Kontextuelle Organisationsberatung
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Kontextuelle Organisationsberatung

Theorien, Methoden, Instrumente, Fallbeispiele aus der Wiener Schule

  1. 341 Seiten
  2. German
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  4. Über iOS und Android verfügbar
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Kontextuelle Organisationsberatung

Theorien, Methoden, Instrumente, Fallbeispiele aus der Wiener Schule

Über dieses Buch

Die Wiener Schule der Organisationsberatung hat wichtige berufliche Standards im Hinblick auf Begriffe, Methoden und Instrumente für die Beratung von Unternehmen und Organisationen gesetzt. Alfred Janes und Karl Prammer, zwei ihrer bedeutendsten Vertreter, beschreiben in diesem Buch die Grundpfeiler des Ansatzes: Kontextbezogenheit, Definition von Beteiligungsräumen, pluralistische Kooperationsverträge, Allparteilichkeit und strukturelle Eigenständigkeit. Sie sichern den Dialog zwischen Beratern und Klienten ebenso ab wie den zwischen Beratern untereinander.Das Buch bietet dreierlei: •eine beratungsfokussierte und anwendungsorientierte Theorie zur Beobachtung, zur Beschreibung, zur Reflexion, zum Verstehen und zur Beratung von Organisationen;•einen Fundus an praktischen Methoden und Instrumenten für die erfolgreiche Realisierung von Beratungsaufgaben;•ein Set an nützlichen Parametern, die es ermöglichen, Beratungsprozesse anlass- und auftragsbezogen zu gestalten und zu steuern.Den letzten Teil des Buches bilden Fallbeispiele, in denen die vorgestellten Theoriebausteine, Methoden, Instrumente und Parameter in der Beratungspraxis anschaulich und erfahrbar gemacht werden.

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Information

Jahr
2021
ISBN drucken
9783849703813
eBook-ISBN:
9783849782702

1Die Geschichte der Wiener Schule der Organisationsberatung

1.1Die Anfänge – Ein Biotop entsteht und erste organisatorische Ausdifferenzierung

In der zweiten Hälfte der 1960er-Jahren etabliert sich im Raum Wien ein Forschungsbiotop zur systemischen Beratung und Qualifizierung von Organisationen. Zwei Institutionen bieten hierfür den Raum: das Schloss Hernstein und die Österreichische Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsberatung (ÖGGO)3. Schloss Hernstein, das ehemalige Jagdschloss der Habsburger, ist 1962 von der Wirtschaftskammer Wien gekauft und zu einem Seminarzentrum um- bzw. ausgebaut worden. Seit 1966 werden dort unter dem Label Schloss Hernstein überbetriebliche Seminare angeboten. Rasch wurde der Ort zu einer »Plattform für Produkt- und Marktentwicklung« für Trainings (Oswald 2000, S. 2).
1967 findet hier unter der Leitung von Traugott Lindner, der federführend daran beteiligt war, die Gruppendynamik nach Österreich zu bringen, ein erstes Gruppendynamikseminar statt. In der Folge gründen 1973 einige Gruppendynamiker der ersten Stunde die ÖGGO. Diese fungiert über die nächsten drei Jahrzehnte als Theorieentwicklungszentrum und als zentrale Qualifizierungsplattform für die Weiterentwicklung des Biotops sowie die Rekrutierung der systemischen Beratungsszene in Österreich.
Ende der 1970er, während der 1980er und bis hinein in die frühen 1990er-Jahre werden im Biotop immer wieder Entwicklungsdiskurse mit Vertretern von für relevant befundenen Wissenschaftsdisziplinen geführt sowie mit Repräsentanten anderer (Beratungs-)Biotope, die sich auf ähnliche neueste Erkenntnisse aus Wissenschaft und Feldforschung berufen. Joana Krizanits schreibt in diesem Zusammenhang in ihrem Buch zur systemischen Organisationsberatung von »einer Zeit der Drehtüren« (Krizanits 2009, S. 18).
1987 verfassen drei Vertreter des Wiener Biotops, Axel Exner, Roswita Königswieser und Stefan Titscher, einen Artikel zum spezifischen Beratungsverständnis der Gruppe mit dem Titel Unternehmensberatung – systemisch. Darin arbeiten sie den Unterschied einer systemischen Beratung zur Organisationsentwicklung und Fachberatung, wie diese zu dieser Zeit praktiziert wurden, heraus (Exner, Königswieser u. Titscher 1987).
Während der oben genannten zwei Jahrzehnte eines gemeinsamen kreativen Nachdenkens, Ausprobierens und Weiterentwickelns beginnen einzelne Vertreter aus dem Personenkreis dieses Biotops eigene Beratungsunternehmen zu gründen, bzw. treten weitere Personen daraus Zug um Zug als Mitgesellschafter in diese ein. Das gruppendynamische Prinzip der hierarchiefreien Begegnung auf Augenhöhe wird für diese Firmen als Gestaltungsaxiom übernommen. Dies findet z. B. darin Ausdruck, dass insbesondere zu Beginn alle Trainer und Berater dieser Unternehmen im Wesentlichen gleich verteilte Gesellschafteranteile halten. Als Mitglieder können sie in diesen Organisationsformaten ihren Beruf als Trainer und Berater frei nach ihrem je eigenen systemischen Theoriegedankengut, das sich zuvor im Biotop herausgebildet hat, praktizieren.
1976 gründen erste Mitglieder aus dem Biotop die Gesellschaft für Organisationsentwicklung und Arbeitspsychologie (C/O/N/E/C/T/A)4.
1980 starten weitere Biotopmitglieder die Beratergruppe Neuwaldegg (BGN).
1988 erfolgt eine dritte und fürs Erste letzte größere Firmengründung mit der observe Organisation für systemische Beratung (OSB), die aus einer bereits 1985 zuvor gebildeten kleinen Sozietät, dem observe – Forschungsinstitut für Organisations- und Institutsberatung, hervorgeht.
Alle drei Trainings- und Beratungsunternehmen sind in Wien beheimatet. Weitere frühe Akteure der ÖGGO bleiben als Freelancer oder Mitarbeiter anderer Organisationen in Form von Kooperationspartnerschaften in engem Kontakt mit einem oder mehreren der drei Unternehmen.

1.2Ingredienzen des Biotops – theoretische Wurzeln und entwicklungsfördernde Beimengungen

Die Basisingredienzen dieses systemischen Organisationsberatungs- und Qualifizierungsbiotops stammen primär aus dem Konzept der Organisationsentwicklung sowie der Gruppendynamik. Bereichert werden sie mit all dem, was die Akteure der ersten Stunde, die sich im Rahmen ihrer Arbeit in Hernstein bzw. zur Gruppendynamik treffen, aus ihrem Erfahrungsschatz in Bezug auf Organisationen und die darin interagierenden Menschen in ihren Rucksäcken mitbringen. Auf dieser Grundlage beginnt sich durch die Theorien bzw. Modelle, welche eingeladene Diskurspartner von außen im Rahmen gemeinsamer Theoriesessions einbringen, das Organisationsberatungs- und Qualifizierungsbiotop dieser spezifischen Wiener Ausprägung zu entwickeln.

1.2.1Basiseckpfeiler Organisationsentwicklung

Der Begriff Organisationsentwicklung (OE) taucht als Organizational Development (OD) 1957 im Rahmen der Trainingsgruppenarbeit beim damaligen US-amerikanischen Chemiekonzern Union Carbide auf. Gegen Ende der 1970er-Jahre etabliert sich der Begriff dann im deutschen Sprachraum im Rahmen der staatlich geförderten Programme zur Humanisierung der Arbeit sowie der Gründung der damaligen Gesellschaft für Organisationsentwicklung (GOE) 1980 und der Zeitschrift für Organisationsentwicklung (ZOE) 1982. Von Anfang an versuchen Mitglieder des Wiener Biotops ihr beraterisches Tun in der ZOE in Worte bzw. Modelle zu fassen.
Von Beginn an besteht bei den Akteuren dieses Biotops der implizite Anspruch, ihr theoretisches Denken und praxisbezogenes Tun in Form von Verschriftungen einzufangen. Dies geschieht über intern in Umlauf gebrachte Papiere genauso wie über das Schreiben von Artikeln und Büchern. Deren Inhalte werden von den Mitgliedern des Biotops und mit befreundeten Personen/Gruppen aus dem systemischen Beratungsumfeld diskutiert und in Anwendungsversuchen verifiziert bzw. weiterentwickelt.
Beispielhaft sei hier das Buch Radikale Marktwirtschaft genannt, das CONECTA gemeinsam mit Fritz B. Simon 1992 veröffentlicht; oder Managerie – Jahrbuch für systemisches Denken und Handeln im Management, das Barbara Heitger von der BGN gemeinsam mit Christof Schmitz und Peter W. Gester ab 1992 ein Jahrzehnt lang herausgibt. Rudolf Wimmer von der OSB, einer der zentralen Akteure des Biotops von Anbeginn, ist über lange Zeit Herausgeber der ZOE. Diese stellt auch heute noch »das« Periodikum im deutschsprachigen Raum zur Organisationsentwicklung dar. Sie firmiert aktuell unter dem Namen OrganisationsEntwicklung Zeitschrift für Unternehmensentwicklung und Change Management.
Die Abteilung für Organisationsentwicklung und Gruppendynamik, die Ralph Grossmann am von acht österreichischen Universitäten getragenen Interuniversitären Forschungsinstitut für Fernstudien (IFF) aufbaut, wirkt in Österreich auf universitärem Boden als Forschungs- und Entwicklungsplattform. Diese Abteilung wird später als Teil der Fakultät für Interdisziplinäre Forschung und Fortbildung (IFF) in die Alpen-Adria-Universität Klagenfurt mit einem Standort auch in Wien eingegliedert. Neben einem einschlägigen Doktoratsstudium wird dort bis 2015 ein Postgraduate-Masterstudium Organisationsentwicklung angeboten.5
Das Grundkonzept der Organisationsentwicklung ist von einem prozesshaften, evolutionären Entwicklungsansatz geprägt. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit finden sich ihre Wurzeln in
der Human-Relations-Bewegung in den USA, an deren Beginn die Hawthorne-Experimente von William Dickson, Elton Mayo, Fritz Roethlisberger in der Western Electric Company in den 1920er-Jahren stehen;
den Arbeiten Kurt Lewins und seiner Mitstreiter Kenneth Benne, Leland Bradford, Roland Lippitt etc. ab den 1940er-Jahren (Stichwörter: Gruppendynamik [»group dynamics«], Aktionsforschung [»action research«]) mit den Trainingsgruppen (»T groups«) im geschützten Raum auf neutralem Boden (»stranger groups«) und später dann innerhalb von Organisationen (»family groups«) sowie der Gründung der National Training Laboratories (NTL);
der Entwicklung der Methode des survey-guided feedback von David Bowers am Institute for Social Research (ISR) an der Universität von Michigan aufbauend auf Lewins Arbeiten am Massachusetts Institute of Technology (MIT);
dem soziotechnischen Systemansatz am Londoner Tavistock Institute of Human Relations (TIHR) in den 1960er-Jahren – aufbauend auf den Arbeiten von Fred Emery und Eric Trist –, welcher (u. a. als Ergebnis seiner Kohlebergbaustudien) die Organisationsstrukturen der personalen und sozialen Dimension als hochrelevant zur Seite stellt und den Begriff der »teilautonomen Gruppen« prägt.

1.2.2Basiseckpfeiler Gruppendynamik

Die Gruppendynamik fußt auf einem Teil derselben Wurzeln, aus denen sich die Organisationsentwicklung herausgeschält hat. Denn einer ihrer wesentlichen Väter ist der bereits genannte Kurt Lewin. 1939 bringt dieser die Dynamik von Gruppen ins Spiel (Lewin 1939). Bereits 1938 verwendet Jacob Levy Moreno, der Begründer der Soziometrie und des Psychodramas, den Begriff Gruppendynamik (Moreno a. Jennings 1938). Zentrale, frühe Impulse kommen von Raoul Schindler, 1959 Mitbegründer des Österreichischen Arbeitskreises für Gruppentherapie und Gruppendynamik (ÖAGG), mit dessen Interaktionsmodell zur Rangdynamik in Gruppen. Traugott Lindner, einer der zentralen Akteure der Gruppendynamik in Europa, treibt die an den NTL geborene Gruppendynamikidee im Rahmen des European Institute of Transnational Studies (EIT) voran. Im Zuge seiner gruppendynamischen Workshops begeistert er Interessierte auch in Österreich und stellt damit Motive bereit, die zur weiter oben erwähnten Gründung der heutigen Österreichischen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsberatung (ÖGGO) beigetragen haben.

1.2.3Zentrale Beimengungen

In den späten 1970ern und über die 1980er-Jahre hinweg bis hinein in die 1990er-Jahre erfolgt in dieser Biotopgruppe eine Auseinandersetzung mit theoretischen Konzepten, die kurz zuvor bzw. zu dieser Zeit en vogue werden. Dies sind im Besonderen:
Konzepte zur neueren System- und Evolutionstheorie bzw. Biologie:
insbesondere das Konzept der »Autopoiesis« der Biologen Humberto Maturana und Francisco Varela (z. B. Maturana u. Varela 1987),
Gregory Batesons Aussagen zur Lern- und Kommunikationstheorie mit seinen Lerntypen und dem Kontextbezug von Kommunikation und Handlungen (z. B. Bateson 1972),
Konzepte der Kommunikationswissenschaften:
insbesondere Paul Watzlawicks Kommunikationstheorie mit seinen pragmatischen fünf Axiomen, etwa »Man kann nicht nicht kommunizieren.« (Watzlawick, Beavin u. Jackson 1969);
Konzepte der Soziologie:
Hier fokussiert die Aufmerksamkeit der Wiener Biotopmitglieder auf die Arbeiten des Soziologen und Wissenschaftstheoretikers Niklas Luhmann. Er interpretiert Gesellschaft als operativ geschlossenen Prozess der Kommunikation und führt wichtige Begriffe wie ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Cover
  2. Titel
  3. Impressum
  4. Inhalt
  5. Vorwort
  6. 1 Die Geschichte der Wiener Schule der Organisationsberatung
  7. 2 Know-how-Entwicklung in der professionellen Beratung
  8. 3 Organisation in der Organisationsberatung
  9. 4 Die Methodik der Wiener Schule der Organisationsberatung
  10. 5 Fallbeispiele
  11. Nachwort
  12. Literatur
  13. Über die Autoren