
Perlego bietet zwei Pläne an: Elementar and Erweitert
  • Elementar ist ideal für Lernende und Interessierte, die gerne eine Vielzahl von Themen erkunden. Greife auf die Elementar-Bibliothek mit über 800.000 professionellen Titeln und Bestsellern aus den Bereichen Wirtschaft, Persönlichkeitsentwicklung und Geisteswissenschaften zu. Mit unbegrenzter Lesezeit und Standard-Vorlesefunktion.
  • Erweitert: Perfekt für Fortgeschrittene Studenten und Akademiker, die uneingeschränkten Zugriff benötigen. Schalte über 1,4 Mio. Bücher in Hunderten von Fachgebieten frei. Der Erweitert-Plan enthält außerdem fortgeschrittene Funktionen wie Premium Read Aloud und Research Assistant.
Beide Pläne können monatlich, alle 4 Monate oder jährlich abgerechnet werden.
Wir sind ein Online-Abodienst für Lehrbücher, bei dem du für weniger als den Preis eines einzelnen Buches pro Monat Zugang zu einer ganzen Online-Bibliothek erhältst. Mit über 1 Million Büchern zu über 1.000 verschiedenen Themen haben wir bestimmt alles, was du brauchst! Weitere Informationen hier.
Achte auf das Symbol zum Vorlesen in deinem nächsten Buch, um zu sehen, ob du es dir auch anhören kannst. Bei diesem Tool wird dir Text laut vorgelesen, wobei der Text beim Vorlesen auch grafisch hervorgehoben wird. Du kannst das Vorlesen jederzeit anhalten, beschleunigen und verlangsamen. Weitere Informationen hier.
Ja! Du kannst die Perlego-App sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten verwenden, um jederzeit und überall zu lesen – sogar offline. Perfekt für den Weg zur Arbeit oder wenn du unterwegs bist.
Bitte beachte, dass wir keine Geräte unterstützen können, die mit iOS 13 oder Android 7 oder früheren Versionen laufen. Lerne mehr über die Nutzung der App.
Ja, du hast Zugang zu Wegstücke von Axel Burghausen im PDF- und/oder ePub-Format sowie zu anderen beliebten Büchern aus Theologie & Religion & Christentum. Aus unserem Katalog stehen dir über 1 Million Bücher zur Verfügung.

Information

1 Unterwegs mit einem „Engel“ (das Buch Tobit)

1.1 Tobit – die freudlose Seite der Anständigkeit

Grundlage: Tob 1,3- 3,6; 4
Das Buch Tobit – wohl etwa um das Jahr 200 v. Chr. entstanden – ist eine Lehrerzählung. Es ist nur in griechischer Sprache überliefert, weshalb es für die evangelische Kirche nur zu den apokryphen (nicht zum Kanon der Bibel zählenden) Schriften gehört. Es gilt aber als sicher, dass ursprünglich eine semitische Urfassung bestand. Die dargestellte Handlung geht zwar auf das 8./7. Jh. zurück, hat aber keine historische Grundlage. Überhaupt scheint der Autor nur ungenaue historische und geographische Kenntnisse besessen zu haben. Seine Angaben zu Königs- und Städtenamen bilden nur den assoziativen Rahmen, innerhalb dessen sich die eigentliche Handlung vollzieht.
Als Erzählung von Gott und von den Menschen ist das Buch Tobit auf unterschiedlichen Ebenen interpretierbar. Einerseits wird die Situation der Juden in der Diaspora (Zerstreuung) reflektiert. Im 3./2. Jh. gab es vielfältige jüdische Gemeinden in einer hellenistischen Umgebung. Die Auseinandersetzung mit der fremden Kultur, die Frage nach der eigenen Identität, das Alltagsleben zwischen Anpassung und Beharrung bildeten den Fragehorizont des Textes. Gleichzeitig wird aber auch ein Lebensweg dargestellt: die Entwicklung eines jungen Mannes zur reifen, selbstständigen Persönlichkeit. Diese Entwicklung wird in Form einer Reise erzählt, wobei symbolische, märchen-hafte, z.T. auch parodistische Stilmittel benutzt werden. Das Buch Tobit zeigt also den Individuationsprozess eines Menschen und liefert damit ein Vorbild für die Entwicklung der Schüler.
Die ersten Kapitel des Buches werden von Tobit in der Ich-Form erzählt. Früh Waise geworden, wurde er von seiner Großmutter erzogen. In einer Zeit religiöser Lässigkeit lernte er, die Vorschriften des jüdischen Gesetzes einzuhalten. Als das Nordreich Israel von den Assyrern erobert und die Oberschicht ins Exil verschleppt wurde, musste auch Tobit das Heimatland verlassen und nach Ninive ziehen. In einer Umgebung, die noch weniger dazu anregte, jüdischen Sitten treu zu bleiben, lebte er weiterhin nach seiner religiösen Tradition. Die Art, wie er seine Bemühungen schildert, lässt vermuten, dass er seine pflichtvergessenen Glaubensbrüder verachtete. Umgekehrt machten diese sich über ihn lustig. Auf Grund seiner Tüchtigkeit hatte Tobit zunächst beruflichen Erfolg in der neuen Umgebung, geriet aber schnell in Konflikt mit den gesetzlichen Bestimmungen der Herrscher. Er missachtete ein Verbot, tote Juden zu bestatten, und musste vor einem drohenden Todesurteil fliehen. Begnadigt kehrte er wieder zurück, erblindete aber als Folge einer Handlung, in der er ebenfalls seinen religiösen Pflichten nachkam. Gerade seine Gesetzes-treue hat ihn also in eine Sackgasse geführt: in die äußerste Passivität, Begrenzung und Verarmung durch seine Blindheit sowie die gesellschaftliche Ausgrenzung. Sein Misstrauen wendet sich schließlich sogar gegen seine Frau Hanna, die er fälschlich beschuldigt, gestohlen zu haben.
Tobit schildert sich also als vorbildlichen Juden, ja als vorbildlichen Menschen, den ebenso wie Ijob ein unverdientes Unglück traf. Man könnte auch in seinem Fall darüber nachdenken, warum das „blinde“ Schicksal Gerechte nicht vor Unfällen verschont. Kümmert sich Gott nicht um seine Verehrer? Es bleibt aber ein fader Beigeschmack, der sich nicht nur daran entzündet, dass Tobit sich selber lobt. Auffällig ist bei genauerem Hinsehen nicht, was er sagt, sondern was er nicht sagt. Tobit ist so sehr in seine Gesetzestreue verwickelt und so sehr darauf konzentriert, dass er sich von seinen Mitmenschen positiv abhebt, dass er vergessen hat zu leben. So ist es kein Zufall, dass ihm gerade das Bestatten der Toten ein besonderes Anliegen ist. Sie stehen ihm näher als die Lebenden. Und wenn es gilt, einen Toten zu bestatten, verschiebt er festliche Mahlzeiten und das Zusammensein mit seiner Frau und seinem Sohn Tobias. So wird er selber zum noch lebenden „Toten“ und die Verzweiflung reißt ihn dazu hin, sich von Gott den endgültigen Tod zu wünschen. So wie er aber auch zunehmend blind für die Bedürfnisse der Familie wird, schlägt ihn die tatsächliche Blindheit. Als er Tobias verabschiedet, der von einem früheren Freund dort hinterlegtes Geld holen soll, gibt er ihm unzählige Ermahnungen für das Verhalten gegenüber Gott und den Menschen auf den Weg, ohne zugleich Ratschläge für das Wohlergehen des Sohnes zu geben oder ihn emotional anzusprechen. Es scheint fast so, als wolle er die eigene Freudlosigkeit an den Sohn weitergeben.

1.2 Sara – Die Fesseln primärer Bindung

Grundlage: Tob 3,7-15
In der entfernt liegenden Stadt Ekbatana (im Nordwesten des heutigen Iran) lebte die Familie Raguёls. Dessen Tochter Sara war bereits sieben Mal verheiratet, doch unter dem Einfluss eines Dämons starben die Männer schon jeweils vor der Hochzeitsnacht. Sara wird daher als männermordender Vamp angesehen, selbst von ihrer Dienerin verachtet und verspottet. Sie selbst ist verzweifelt, da eine Frau ohne Mann und Kinder als eine verlorene und sinnlose Existenz angesehen wurde. Sie überlegt, ob sie Selbstmord begehen soll, entscheidet sich aber dagegen, weil sie sonst ihrem Vater noch mehr Kummer bereiten würde. (Die ebenfalls noch lebende Mutter wird hier nicht erwähnt.) Stattdessen betet sie zu Gott, er möge ihr Leben beenden oder Abhilfe schaffen.
Das phantastische Motiv des Dämons, der erst besiegt werden muss, bevor die „Prinzessin“ geheiratet werden kann, ist uralt und resultiert wohl aus der Angst der Männer, die sich nicht er-klären können, was beim Geschlechtsakt mit ihnen geschieht: die nicht kontrollierbare Lust, bei der ihnen „Hören und Sehen“ vergeht, das ekstatische Gestöhn der Frau sowie deren Fähigkeit, neues Leben zu schenken, aber auch den Tod herbeizuführen. Dennoch ist auch eine weniger märchenhafte Interpretation denkbar, dass nämlich die Männer nicht umgebracht wurden, sondern lediglich für sie „gestorben“ sind, sie verlassen haben, bevor es richtig losging.
Sara sagt in ihrem Gebet, dass sie „von jeder Unreinheit mit einem Mann“ frei sei und den Namen ihres Vaters nicht befleckt habe. (Tob 3,14f.) Dieser Formulierung kann man entnehmen, dass sie sich davor fürchtet, sich auf eine sexuelle Handlung mit einem „fremden“ Mann überhaupt erst einzulassen. Sie ist innerlich nicht bereit, das Vaterhaus zu verlassen und eine Ehe zu vollziehen. Das müssen die Männer gespürt haben. Diese Frau ist – bei allen evtl. Vorzügen – nicht diejenige, die eheliches Glück verheißt.
Auffällig ist auch, dass ihr Vater Raguёl immer schon während der Nacht ein Grab für die Ehemänner ausschaufelt, um zu verhindern, dass das Unglück bekannt wird. Er macht sich also zum „Spießgesellen“ seiner Tochter. Es scheint wohl die unterbewusste Vaterbindung der Tochter zu sein, die sie hindert, sich zur erwachsenen Frau zu entwickeln, und ebenso die Bindung des Vaters an die Tochter, der nicht bereit ist, sie loszulassen, obwohl er jeweils in die Heirat eingewilligt hatte.
Das Schicksal Tobits und dasjenige Saras werden in dem Buch parallel strukturiert. Beide sind „für diese Welt zu gut“, sie sind nicht bzw. nicht mehr lebensfähig, haben sich in eine Sackgasse hineinmanövriert. Beide beten zur gleichen Zeit zu Gott, und Gott erhört ihr Gebet, indem er das Geschick beider miteinander kombiniert. Tobits Sohn Tobias soll die Erlösung bringen, angeleitet vom Engel Rafaёl (Gott heilt), der sich allerdings als Mensch ausgibt. (Tob 3,16f.) Tobias entwickelt sich dadurch zum erwachsenen Mann.

1.3 Tobias – Dem Lebenstrieb eine Richtung geben

Grundlage: Tob 6-7
Die Geschichte des Tobias ist nach dem Muster eines alten Märchenmotivs gestrickt: Ein kranker König sendet seinen Sohn, damit er ihm ein Heilmittel erwirbt, das nur sehr schwer zu finden ist. Auf dem Wege besteht der Königssohn vielfältige Abenteuer und befreit eine Prinzessin, die von einem Unhold gefangen gehalten wird. Er kommt mit ihr und dem Heilmittel zurück, heiratet die Prinzessin und heilt seinen Vater. Dieses Motiv verdeutlicht auch den Generationenwechsel. Der junge Mann, für den bisher immer gesorgt wurde, lernt nun, auf eigenen Füßen zu stehen und übernimmt die Initiative, zu der sein Vater nicht mehr in der Lage ist.
Tobit ist kein König und er sendet seinen Sohn nur, um Geld zu holen. Dieser kommt aber mit Frau und Heilmittel (und dem Geld) wieder zurück.
Am Fluss Tigris, der mit dem Euphrat zusammen das fruchtbare Zweistromland (heute Irak) umgrenzt, wird Tobias in der Nacht von einem großen Fisch angegriffen, der ihn zu verschlingen droht. Nach dem ersten Schreck packt er auf den Rat des Engels hin den Fisch, überwältigt ihn und bringt ihn an Land, wo er wehrlos ist. Die Organe des Fisches (Galle, Herz und Leber) werden herausgeschnitten, um später in unter-schiedlicher Weise als Heilmittel zu dienen. Der Rest des Tieres wird verzehrt.
Wer sich auf den Weg macht und sich auf das Leben einlässt, muss vielfältige Herausforderungen bestehen. Manchmal erscheinen sie so riesengroß, dass sie den Menschen zu verschlingen drohen. Doch angepackt, schrumpfen sie auf ihre wahre Größe. Was uns zu verschlingen drohte, wird nun selber verzehrt. Der Autor spielt hier parodistisch auf die Jona-Geschichte an. Jona, der gerade nicht initiativ werden möchte, wird verschlungen und wieder ausgespien. Tobias übernimmt selbst die Initiative.
Wichtig ist, dass der junge Mann diese Aufgabe alleine erfüllt, sein Begleiter berät ihn nur. Tobias hat von seinem Vater alles gelernt, was er wissen musste, nur nicht, auf eigenen Füßen zu stehen. Und mindestens seine Mutter versuchte, ihn in diesem Zustand zu halten (Tob 5,18-20). Ihr Argument, das Leben ihres Sohnes sei mehr wert als das Geld, das er holen soll, überzeugt zunächst. Ihn immer vor Gefahren zu schützen, bedeutete aber, ihn an seiner Entwicklung zum Mann zu hindern. Tiefen-psychologisch könnte man die näch...

Inhaltsverzeichnis

  1. Inhaltsverzeichnis
  2. Nachtrag
  3. 1. Unterwegs mit einem „Engel“ (das Buch Tobit)
  4. 2. In der Vielzahl das Eine suchen (Hinduismus)
  5. 3. Sein Leben verwandeln (Buddhismus)
  6. 4. Spuren des Glücks
  7. 5. Zueinander – Ineinander (Aspekte der Sexualethik)
  8. Impressum