Bruckmann Bildband: 100 Highlights Wildes Europa

Die schönsten Naturparadiese und Nationalparks

Jörg Berghoff, Andrea Lammert, Klio Verigou, Ulrike Jeute, Herbert Taschler

• Verlag: Bruckmann Verlag
• Jahr: 2019
• eBook-ISBN: 9783734317026
• Thema: Personal Development
• Thema: Travel

Natur pur erleben. Die gewaltigen Eishöhlen im isländischen Vatnajökull Nationalpark, die unberührten Bergregionen im norwegischen Jotunheimen Nationalpark, die vielfältige Tierwelt im Nationalpark Bayerischer Wald, die gigantischen Wasserfälle und Kalksteinhöhlen der kroatischen Plitvicer Seen und der Urwald der osteuropäischen Karpaten: Europa ist wilder und unberührter als wir Städter gemeinhin denken! Den Beweis dafür liefert dieser beeindruckende Bildband.

EUROPAS WESTEN UND NORDEN

RAUE KÜSTEN, GEHEIMNISVOLLE LEGENDEN

Auf der Halbinsel Trotternish der Isle of Skye ragen diese Felsnadeln, darunter der berühmte Old Man of Storr, in den Himmel.

47 Abenteuer an der Bernsteinküste – Jütland

Das Gold der Wikinger

Es bildete die Grundlage für eines der größten Hollywood-Abenteuer und übt auf die Besucher der Nordseeküste Dänemarks eine ebenso große Faszination aus wie auf die Akteure im Film »Jurassic Park« – der Bernstein. Wer allerdings an der Bernsteinküste einen Brocken versteinerten Harzes findet, braucht nicht fürchten, von einem Tyrannosaurus gejagt zu werden.

Was die Wikinger nicht eingesammelt und an die Römer verhökert haben, wartet geduldig im Meer auf einen neuen Besitzer. Als die ergiebigsten Orte für Bernsteinsucher gelten die Küste Jütlands von der Insel Fanø hinauf bis zur Südspitze des Ringkøbing-Fjordes, von Harboøre bis Agger am Thy-Nationalpark, von Klitmøller bis Hanstholm und die Westspitze Skagens. An der Ostseeküste stehen die Chancen besonders gut zwischen Frederikshavn und Hals. Wie der Bernstein an die Küsten Dänemarks gelangt ist, darüber gibt es verschiedene Theorien. »Tränen des Meeres« sind es jedenfalls nicht, soviel steht fest. Klingt gut, ist aber nicht belegbar.

Von Mammuts und Moskitos

Plausibler sind da schon Erklärungsversuche aus dem Alltag von vor 20 bis 35 Millionen Jahren. So könnte ein Mammut beim Versuch, sich vor einem Säbelzahntiger zu verstecken, in den Wald gepoltert sein und dabei die Rinde eines Urweltmammutbaumes verletzt haben. Der Baum begann zu »bluten«, und Harz floss heraus. Es tropfte den Stamm hinab und schloss einen Moskito ein. Schlecht für den Moskito – gut für die Schmuckverkäufer Millionen Jahre später. Nun brauchte es einige Tausend Jahre, bis das Harz aushärtete, ein Gletscher riesige Mengen Erde und Gestein vor sich herschob und das Sammelsurium inklusive Moskito an den Küsten Dänemarks absetzte.

Fahles Licht, raue See: Winterstimmung am Strand von Hvide Sande.

Man braucht natürlich etwas Glück, um Bernstein zu finden.

Mit Hilfe der Götter zum Wikingergold

Unserer Tage sorgt Neptun nun dafür, dass die Objekte der Begierde an Land gespült werden – nicht ganz uneigennützig. Während der Winterstürme wirft er riesige Wellen gegen die Küste und fordert das sich nach der letzten Eiszeit aus dem Meer erhobene Territorium zurück. Jedes Jahr verliert Dänemark an seiner Westküste einige Zentimeter bis Meter, wenn an der Steilküste im Norden tonnenschwere Brocken aus einstigem Meeresboden von den Steilhängen abrutschen, von den Wellen ins Meer gezogen werden und gnadenlos alles verschlingen, was der Mensch nicht schützt.

Wenn die anderen hinterm Ofen hocken, ist die beste Zeit

Während der Winter- und Frühjahrsstürme, wenn im Wellengetöse die flachen Küstengewässer wie in einem Betonmischer aufgewühlt werden, ist der Auftrieb im kalten Wasser höher, und der leichte Bernstein treibt zwischen kleinen Holzstücken mit ähnlicher Dichte im Wasser und wird an Land gespült. Die Chancen, zufällig einen zu finden, sind eher gering. Der erste Gegenstand bei der Bernsteinsuche beziehungsweise -sucht ist ein Stock. Das Hilfsmittel spart das ewige Bücken.

Sicher ist sicher!

Da Bernstein optisch mit dem gefährlichen und leicht entzündlichen weißen Phosphor (angeschwemmte Munitionsreste aus den beiden Weltkriegen) zu verwechseln ist, was in der Vergangenheit immer wieder zu Unfällen geführt hat, ist ein Warnhinweis unerlässlich. Fundstücke sollten daher auf keinen Fall in die Hosen- oder Jackentasche gesteckt werden, da Phosphor sich bei Kontakt mit Sauerstoff selbstentzündet. Es wird geraten, diese in einer Metalldose oder einem mit Wasser gefüllten Glas aufzubewahren.

Die Bernsteinküste Dänemarks ist kein ausgewiesener Nationalpark. Doch die Nordseeküste Jütlands gehört bei Wind und Wetter zu den wildesten und urwüchsigsten Regionen Europas – ein idealer Fluchtpunkt vor Stress und Zivilisationsdruck, der gut zu erreichen ist.

EIN SCHMUCKSTÜCK

In Sæby, an der Ostseeküste Jütlands, gibt es eine Bernsteinschleiferei, in der Frants Kristensen seine Schauwerkstatt betreibt. Neben bemerkenswerten Exponaten im Verkaufsraum bietet er Kurse zur Schmuckverarbeitung an. Die beginnen mit der Suche am Ufer und finden ihren Höhepunkt in der Verarbeitung der Fundstücke. Sein Buch Bernstein – vom Strand bis zum Schmuck ist eine kurzweilige und lehrreiche Anleitung zur Suche und Verarbeitung von Bernstein. An der Nordseeküste gibt es in Sønderlev die Bernsteinschleiferei Ravgården, die in einem Museum zum Teil sehr skurrile Schaustücke aus vergangenen Tagen zeigt, als die Winter lang und kalt waren. Denn viel Zeit und Geduld braucht man sowohl bei der Suche wie auch bei der Weiterverarbeitung des Wikingergoldes.

WEITERE INFORMATIONEN

www.schloss-spyker.de

www.ravsliberen.dk

www.ravgaarden.dk

48 Von Wellen und Wölfen – Nationalpark Thy

Ein Paradies im Westen Dänemarks

Wenn der Wind über die Dünen streicht und sich der Strandhafer hin und her neigt, bietet sich dem Betrachter ein Bild, als würden die Wellen vom Meer her bis tief in das Landesinnere branden und als könne man auf den Dünenkämmen über das Wasser wandeln. Es ist eben ein paradiesisch schönes Fleckchen Erde, der Thy-Nationalpark an der Nordseeküste Dänemarks.

Sand, Strand und Dünen, dazu die grünlich schimmernde See bei Vorupør.

Von Agger im Süden bis Hanstholm im Norden erstreckt sich Dänemarks größter Nationalpark auf einer Länge von 55 Kilometern und einer Breite von fünf bis zwölf Kilometern. Das sind 244 000 Quadratkilometer Natur in Form weiter Strände, ausgedehnter Dünenlandschaften, herber Küstenheiden und dichter Wälder, die sich vor der Schönheit dieses Fleckens Erde zu verneigen scheinen. Das Phänomen, bei dem die Baumkronen in eine Richtung wachsen und aussehen, als würde ihr Scheitel vom Winde verweht, nennt man Windschur. Die Bäume haben sich allerdings nicht auf natürlichem Wege hier angesiedelt. Um dem Streben des Meeres, sich das Land einzuverleiben, etwas entgegenzusetzen, wurden die Dünen mit Strandhafer bepflanzt und Wälder angelegt, damit Felder und Höfe vor Sandpflug geschützt sind.

Aus dem Meer empor gestiegen

Seit die Gletscher vor 10 000 Jahren zu schmelzen begannen, erhob sich der Westen Jütlands aus dem Meer. Davon zeugen an den Steilküsten mit Muscheln durchsetzte Kalkschichten einstigen Meeresgrunds. Im Landesinneren tummeln sich an über 200 klaren Seen Fischotter, zudem brüten mehr als 30 Vogelarten in dem Wildreservat. Pfade führen durch die weitläufige Dünenlandschaft, vorbei an den geschichtsträchtigen Bunkeranlagen des ehemaligen Westwalls. Da schleichen schlimmstenfalls noch kleine Giftzähne in Gestalt von Kreuzot...

Inhaltsverzeichnis

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