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Systemisches Case Management
Falleinschätzung und Hilfeplanung in der Sozialen Arbeit
- 192 Seiten
- German
- ePUB (handyfreundlich)
- Über iOS und Android verfügbar
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Systemisches Case Management
Falleinschätzung und Hilfeplanung in der Sozialen Arbeit
Über dieses Buch
Der Wandel in den Lebenswelten der Menschen und die gesellschaftlichen Veränderungen erfordern neue, kreative und effiziente Antworten der Sozialen Arbeit. Die Autoren dieses Buches sichten dazu innovative Handlungsmethoden und testen sie kritisch in der eigenen Praxis.Das Ergebnis ist ein systemisches Case Management, das aktuellen Forderungen nach Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit entspricht und gleichzeitig die hohen Standards einer ressourcen- und klientenorientierten Sozialarbeit erhält. Professionelle Helfer werden dadurch in die Lage versetzt, die eigene Arbeit zufriedener und erfolgversprechender für sich und ihre Klienten zu gestalten.
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Information
Systemisches Case Management mit
Multiproblemfamilien
Vorbemerkungen
In diesem Beitrag soll ein Ansatz eines Systemischen Case Management praxisrelevant und nachvollziehbar in der Umsetzung erläutert werden.
Systemisch ist der Ansatz insofern, als ich die sechs Schritte helfender Kommunikation von Britta Haye und Heiko Kleve (siehe ihren Beitrag »Systemische Schritte helfender Kommunikation« in diesem Band) zur Strukturierung der Fallarbeit mit allen systemisch-konstruktivistischen Implikationen zugrunde lege. Um Case Management handelt es sich u. a. deshalb, weil ich von der lebensweltlich orientierten und ökonomisch reflektierten »Philosophie« des Case Management ausgehe, die bereits zuvor überblickshaft Heiko Kleve (Beitrag »Case Management. Eine methodische Perspektive zwischen Lebensweltorientierung und Ökonomisierung Sozialer Arbeit«) und ausführlicher Matthias Müller (Beitrag »Verfahren/Techniken und Struktur im Case-Management-Prozess«) dargestellt haben.
Meine Ausführungen beziehen sich auf den Praxisbereich der Familienberatung, konkret auf die Arbeit mit so genannten Multiproblemfamilien aus der Sicht eines Allgemeinen Sozialpädagogischen Dienstes (ASD) im Jugendamt.
»Systemisches Case Management« und »Multiproblemfamilien« sind relativ junge Begriffe. Möglicherweise dienen sie einerseits dazu, komplexe Zusammenhänge in Strukturen einzubinden, andererseits sind sie vielleicht notwendig, um Komplexität zu reduzieren und diese handhabbar und verstehbar zu machen.
Multiproblemfamilien sind aus der Perspektive eines ASD-Mitarbeiters erheblich arbeits- und zeitaufwendige Konstellationen. Sie verursachen oftmals Gefühle von Schwere, Chronifizierungen, Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Dramatische Lebenssituationen, wie Kindesmisshandlungen, Missbrauch, Gewalt und Sucht, erfordern eine erhöhte Aufmerksamkeit der relevanten sozialen Umwelt und der Kontrollorgane. Auf der Ebene eines Jugendamtes werden durch Multiproblemfamilien bestimmte administrative Handlungsoptionen aktiviert, die Kontrolle und Strukturierung ermöglichen sollen. So kommt es in so genannten Kinderschutzfällen in der Regel zur kollegialen Co-Beratung, und dies führt zu einer engen hierarchischen Informationsgewährleistung. Es ließe sich die These aufstellen, dass die Arbeit mit Multiproblemfamilien zu einem »Multiproblemfamilien-Helfer-Muster« bzw. einer multiprofessionellen Anbindung führt (vgl. McCarthy/Salamon-Workshop, Context-Institut Berlin 21.01.2001; Imber-Black 1994, S. 92).
Insofern soll im Folgenden erst einmal (im Teil 1) der Kontext der Arbeit des ASD näher betrachtet werden. Hierbei wird auch das Doppelmandat der öffentlichen Jugendhilfe beurteilt. Dieses Doppelmandat von »Hilfe und Kontrolle« stellt eine beachtenswerte Ambivalenz dar. Ist es sehr häufig so, dass »Hilfe und Beratung« gern gesehene »Gäste« eines ASD sind, so bleibt »Kontrolle« in der Regel bedrückend und unangenehm. Auch hierauf soll Bezug genommen und der Versuch unternommen werden, Kontrolle als Leistung und als einen Arbeitsansatz darzustellen. In diesem Zusammenhang wird die Arbeit mit dem bzw. in den Zwangskontext auf der kontextuellen Ebene erläutert. Nach der Betrachtung einiger jugendamtsrelevanter Merkmale werden dann zwei bedeutsame Aspekte im Zusammenhang mit Multiproblemfamilien herausgestellt: Vulnerabilität (Verletzbarkeit, Anfälligkeit) und Resilienz (Widerstandsfähigkeit1). Diese Ausführungen bilden gewisse »mathematische« Faktoren bei der Einschätzung von Wahrscheinlichkeiten in der Arbeit mit Multiproblemfamilien. So lassen sich hierbei u. a. folgende Fragen aufwerfen:
Einerseits:
•Wie viele Krisen verkraftet eine Familie gleichzeitig?
•Führen Krisen immer und automatisch zur Betreuung durch ein Jugendamt?
Andererseits:
•Was könnte hilfreich für die KlientInnen sein, um mit der Erfahrung schlimmer Familienkrisen zu überleben, im Leben zu bestehen und Widerstandskräfte zu entwickeln?
•Im Hinblick auf eine Mehrgenerationenperspektive ist eine Einschätzung darüber nötig, wie beispielsweise gefährdende Sozialisationserfahrungen weitergetragen werden. Was bedeutet es in Bezug auf die Erziehung eigener Kinder, als Kind von den Eltern misshandelt oder vernachlässigt worden zu sein? (vgl. Conen 1996a, S. 209).
Schließlich wird eine jugendamtsrelevante Fallkonstellation vorgestellt und methodisch im Rahmen des Sechs-Phasen-Modells helfender Kommunikation des Systemischen Case Management betrachtet (im Teil 2).
In der Auseinandersetzung mit der professionellen Arbeit an sich und der Krisenarbeit im Speziellen soll versucht werden, drei Prinzipien im Gleichgewicht zu halten – erstens: das ethische Prinzip, hilfreich zu sein, zweitens: das ästhetische Prinzip, Spaß bei der Arbeit zu haben und kreativ zu sein, und drittens: das ökonomische Prinzip, finanzielle Ressourcen einzusetzen und Geld zu verdienen. Um es vorwegzunehmen: In der Arbeit mit Multiproblemfamilien ist das ästhetische Prinzip am stärksten in der Gefahr, verschüttet zu werden, sodass sich Resignation, Überbeanspruchung, »Ausgebranntsein« und Hilflosigkeit einstellen können und es zu einer existenziellen Infragestellung bei dem jeweiligen Mitarbeiter kommen kann (vgl. Imber-Black 1994, S. 30). Diese Ausführungen haben auch das Ziel, Methoden vorzustellen, die dazu beitragen können, dem entgegenzuwirken.
Arbeit mit Multiproblemfamilien, mit unfreiwilligen Klienten, Arbeit im Zwangskontext und Kontrollausübungen können Spaß machen und gewisse ästhetische Momente enthalten, ohne dabei in unangemessenen Machtausnutzungen zu verkommen. Schließlich geht es um die Arbeit und Kooperation mit Menschen, und die unterliegt einem ehrenvollen Ziel: Kindern das Recht zu ermöglichen, sich zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu entwickeln (ethisches Prinzip) (vgl. § 1 KJHG2).
Teil 1: Soziale Arbeit mit Multiproblemfamilien – theoretische Perspektiven
Kontextuelle Merkmale für die Arbeit im ASD eines Jugendamtes (Meso-Ebene):
Es sollte vorab gesagt und auch veröffentlicht werden: Der ASD kann keine hundertprozentige Vertrautheit versprechen und grenzt sich hierdurch von therapeutischen Settings oder denen der Erziehungsund Familienberatungsstellen ab. Vielmehr steht an den Türen der ASD imaginär eine Warnung:
Achtung Bürger!
Alles, was Sie hinter dieser Tür sagen, kann gegen Sie verwendet werden!3
Nun, diese Warnung steht nicht immer an den Türen, und das liegt meistens daran, dass die »Verliebtheit« in die Angebotspalette von Hilfen und Beratung zu stark ist. Das sind »populäre« Bereiche, in denen wir Mitarbeiter des ASD gemocht und »geliebt« werden wollen. Insofern können die nachfolgenden Betrachtungen auch als eine Art »Anleitung zum ›Un-Geliebt-Sein‹« verstanden werden.4
Unfreiwilligkeit
Unfreiwilligkeit ist normal! Zu diesem Schluss muss man kommen, wenn man die Arbeit im ASD genauer betrachtet (vgl. Conen 1996b, 1999, 2002; Rotthaus 1996). Wer geht schon gerne und ohne besonderen Anlass zu einem ASD? Vielmehr wäre zu fragen, ob »ASD« oder »Allgemeiner Sozialpädagogischer Dienst« überhaupt ein Begriff ist, der sich eingebürgert hat, mit dem jeder etwas verbindet. ASD und Jugendämter sind sicherlich bemüht, Dienstleistungsideen auf ihren Kontext zu übertragen. Weit verbreitet sind doch aber weiterhin gesellschaftliche Zuschreibungen zu dem, was darunter verstanden wird: »Das müsste man dem Jugendamt melden …«, »Dort müsste mal einer vom Jugendamt vorbeischauen …«, »Warum unternimmt denn das Jugendamt nichts …« etc. So kann man sich fragen, warum es den Jugendämtern so schwer fällt, Kinderschutz als Dienstleistung zu »verkaufen«.
Wissen über eine differenzierte Betrachtung, wie ein Jugendamt aufgebaut ist und welche Stellen wofür zuständig sind, ist oftmals nicht vorauszusetzen. Damit soll gesagt sein, dass mit dem ASD wenig, mit dem Jugendamt an sich »Traditionelles« verbunden wird: öffentliche Fürsorge, Kontrolle und Eingriff. Es scheint auch fraglich, ob hiergegen eine Werbekampagne gestartet werden sollte. So ist vielmehr zu unterstellen, dass Menschen grundsätzlich versuchen, Probleme erst einmal selber zu regeln, bevor sie sich nach außen öffnen oder sich an einen Beratungsdienst wenden (vgl. Conen 2002). Das ist normal und so auch gut. Erst in einem fortgeschrittenen Stadium oder mit einer chronifizierten Problematik erfolgt die Hinwendung zur öffentlichen Jugendhilfe. Zu diesem Zeitpunkt kann von einer Problemfreiheit längst nicht mehr gesprochen werden. Es gibt dann oftmals bereits eine gewisse Hilfeerfahrung und/ oder eine Helferstruktur. Unter dem Druck eines Problems, auf der Suche nach Lösungen kommen schließlich auch die Angebote der Jugendhilfe in die nähere Betrachtung. Jugendhilfe setzt einerseits während des Prozesses der Problemsta...
Inhaltsverzeichnis
- Cover
- Titel
- Impressum
- Inhalt
- Vorwort zur ersten Auflage
- Vorwort zur dritten Auflage
- Einleitung: Soziale Arbeit in der Postmoderne
- Methodische Grundlagen Sozialer Arbeit: Eine fragmentarische Skizze
- Case Management: Eine methodische Perspektive zwischen Lebensweltorientierung und Ökonomisierung Sozialer Arbeit
- Verfahren (Techniken) und Struktur im Case-Management-Prozess: Theorie – Praxis – Handreichungen
- Systemische Kontextklärung: Fragestellungen für die Kontextualisierung während der Falleinschätzung
- Systemische Schritte helfender Kommunikation: Sechs-Phasen-Modell für die Falleinschätzung und die Hilfeplanung
- Systemisches Case Management mit: Multiproblemfamilien
- Literatur
- Über die Autoren