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Dublin
Über dieses Buch
Ein Meisterwerk der literarischen Moderne über die Bewohner von Joyces Heimatstadt Dublin: In diesen 15 Kurzgeschichten, die lose chronologisch von der Kindheit bis ins Alter reichen, beschreibt Joyce das Leben der irischen Mittelschicht zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Unter Verwendung der erlebten Rede, die sich weniger auf äußere Handlungen fokussiert, geht es oft um das Verhaften in erstarrten Abläufen, die Veränderungen praktisch nicht zulassen.-
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Information
Thema
LiteraturDIE TOTEN
Lilly, die Tochter des Hausmeisters, lief sich buchstäblich die Beine ab. Kaum hatte sie einen Herrn in die kleine Kammer hinter dem Kontor im Erdgeschoß gebracht und ihm geholfen, seinen Überzieher abzulegen, als die wimmernde Hausglocke schon wieder ertönte und sie über den kahlen Korridor rennen mußte, einen andern Gast hereinzulassen. Es war nur gut, daß sie nicht auch noch die Damen zu bedienen hatte. Aber Fräulein Kate und Fräulein Julia hatten das wohl bedacht und das Badezimmer oben als Garderobe für die Damen eingerichtet. Da oben schwatzten, lachten und lärmten Fräulein Kate und Fräulein Julia, gingen eine nach der andern an den Treppenkopf, sahen über das Geländer nach unten, riefen Lilly und fragten sie, wer gekommen wäre.
Der jährliche Ball der Fräulein Morkan war immer eine große Sache. Jeder, der sie kannte, kam, Familienangehörige, alte Familienfreunde, die Mitglieder von Julias Chor, einige von Kates Schülerinnen, die schon erwachsen waren, und sogar einige von Mary Janes Schülerinnen. Niemals war er mißglückt. Soweit man sich erinnern konnte, war er seit vielen Jahren immer glänzend verlaufen, seit Kate und Julia nach dem Tode ihres Bruders Pat das Haus in Stoney Batter verlassen und Mary Jane, ihre einzige Nichte, zu sich genommen hatten, daß sie mit ihnen zusammen in dem dunklen, hohen Hause auf Usher’s Island wohnte, dessen oberen Teil sie von Fulham, dem Kornhändler im Erdgeschoß, gemietet hatten. Das war nun gut, dreißig Jahre her. Mary Jane, die damals ein kleines Mädchen in kurzen Röcken war, war jetzt die Hauptstütze des Haushaltes, denn sie spielte die Orgel in der Haddington Road. Sie hatte das Konservatorium absolviert und gab jedes Jahr im oberen Saal der Ancient Concert Rooms ein Schülerkonzert. Viele ihrer Schülerinnen stammten aus besseren Familien an der Kingstown und Dalkey Line. So alt ihre Tanten auch waren, sie leisteten doch noch was. Wenn Julia auch ganz grau war, war sie doch immer noch der führende Sopran in Adam and Eve, und Kate, die zu schwach war, um viel auszugehen, gab Anfängern auf dem alten Klavier im Hinterzimmer Musikunterricht. Lilly, die Tochter des Hausmeisters, tat für sie Dienstmädchendienste. Obwohl sie bescheiden lebten, legten sie doch Wert auf gutes Essen; nur immer von allem das Beste: Lendenstücke, Tee zu drei Shilling und das beste Flaschenstout. Aber Lilly tat alles, was ihr gesagt wurde, tadellos und so, daß sie mit ihren drei Herrinnen gut auskam. Die waren Umstandskrämer, das war alles. Nur eins konnten sie nicht vertragen: Widerworte.
Natürlich hatten sie an einem solchen Abend allen Grund, aufgeregt zu sein. Und dann war es schon lange zehn Uhr vorbei, und von Gabriel und seiner Frau war noch immer nichts zu sehen. Außerdem hatten sie furchtbare Angst, daß Freddy Malins bezecht erscheinen würde. Um nichts in der Welt möchten sie, daß eine von Mary Janes Schülerinnen ihn in diesem Zustande sähe; und wenn er so war, war es oft sehr schwer, mit ihm fertig zu werden. Freddy Malins kam immer spät, aber sie fragten sich, weshalb Gabriel noch nicht da wäre: und deshalb liefen sie alle zwei Minuten ans Geländer, um Lilly zu fragen, ob Gabriel oder Freddy gekommen wären.
»Oh, Herr Conroy«, sagte Lilly zu Gabriel, als sie ihm die Tür öffnete, »Fräulein Kate und Fräulein Julia dachten schon, Sie kämen überhaupt nicht. Guten Abend, Frau Conroy.«
»Das glaube ich gerne«, sagte Gabriel, »aber sie vergessen, daß meine Frau zum Anziehen drei Stunden gebraucht.«
Er stand auf der Matte, kratzte den Schnee von den Galoschen; während die Knöpfe seines Mantels mit quietschendem Geräusch durch den schneegesteiften Fries glitten, strömte aus Falten und Spalten kalte, duftende Luft von draußen.
»Schneit’s schon wieder, Herr Conroy?« fragte Lilly.
Sie war vor ihm her in die Kammer gegangen, um ihm beim Ablegen des Mantels behilflich zu sein. Gabriel lächelte, als sie seinen Namen dreisilbig aussprach, und sah hin zu ihr. Sie war ein schlankes, noch nicht erwachsenes Mädchen mit bleichem Gesicht und heufarbenem Haar. Das Gaslicht in der Kammer ließ sie noch bleicher aussehen. Gabriel hatte sie schon als Kind gekannt, als sie noch auf der untersten Treppenstufe saß und eine zerlumpte Puppe in Schlaf wiegte.
»Ja, Lilly«, antwortete er, »und ich glaube, daß es die ganze Nacht weiterschneit.«
Er sah nach der Decke der Kammer, die vom Aufstampfen und Schlurren der Füße auf dem Fußboden oben bebte, lauschte einen Augenblick dem Klange des Klaviers und sah dann auf das Mädchen, das seinen Mantel am Ende eines Regals sorgfältig faltete.
»Hör mal, Lilly«, sagte er freundlich, »gehst du noch zur Schule?«
»Oh, nein, Herr«, antwortete sie. »Schon länger als ein Jahr bin ich aus der Schule.«
»Na«, sagte Gabriel lustig, »dann werden wir wohl bald mit dir und deinem Liebsten zur Hochzeit gehen, was?«
Das Mädchen sah über die Schultern zu ihm hin und sagte mit großer Bitterkeit:
»Die Männer von heute sind alle Schwätzer und wollen von einem immer nur was haben.«
Gabriel errötete, als fühlte er, daß er sich vergriffen hätte, zog, ohne sie anzusehen, seine Galoschen aus und schlug eifrig mit seinem Muffler über die Lackschuhe.
Er war ein kräftiger, großer junger Mann. Die Röte seiner Wangen schoß ihm bis in die Stirn, wo sie sich in ein paar formlose, blaßrote Flecken auflöste. Und in seinem haarlosen Gesicht funkelten unruhig die geschliffenen Linsen und die glänzenden, goldenen Ränder der Brille, die seine schwachen, ruhelosen Augen schützte. Sein glänzendes, schwarzes Haar war in der Mitte gescheitelt und in einer langen Welle hinter die Ohren gekämmt, wo es sich unter dem Streifen, der vom Hut herrührte, leicht kräuselte.
Als er Glanz auf seine Schuhe geschlagen hatte, stand er auf und zog seine Weste straffer über den dicken Leib. Dann nahm er schnell ein Geldstück aus der Tasche.
»So, Lilly«, sagte er und gab es ihr schnell in die Hand, »es ist doch Weihnachtszeit . . . Na . . . ein wenig . . .«
Schnell ging er auf die Tür zu.
»Nein, Herr«, rief das Mädchen und folgte ihm. »Wirklich, Herr, das nehme ich nicht!«
»Weihnachtszeit! Weihnachtszeit!« sagte Gabriel, der fast nach der Treppe rannte und ihr Verzeihung bittend mit der Hand winkte.
Als das Mädchen sah, daß er die Treppe erreicht hatte, rief sie hinter ihm her:
»Dann schönen Dank, Herr!«
Er wartete vor der Tür des Salons, bis der Walzer zu Ende war, lauschte auf die Röcke, die gegen sie schlugen, und das Schlurren der Füße. Er war noch verwirrt durch des Mädchens bittere und plötzliche Antwort. Sie hatte einen Schatten auf ihn geworfen, den er dadurch zu verscheuchen suchte, daß er seine Manschetten und die Schleife seiner Krawatte in Ordnung brachte. Dann nahm er einen kleinen Zettel aus der Weste und sah auf die Stichworte, die er sich für seine Rede aufgeschrieben hatte. Bezüglich der Verse aus Robert Browning war er sich nicht schlüssig, denn er fürchtete, sie wären für seine Zuhörer zu hoch. Ein ihnen bekanntes Zitat aus Shakespeare oder den Melodies wäre wohl angebrachter. Das gemeine Klappern der Absätze der Männer und das Schlurren ihrer Sohlen erinnerte ihn daran, daß ihr Bildungsgrad von dem seinen verschieden war. Er würde sich nur lächerlich machen, wenn er ihnen Poesie zitierte, die sie nicht verstehen konnten. Sie würden glauben, er wolle mit seiner höheren Bildung protzen. Er würde bei ihnen denselben Mißerfolg haben wie bei dem Mädchen in der Kammer. Er hatte den richtigen Ton nicht gefunden. Seine ganze Rede war von Anfang bis Zu Ende ein einziger Fehler, ein vollkommener Mißgriff.
In diesem Augenblicke kamen seine Tanten und seine Frau aus der Damengarderobe. Seine Tanten waren zwei kleine, einfach gekleidete, alte Frauen. Tante Julia war ungefähr einen Zoll größer. Ihr Haar, das den oberen Rand der Ohren bedeckte, war grau; und grau mit dunkleren Schatten war auch ihr großes, welkes Gesicht. Obgleich sie stark gebaut war und sich grade hielt, machte sie mit ihren langsamen Augen und dem offenen Munde den Eindruck einer Frau, die nicht wußte, wo sie war oder wohin sie ging. Tante Kate war lebhafter. Ihr Gesicht, das gesunder aussah als das der Schwester, war nur Runzeln und Falten, war wie ein verschrumpelter, roter Apfel, und ihr Haar, das ganz nach der alten Mode geflochten war, hatte eine reife Nußfarbe nicht verloren.
Beide küßten Gabriel herzlich. Er war ihr Lieblingsneffe, der Sohn ihrer verstorbenen älteren Schwester Ellen, die T. J. Conroy von den Port and Docks geheiratet hatte.
»Gretta erzählte mir, daß ihr heute abend nicht mit dem Wagen nach Monkstown zurückfahren wollt«, sagte Tante Kate.
»Nein«, sagte Gabriel, der sich seiner Frau zuwandte, »davon hatten wir letztes Jahr grade genug, was? Erinnerst du dich noch, Tante Kate, wie Gretta sich dabei erkältete? Die Wagenfenster ratterten den ganzen Weg, und hinter Merrion blies der Westwind rein. War wirklich herrlich! Gretta holte sich eine gräßliche Erkältung.«
Tante Kate zog streng die Brauen zusammen und nickte bei jedem Wort mit dem Kopf.
»Ganz recht, Gabriel, ganz recht«, sagte sie. »Man kann nicht vorsichtig genug sein.«
»Aber Gretta«, sagte Gabriel, »würde, wenn man sie gewähren ließe, durch den Schnee nach Hause laufen.«
Frau Conroy lachte.
»Hör nicht auf ihn, Tante Kate«, sagte sie. »Er ist wirklich ein gräßlicher Quälgeist. Tom muß abends seiner Augen wegen unbedingt einen grünen Lampenschirm haben, muß Stemmübungen machen, und Eva muß absolut den Haferbrei essen. Das arme Kind! Und sie kann das Zeug nicht mal sehen . . . Oh, ihr ahnt ja gar nicht, was ich jetzt tragen muß.« Sie lachte hell auf und sah ihren Mann an, dessen bewundernde und glückliche Augen von ihrer Kleidung zu ihrem Gesicht und Haar gewandert waren. Die beiden Tanten lachten auch herzlich, denn Gabriels Sorge war für sie dauernder Anlaß zum Scherz.
»Galoschen!« sagte Frau Conroy. »Das ist das Allerneueste. Wenn es fußnaß ist, muß ich meine Galoschen anziehen. Sogar heute abend sollte ich sie anziehen, aber ich wollte nicht. Das nächste, was er mir kauft, ist ein Taucheranzug.«
Gabriel lachte nervös und machte sich, um sich zu beruhigen, an seiner Krawatte zu schaffen, während Tante Kate sich fast vor Lachen krümmte, so gut gefiel ihr der Spaß. Das Lächeln schwand bald von Tante Julias Antlitz, und ihre freudlosen Augen richteten sich auf ihres Neffen Gesicht. Nach einer Weile fragte sie:
»Und was sind denn Galoschen, Gabriel?«
»Galoschen, Julia«, rief ihre Schwester. »Lieber Gott im Himmel, weißt du denn nicht, was Galoschen sind? Die trägt man doch über . . . über den Schuhen, nicht wahr, Gretta?«
»Ja«, sagte Frau Conroy. »So Guttaperchadinger. Wir beide haben jetzt ein Paar. Gabriel sagt, auf dem Kontinent trüge sie jeder.«
»Oh, auf dem Kontinent«, murmelte Tante Julia und nickte langsam mit dem Kopf.
Gabriel runzelte die Brauen und sagte, als wenn er leicht verstimmt wäre:
»Das ist doch weiter nichts Besonderes, aber Gretta findet es sehr spaßig und sagt, das Wort erinnere sie an die Negersänger.«
»Aber höre mal, Gabriel«, sagte Tante Kate mit frischem Takt, »ihr habt euch doch um ein Zimmer bemüht? Gretta sagte . . .«
»Oh, das Zimmer ist sehr nett«, erwiderte Gabriel. »Ich habe eins im Gresham genommen.«
»Gewiß«, sagte Tante Kate, »das ist das Beste. Und die Kinder, Gretta, könnt ihr die so allein lassen?«
»Für eine Nacht«, sagte Frau Conroy. »Außerdem paßt Bessie auf.«
»Gewiß«, sagte Tante Kate wieder. »Es ist doch eine große Beruhigung, ein Mädchen zu haben, auf das man sich verlassen kann. Zum Beispiel die Lilly, ich weiß nicht, was seit einiger Zeit in die gefahren ist. Sie ist gar nicht mehr das Mädchen, das sie früher war.«
Gabriel wollte seine Tante hierüber fragen, aber sie brach plötzlich ab, um hinter ihrer Schwester herzusehen, die die Treppen hinuntergegangen war und den Hals über das Geländer streckte.
»Möchte doch wissen«, sagte sie fast mürrisch, »wohin Julia eigentlich will. Julia! Julia! Wo willst du denn hin?«
Julia, die eine Treppe halb hinuntergegangen war, kam zurück und sagte freundlich: »Freddy ist da.«
Zur selben Zeit verkündeten Händeklatschen und ein verzierter Schlußakkord des Pianisten, daß der Walzer zu Ende war. Die Salontür wurde von innen geöffnet, und einige Paare kamen heraus.
Tante Kate zog Gabriel schnell beiseite und flüsterte ihm ins Ohr: »Lauf doch mal schnell runter, Gabriel, und sieh nach, ob alles in Ordnung ist, und laß ihn nicht rauf, wenn er einen Schwips hat. Ich glaube bestimmt, daß er einen hat. Ganz bestimmt.«
Gabriel ging an die Treppe und horchte über das Geländer.
Er hörte zwei Personen in der Kammer sprechen. Dann erkannte er Freddy Malins’ Lachen. Geräuschlos ging er die Treppe hinunter.
»Es ist wirklich eine Beruhigung«, sagte Tante Kate zu Frau Conroy, »daß Gabriel hier ist. Ich fühle mich immer leichter, wenn er da ist . . . Julia, Fräulein Daly und Fräulein Power nehmen doch sicher eine kleine Erfrischung. Vielen Dank für Ihren herrlichen Walzer, Fräulein Daly. War wundervoll im Takt.«
Ein großer Mann mit runzligem Gesicht, mit steifem, ergrautem Schnurrbart und dunkler Haut ging mit seiner Dame hinaus und sagte:
»Und dürfen wir auch um eine Erfrischung bitten, Fräulein Morkan?«
»Julia«, sagte Tante Kate rasch, »und hier sind Herr Browne und Fräulein Furlong. Nimm sie zusammen mit Fräulein Daly und Fräulein Power mit.«
»Ich bin der Kavalier der Damen«, sagte Browne und stülpte die Lippen vor, bis sein Schnurrbart ganz stachelig aussah, und lächelte mit all seinen Runzeln. »Sie wissen doch, Fräulein Morkan, weshalb sie mich alle so gerne haben . . .«
Er beendete seinen Satz nicht, als er aber sah, daß Tante Kate außer Hörweite war, führte er die drei jungen Damen gleich in das hintere Zimmer. In der Mitte des Zimmers standen zwei viereckige Tische, die mit den Enden aneinandergestellt waren; Tante Julia und der Hausmeister legten grade ein großes Tischtuch darauf und strichen es glatt. Auf dem Büfett standen in Reih und Glied Schüsseln, Teller, Gläser, Bündel von Messern, Gabeln und Löffeln. Der Deckel des geschlossenen. Klaviers diente auch als Büfett für den Aufschnitt und die süßen Speisen. An einem kleineren Büfett in einer Ecke standen zwei junge Herren und tranken Hopfenlikör.
Hierher führte Browne seine Schutzbefohlenen und lud sie scherzweise alle zu einem heißen, starken, gezuckerten Damenpunsch ein. Als sie sagten, daß sie nie was Starkes tränken, öffnete er für sie drei Flaschen Limonade. Dann bat er einen der jungen Herren mal etwas Platz zu machen, ergriff die Karaffe und goß sich ein ordentliches Glas Whisky ein. Die jungen Herren betrachteten ihn respektvoll, während er einen Probeschluck nahm.
»Gott helfe mir«, sagte er, »der Arzt hat mir’s...
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Kolophon
- DIE SCHWESTERN
- EINE BEGEGNUNG
- ARABIEN
- EVELINE
- NACH DEM RENNEN
- ZWEI GALANE
- DIE FAMILIENPENSION
- EINE KLEINE WOLKE
- GEGNER
- LEHM
- EIN SCHWERER UNGLÜCKSFALL
- EFEUTAG IM KOMITEE-SITZUNGSZIMMER
- EINE MUTTER
- GNADE
- DIE TOTEN
- Über Dublin
