Tradition und Erneuerung im Ringen um die Zukunft
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Tradition und Erneuerung im Ringen um die Zukunft

Der Nahe Osten seit 1906

  1. 607 Seiten
  2. German
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Tradition und Erneuerung im Ringen um die Zukunft

Der Nahe Osten seit 1906

Über dieses Buch

Beyond question, the Middle East is currently a region of upheaval, crises and fresh beginnings. The social, political and economic problems of the region in the early twenty-first century are threatening to become globally explosive. The collapse of states, implosion of societies, sectarian conflicts, ruptures and changes in political coalitions, along with the divergent interests of the major powers are giving rise to almost inextricably complex tangles of political problems. Udo Steinbach describes and analyses the causes, consequences and political concerns involved along a chronological axis, providing the reader with well-founded insights into the entire region of the Middle East. Europe cannot afford to ignore either the opportunities or the dangers in the region.

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Information

Jahr
2021
ISBN drucken
9783170313385
eBook-ISBN:
9783170313408

1 Das 18. Jahrhundert – Vorabend der Neuzeit

Für den Nahen und Mittleren Osten bedeutet das 18. Jahrhundert einen Zeitraum des Übergangs. In ihm werden die Weichen für seinen Eintritt in die Neuzeit gestellt. Die beiden Mächte, die über Jahrhunderte die Geschichte geprägt haben, haben längst an Vitalität verloren. Das Safawidenreich erlischt 1722. Auf seinem Boden schaffen lokale »Condottieri« Staatswesen, die ihre Gründer kaum überleben. Erst gegen Ende des Jahrhunderts entsteht mit der Dynastie der Qadscharen ein dauerhafter und relativ stabiler iranischer Staat. Das Osmanische Reich ist mit der gescheiterten zweiten Belagerung von Wien (1683) in eine Epoche fortschreitender äußerer und innerer Schwäche eingetreten. Es verliert zunehmend an machtpolitischem Gewicht. Mit der »orientalischen Frage« verbindet sich der Ausgang des Ringens der europäischen Mächte um die Aufteilung des Erbes des Reichs. Unter den Vorzeichen dieses Ringens ist der Gang der Geschichte seit dem Ende des Jahrhunderts verlaufen.
Neben der politischen Macht ist zugleich die wissenschaftlich-technologische und wirtschaftliche Überlegenheit unabweisbar, welche die Grundlage der europäischen Expansion werden sollte. Damit ist für die islamisch geprägten Völker die Frage aufgeworfen, was die Gründe für die Unterlegenheit sind. Neben der Herausforderung zu politischer Selbstbehauptung stellt sich die Herausforderung der geistigen Modernisierung. Für die Menschen im Raum zwischen Marokko und dem Hindukusch beginnt die Suche nach einer Identität, in der die Tradition, und d. h. wesentlich die islamische Religion, und europäische geprägte Normen und Institutionen koexistieren. Diese Frage nach der Identität sollte über zwei Jahrhunderte unterschiedlich beantwortet werden und ist selbst in der Gegenwart noch die Wurzel für nicht nur geistig-kulturelle, sondern auch für politische Konflikte.
Mit der Schwäche der politischen Ordnungen im Vorderen Orient und Nordafrika gehen der machtpolitische und wirtschaftliche Aufstieg europäischer Mächte in der Region und deren immer nachhaltigere Einflussnahme auf die Mächtekonstellation im Nahen Osten einher. Am Ende des Jahrhunderts lässt die napoleonische Expansion nach Ägypten (1798) die politische, militärische und wirtschaftliche Überlegenheit der europäischen Mächte über das Osmanische Reich erkennen. Zugleich beginnen sich Frankreich, England und Russland immer stärker in die Innen- und Außenpolitik Persiens einzumischen. Mit dem Friedensschluss von Küςük Kaynarca 1774 und der Festigung seiner Machtstellung im südlichen Kaukasus ist auch Russland zu einer Nahostmacht geworden.

1.1 Der lange Niedergang der Osmanen

Im September 1683 musste der osmanische Feldherr Kara Mustafa Pascha die Belagerung Wiens abbrechen. Noch einmal hatte sich Konstantinopel angeschickt, seine Machtposition auf dem Balkan zu konsolidieren und auszuweiten. Am 13. Juli begann die Belagerung von Wien. In der Schlacht am Kahlenberg am 11. September versetzte eine Allianz europäischer Armeen den osmanischen Belagerern eine vernichtende Niederlage. Das war der Beginn einer Kette von Rückschlägen; und gegen Ende des 18. Jahrhunderts war unübersehbar, dass die osmanischen Heere ihre Überlegenheit und das Osmanische Reich seinen Schrecken verloren hatten.
Die gescheiterte Belagerung brachte einige grundlegende Tatbestände auf den Punkt, die die Stärke des Reichs strukturell unterminiert hatten. Mit dem Tod Sultan Süleymans »des Prächtigen« (1520–1566) hatte es den Zenit seiner politischen Machtentfaltung, wirtschaftlichen Stärke und kulturellen Schöpferkraft erreicht. Ein innerer Niedergang setzte ein, auch wenn dieser freilich im 17. Jahrhundert wiederholt von politischer Erholung unterbrochen war. Mit den Entdeckungen der Seewege zu den östlichen Teilen der Erde durch europäische Seefahrer seit dem Ende des 15. Jahrhunderts hatten sich die Handelsströme zu verändern begonnen. Die klassischen Handelsrouten zwischen Europa und dem Mittelmeer im Westen und Asien im Osten verloren an Bedeutung. Die Schwächung der ökonomischen Grundlage hatte die Schwächung der Zentralgewalt und mithin die Stärkung zentrifugaler Kräfte im Reich zur Folge. Die Verstrickung der Prinzen und Sultane in die Intrigen des Hofes und des Harems bedeutete einen Verlust an Führungsstärke, der nur epochenweise durch kraftvolle Persönlichkeiten unter den Großwesiren aufgewogen werden konnte. Zunehmend gerieten die Sultane auch unter den Einfluss der Janitscharen, einer Truppe, die zeitweise zur Soldateska degenerierte, die kaum noch von der politischen oder militärischen Führung kontrolliert werden konnte.
Der Niedergang des Osmanischen Reichs im Verlauf des 18. Jahrhunderts war ebenso wenig ein linearer Prozess wie die Gestaltung seiner Beziehungen zu Europa. Gelegentliche militärische Siege und innere Reformen schienen den Bestand des Reichs zeitweilig zu konsolidieren. Auch werden die Beziehungen zu den europäischen Mächten keineswegs durch politische und militärische Konflikte hinreichend beschrieben. Denn in Europa eröffnete das Schwinden der »türkischen« Bedrohung neue Perspektiven auf die osmanische und islamische Kultur. Wenige Jahre nach der gescheiterten Belagerung von Wien eroberten die Erzählungen von 1001 Nacht Europa im Sturm; 1704 erschien in Frankreich die erste Übersetzung in eine europäische Sprache. Denker und Dichter des 18. Jahrhunderts brachten ihre Kritik an den politischen und gesellschaftlichen Zuständen in Europa im Gegenbild »orientalischer« Zustände zum Ausdruck. In der berühmten Ringparabel in Lessings Drama »Nathan der Weise« schließlich werden Judentum, Christentum und Islam als gleichwertig beschrieben. Und in seinem »West-Östlichen Diwan« flüchtet sich der Dichter Goethe in den »reinen Osten, Patriarchenluft zu kosten«.
Auf der osmanischen Seite öffneten sich Hofkultur und Architektur europäischen Einflüssen. Die »Tulpenzeit« (lale devri) unter Ahmed III. (1703–1730) war gekennzeichnet durch einen kultiviert-verschwenderischen Lebensstil. Man vertrieb sich die Tage mit Schach und Muschelspiel, ergötzte sich an Poesie und Musik. Zu den Glanzleistungen höfischer Selbstdarstellung zählte die Gartenbaukunst. Neue farbenprächtige Tulpenarten wurden gezüchtet. Wie auch im zeitgenössischen Europa wurden für Tulpenzwiebeln teilweise kleine Vermögen ausgegeben. Auch in die Architektur drangen europäische Stilelemente ein. Nach dem Muster von Versailles wurden märchenhafte Paläste und Gärten angelegt. Moscheen wurden durch europäisch-barocke Stilelemente geschmückt. 1727 wurde durch den ungarischen Renegaten Ibrahim Müteferrika offiziell der Buchdruck eingeführt. Die zahlreichen in der Folgezeit gedruckten Werke trugen nicht unwesentlich zu einem neuerlichen kulturellen Aufblühen des politisch niedergehenden Reichs bei. Aber diese lichten Momente im Prozess des Niedergangs konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kreativität und Originalität der osmanisch-islamischen Kultur der Vergangenheit angehörten.
Die Absetzung Ahmeds III. markiert das Ende sowohl der nach außen scheinbar so idyllischen Atmosphäre im Reich als auch der entspannten wechselseitigen Begegnung mit den europäischen Mächten. In den von zahlreichen Kriegen – vor allem gegen Russland und Österreich – gekennzeichneten Jahrzehnten danach hatte das Osmanische Reich trotz einiger Verluste seinen Bestand im Großen und Ganzen noch halten können. Erst mit dem Frieden von Küςük Kaynarca, der einen 1768 mit Russland ausgebrochenen Krieg beendete, musste es territoriale Einbußen und Demütigungen hinnehmen, die seinem Status als eine den europäischen Mächten ebenbürtige Großmacht ein unwiderrufliches Ende bereiteten. Die Hohe Pforte – so benannt nach dem Tor zum Sitz des Großwesirs in Konstantinopel – musste sich bereit erklären, das Khanat der islamischen Krimtataren in die »Unabhängigkeit« zu entlassen (womit es unter den Einfluss des Zarenreichs geriet). Unmittelbar nach diesem Ereignis fielen der Landstrich zwischen Bug und Dnjepr sowie mehrere Festungen (unter ihnen Asow) und ein großes Gebiet im nördlichen Kaukasus (die sog. Kabardei) unter russische Kontrolle. Dem Gesandten des Zaren in Konstantinopel wurde das Recht zugesprochen, bei der Pforte die Belange der Donaufürstentümer Moldau und Walachei zu vertreten. Ferner musste die osmanische Staatsführung Russland ein Schutzrecht für die orthodoxen Christen auf osmanischem Territorium einräumen. Ähnlich war bereits früher – in der »Kapitulation«4 von 1740 – Frankreich die Schutzherrschaft über die Katholiken und die mit Rom unierten lokalen christlichen Religionen des Reichs zugestanden worden. Zu diesem Zweck erhielt Russland das Recht, überall im Osmanischen Reich Konsulate einzurichten. Russland durfte auf dem Schwarzen Meer eine Handelsflotte unterhalten, die die Meerengen Bosporus und Dardanellen ungehindert passieren konnte.
Angesichts der mit dem Friedenvertrag sichtbar werdenden Schwäche des Reichs schien dessen anhaltender Zerfall programmiert. Wenn sich dieser noch fast anderthalb Jahrhunderte hinzog, war das nicht zuletzt den Rivalitäten geschuldet, die zwischen den vier europäischen Großmächten: England, Frankreich, Österreich-Habsburg und Russland hinsichtlich der Verteilung des Fells des Bären bestanden. Die »orientalische Frage« war gestellt; um ihre Antwort sollte bis zum Ende des Reichs gerungen werden. Auf der anderen Seite aber hat die osmanische Staatsführung immer neue Anläufe unternommen, das Reich auf allen Gebieten zu modernisieren, die ihr mit Blick auf dessen Überleben gegenüber dem Andringen der
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Abb. 1: Die »Hohe Pforte« (Bab-ı ali), der Eingang zum Amtssitz des Großwesirs in Konstantinopel, zur Zeit Mahmuds II.
europäischen Mächte geboten erschienen. Insofern ist die Geschichte des Osmanischen Reichs zwischen 1774 und 1918 mehr als nur ein Abgesang. Sie lässt vielmehr erkennen, ein wie hohes Maß an Selbstbehauptungswillen sowie an Kraft zu Erneuerung und Veränderung in Staat und Gesellschaft noch steckten.
Mit dem Verlust der Herrschaft über die muslimischen Krimtataren begann die Staatsführung, die islamische Dimension in der Stellung des Großherrn aus der Familie Osman zu entdecken. Sie besann sich auf den Tatbestand, dass Selim I. (1512–1520) bei seiner Eroberung von Kairo (1517) die Würde des Kalifen, d. h. des geistig-religiösen Oberhaupts der Muslime, angenommen hatte. Nach der Eroberung Bagdads, der Hauptstadt des abbasidischen Kalifats, durch die Mongolen (1258) hatte ein Schattenkalifat in Kairo überlebt, das nun auf den neuen Herrscher überging. Zunächst sollte der Kalifenwürde in der Politik der Osmanen keine signifikante Bedeutung beigemessen werden. Mit dem Verlust immer weiterer muslimischer Teile des Reichs konnte über diese jedoch immerhin eine spirituelle Verbindung zu den ehemaligen Untertanen des Sultans aufrechterhalten werden. Wie noch darzustellen sein wird, ließ sich die Beschwörung des Kalifats instrumentalisieren, um politische Machtansprüche zu legitimieren. Die Entscheidung des Parlaments der Türkischen Republik im März 1924, das Kalifat abzuschaffen, unterstrich schließlich noch einmal den besonderen Stellenwert dieser Institution – auch wenn sie zu diesem Zeitpunkt kaum mehr war als eine leere Hülle in Gestalt einer historischen Reminiszenz – in der Geschichte des Nahen Ostens im 20. Jahrhundert. Damit war definitiv die islamische Staatsidee durch europäisch-nationalstaatliche politische Ordnungsvorstellungen abgelöst.

1.2 Persische Wirren

Auch für Iran5 ist das 18. Jahrhundert eine Epoche des Übergangs. »Persien auf dem Weg in die Neuzeit« hat Hans Robert Roemer seine »Iranische Geschichte von 1350–1750« überschrieben. 1501 hatte sich Isma’il (1487–1524) zum Schah über das Land – mit der Hauptstadt Täbris – erklärt. Er entstammte dem turksprachigen sufischen (d. h. islamisch-mystischen) Orden der Safawiyya6 im aserbaidschanischen Ardabil, der sich im Laufe des 15. Jahrhunderts zunehmend der schiitischen Glaubensrichtung zugewandt hatte. Mit seiner Machtübernahme setzte Isma’il eine umfassende Schiitisierung des Landes ins Werk: Das Bekenntnis zur Zwölfer-Schi’a, dem Hauptstrom unter den Varianten des schiitischen Islams, sollte das bestimmende Merkmal der Identität der Untertanen des safawidischen Reichs werden. (Unterschiedliche Ausprägungen der türkischen Sprachfamilie blieben – von kurzen Perioden abgesehen – bis 1925, dem Ende der Qadscharen-Dynastie, die Sprache der herrschenden Dynastien.)
Mit der Dynastie der schiitischen Safawiden war den Osmanen nicht nur ein politischer Gegner, sondern auch ein religiöses und kulturelles Widerlager erwachsen. Namentlich unter den turkmenischen Nomaden in Ostanatolien hatte die junge Dynastie eine beträchtliche Anhängerschaft. Als die Aufstände und Unruhen dort für die osmanische Herrschaft bedrohlich zu werden begannen, holte Sultan Selim (1512–1520) zum Schlag gegen sie aus. Schah Isma’il eilte der bedrohten Anhängerschaft zu Hilfe. Am 23. August 1514 kam es bei der ostanatolischen Ortschaft Çaldıran zur Schlacht: Sie endete mit einer vernichtenden Niederlage für den iranischen Herrscher. Isma’il überlebte das Desaster und konnte bis zu seinem Tode seine Herrschaft konsolidieren. Als er starb, war Iran in etwa (von Teilen Aserbaidschans und Khorasans abgesehen) in der bis heute gegebenen territorialen Gestalt entstanden. Anders als die neue Staatenwelt des Nahen Ostens, die nach dem Ende des Osmanischen Reichs (1918) wesentlich von den europäischen Mächten vorgezeichnet worden ist, hat Iran eine jahrhundertelange Tradition der Staatlichkeit in den bestehenden Grenzen.
Als Ergebnis der Schlacht von Çaldıran waren die Grenzen auf dem anatolischen Hochland weitgehend abgesteckt. Zugleich aber war damit die Grundlage für eine religiös-»systemische« Rivalität gelegt: Das vom Sultan (Kalifen) regierte Osmanische Reich stand für die sunnitische »Katholizität«, die Herrscher Irans für den schiitischen Legitimitätsanspruch (welcher freilich seit seinen Anfängen im 7. Jahrhundert durch die Geschichte hindurch eher die Rolle des Herausforderers gespielt hatte). In der Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts hat das kaum eine Rolle gespielt. Erst mit der Gründung der Islamischen Republik Iran (1979) sollte diese religiöse Dichotomie die Politik im Nahen Osten gelegentlich wieder konfessionalistisch einfärben.
Nur einmal kam es in späteren Kriegen zu einer wesentlichen territorialen Verschiebung zwischen den beiden Staaten: 1534 eroberten die Osmanen Bagdad und das Zweistromland bis Basra. Zwar war es den Schiiten Irans gestattet, die Heiligtümer in Kerbela und Nadschaf, den nach Mekka und Medina heiligsten Plätzen ihres Glaubens, zu besuchen. Mit der osmanischen Herrschaft aber begann eine jahrhundertelange Ära der Marginalisierung der Schiiten im Zweistromland. Und auch noch die Briten setzten nach dem Ersten Weltkrieg auf die arabischen Sunniten als staatstragende politische und gesellschaftliche Schicht, obwohl sie im 19. Jahrhundert zu einer religiösen Minderheit geworden waren. Erst nach dem Sturz des Diktators Saddam Husain durch die amerikanische Intervention 2003 sollten die arabischen Schiiten die Macht in Bagdad übernehmen. (Damit wuchs auch wieder der Einfluss des schiitischen Iran im Zweistromland.)
Schah Sultan Husain (reg. 1694–1722) war der letzte Herrscher der Safawiden. Harte steuerliche Belastung namentlich der ländlichen Bevölkerung in Verbindung mit einer rigorosen Durchsetzung der Schi’a nicht zuletzt in den – sunnitischen – afghanischen Teilen des Reichs führten zu verbreiteten Unruhen. Der Todesstoß kam vonseiten des afghanischen Stammes der Ghilzai aus den Gebieten um Kandahar. Unter der Führung von Mir Mahmud eroberten sie 1722 Isfahan, seit Schah Abbas (1587–1629) Hauptstadt des safawidischen Reichs. Schah Sultan Husain wurde abgesetzt. Ein kurzes Interregnum sunnitischer Herrschaft setzte ein.
In der Ära der Safawiden sind weitreichende Weichenstellungen in der Geschichte Irans auf dem Weg in die Neuzeit vorgenommen worden. Die trostlosen Verhältnisse bei deren Untergang dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass wichtige Voraussetzungen der Neuzeit Persiens auf sie zurückgehen: so das Persische als Amtssprache (während ein türkisches...

Inhaltsverzeichnis

  1. Deckblatt
  2. Titelseite
  3. Impressum
  4. Inhaltsverzeichnis
  5. Vorbemerkung
  6. Einführung – ein wechselvolles Jahrhundert
  7. 1 Das 18. Jahrhundert – Vorabend der Neuzeit
  8. 2 Zwischen Diktat und Erneuerung – die europäische Herausforderung
  9. 3 Das Jahrhundert der Reformen
  10. 4 Die Erneuerung in Kultur und Lebenswelten
  11. 5 Der Eintritt ins revolutionäre Jahrhundert
  12. 6 Figuren auf dem Schachbrett von Machtpolitik
  13. 7 Signale des Aufbruchs – das säkulare Paradigma
  14. 8 Zwischen Emanzipation und Fremdbestimmung
  15. 9 Der Nahe Osten nach dem Zweiten Weltkrieg
  16. 10  Der sozio-kulturelle Aufbruch – Ringen um die Moderne
  17. 11  Zwischen Revolutionen und Terror
  18. 12  Der Weg in die Sackgasse – die große Revolte
  19. 13  Im Schatten der Weltmächte
  20. 14  Der Zusammenbruch der Ordnung: 2014–2020
  21. 15  Der Nahe Osten geht nicht unter – Ausblick auf die neue Ordnung
  22. Anmerkungen
  23. Kartenmaterial
  24. Literaturverzeichnis
  25. Abbildungsverzeichnis
  26. Register