Zwischen dem Teufel und dem tiefen Meer
„Was sagten Sie,‚ fragte Herr Beck etwas erstaunt und halb und halb, als ob er einen Spass vermute.
„Ich möchte, dass Sie nach Hongkong reisten.‚
In dem energischen Gesicht und der gelassenen Stimme des Sprechers zeigte sich keine Spur von Scherzhaftigkeit. Er war einer der obersten Beamten der Schiffsversicherungsgesellschaft des Lloyds und galt für einen der klügsten und ernstesten Geschäftsleute der Stadt. Auf seinen Wunsch hatte Herr Beck ihn in seinem eigenen Geschäftszimmer, seinem Allerheiligsten, aufgesucht, und da machte ihm der hohe Beamte diesen erstaunlichen Vorschlag.
„Nach Hongkong?‚
„Ganz richtig; und zwar sollen Sie schon in drei Tagen abreisen. Können Sie das?‚
„Natürlich kann ich es. Die Frage ist aber, ob ich will. Um was handelt es sich?‚
„Nun, die Geschichte ist die. Sie kennen doch Josua Marable?‚
„Den grossen Schiffsreeder und Streikbrecher?‚
„Diese Antwort habe ich von Ihnen erwartet. Sie erinnern sich natürlich genau, wie er damals den Streik auf der Werft sprengte, Kulis kommen liess und dergleichen mehr. Die Arbeiter haben ihm das nie vergeben. Sie drohten ihm damals mit Dynamit, und wie es scheint, war es ihnen auch Ernst damit. Im vorigen Jahr wurde im Keller seines Hauses in Park Lane eine Höllenmaschine gefunden. Sie ging jedoch nicht los, sondern versagte; das kommt bei solchen Maschinen öfters vor. Aber sie enthielt so viel Dynamit, dass man eine ganze Häuserreihe damit in die Luft hätte sprengen können, und der Schurke, der die Bombe in jenen Keller gebracht hatte, wurde nie entdeckt.‚
„Sie waren damals nicht zugezogen worden,‚ fuhr Herr Livingston nach einer Pause fort, und Herr Beck nahm das in diesen Worten liegende Lob freundlich lächelnd hin. „Unglücklicherweise war indes die Sache damit nicht zu Ende,‚ fuhr der andre fort. „Wie Sie vielleicht wissen, schöpft Marable die Sahne von dem Handel mit chinesischen Waren ab, und die abgerahmte Milch überlässt er den andern. Er bringt die auserlesensten Teesorten herüber — die zarten Teespitzen von fünf bis zehn Schilling das Pfund, ausserdem schwere Seidenstoffe und feines Porzellan; seine Schiffsladungen sind Goldes wert. Er versichert seine Schiffe bei unsrer Firma, und nun sind leider im vergangenen Jahr zwei davon untergegangen. Sie folgen mir doch, Herr Beck?‚
Herr Beck nickte ernst.
„In fünfzig Jahren haben wir keinen so grossen Verlust gehabt. Von dem ersten der Schiffe wurde nie mehr etwas gehört. Es muss mit Mann und Maus untergegangen sein. Aber von dem zweiten entkam wie durch ein Wunder ein einziger Fahrgast, ein Arzt, namens Dalton. Er war ein sehr gewandter Schwimmer und hielt sich, an ein rundes Stück Holz angeklammert, neun Stunden über Wasser, bis er endlich aufgefischt wurde. Durch ihn erfuhren wir von einer furchtbaren Explosion auf hoher See, bei der Dalton wie ein Kork ins Wasser geschleudert worden war. Dieser Dalton ist ein feiner Kopf, und er behauptet steif und fest, die Explosion sei ganz bestimmt nicht durch einen Dampfkessel entstanden. Und da kein Schiesspulver an Bord war —‚
„Vermuten Sie Dynamit?‚
„Ganz richtig. Wir glauben, dass gerade vor der Abfahrt des Schiffes eine Höllenmaschine mit einem Uhrwerk an Bord geschmuggelt worden ist. So viel ich weiss, gibt es solche Höllenmaschinen, die einen ganzen Monat gehen. Es wäre freilich auch möglich, dass der Schurke, der den Streich ausführte, unterwegs an irgend einem Hafen davonging und das niedliche Andenken zurückliess.
„Nun ist aber Marable kein Mann, der sich leicht unterkriegen lässt. Er ist mutig und rechtschaffen, wenn auch ein bisschen zu hart, sobald sein Blut in Wallung gerät. Nach all dem Vorgefallenen hat er sich jetzt entschlossen, die nächste Reise selbst mitzumachen, und zwar in seinem eigenen Schiff „Die Königin‚, dem neuesten und besten seiner Flotte, das übermorgen nach Schanghai abfährt.
„Gestern nun ist er wegen der Versicherung hier bei mir gewesen, und seiner Meinung nach wird seine Gegenwart genügen, dass alles in schönster Ordnung vor sich geht.
„Doch da bin ich andrer Meinung. Er wird ohne Zweifel seines Schiffs und seiner selbst wegen die Augen weit offen halten; aber diese teuflischen Anschläge sind doch augenscheinlich auf ihn selbst gemünzt, und deshalb werden die Satanskerle sicherlich die Gelegenheit, ihm und seinem Schiff zusammen den Garaus zu machen, beim Schopf ergreifen. Deshalb brauche ich zum Aufpassen ein paar schärfere Augen als die von Herrn Marable. Nun kenne ich aber auf der ganzen Welt keine Augen, denen ich mehr Vertrauen schenkte, als den Ihren, Herr Beck, wenn Sie die Reise machen könnten. Bitte, noch einen Augenblick,‚ fuhr der Agent hastig fort, als fürchte er eine abschlägige Antwort. „Die ‚Königin‘ ist sowohl Passagier- als Frachtdampfer und gehört zu den bequemsten Schiffen, die es gibt. Ich habe einstweilen für Sie und Ihren Gehilfen, falls Sie einen mitnehmen wollen, zwei Plätze belegt. Es ist eine grosse Aufgabe, Herr Beck; ich bin mir dessen wohl bewusst, deshalb will ich jetzt noch gar nicht von dem Honorar sprechen, obgleich das natürlich auch gross sein wird. Aber Sie können vielleicht ein ganzes Schiff mit allen Menschen, die darauf sind, vor einem schauerlichen Tod bewahren. Natürlich laufen Sie selbst die gleiche Gefahr; aber —‚
„Ich gehe,‚ unterbrach ihn Herr Beck ruhig.
„Das dachte ich mir,‚ versetzte der andre mit verschmitztem Lächeln; er wusste wohl, dass ihm seine letzte Bemerkung den Vogel ins Garn gejagt hatte. „Nun, was das Honorar anbelangt — würden tausend Pfund —‚
„Es ist ein Spiel um Leben und Tod,‚ sagte Herr Beck ernst. „Machen wir also ein richtiges Spiel daraus — nichts, wenn mir die Sache misslingt; zweitausend, wenn die ‚Königin‘ unversehrt nach London zurückkehrt; drei, wenn ich den Dynamithelden fange.‚
„Abgemacht!‚ sagte Herr Livingston.
„Soll der Eigentümer des Schiffs von meinem Mitgehen unterrichtet werden?‚
„Das überlasse ich ganz Ihnen. Wir legen die ganze Angelegenheit in Ihre Hände. Bis jetzt weiss er nichts davon. Teilen Sie es ihm mit oder lassen Sie es, wie Sie wollen. Wollen Sie noch jemand mitnehmen?‚
„Vielleicht; jedenfalls möchte ich beide Kabinen behalten, wenn Sie nichts dagegen haben. Aber jetzt muss ich gehen. Ich habe vor meiner Abreise noch allerlei zu besorgen.‚
„Leben Sie wohl, und viel Glück auf die Reise! Es wird mir das grösste Vergnügen sein, wenn ich Ihnen einen Scheck für dreitausend Pfund ausstellen darf.‚
Zwei Stunden vor Abfahrt der „Königin‚ kam Herr Beck an Bord. Er trug eine grosse Ledertasche — sein ganzes Reisegepäck nach China und wieder zurück, falls das Schicksal ihm überhaupt eine Rückkehr gewährte.
Eine Stunde später traf auch Herr Marable ein, und Herr Beck beobachtete ihn von einer ruhigen Ecke aus sehr scharf. Er war ein hoher, breitschultriger Mann mit einem grossen runden Gesicht, und die Erscheinung flösste sofort Wohlwollen und Achtung ein. Eine wahre Mähne von hellbraunem lockigem Haar, durch das sich nur wenige Silberfäden zogen, bedeckte seinen breiten Schädel. Unter dichten Augenbrauen blickten ein paar blaue Augen heiter in die Welt, und das ganze Gesicht trug den Stempel gutmütiger Freundlichkeit. Nur der energische Zug um den Mund und das scharf hervortretende Kinn deuteten auf die kriegerischen Eigenschaften des Mannes hin, der einen der erbittersten Streiks, die je in London vorgekommen waren, gesprengt hatte.
Wohl ganz selbstverständlich hatte Herr Marable viel Gepäck bei sich, mit dem sich einige Gepäckträger abmühten, während er selbst eine grosse Reisetasche an Bord trug. Herr Beck, der alles beobachtete, bemerkte auch, dass das Gewicht dieser Tasche Herrn Marables kräftigen rechten Arm tüchtig herabzuziehen schien.
Kapitän Manley — ein hübscher, umsichtiger junger Mann — begrüsste den Eigentümer des Schiffs, als er das Deck betrat, und während die beiden einander die Hände schüttelten, hörte Herr Beck den Kapitän zu Herrn Marable sagen: „Fräulein Wilson ist schon da. Ich habe ihr die beste Kabine gegeben.‚
„Das ist recht, mein Junge,‚ erwiderte Herr Marable in liebenswürdigem Ton, indem er, noch immer die schwere Tasche tragend, den Gepäckträgern und seinem Gepäck die Kabinentreppe hinunter folgte.
Genau zur festgesetzten Stunde erscholl das Glockenzeichen; und nun bewegte sich das Schiff langsam aus seinem Lagerplatz heraus; es suchte sich seinen Weg durch die vielen Fahrzeuge im Dock und vermehrte allmählich seine Geschwindigkeit. Das Wetter war ganz windstill, und als man den Hafen hinter sich hatte und der Kiel des Schiffes das Wasser ruhig und gleichmässig durchschnitt, fühlten die Fahrgäste in dem prachtvollen Salon keine Spur von der schnellen Bewegung, die sie in östlicher Richtung dahinführte.
Alle Fahrgäste, eine einzige Dame ausgenommen, waren erprobte Seefahrer und gewöhnten sich auch alle rasch und leicht wieder an das faule, gemütliche Leben an Bord. Diese Ausnahme war Fräulein Haidée Wilson — ein schlankes blasses, hübsches Mädchen, der die Ärzte ihrer Gesundheit wegen eine lange Seereise verordnet hatten, und deren Vater, ein mit vielen wichtigen Dingen beschäftigter Millionär, sein Kind eigentlich nur widerstrebend dem Schutze seines alten Freundes, Herrn Marable, anvertraut hatte.
Bei den Mahlzeiten in dem wundervollen Speisesaal mit seiner kostbaren Holzvertäfelung und den darin eingelassenen wertvollen Marinebildern sass Fräulein Wilson rechts vom Kapitän, aber sie nippte kaum an den reichlich dargebotenen Leckerbissen. Sie hatte ein süsses Gesichtchen, und eine gewisse anmutige Mattigkeit in den Bewegungen verlieh ihr noch einen weiteren Reiz. Links vom Kapitän sass Herr Marable und an demselben Tisch etwas weiter unten Herr Beck. Das Essen war stets so vorzüglich wie im besten Hotel, Geflügel und Fische so frisch, als wären sie gerade aus dem Hühnerhof oder dem Flusse gekommen.
So wenig spürte man in diesem geräumigen Saal die Bewegung des Schiffes, dass die Anwesenden sich fast hätten einbilden können, wieder auf festem Grund und Boden zu sein. Nur ab und zu wurde dieses Gefühl vollständiger Ruhe unterbrochen, wenn der Koloss, sich dem ruhigen, sanften Fluten der Wellen anschmiegend, etwas zur Seite neigte und dann durch ein Fenster den Ausblick auf die blaue See und die Schiffe mit ihren roten und weissen Segeln gewährte, die anscheinend mit derselben Fahrgeschwindigkeit wie die der „Königin‚ draussen vorbeifuhren.
Doch, da drei Tage verflossen waren, ereignete sich etwas, das einen Sturm der Erregung in das ermüdende Einerlei des ruhigen Alltagslebens an Bord brachte. Einer der dreissig Fahrgäste fehlte. In dem Durcheinander der Abreise hatte man seine Abwesenheit nicht bemerkt. Aber als sein Tischplatz drei Tage lang unbesetzt blieb, wurde Nachfrage gehalten, und da stellte es sich heraus, dass zwar sein Gepäck in seiner Kajüte lag, der Mann selbst aber von niemand an Bord gesehen worden war.
Dieser Vorfall vermehrte noch eine gewisse unbestimmte Unruhe, die sich schon der Fahrgäste bemächtigt hatte. Allmählich waren allerlei Gerüchte von den Unglücksfällen, die Herrn Marables Schiffe betroffen hatten, bekannt geworden.
„Warum hat sich dieser Mann im letzten Augenblick, nachdem sein Gepäck schon auf dem Schiff war, aus dem Staub gemacht?‚ flüsterten die Fahrgäste untereinander. Aber niemand konnte eine zufriedenstellende Antwort auf diese Frage geben.
Auf eine zufällig in Anwesenheit des Kapitäns gemachte Bemerkung Herrn Becks hin wurde dann das Gepäck des unsichtbaren Passagiers sorgfältig untersucht, aber nicht das geringste Gefährliche oder Verdächtige darin gefunden.
Von dem Augenblick an, wo Herr Beck das Schiff betreten hatte, war er ganz Auge und Ohr, bis jetzt aber fehlte ihm für seine Aufgabe jegliche Handhabe. Seine Methode war, sich zuerst die Tatsachen zusammenzustellen und sich mit Hilfe dieser dann eine Ansicht zu bilden, ungefähr so, wie ein Kind die einzelnen Stücke eines Geduldspiels zusammenfügt.
Herr Beck liebte es, von sich selbst zu sagen, dass er stets das Nächstliegende zuerst tue. Diesem Grundsatz getreu durchsuchte er jetzt alle möglichen und unmöglichen Plätze. Fand er nicht das, was er erwartet hatte, so suchte er unverweilt anderswo. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, nichts für unmöglich, nichts für unglaublich zu halten. Diesmal war er gleich von Anfang an geneigt, den Verdacht auf den Schiffseigentümer, der die Versicherungsgelder einstrich, zu werfen; die grosse schwarze Handtasche, die Herr Marable höchst eigenhändig mit so viel Sorgfalt an Bord getragen hatte, erregte Herrn Becks Neugier mächtig. Als daher Herr Marable eines Tages nach dem zweiten Frühstück, mit einer feinduftenden Zigarre zwischen den Lippen und Fräulein Wilson am Arm, auf dem Promenadendeck spazieren ging, wo ausnahmsweise bei hellem Sonnenschein eine kühle Brise wehte und deshalb alle Fahrgäste versammelt waren, begab sich Herr Beck ganz leise mit einem Dietrich, einem wahren „Sesam-tu-dich-auf‚ für die meisten Schlösser, in die Kajüte des Schiffseigentümers.
Die schwarze Tasche, der Gegenstand von Herrn Becks Neugier, lag in einer Ecke, und der Detektiv machte sich sofort an die Arbeit. Seiner Erwartung entsprechend war die Tasche für ihre Grösse wirklich sehr schwer; aber das Schloss liess sich keineswegs so leicht öffnen, wie er gehofft hatte, und das vermehrte Herrn Becks Verdacht. Warum ein so gutes wertvolles Schloss an einer einfachen Ledertasche, die doch leicht aufgeschnitten werden konnte? Aber liess sie sich auch wirklich aufschneiden?
Herr Beck entnahm seinem Werkzeugbeutel einen spitzigen Bohrer und stach damit in den Boden der Tasche — und siehe da, die Spitze stiess auf eine dünne Hülle aus feinem Stahl! Doch nun war Herr Beck fester als je entschlossen, das Innere dieser Tasche kennen zu lernen! „Eine Viertelstunde höchstens wird genügen,‚ dachte er. Und sofort begann er an seinem Hauptschlüssel zu feilen, um ihn für das Schloss passend zu machen.
Doch als er mit dieser Arbeit fast fertig war, hörte er draussen auf dem Gang einen schnellen, schweren Tritt, einen Tritt, an dem er sofort Herrn Marable erkannte.
Herrn Becks Nerven waren zwar von Stahl, aber es war doch sehr verzeihlich, dass ihm das scharfe Werkzeug, mit dem er gerade arbeitete, ausglitt und dabei auf dem versilberten Schloss eine leichte Schramme zurückliess, Herrn Beck selbst aber am Daumen verwundete. Der Detektiv wurde ja hier fast auf frischer Tat ertappt. Doch schon im nächsten Augenblick legte er die Tasche geräuschlos an ihren Platz und schlüpfte in die Koje hinter den vorgezogenen Vorhängen. Keine Sekunde zu früh; denn Herr Marable trat jetzt in die Kabine.
Noch zitterten die Vorhänge ein wenig und, um die Wahrheit zu gestehen, Herr Beck zitterte auch. Er befand sich in einer höchst peinlichen Lage. Wenn er hier entdeckt wurde, konnte er sich zwar vielleicht von der Beschuldigung des Einbruchs reinigen, aber nur, indem er sich als Detektiv zu erkennen gab.
Diese Aussicht war ihm jedoch durchaus nicht angenehm. Wenn er seine Anwesenheit erklärte, musste er auch gestehen, dass er den Schiffseigentümer im Verdacht hatte, sein eigenes Schiff mit allen Menschen an Bord in die Luft sprengen zu wollen. Herr Beck hatte sich während seines an Abenteuern so reichen Lebens in mancher Klemme befunden, aber in einer so kritischen Lage wie jetzt, wo er mit angehaltenem Atem hinter den Vorhängen kauerte, war er noch nie gewesen.
Herr Marable war hastig und atemlos eingetreten und schaute sich jetzt forschend um. Glücklicherweise fielen die noch leise wehenden Vorhänge nicht in die Gesichtslinie dieses ersten Blicks. Er nahm die schwarze Tasche vom Boden auf, zog die Schlüssel aus seinem Rock und einen Augenblick schien es, als wolle er die Reisetasche aufschliessen. Aber dann änderte er offenbar seine Absicht und stellte die Handtasche ungeöffnet wieder hin. Nun trat er an den Waschtisch, fuhr sich mit einer silbernen Bürste übers Haar und drehte die Enden seines Schnurrbarts.
In Herrn Beck kämpfte, während er Herrn Marables Tun beobachtete, eine unwillkürlich aufsteigende Heiterkeit mit dem Schrecken. Herr Marable wäre der allerletzte gewesen, dem Herr Beck eine solche Eitelkeit in Beziehung auf sein Aussehen zugetraut hätte!
Schliesslich nahm Herr Marable ein feines Batisttaschentuch aus einer Kommodenschieblade, spritzte ein paar Tropfen Parfüm darauf, steckte das Tüchelchen in die Tasche seines langen Überziehers und wandte sich der Tür zu.
Als er hinausging, lebte Herrn Becks Mut wieder auf; es war also ein zufälliges Dazwischenkommen gewesen, der Mann hegte keinerlei Verdacht. Aber ach, während Herr Beck schon über seine Rettung frohlockte, hielt Herr Marable plötzlich an der Tür an; er wandte sich um und schritt quer durch die Kabine gerade auf das Bett zu. Seine Hand griff nach dem Vorhang, und Herrn Becks Herz hörte auf zu schlagen — doch da änderte Herr Marable abermals seine Absicht, er liess den Vorhang, den er schon ein wenig aufgehoben hatte, fallen, und ohne einen Blick zurückzuwerfen oder die Tür hinter sich zuzumachen, ging er hinaus. Als der Schall seiner Schritte im Gang verklungen war, stürzte ...