Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal
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Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal

  1. 38 Seiten
  2. German
  3. ePUB (handyfreundlich)
  4. Über iOS und Android verfügbar
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Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal

Über dieses Buch

Manchmal liegt das höchste Maß an Glück in den kleinsten Dingen.

Der Erzähler erzählt vom Leben und Tod des Schulmeisters Wutz, der sein ganzes Leben bettelarm gewesen ist, doch trotzdem nie einen traurigen Tag gehabt hat. Er geht vergnügt durchs Leben und ist mit Wenigem zufrieden. Und als der Schlag ihn plötzlich trifft und er an der Schwelle des Todes steht, ja, worüber freut er sich dann?

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Information

Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal

Eine Art Idylle
Wie war dein Leben und Sterben so sanft und meerstille, du vergnügtes Schulmeisterlein Wuz! Der stille, laue Himmel eines Nachsommers ging nicht mit Gewölk, sondern mit Duft um dein Leben herum: deine Epochen waren die Schwankungen, und dein Sterben war das Umlegen einer Lilie, deren Blätter auf stehende Blumen flattern – und schon außer dem Grabe schliefest du sanft!
Jetzt aber, meine Freunde, müssen vor allen Dingen die Stühle um den Ofen, der Schenktisch mit dem Trinkwasser an unsre Knie gerückt und die Vorhänge zugezogen und die Schlafmützen aufgesetzt werden, und an die grand monde über der Gasse drüben und ans palais royal muß keiner von uns denken, bloß weil ich die ruhige Geschichte des vergnügten Schulmeisterlein erzähle – und du, mein lieber Christian, der du eine einatmende Brust für die einzigen feuerbeständigen Freuden des Lebens, für die häuslichen, hast, setze dich auf den Arm des Großvaterstuhls, aus dem ich heraus erzähle, und lehne dich zuweilen ein wenig an mich! Du machst mich gar nicht irre.
Seit der Schwedenzeit waren die Wuze Schulmeister in Auenthal, und ich glaube nicht, daß einer vom Pfarrer oder von seiner Gemeinde verklagt wurde. Allemal acht oder neun Jahre nach der Hochzeit versahen Wuz und Sohn das Amt mit Verstand – unser Maria Wuz dozierte unter seinem Vater schon in der Woche das ABC, in der er das Buchstabieren erlernte, das nichts taugt. Der Charakter unsers Wuz hatte, wie der Unterricht anderer Schulleute, etwas Spielendes und Kindisches, aber nicht im Kummer, sondern in der Freude.
Schon in der Kindheit war er ein wenig kindisch. Denn es gibt zweierlei Kinderspiele, kindische und ernsthafte – die ernsthaften sind Nachahmungen der Erwachsenen, das Kaufmann-, Soldaten-, Handwerkerspielen – die kindischen sind Nachäffungen der Tiere. Wuz war beim Spielen nie etwas anders als ein Hase, eine Turteltaube oder das Junge derselben, ein Bär, ein Pferd oder gar der Wagen daran. Glaubt mir, ein Seraph findet auch in unsern Kollegien und Hörsälen keine Geschäfte, sondern nur Spiele, und wenn er’s hoch treibt, jene zweierlei Spiele.
Indes hatt’ er auch, wie alle Philosophen, seine ernsthaftesten Geschäfte und Stunden. Setzte er nicht schon längst – ehe die brandenburgischen erwachsenen Geistlichen nur fünf Fäden von buntem Überzug umtaten – sich dadurch über große Vorurteile weg, daß er eine blaue Schürze, die seltner der geistliche Ornat als der in ein Amt tragende Dr. Fausts-Mantel guter Kandidaten ist, vormittags über sich warf und in diesem himmelfarbigen Meßgewand der Magd seines Vaters die vielen Sünden vorhielt, die sie um Himmel und Hölle bringen konnten? – Ja, er griff seinen eigenen Vater an, aber nachmittags; denn wenn er diesem Kobers Kabinettsprediger vorlas, war’s seine innige Freude, dann und wann zwei, drei Worte oder gar Zeilen aus eigenen Ideen einzuschalten und diese Interpolation mit wegzulesen, als spräche Herr Kober selbst mit seinem Vater. Ich denke, ich werfe durch diese Personalie vieles Licht auf ihn und einen Spaß, den er später auf der Kanzel trieb, als er auch nachmittags den Kirchgängern die Postille an Pfarrers Statt vorlas, aber mit so viel hineingespielten eignen Verlagartikeln und Fabrikaten, daß er dem Teufel Schaden tat und dessen Diener rührte. »Justel«, sagt’ er nachher um 4 Uhr zu seiner Frau, »was weißt du unten in deinem Stuhl, wie prächtig es einem oben ist, zumal unter dem Kanzelliede?«
Wir können’s leicht bei seinen ältern Jahren erfragen, wie er in seinen Flegeljahren war. Im Dezember von jenen ließ er allemal das Licht eine Stunde später bringen, weil er in dieser Stunde seine Kindheit – jeden Tag nahm er einen andern Tag vor – rekapitulierte. Indem der Wind seine Fenster mit Schneevorhängen verfinsterte und indem ihn aus den Ofenfugen das Feuer anblinkte: drückte er die Augen zu und ließ auf die gefrornen Wiesen den längst vermoderten Frühling niedertauen; da bauete er sich mit der Schwester in den Heuschober ein und fuhr auf dem architektonisch gewölbten Heugebirge des Wagens beim und riet droben mit geschlossenen Augen, wo sie wohl nun führen. In der Abendkühle, unter dem Schwalbenscharmuzieren über sich, schoß er, froh über die untere Entkleidung und das Déshabillé der Beine, als schreiende Schwalbe herum und mauerte sich für sein Junges – ein hölzerner Weihnachthahn mit angepichten Federn war’s – eine Kotrotunda mit einem Schnabel von Holz und trug hernach Bettstroh und Bettfedern zu Nest. Für eine andere palingenesierende 1 Winterabendstunde wurde ein prächtiger Trinitatis (ich wollt’, es gäbe 365 Trinitatis) aufgehoben, wo er am Morgen, im tönenden Lenz um ihn und in ihm, mit läutendem Schlüsselbund durch das Dorf in den Garten stolzierte, sich im Tau abkühlte und das glühende Gesicht durch die tropfende Johannisbeerstaude drängte, sich mit dem hochstämmigen Grase maß und mit zwei schwachen Fingern die Rosen für den Herrn Senior und sein Kanzelpult abdrehte. An eben diesem Trinitatis – das war die zweite Schüssel an dem nämlichen Dezemberabend – quetschte er, mit dem Sonnenschein auf dem Rücken, den Orgeltasten den Choral: »Gott in der Höh’ sei Ehr’« ein oder ab (mehr kann er noch nicht) und streckte die kurzen Beine mit vergeblichen Näherungen zur Parterretastatur hinunter, und der Vater riß für ihn die richtigsten Register heraus. – Er würde die ungleichartigsten Dinge zusammenschütten, wenn er sich in den gedachten beiden Abendstunden erinnerte, was er im kindheitdezember vornahm; aber er war so klug, daß er sich erst in einer dritten darauf besann, wie er sonst abends sich aufs Zuketten der Fensterläden freuete, weil er nun ganz gesichert vor allem in der lichten Stube hockte, daher er nicht gern lange in die von abspiegelnden Fensterscheiben über die Läden hinausgelagerte Stube hineinsah; wie er und seine Geschwister die abendliche Kocherei der Mutter ausspionierten, unterstützten und unterbrachen, und wie er und sie mit zugedrückten Augen und zwischen den Brustwehrschenkeln des Vaters auf das Blenden des kommenden Talglichts sich spitzten und wie sie, in dem aus dem unabsehlichen Gewölbe des Universums herausgeschnittenen oder hineingebauten Klosett ihrer Stube so beschirmet waren, so warm, so satt, so wohl. . . .Und alle Jahre, sooft er diese Retourfuhre seiner Kindheit und des Wolfmonats darin veranstaltete, vergaß und erstaunt’ er – sobald das Licht angezündet wurde –, daß in der Stube, die er sich wie ein Lorettohäuschen aus dem Kindheitkanaan herüberholte, er ja gerade jetzt säße. – So beschreibt er wenigstens selber diese Erinnerung-hohen-Opern in seinen ROUSseauischen Spaziergängen, die ich da vor mich lege, um nicht zu lügen . . .
Allein ich schnüre mir den Fuß mit lauter Wurzelngeflecht und Dickicht ein, wenn ich’s nicht dadurch wegreiße, daß ich einen gewissen äußerst wichtigen Umstand aus seinem männlichen Alter herausschneide und sogleich jetzo aufsetze, nachher aber soll ordentlich a priori angefangen und mit dem Schulmeisterlein langsam in den drei aufsteigenden Zeichen der Alterstufen hinauf und auf der andern Seite in den drei niedersteigenden wieder hinabgegangen werden – bis Wuz am Fuß der tiefsten Stufe vor uns ins Grab fällt.
Ich wollte, ich hätte dieses Gleichnis nicht genommen. Sooft ich in Lavaters 2 Fragmenten oder in Comenii orbis pictus 3 oder an einer Wand das Blut- und Trauergerüste der sieben Lebensstationen besah – so oft ich zuschauete, wie das gemalte Geschöpf, sich verlängernd und ausstreckend, die Ameisenpyramide aufklettert, drei Minuten droben sich umblickt und einkriechend auf der andern Seite niederfährt und abgekürzt umkugelt auf die um diese Schädelstätte liegende Vorwelt – und sooft ich vor das atmende Rosengesicht voll Frühlinge und voll Durst, einen Himmel auszutrinken, trete und bedenke, daß nicht Jahrtausende, sondern Jahrzehende dieses Gesicht in das zusammengeronnene zerknüllte Gesicht voll überlebter Hoffnungen ausgedorret haben . . . Aber indem ich über andre mich betrübe, heben und senken mich die Stufen selber, und wir wollen einander nicht so ernsthaft machen!
Der wichtige Umstand, bei dem uns, wie man behauptet, soviel daran gelegen ist, ihn voraus zu hören, ist nämlich der, daß Wuz eine ganze Bibliothek – wie hätte der Mann sich eine kaufen können – sich eigenhändig schrieb. Sein Schreibzeug war seine Taschendruckerei; jedes neue Meßprodukt, dessen Titel das Meisterlein ansichtig wurde, war nun so gut als geschrieben oder gekauft: denn es setzte sich sogleich hin und machte das Produkt und. schenkt’ es seiner ansehnlichen Büchersammlung, die, wie die heidnischen, aus lauter Handschriften bestand. Z. B. kaum waren die physiognomischen Fragmente von Lavater da: so ließ Wuz diesem fruchtbaren Kopfe dadurch wenig voraus, daß er sein Konzeptpapier in Quarto brach und drei Wochen lang nicht vom Sessel wegging, sondern an seinem eignen Kopfe so lange zog, bis er den physiognomischen Fötus herausgebracht – (er bettete den Fötus aufs Bücherbrett hin) – und bis er sich den Schweizer nachgeschrieben hatte. Diese Wuzische Fragmente übertitelte er d...

Inhaltsverzeichnis

  1. Titel
  2. Kolophon
  3. Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal
  4. Über Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal
  5. Anmerkungen