Josef und Jesus
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Josef und Jesus

Übereinstimmungen

  1. 112 Seiten
  2. German
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Josef und Jesus

Übereinstimmungen

Über dieses Buch

Josef und Jesus lebten in einem zeitlichen Abstand von etwa 2000 Jahren. Sie wurden von unterschiedlichen biblischen Verfassern zu unterschiedlichen Zeiten beschrieben. Und doch finden sich frappierende Übereinstimmungen, die nicht aus sich selbst erklärbar sind, die vielmehr auf den »roten Faden« göttlicher Heilsgeschichte schließen lassen. Das Kommen und Wirken von Jesus Christus wurde in langen Zeiträumen vorbereitet.

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Information

VII. Bei Josef geschehen - bei Jesus im Werden

Wer heute in Israel lebt, sieht die meisten der "Söhne Jakobs" in ungefähr demselben Zustand, in dem sich auch Paulus vor seinem »Damaskuserlebnis« befand, - wenngleich nicht unbedingt als offensive Christenverfolger, doch auch die gibt es nach wie vor: in Form von Repression und Unterdrückung von Jesusgläubigen, wie verschiedene messianische Gemeinden im Land leidvoll zu berichten haben. Ebenso vergleichbar sind heutige Israeliten mit den elf Söhnen Israels/Jakobs in ihrem inneren, kritisch distanzierten Verhältnis zu ihrem Bruder Josef. Und doch lag ihre gesamte Zukunft in seinen Händen.
Der messianisch-jüdische Theologe Benjamin Berger beschreibt, wie er nach der Hinwendung zu Jeschua mit seinem Bruder zusammen die Josefsgeschichte las, die "uns innerlich tief betroffen machte. Wir spürten, dass ein Geheimnis in dieser Geschichte liegt, ein Geheimnis, das Gott bis zur Endzeit verborgen hat. ... Sie stärkte uns auf unserem Glaubensweg und in Bezug auf die Erlösung Israels."47
Die prophetische Dimension der Josefsgeschichte soll Thema dieses Abschnitts sein. Die Vorbereitung der Begegnung Israels mit Jesus, der Ablauf der Begegnung selbst und die daraus erwachsenden Folgen bilden den Verlauf dieser kommenden Ereignisse.
(114) Drei Begegnungen
Viele Jahre sollten vergehen, bevor sie ihn wieder sehen würden, - und dann erkannten sie ihn nicht. Dreimal sollten sie Josef gegenüberstehen und ihn nicht erkennen, bis, beim dritten Mal, sich Josef seinen Brüdern selbst zu erkennen gibt. Interessant zu sehen ist, dass heute das Volk Israel zum drittenmal, nach der Heimkehr aus Ägypten und Babylon und zuletzt aus der Zerstreuung in alle Welt, in das Land Israel zurückkehrt (vgl. Jer 16,14-15). Aber sie haben Jesus in ihrer Gesamtheit noch nicht erkannt. Jedoch sind die Anzeichen des Erkennens unübersehbar. Das messianische Judentum, früher sprach man von Judenchristen, wuchs in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten stärker als je zuvor. Selbst zur Zeit Jesu und der apostolischen Urgemeinde gab es keine solch große Zahl an jesusgläubigen Juden wie das heute in Israel und weltweit der Fall ist.
Nach Erniedrigung und Erhöhung des Einen erfolgen die Phasen der Unterdrückung und zuletzt Befreiung des Volkes. Auf Jesus folgte die Zerstörung von Stadt und Tempel sowie das vorläufige Ende eines politisch geordneten Volkes Israel. Wir befinden uns gegenwärtig in der Zeit der dritten Rückführung ins Land Israel. Doch diese ist begleitet von starken politischen und militärischen Auseinandersetzungen, einem Mangel an Frieden und Sicherheit für alle Beteiligten. Die Begegnung mit dem neuen Josef, mit Jesus, steht noch aus.
(115) »Outgesourctes« Brot
In Kanaan gab es kein Brot, die Brotquelle lag außerhalb, in einem heidnischen Land. So ist es auch mit Israel, das den Tanach, das Alte Testament hat, jedoch dessen Ausrichtung auf Christus und damit seinen zentralen Inhalt nicht erkennt. Das Neue Testament, das die Erfüllung, Fortsetzung und Antwort auf das Alte wäre, ist in die Nationen ausgelagert, die es bewahrt und »ihre Scheunen damit gefüllt« haben. Die Brüder Josefs müssen zu einer heidnischen Nation gehen, um dort Brot zu bekommen. Mithin ein prophetisches Bild, das zeigt, dass die Nationen die Offenbarung von Jesus haben und hüten. Hier ist auch der Ort, wo das Evangelium Juden wieder zugänglich gemacht werden kann, wo sie mit ihrem Messias in Kontakt kommen, das "Brot des Lebens" abholen können. Aus diesem Bild heraus ist es durchaus theologisch legitim, wenn Heidenchristen Juden das Evangelium bezeugen, wenngleich jüdische Christen - den Juden ein Jude - die besseren Voraussetzungen mitbringen. Zudem belegen nicht wenige Beispiele, dass sich Gott die Freiheit nimmt, direkt in das Leben jüdischer Menschen einzugreifen und sie persönlich anzusprechen.
Andererseits haben die Israeliten das Alte Testament bewahrt, das die Völker mit ihren Kirchen vielfach zurückstellten, das sie nicht verstehen konnten, oder als jüdisches Buch nicht verstehen wollten. Durch Israel werden die Völker dieses Anfangstestament Gottes von der Schlacke ihrer Vorurteile befreien, es erstmals richtig entdecken und seine vielschichtigen Hinführungen zu Jesus begreifen, zuletzt dann, wenn die Gemeinde aus Heiden und Juden zusammenkommt und von Zion Weisung ausgeht, - wie es in Gestalt der messianischen Juden vorzeichenhaft schon heute geschieht.
(116) Der Verborgene
Die Brüder ziehen hinunter nach Ägypten um Brot zu kaufen, nicht mehr und nicht weniger. Josef erkennen sie nicht, sind sie doch zuerst am Brot interessiert, nicht an seiner Person, - man erinnere sich an die Situation, als sie Jesus in Galiläa zum Brotkönig machen wollten, ganz auf die Gabe, nicht den Geber konzentriert waren. Auch Israel erkennt Josef/Jesus nicht, weshalb? Benjamin Berger als Jude erklärt: "Einer der Hauptgründe dafür ist der, dass Josef für den Juden immer noch wie ein Ägypter gekleidet ist und auch die Sprache Ägyptens spricht. Er gehört zu den Nationen. Er ist nicht einer von uns und wird in seinen ägyptischen Kleidern nicht erkannt. Er erkennt seine Brüder, aber sie erkennen ihn nicht."48
Die Brüder sprechen mit Josef ohne ihn zu erkennen, beherrscht von ihrem Problem, belastet vom Lösungsdruck, in der Hoffnung auf einen Brot-deal. Für ihren alles entscheidenden Bruder finden sie keinen Blick. - Heute leben messianische Juden mitten unter ihren israelischen Brüdern, die keinen Blick dafür haben, dass der tatsächliche König Israels in seinem Evangelium präsent ist. Israel ist so sehr mit sich und seinen Problemen beschäftigt, dass es keinen Blick für den einzigen wahrhaftigen Israeliten und seine »vollen Scheunen« hat.
Obwohl sie in Josefs unmittelbarer Gegenwart waren, seine Kraft und seine Segnungen erfahren haben, offenbarte er sich ihnen nicht. - Ist es vergleichbar mit der bewahrenden Kraft und den Segnungen, die Israel in den letzten Jahrzehnten erfahren hat, ohne zu wissen, dass Jesus - in Gestalt der messianisch-jüdischen Gemeinden - unter ihnen ist?
(117) Änderung der Lage
Josefs Brüder sagten, sie würden sich niemals vor ihm beugen, - und doch zwangen sie die neuerlichen Umstände dreimal dazu (Gen 42,6; 43,28; 44,14), und am Ende taten sie es zudem noch freiwillig (Gen 50,18). Wenn sie in den Kapiteln 42-50 mit Josef sprachen, nannten sie sich selbst über ein Dutzend mal "deine Knechte", ganz entgegen ihren früheren Verlautbarungen. - Fast zwei Jahrtausende später prophezeite der Sohn des Menschen: "Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit" (Mt 24,30). Am Tage seiner Macht wird Jesus ein entgegenkommendes und bereitwilliges Volk auf Erden finden, wie es in Psalm 110,3 bereits anklingt: "Wenn du dein Heer aufbietest, wird dir dein Volk willig folgen in heiligem Schmuck. Deine Söhne werden dir geboren wie der Tau aus der Morgenröte."
Josefs Brüder können der Not im Lande immer weniger durch eigene Maßnahmen steuern, werden zunehmend ratloser und sinnen schließlich auf externe Hilfe. "Zieht hinab und kauft uns Getreide, dass wir leben und nicht sterben" (vgl. Joh 3,16) lautet der Auftrag Jakobs an seine Söhne. Ohne es zu wissen kommen sie zu ihrem verstoßenen Bruder; er redet hart mit ihnen; er erkennt sie, aber sie ihn nicht; er prüft sie und bringt sie in eine prekäre Situation (ist Israel heute in vergleichbarer Lage?). Hier treffen die am Vorfindlichen, ihrer Existenznot orientierten Israeliten auf die Dimension des Glaubens und Vertrauens, die Josef verkörpert. Vergleichbar den Emmausjüngern: sie gehen neben Jesus, erkennen ihn nicht, bis er mit ihnen am Tisch sitzt und das Brot bricht.
(118) Distanzierte Begegnung
Josef "redete hart mit ihnen" (Gen 42,7) und bezeichnete die Brüder als Spione. Warum diese Beschuldigung? Auch Josef wurde von ihnen beschuldigt, sie auszuspionieren (Gen 42,11). Anhand der Parallelität der Ereignisse soll ihnen ihr eigenes Verhalten deutlich werden. - Jesus wurde ebenfalls unbegründet verdächtigt, illegalerweise beschuldigt und wie Josef auf unbarmherzige Weise beseitigt. Wie die Ankläger Jesu hielten sich auch die Brüder für "redliche Männer" (Gen 42,13.32), obwohl sie nicht nur ihren Bruder ausgeschaltet, sondern obendrein ihren Vater diesbezüglich unverfroren belogen hatten.
"In der Josefsgeschichte beginnen wir hier die Herzenshaltung Josefs gegenüber seinen Brüdern kennen zu lernen. Josef will sich noch nicht offenbaren. Er redet sehr, sehr hart mit ihnen. Aber wir erkennen auch, wie sich das entfaltet, was in seinem Herzen ist."49
Dass »Jesus« ihnen in Härte begegnete, hat das jüdische Volk in seiner Geschichte immer wieder erlebt. Und zwar in Gestalt einer Christenheit, die im Zeichen des Kreuzes Juden verfolgte, und sie im Zeichen des Hakenkreuzes gänzlich auszulöschen gedachte. Die Vertreter dieses »Jesus« begegneten ihnen selten freundlich, oft ablehnend oder gar als Todfeinde. Wie sollen sie ihn unter dieser »Maske des Gegenteils« erkennen können? Von einer heidnischen, immer wieder latent oder offen antisemitischen Kirche wird eine Fassade vor Jesus gestellt, die Juden den Blick auf ihn verwehrt. Selbst diejenigen unter den Angehörigen des Volkes Israel, die der Kirche am nächsten stehen, werden von kirchlichen Synoden ausgegrenzt und ihr Zeugnis in Misskredit gezogen: die messianischen Juden.
Josef begegnet seinen Brüdern als hoher Vertreter einer fremden Hierarchie, eines heidnischen Rechts- und Religionssystems, das nichts vom Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs weiß. Bei den Menschen seines Landes genießt er hohe Anerkennung und wird von dessen Autoritäten, bis zur höchsten, dem Pharao, gefördert und gestützt. Die Brüder sehen sich mit Zusammenhängen konfrontiert, die den Glaubensgrundlagen Israels distanziert bis ablehnend gegenüberstehen. Hinzu kommt ein weiteres, ganz grundlegend trennendes Moment, nämlich die Sprache: Josef redete mit seinen Brüdern über einen Dolmetscher (Gen 42,23), obwohl er ihre Sprache natürlich nach wie vor beherrschte.
Um die Selbsterkenntnis Israels herbeizuführen, bedarf es offensichtlich einer verzögernden Indirektheit. - Ist dieses Ritardando vergleichbar mit dem Umweg über die Heidenmission und das Zeugnis heidnischer Christen gegenüber Israel, bis Israel seinen Messias erkennt?
Die Brüder beginnen dasselbe durchzumachen, was Josef, weil sie sich an ihm schwer versündigt hatten, noch viel leidvoller hatte durchmachen müssen. Sie entdecken in den drei Tagen im Gefängnis (Gen 42,17) einen Zusammenhang zwischen der Schuld an ihrem Bruder, den sie gleichfalls in einer Grube gefangen hielten, und ihrer Trübsal: "wir sind schuldbeladen wegen unseres Bruders" ... "nun wird sein Blut gefordert" (Gen 42,21.22). Offenbar müssen sie einen Prozess der Demütigung durchlaufen, ohne den sie ihre wahre Situation nicht hätten erkennen können.
(119) Erste Zeichen der Gnade
Josef jedoch liebt sie, auch wenn er sich ihnen noch nicht offenbart. Ihn schmerzt ihre Lage, und er gibt ihnen das Geld für das Getreide zurück. Obwohl Menschen für ihr Durchkommen lieber zahlen, als dass sie Geschenke annehmen, Gefälligkeiten schulden und eventuell Verpflichtungen eingehen. Wer bezahlt, hat den Preis beglichen und ist frei von weiteren Zugeständnissen. Josef hatte allerdings keinerlei Vergeltungsabsichten, das Getreide sollte eine Gnadengabe sein. - Paulus schreibt entsprechend in Röm 4,4-5: "Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit." Bei den Speisungswundern Jesu verwenden die Evangelisten eine Sprache, die stark an das Abendmahl erinnert. Auch hier, wie bei allem Handeln Jesu, begegnen uns erste Zeichen der Gnade, die sich später zum Grund des Heils, der endgültigen Rettung und Speisung, verdichten sollten.
(120) Der Erstling
Josef forderte von seinen Brüdern, dass sie zum Beweis ihrer Aussagen den jüngsten Bruder Benjamin nach Ägypten mitbringen sollten. Er war der einzige Bruder, der dieselbe Mutter wie Josef, nämlich Rahel, hatte. Bedeutet der Name Josef "er fügte hinzu", so deutet er damit auf Benjamin, den nächstgeborenen und zugleich jüngsten Bruder. Die beiden Namen, die Benjamin von seinen Eltern erhält, zuerst von seiner Mutter den Namen "Sohn meines Leidens", dann von Jakob "Sohn meines Glücks", sind ein Bild der Erlösung, wie sie auch durch Jesus geschehen ist: der Sohn des Leidens wird zum Sohn des Glücks.
Benjamin steht für die jüngste »Frucht« Israels/Jakobs, und als erster nach Josef (seine eigenen Kinder wurden später geboren) ist er zugleich eine »Erstlingsfrucht«, denn er wird sein wahrer Bruder sein, er nennt ihn sogar seinen "Sohn" (Gen 43,29). Das bedeutet: Die Erstlinge aus Israel, die nach Josef kommen, werden zugleich seine Brüder und Söhne sein.50 - Im Neuen Testament ist Jesus als Auferstandener ein Erstling: "Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind." (1Kor 15,20). Auch wurde Jesus während des Festes der Erstlingsfrucht von den Toten auferweckt, drei Tage nach dem Passafest. Das Wirken von Josef/Jesus hat die Auferstehung zum Ziel, als Erstling werden ihm viele folgen und ein neues Volk der Auferweckten bilden.
(121) Gnadenträger und Gastgeber
"Dann liess er ihnen von den Gerichten auftragen, die vor ihm standen. Und was man Benjamin auftrug, war fünfmal mehr als das, was man allen anderen auftrug. Und sie tranken mit ihm und waren guter Dinge." (Gen 43,34). Fünf ist die Zahl der menschlichen Bedürftigkeit und der Gnade, die Zahl des von Gott abhängigen Menschen51. In Joh 5,2 ("In Jerusalem beim Schaftor ist ein Teich mit fünf Hallen, der auf hebräisch Bethesda heisst") z.B. könnte ein Zusammenhang bestehen zwischen dem Gnadenthema und der Zahl fünf: Das Haus Bethesda bedeutet "Haus der Gnade", und dieses hatte fünf Säulenhallen. - Dem Benjaminiter Paulus war das Evangelium der Gnade und der Herrlichkeit anvertraut (1Tim 1,11; Gal 1,11-12; 2,7; Röm 3,21-31). So zeigt sich ein enger, auf den anhaltenden Erweis der Gnade bezogener Zusammenhang zwischen Josef und Benjamin einerseits und zwischen Jesus Christus und Paulus andererseits.
Josef/Jesus lädt Israel an seinen Tisch. Bezeichnenderweise enthielt bereits der vordere Teil der Stiftshütte, der Ort der Begegnung, einen Tisch und die Schaubrote. Durchgängig in der Bibel hat die Tischgemeinschaft den Charakter von Lebenserhaltung, Kommunikation, Festfreude.
  • Der Einzelne wird erwartet, ist willkommen - für ihn ist gedeckt.
  • Für ihn wurde mit Mühe und Liebe das Essen gekocht - er ist wertgeschätzt.
  • Er sitzt nicht allein am Tisch - eine tragfähige Gemeinschaft umgibt ihn.
  • Er kann mitreden, mit überlegen, mitbestimmen. Er hört und wird gehört, zusammen mit der körperlichen und psychischen Erfrischung des Essens, Trinkens, Redens, Ruhens können Entscheidungen am besten getroffen werden. Z.B. entschließt sich Levi/Matthäus bei Tisch Jesus zu folgen; Zachäus trifft die Entscheidung, die Hälfte seines Vermögens den Armen zu geben und betrogenes Geld vierfach zurückzuzahlen. Jesus erklärt beim Essen: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird - die für die gesamte Zeit der Kirche entscheidende Stiftung des heiligen Abendmahls.
Kommen Menschen mit Jesus zusammen, geschieht das vielfach als Tischgemeinschaft (Mt 9,10; 26,7; 26,20; Mk 14,3; 14,18; 16,14; Lk 7,49; 12,37; 14,15; Lk 22,30; 24,30; Joh 12,2; 13,23; Apg 16,43 u.a.). Auch das Himmelreich wird als eine Tischgemeinschaft beschrieben, in der Glaubende aus allen Nationen mit den israelischen Stammvätern Abraham, Isaak und Jacob zusammen an einem Tisch sitzen werden (Mt 8,11).
(122) Weinen aus ...

Inhaltsverzeichnis

  1. Widmung
  2. Inhaltsverzeichnis
  3. Vorwort
  4. I. Jakob und Jesus
  5. II. Eine neue Ära mit Josef und Jesus
  6. III. Die Beziehung von Vater und Sohn
  7. IV. Gesandt und geschlagen
  8. V. Treue in der Tiefe
  9. VI. Erhebung aus dem Nichts
  10. VII. Bei Josef geschehen - bei Jesus im Werden
  11. Schluss
  12. Literatur
  13. Impressum